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Mühlen- und Müllerforum "Glück zu!"

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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 758 mal aufgerufen
 Kurioses und Vermischtes
Askop
Administrator


Beiträge: 610

22.11.2011 10:19
Denkmalschutz in Nds. treibt seltsame Blüten Zitat · Antworten

Zitat von www.landes-zeitung.de am 21.11.2011
Leben im Sägewerk: Aufwendige Sanierung macht’s möglich


Eigentümerin Rita Madaus zeigt’s: Das alte Sägewerk hinter der bereits sanierten Mühle ist jetzt Baustelle.

Ahnsen. Neuer Kraftakt für das alte Denkmal: Eigentümerin Rita Madaus, geborene Schönbier, will nach der Bilderbuch-Sanierung der Ahnser Mühle nun auch das dahinter liegende und zeitgleich erbaute Ex-Sägewerk vor dem schleichenden Verfall retten – und in dem Objekt im Zuge des Umbaus vier Mietwohnungen errichten. Die Gesamtinvestition in den zu Madaus’ Elternhaus gehörendem Anbau beträgt 320 000 Euro; Zuschüsse gibt’s vom Denkmalschutz, der EU und der Gemeinde – zusammen aber nur 20 000 Euro. Baubeginn soll Ende November/Anfang Dezember mit dem Gießen der Bodenplatte sein.
Die auf ein Bauwerk aus dem Jahre 1577 zurückgehende Mühle wurde nach einem Brand 1899 an derselben Stelle neu errichtet; sie ist seit 1928 im Familienbesitz. Die zeitgleich mit der Mühle gebaute Werkstatt wurde sporadisch noch bis 1998 von Madaus’ im Jahre 2000 verstorbenen Vater Hans Schönbier sowie ihrem Onkel Heinz Schönbier betrieben.
„Was den Charme der Mühle, wie auch den der inzwischen ebenfalls fertig gestellen Maisonettwohnung betrifft, so versprüht diesen Charme auch das frühere Sägewerk“, sagt die in Lübeck unterrichtende Lehrerin für Französisch, Philosophie und Russisch. „Denn alle diese Objekte sind Industriedenkmäler und das bedeutet: außen wie innen ist nichts von der Stange.“ Das hat sich offenbar in Stadt und Land herum gesprochen: „Obwohl es die vier Wohnungen bislang nur auf dem Reißbrett gibt, habe ich bereits jetzt neun Anfragen von Mieteinteressenten aus den umliegenden Dörfern“, freut sich Madaus.
Dabei ist auch der aktuelle Zustand des an der Rückseite der Mühle mit Front zur Aue gelegenen und gleichfalls aus rotem Klinker errichteten Sägewerks augenscheinlich wenig dazu angetan, bei Interessenten Begeisterungsstürme und Begehrlichkeiten zu wecken: „Die Werkstatt“, schmunzelt die Investorin, „hat sich über die Jahre hinweg offensichtlich zum Sperrmüll-Abladeplatz des halben Dorfes entwickelt“. Tatsächlich lümmeln sich im frei zugänglichen Inneren alte Matratzen, stehen abgelegte Polstergarnituren und diverse kaputte Kühltruhen herum. Doch damit soll’s jetzt bald ein Ende haben.
„Nachdem wir das Sägewerk entrümpelt haben, werde ich auf der 220 Quadratmeter großen Grundfläche im Erdgeschoss zwei jeweils 110 Quadratmeter große Wohnungen bauen lassen. Im Obergeschoss werden zwei weitere entstehen, die aber wegen der Schrägen nur eine Fläche von jeweils 70 Quadratmetern haben werden“, blickt Madaus voraus. Der Zugang zu Letzteren soll über eine außen anliegende Freitreppe mit Empore erfolgen. Ursprünglich wollte die Investorin den Giebel des Sägewerks komplett verglasen lassen. Aber da spielten die Denkmalschützer nicht mit; die hätten nämlich im Giebel überhaupt keine Fenster gewollt. „Jetzt“, so die frühere Ahnserin, „haben wir uns auf einen Kompromiss geeinigt: Glas ja, aber in Form von mehreren unterschiedlich großen Fenstern.“

Quelle: www.landes-zeitung.de/portal/lokales/lz-heute_Leben-im-Saegewerk-Aufwendige-Sanierung-macht&%238217;s-moeglic-_arid,381628.html

Man höre und staune: 20.000 € Zuschüsse vom Denkmalschutz, der EU und der Gemeinde! Wofür? Vom Denkmal bleibt doch nichts erhalten, absolut nichts! Das Geld wäre woanders bestimmt dringender nötig und vor allem auch sinnvoller!

Glück zu!

ultratrieur



Beiträge: 2.209

22.11.2011 11:20
#2 RE: Denkmalschutz in Nds. treibt seltsame Blüten Zitat · Antworten

Schön, dass auch mal jemand anderes diese Schmäckerchen niedersächsischer Denkmalpflege ausgräbt!!

Anlässlich dieser Bilderbuch-Sanierung wurde die bis dahin vollständig eingerichtete und noch bis vor wenigen Jahren (1995) gewerblich betriebene Mühle ohne vorherige Dokumentation ausgeschlachtet und die Maschinen in alle Winde zerstreut bzw. verschrottet. Die Müllereitechnik betraf das genau so wie die historische Generatoranlage!

Fotos auf: http://www.sedan.uni-osnabrueck.de/~stahlhot/ahnsen.html

Übrig blieb ein ausgeweidetes Gebäude mit Trubinenanlage zur E-Produktion... modern ausgebaut zu Wohnungen.

Seit der Vernichtung der Mühle als Denkmal ist sie übrigens auch Teil der Niedersächsischen Mühlenstraße...

http://www.niedersaechsische-muehlenstra...ndex.php?id=260

Nicht, dass wir uns falsch verstehen - unsere schöne Republik braucht nicht an jeder Straßenecke eine Museumsmühle oder ein Mühlenmuseum - aber es werden gerade in Niedersachsen mit erheblichem Aufwand weitaus weniger wertvolle und schlechter erhaltene Anlagen gepäppelt und als "schööö ö ööne Mühle" erhalten. Und wenn schon entkernt werden muss, dann sollte wenigstens die komplette verfahrenstechnische Dokumentation als legitime Forderung der Denkmalbehörden durchsetzbar sein. Frau Madaus wird unterm Strich mit Turbinen und Vermietung gutes Geld verdienen - da sollten ein paar Tausend € für eine halbwegs fachgerechte Doku drin sein, oder?

Und zu guterletzt die Darstellung in der Öffentlichkeit: Ich empfinde es als einen Schlag ins Gesicht der Denkmalpflege, sowas öffentlich als Vorbild darzustellen! Ich würde mir wünschen, dass sich da von der Behörde mal jemand öffentlich hinstellt und ganz offen sagt, dass es zwar schade ist, wie sch die Aktion gelaufen ist und dass es sich auch nicht vermeiden lassen wird, dass es beim Sägewerk wieder genauso sch laufen wird, aber dass es eben dank unsäglicher Rechtslage de facto in Niedersachsen unmöglich ist, etwas Besseres durchzusetzen... vielleicht wäre auch genau das Aufgabe der Fachverbände, die aber wahrscheinlich Frau Madaus lieber eine Medaille an die Brust heften werden.



Flo der Liebe

Askop
Administrator


Beiträge: 610

22.11.2011 15:29
#3 RE: Denkmalschutz in Nds. treibt seltsame Blüten Zitat · Antworten

Zitat von ultratrieur
Seit der Vernichtung der Mühle als Denkmal ist sie übrigens auch Teil der Niedersächsischen Mühlenstraße...

Das ist der Hammer!

Zitat von niedersächsische Mühlenstraße
Die neue Mühle gehört zu den ganz wenigen Wassermühlen, die bis heute als Mahlmühle betrieben werden.

Ein Mühlenfreund, der den Angaben der niedersächsischen Mühlenstraße vertraut und sich auf den Weg nach Ahnsen macht, um eine der "ganz wenigen Wassermühlen, die bis heute als Mahlmühle betrieben werden", zu besuchen/besichtigen, sollte die MüV Nds-Bremen auf Schadenersatz verklagen (Fahrkostenerstattung + Std-Satz für vergeudete Zeit)!

Zitat von niedersächsische Mühlenstraße
Die Anlage der Sägemühle ist noch vorhanden

Tja, aber nicht mehr lange, denn die Entsorgung/Vernichtung wird mit 20.000 € Steuergeldern gefördert! Und die MüV Nds.-Bremen wird es vermutlich wieder nicht mitbekommen und die Bewerbung der niedersächsischen Mühlenstraße noch viele Jahre weiterhin falsch darstellen.

Glück zu!

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

01.01.2012 22:42
#4 RE: Denkmalschutz in Nds. treibt seltsame Blüten Zitat · Antworten

Hallo auch,

da ich die Mühle kenne möchte ich hier nur einige Informationen einfließen lassen. Die verlinkten Bilder entstanden um 2002, zu diesem Zeitpunkt war die Mühle bereits nicht mehr in Betrieb. Das Gatter des Sägewerks war demontiert und wenn ich mich richtig erinnere an eine nahe gelegene Försterei verkauft worden. Die Generatoranlage war grundlegend modernisiert worden, wobei die alten Turbinen (2x um die 10kW) erhalten geblieben sind. Herr Schönbier berichtete mir das er ziemlichen Ärger mit dem Denkmalschützern gehabt hatte, damals ging es allerdings nur um das neue eindecken des Daches. Auch wurde das historische Stufenwehr oberhalb der Mühle abgerissen und gegen ein modernes Überfallwehr ersetzt (an der unterhalb liegenden Vehlener Mühle ist ein solche Wehr noch erhalten, Stand 2002).

Die Geschichte der Mühle ist übrigens in dem Buch "Die neue Mühle am Harrl" dokumentiert.

Grüße
Nils Stahlhut

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