Einige Bereiche des Forums erfordern eine Mitgliedschaft (Anmeldung/Registrierung). Neue Mitglieder stellen sich bitte im Mitgliederbereich vor. Für den Inhalt eines Beitrags trägt der Autor die juristische Verantwortung, nicht der Forenbetreiber.
Zitat von ultratrieurAuch Gapinge soll wieder ge-Bilau-t werden!
Vermutlich waren die Bilaus schon früher dran und sind nun restauriert oder rekonstruiert worden. Oder soll man jetzt eigens für die Drehhecks die Flügelwelle samt Wellkopf ausgetauscht haben? Nee, bestimmt nicht.
Zitat von ultratrieurEs geht also DOCH!
Vereinzelt schon, auch wenn das Geld nur für 2 Bilau-Flügel reicht.
Aber Deine Begeisterung lässt mich gerade folgendes Szenario vorstellen: Nehmen wir an, der von Dir so geliebte "Bindestrichkreis" wäre vor 30 Jahren dank Gauselmann & Co. regelrecht im Geld geschwommen und hätte die Mühlensanierungen und -rekonstruktionen ohne Kostenlimit vornehmen können. Nehmen wir weiter an, dass der Landrat als Kreismühlenvereinsvorsitzender ein Bilau-Narr bzw. Bilau-Verehrer gewesen wäre und der Mühlenbauhofleiter ebenfalls. So ... und nun hecken die beiden die Mindener Standardsanierungslösung aus: Mahlgang + Bilausche Ventikanten mit Drehhecks. Der Landrat: "Wäre doch toll, geht das?" Mühlenbauhofleiter: "Kein Problem, aber dann müssten wir an den Mühlen mit Segelgatterflügeln auch die Flügelwellen und Wellköpfe austauschen." Landrat: "Nee, dann machen wir das eben nur an den Mühlen mit vorhandenen oder gewesenen Jalousieflügeln." Mühlenbauhofleiter: "Okay, machen wir!"
30 Jahre später - also jetzt - machst Du 'ne Mühlentour durch den "Bindestrichkreis" und findest an mindestens jeder 2. Mühle Bilau-Geflügel. Wie gesagt, reine Fiktion, aber trotzdem: das müsste Dir doch gefallen?!
Natürlich waren in Ovezande schon früher Ventikanten mit DH dran. Besorg' Dir mal die beiden U.K.-Bücher... es musste also kein Kopf und keine Welle (in neurer Zeit) durchbohrt werden. Das war natürlich ein enormer Vorteil bei der Restaurierung. Ebenso war natürlich von Vorteil, dass für nen Appel und nen Ei Teile der Flügelmechanik von Willem aus Gouda verwendet werden konnten. Der eigentliche große Brocken, also die Flügel selbst - sind ein absoluter Neubau, wie man auf dem Foto von Paul Groen sehen kann.
Wenn ich mir die Konstruktion so anschaue, kann ich nicht wirklich glauben, dass das wesentlich teurer sein soll, als ein Jalousiekreuz mit zehn Mal mehr Mechanik und Kleinteilen. Die Profile kann man heute personalfrei auslasern, dazu ein paar abgekantete Laschen... das Ganze in Karosseriebaumanier mit Dünnblech verkleiden, verschrauben oder verschweißen. Die extrem kleinteilige Bastelei am (Voll-)Jalousieflügel ist dagegen wohl zeitfressende Beschäftigungstherapie.
Ich versuche mal, heraus zu bekommen was der Spaß gekostet hat...
Was jetzt Dein Horrorszenario der massenweisen Bilaus im Bindestrichkreis angeht, kann ich nur herzlich lachen!! So weit wird es nie kommen - und wenn, dürfte das die Zahl der Mühlen dort radikal reduzieren weil niemand mit diesen Kraftpaketen umgehen kann. Im übrigen halte ich Bilaus im Bindestrichkreis nicht gerade für eine typische Erscheinung. Oder? Welche Mühlen hatten dort eines dieser Systeme? (sorry, hab die Bücher gerade nicht zur Hand...) Im südlichen Brandenburg sieht das jedoch gaaaanz anders aus. Meine kleine Auswahl im S'walde-Thread war wirklich nur eine Auswahl! Für S'pitz hätte ich argumentativ überhaupt kein Problem, die Umrüstung von wenigstens zwei Flügeln auf Ventikante mit oder ohne DH zu befürworten!! So viel wie an Bilau-Bestand vernichtet wurde, muss es eine legitime Forderung sein, dort - wo die Mühle Arbeit hat und es Menschen gibt, die die Technik beherrschen - so ein in der Region verwurzeltes System wieder zu installieren, selbst wenn es früher an genau DIESER Mühle nicht vorhanden war. Analog zur Stromlinien-01 als quasi-Neubau aus der Meininger Dampflokschmiede... ... off topic.
Zitat von ultratrieurIch versuche mal, heraus zu bekommen was der Spaß gekostet hat...
Ich bin nächste Woche mit dem Mühlenbauer Adriaens (Paul van den Bercken) wieder drei Tage einen saufen und da wir zusammen mit Bettina Böhme immer die letzten sind die ins Bett gehen, habe ich genug Zeit ihn zu fragen was der ganze Spaß gekostet hat. Alles weitere am 4.7
Mit öligen Grüßen aus Hamburgs ältester Windmühle und jüngster Speiseölmanufaktur! Qualität seit 1318
Zitat von ultratrieur... muss es eine legitime Forderung sein, ... so ein in der Region verwurzeltes System wieder zu installieren, selbst wenn es früher an genau DIESER Mühle nicht vorhanden war.
Eine solche Argumentation macht mir arge Bauchschmerzen. Dann hätte man die Dresdner Frauenkirche ebenso gut mit Granit wiederaufbauen können anstatt mit Sandstein - Granit ist dort seit Jahrhunderten genauso verwurzelt wie Sandstein.
Zitat Lausitzer Granit ist ein Werkstein, der eine sehr breite Anwendungsgeschichte besitzt und mit der Siedlungskultur in der Oberlausitz eng verbunden ist. Im Vordergrund stehen dabei architektonische Zwecke und der Straßenbau.
Die St.-Marien-Hauptkirche (spätgotische Hallenkirche) in Kamenz ist nur eine von mehreren "Granitkirche" der Region. Sie wurde lange vor der Frauenkirche erbaut (Fertigstellung um 1480). In Dresden selbst begegnet man dem Granit quasi an jeder Ecke, aber nicht an der Frauenkirche, weil er eben genau an dieser Kirche nicht dran war bzw. nie dran gewesen ist.
Ich sage das ja nur deshalb, weil Du doch immer dafür plädierst, dass für Mühlen ähnlich strenge und adäquate Regeln/Prinzipien gelten mögen wie bei Kirchenrestaurierungen.
OK, ich kann Dir grundsätzlich folgen. Aaber, der grundlegende Unterschied zwischen der Frauenkirche und einer Windmühle besteht darin, dass sich bei der Frauenkirche ein einzelner Architekt mit seinem Team an einem absolut einzigartigen Bau verewigt hat, während der Windmühlenbau schon sehr früh Standards hatte und quasi Katalogware eingesetzt hat oder sich zumindest eines Serien- oder Typenbaus bedient hat. Natürlich hätte ich in Straupitz auch eine 100%ige Rekonstruktion des letzten authentischen Flügelkreuzes befürwortet, aber es gab gute Gründe davon abzuweichen. Einer, wenn auch kein sehr gewichtiger war z.B. die dünne Faktenlage. Alles was rekonstruierbar gewesen wäre, wäre auf irgend ein in Proportionen, Klappenzahl und vielleicht noch Material halbwegs authentisches Flügelkreuz gewesen. Es wäre auf jeden Fall nur eine Annäherung an das Original geworden und keine Kopie.
Anders sähe das bei Ventikanten mit oder ohne DH aus - da wäre aufgrund der dichten Belege die Möglichkeit, ein Kreuz fast zu 100% nachzubauen, wie es in der Region existiert hat und heute eben nicht mehr existiert.
Natürlich kann man ganz denkmalfundamentalistisch fordern, dass jede Mühle das Kreuz bekommen soll, das sie zuletzt arbeitend hatte. Allerdings berücksichtigt das dann nicht die heutigen Nutzungsumstände. Würde man so argumentieren, bekäme der gewerblich Müllernde Segelgatter verpasst während der Sauf-und-Heimatverein nebenan mit Ventikanten beglückt wird. Tut mir leid, das kann's echt nicht sein!!
Zitat von ultratrieurWürde man so argumentieren, bekäme der gewerblich Müllernde Segelgatter verpasst während der Sauf-und-Heimatverein nebenan mit Ventikanten beglückt wird. Tut mir leid, das kann's echt nicht sein!!
Doch doch, denk an die Fokken, über die du dich so fürchterlich aufgeregt hast!
Was haben die denn nun mit diesem Thema hier zu tun?? Ich habe mich nicht über Fokwieken per se aufgeregt, sondern darüber, dass sie an einer Mühle installiert werden wo sie von der Region her einfach nicht hin passen. Rechtfertigung für dieses Vorgehen im Neustadtgedöns war doch gewesen: "Wir haben hier so wenig Wind, da musste etwas Kräftigeres her als die alten Jalousieflügel..."
Das hätte man dann auch mit einer technischen Lösung erreichen können, die NICHT typisch niederländisch ist, womit wir wieder bei den Ventikanten wären... bezogen auf NG natürlich ohne DH... da könnte wahrscheinlich e niemand mit umgehen dort, gell?
Zitat von ultratrieurDas hätte man dann auch mit einer technischen Lösung erreichen können, die NICHT typisch niederländisch ist, womit wir wieder bei den Ventikanten wären...
Aber Ten-Have in Bardowick, damit hattest Du letztens vor Ort in Bardowick kein Problem. Oder liegts daran, dass die eine Mühle gewerblich ist, die andere aber eine Vereinsmühle? Das entspräche dann aber genau dem von Dir selbst entworfenen Szenario: "Würde man so argumentieren, bekäme der gewerblich Müllernde Segelgatter verpasst während der Sauf-und-Heimatverein nebenan mit Ventikanten beglückt wird."
Ventikanten/Ten Have, Fokflügel - am Ende läufts doch auf dasselbe hinaus, oder nicht? Außerdem kann ich noch nicht so richtig verstehen, was Du gegen "typisch niederländisch" hast. Sind nicht alle HWM in Deutschland irgendwie "typisch niederländisch"?
Gegen ten Have in Bardowick hatte ich deswegen nichts weil man das mal von der Historie der Wiederbeflügelung her sehen muss. Familie Meyer ging es in den 90ern darum, ein im gewerblichen Maßstab leistungsfähiges Flügelsystem zu haben, für das es eine lebende Fertigungstradition gibt. Gerade in anbetracht der vielen Neuerfindungen im Rahmen der angedachten Regulierung zur Stromerzeugung sollten wenigstens die Flügel erprobt sein. Ventikanten mit DH waren zu diesem Zeitpunkt seit etlichen Jahrzehnten nicht mehr gebaut worden und es gab neimanden, mit praktischen Erfahrungen auf dem Gebiet. Von daher kann ich es gut nachvollziehen, dass Meyers eben zu ten Have gegriffen haben und nicht das Risiko einer Bilau-Neuentwicklung eingegangen sind. Ob in Kogel, in Ovezande oder in Gapinge mit den Flügeln alles glatt läuft, davon hängt so gut wie nichts ab. Mechanische Kinderkrankheiten kann gut verschmerzen, wer aus Hobby müllert und nicht nebenher noch einen Betrieb laufen hat, der ständig Bastelein und Reparaturen an alter Technik fordert.
Überhaupt ist Bardowick für mich ein Grenzfall der Denkmalpflege - ginge es nach mir, wäre der Achtkant, also die reine Holzstruktur selbst, unter Schutz - der Rest nicht. Die Wiederbeflügelung inkl. Kappenneubau hätte ich unter dem Aspekt Denkmalschutz nicht unbedingt befürwortet. Die Mühle war technisch eine reine Motormühle ohne jeden Rest von Windantrieb. Als solche unterstelle ich für damals einen gewissen Denkmalwert, der aber durch die große Sanierung und den Umbau einigermaßen dezimiert wurde.
Aaaaber: im Fall Bardowick halte ich genau das nicht für schlimm, denn der Betrieb als Ganzes häte ohne den Faktor Windmühle zur Steigerung der Attraktivität wohl keine Chance gehabt. Das Zugpferd Windmühle sorgt dafür, dass ein Mühlenkleinbetrieb, der ansonsten keinerlei Chance am Markt gehabt hätte, heute gut dasteht und eine Familie ernähren kann. Und mit diesem Umstand sehe ich MÜHLENERHALTUNG, so wie ich sie definiere - und wie sie leider weder von den meisten Vereinen noch von Denkmalbehörden gelebt wird, als erfüllt an!
Zitat Sind nicht alle HWM in Deutschland irgendwie "typisch niederländisch"?
Das meinst Du doch wohl jetzt nicht ernst, oder??? Muss ich dazu jetzt wirklich Stellung beziehen??? Ich muss mich schon sehr wundern...