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 Presseschau
ultratrieur



Beiträge: 2.209

12.04.2012 13:10
Mühlen bauen hält jung (W. Königsmann in Nordhausen) Zitat · Antworten

Mangels Nachfolger und aus Freude am Handwerk steht der Kollege mit über 80 immer noch regelmäßig selbst an der (historischen) Riffelbank. Respekt!

Zitat von http://nordhausen.thueringer-allgemeine....harz-2040371145
Werner Königsmann ist der einzige Mühlenbauer im Südharz

"Das ist vergangene Mühlenromantik." Werner Königsmann blickt in der Einfahrt zu seiner Werkstatt auf die auf Putz gemalten Mühlen. Sie verschwinden langsam, 1931 hatte ein Nordhäuser die Bilder gefertigt.
Nordhausen. Heute arbeitet keine Mühle mehr mit Wasserrädern in Nordhausen, wird das Südharzer Getreide längst in Großmühlen verarbeitet. "Das ist ein absterbender Ast", sagt Königsmann über den Mühlenbau. Er ist der letzte seiner Zunft im Südharz, der letzte, der den Dreiklang von Holz-, Stein- und Metallbearbeitung so gut beherrscht. Im ersten Hinterhaus der Freiherr-vom-Stein-Straße 12 wurde Werner Königsmann 1929 geboren, sein Zuhause war nie ohne die Werkstatt des Vaters Julius Königsmann denkbar. Sein Großvater Friedrich Berger hatte 1886 alles aufgebaut - damals auf Ackerland an der Casselerstrasse.
"Durch die Hofeinfahrt kamen die Pferdewagen, später der Opel Blitz, noch später der S 4000", erzählt Königsmann. Der Flaschenzug, mit dessen Hilfe die angelieferten Mühlsteine und -walzen zum Schleifen und Nachschärfen gebracht wurden, ist noch funktionstüchtig. Nur später, zu DDR-Zeiten, wurde es zu eng für den W 50. Das Nachbargrundstück wurde gekauft. "Bis aus Zwickau kamen die Leute doch hierher." Müllern aus den Kreisen Nordhausen, Sondershausen, Sangerhausen und Worbis wurde bei Königsmanns geholfen. Der 82-Jährige führt in die Tischlerei im ersten Hinterhaus, entschuldigt sich für die Materialberge.
Aber er bearbeite eben kaum noch Holz, seitdem die Rohre in Mühlen aus Blech sind. Das Herz der Werkstatt schlägt im zweiten Hinterhaus: Durch Lichtschiffe dringt viel Tageslicht von oben in den Raum. In der Luft liegt der Geruch von Maschinenöl. Drehbank, Bohr-, Eisenhobel-, Schleif- und Walzenriffelmaschine stehen eng beieinander. Letztere hat Werner Königsmanns Vater 1957 angeschafft. Ein Jahr später starb er. Sein Sohn übernahm den Betrieb, kannte das Handwerk längst: In der zweiten Hälfte der 1940er-Jahre hatte er die Lehre im väterlichen Betrieb gemacht, bis Sommer 1953 danach Maschinenbau studiert. "Man kann doch nie genug wissen", sagt der Ingenieur. Dennoch: Erst nach der sich anschließenden Meisterprüfung durfte Werner Königsmann ausbilden.

Mühlenbaumeister fühlt sich Vorfahren verpflichtet

Neben Meister und zwei Gesellen stand in der Mühlenbauerwerkstatt stets ein Lehrling. Bis Ende der 60er-Jahre - damals begann der Abstieg dieses Gewerkes mit dem Aus vieler kleiner Mühlen. Mag die Stromgewinnung durch Wasserkraft auch gerade wieder attraktiv werden - den kleinen Mühlenbauern hilft das nicht: "Nicht Wasserräder, sondern Turbinen werden in den großen Mühlen gebraucht. Die zu bauen, bräuchten wir eine Eisengießerei." Die Mühlenbauer-Innung wurde Ende der 1960-er Jahre aufgelöst. Entgegen seiner vertieften Qualifikation wechselte Werner Königsmann nicht zu den Maschinenbauern, sondern zu den Tischlern. "Grund war die schwierige Materialbeschaffung damals: Wir brauchten damals noch viel Holz für Ersatz-Mühlenräder oder die Laufrohre - an die Tischlerinnung teilte der Rat des Kreises immer ein gewisses Kontingent."
Mit der Zeit aber wurde die Riffelmaschine das wichtigste Arbeitsgerät und das Nachschärfen der Hartgusswalzen, zwischen denen das Getreide vermahlen wird, die Hauptaufgabe. Bis heute: Manchen Tag ist Arbeit für fünf Stunden da, an anderen für acht. Ein Urbacher ist für Königsmanns Dienste sehr dankbar, er will eine alte Mühle zur Schaumühle ausbauen. Und im Eichsfeld würden noch einige Wasserräder rotieren, auch für die ist immer einmal etwas zu reparieren und zu erneuern. Oft aber gehen die Gedanken von Werner Königsmann zurück. Er erzählt vom "Alten Fritz", der schon als Preußenkönig erkannte, dass sich die verarbeitenden Betriebe der Nahrungsmittelbranche nahe der Rohstoff-Anbaugebiete ansiedeln sollten.
"Früher gab es in jedem Dorf einen Bäcker, in jedem zweiten oder dritten eine Mühle. Allein am Nordhäuser Mühlgraben waren es fünf." Trotzdem: Das Lichtschiff in der Werkstatt zu erneuern, hat Werner Königsmann vorigen Herbst begonnen. Bald will er weitermachen, als wäre er nicht 82. "Ich muss den Betrieb doch erhalten, dazu fühle ich mich moralisch verpflichtet." Wie es um einen Nachfolger stehe? Sein Sohn verstarb viel zu früh, erzählt der Mühlenbauer. Sein Enkel habe sich zumindest für einen artverwandten Beruf entschieden.



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