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Ich bleibe bei meiner Theorie: Die Zipfelmütze als angebliche Berufsbekleidung der Müller ist das Phantasieprodukt der Kunst und Literatur, vermutlich und hauptsächlich von Wilhelm Busch (1832 - 1908).
Zitat Seine Satiren verspotten häufig Eigenschaften einzelner Typen oder Gesellschaftsgruppen. So greift er in seinen Bildergeschichten die Selbstzufriedenheit und zweifelhafte Moralauffassung des Spießbürgers und die Frömmelei bürgerlicher und geistlicher Personen an.
Inbegriff des Spießbürgers zu Buschs Zeiten war der "deutsche Michel". Sein auffallendstes Attribut ist die Schlaf- bzw. Zipfelmütze (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Michel). Wenn also Busch einen Spießbürger darstellen wollte, dann musste er ihm zwangsläufig eine Zipfelmütze verpassen wie dem Onkel Fritze:
Nun galten die Müller gewiss nicht als eine aufrührerische Personengruppe und für Busch eher zu den Spießbürgern, weshalb er dem Müller eben auch eine Zipfelmütze aufsetzte. Aber nicht immer! In der Bildergeschichte "Der Bauer und der Windmüller" trägt der Bauer die Zipfelmütze, der Müller aber keine. Folgende Bilder bitte anklicken! (PS.: Im rechten Bild dreht die Mühle verkehrt rum - mit dem Heck voran. Ein Beispiel dafür, dass es Busch mehr auf den Inhalt ankam als auf naturalistische Detailtreue - das heßt wohl künstlerische Freiheit.)
Bauer mit Zipfelmütze(2).JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Müller ohne Zipfelmütze.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
M.E. kam es W. Busch nicht so sehr auf eine realistische Darstellung der handelnden Personen an, sondern vielmehr auf deren Charakterisierung, was sich eben z.B. durch die Zipfelmütze als Merkmal des deutschen Michel (Spießbürger) ausdrücken lässt. Folgerichtig versieht W. Busch dann ganz unterschiedliche Personen mit einer Zipfel(schlaf)mütze: Müller, Bauern und Onkel Fritze.
Unklar bleibt, warum die Z'mütze später zur angeblichen Berufsbekleidung der Müller avancierte, nicht aber bei den Bauern, die ja bei Busch mitunter auch eine Z'mütze tragen. Unklar ist auch, ab wann das passiert ist. Leider gibt es nur wenige historische Bilder von Müllern.
Bei Hans Sachs trägt der Müller (anno 1568) keine Zipfelmütze:
Der hier abgebildete Müller Wilder auf Fehmarn trägt zwar eine Zipfelmütze, allerdings nicht bei der Arbeit, sondern als damals übliche Schlafmütze:
M.E. waren und sind die Müllerzipfelmützen ein rein deutsches Phänomen! Das bestärkt meine Vermutung, dass der Ursprung und das "Vorbild" auf die Darstellung des "deutschen Michel" zurück gehen könnten. Allein aus diesem Grunde bzw. Zusammenhang würde ich in der Mühle niemals eine Zipfelmütze tragen als Sinnbild und Charakteristikum des deutschen Spießbürgers! Aber viele heutige deutsche Freizeit(zipfel)müller haben damit offenbar kein Problem oder ... sie haben sich noch nie ernsthaft damit beschäftigt und sind deshalb unwissend.
Nach meinen Recherchen gibt/gab es in Deutschland nur zwei nachweisbare Erscheinungen mit einer Zipfelmütze als Charakteristikum:
1. der "deutsche Michel" als Sinnbild/Verkörperung und Karikatur des Spießbürgertums 2. Zwerge resp. Schlümpfe als Märchenfigur, die es mancherorts auch in die (Vor)Gärten geschafft haben.
Aber die Zipfelmütze als allgemeines Merkmal historisch-traditioneller Berufsbekleidung der Müller ist bislang nicht bewiesen.
Daraus folgt:
Jeder Zipfelmützenträger in einer Mühle kann sich aussuchen, ob er die Karikatur eines Spießbürgers oder eine Märchenfigur verkörpern möchte - mit Sicherheit aber keinen Müller!
Es gibt auch Leute, die sich in der Mühle mangels Zipfelmütze eine Art Bäckermütze aufstülpen. Für diese gilt das natürlich sinngemäß.
Bei mir in der Ausbildung entweder Schirmmütze oder die "alten" die Schiebermützen. Ein Handwerksmüller umme Ecke bei mir Zuhause trägt Hut. Was haben dann die alten Müller getragen? Es ist schon angenehm eine Kopfbedeckung zu tragen wenn es staubt und unangenehm einen kapuzenpulli zu tragen, weil dar Staub sich in der Kapuze sammelt... Irgendeine Kopfbedeckung muß es doch gegeben haben...
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.
Zitat von Mehltheuer im Beitrag #3Ja aber was trugen die Müller?
Die wenigen bekannten Zeichnungen aus dem Mittelalter zeigen Müller ohne Kopfbedeckung. Aber wenn sie was getragen haben, dann vermutlich dasselbe, was allgemein üblich war bzw. was auch andere Beufsgruppen bei der Arbeit auf'm Nischel hatten.
Zitat Kopfbedeckungen im Mittelalter
Die Kopfbedeckung, die der Mensch des Mittelalters trug, war – ebenso wie seine restliche Kleidung – das äußere Zeichen für seine Standeszugehörigkeit. Bei den Kopfbedeckungen des Adels gab es erhebliche modische Entwicklungen im Verlauf des Mittelalters, während die bäuerlichen Möglichkeiten den Kopf zu schützen oder aber gar zu schmücken in sehr engen Grenzen lagen. Die Oberschicht verfügte über eine breite Palette an Möglichkeiten. Dazu zählten Barett, Coif, Gebende, Gugel, Haarbeutel, Haarnetz, Haube, Hennin, Hut, Schapel und Schleier. Die übliche Kopfbedeckung der unteren Stände war eine aus Filz gefertigte Kappe sowie ein einfacher Hut aus Stroh oder Filz.
Die überwiegend von der einfachen Landbevölkerung getragene Kopfbedeckung war die Kappe. Sie diente nicht als schmückendes Element der Kleidung, sondern lediglich dem Schutz vor Witterungseinflüssen. Die Kappe wurde von den Frauen selbst hergestellt und war aus Filz gefertigt oder aber gestrickt. Ihre Farbe war schwarz oder grau. Sie blieb während des gesamten Mittelalters in Form und Farbe nahezu unverändert.
Bergknappen trugen m.E. eine Kappe aus Leder. Die Müller damals zählten nicht zu den oberen Ständen, die meisten betrieben zugleich auch Landwirtschaft und werden - falls überhaupt - wohl auch eine Kappe getragen haben.
Nach dem Mittelalter und mit zunehmender Selbständigkeit der Müller trugen sie bei der Arbeit vermutlich das gleiche wie allgemein in der Bevölkerung üblich. Zumal es in der Müllerei kein Zunftwesen gegeben hat und somit auch keinen Kleiderzwang.