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Mühlen- und Müllerforum "Glück zu!"

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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 882 mal aufgerufen
 Windmühlen
De Molenaar



Beiträge: 285

20.11.2009 22:35
Kappenreparatur Wynhamster Kolk Zitat · Antworten

Heute möchte ich mal ein paar Bilder von den Arbeiten an der Wynhamster Kolker Mühle zeigen.

Bevor die Kappe jedoch aufgesetzt werden konnte musste erst noch der neue Rollenkranz verschweißt werden.



Während die Mühlenbauer den Rollenkranz schweißten, begutachteten wir die weitere Baustelle!
Da die Mühle vor der Reparatur mit einem Schleifkranz ausgestattet war und nun einen Rollenkranz bekommen sollte, mussten einige Anpassungsarbeiten erledigt werden. Der neue Rollenkranz ist 25cm höher als der alte Schleifkranz.
Hinten am Windrosengetriebe musste also einiges umgebaut werden.



Hier sehen wir nun das nach unten verschobene Windrosengetriebe. Es wurde scheinbar ein Blech zur Verlängerung eingeschweißt. Auch die Windrosenwelle wurde mit einem Zwischenstück verlängert wie auf dem nächsten Bild zu sehen ist.





Auf diesem Bild ist nochmal das Zwischenblech zusehen. Leider gibt es im Inneren der Kappe ein Problem. Durch das 25cm tiefer setzen des ganzen Getriebes ist nun auch die Kurbel zur manuellen Kappenvordrehung tiefer gesetzt worden. Man sieht auf dem oberen Bild gut, dass nun ein Bodenbrett herausgenommen werden muss, wenn man die Kurbel betätigen will. Auch scheint der Platz zum Stehen etwas beengt. Der Müller muss zum Kurbeln nun auf dem verbleibenden Bodenbrett knien oder stehen und dann die Kurbel bewegen.



Hier sehen wir nun den Rollenkranz, der schon auf dem oberen Tafelment befestigt ist. Das Gegenstück, welches unter die Kappe gehört, wird gleich noch folgen. Mir scheint es merkwürdig, dass zuerst das Gegenstück montiert wurde und dann erst die Kappe obendrauf. Bei uns in Bunde befand sich das Gegenstück schon vor der Kappenmontage unter der Kappe und war dort auch schon festgemacht. So musste dann nur noch die Kappe auf den Rollenkranz aufgesetzt werden.



Hier sehen wir nochmal den Rollenkranz im Detail. Der Mühlebauer erzählte uns, dass dieser extrem leichtgängig ist. Es soll auf der Mühle Stapelmoor möglich sein, die Flügel senkrecht zu stellen und dann die ganze Kappe - mit ausgekoppelter Windrose - in die Runde zu schieben.



Hier sehen wir nun die reparierten Zähne, die bei dem Sturm Schaden genommen hatten.



Hinter der Mühle liegen die beiden anderen Flügel und warten darauf, montiert zu werden.



Jetzt geht es endlich los. Die Kappe wird an den Haken gehängt. Man beachte, dass die Windrose noch alle Blätter besitzt.



Die Kappe fliegt. Leider ist beim Anheben ein Windrosenblatt kaputt gegangen, weil sich ein Lastseil ungünstigerweise auf das Blatt gelegt hat. Der Kranführer weiß zu berichten, dass die Kappe 8 Tonnen auf die Waage bringt.



Nun ist sie schon fast oben angekommen. Während die Kappe oben irgendwie festgemacht wird, begutachten wir den entstandenen Schaden an der Windrose.





Es dauerte ca. eine Stunde, bis die Kappe vom Kranhaken gelassen werden konnte. Anscheinend passte irgend etwas nicht so richtig, denn es wurde ganz fleißig geflext.



Hier kann man nun gut das abgebrochene Windrosenblatt erkennen. Nachdem die Kappe vom Haken war, ging’s schnell mit den Flügeln weiter.







So, zum Schluss noch 3 dicke Bolzen durch die Ruten, und fest ist wieder alles. Hoffen wir, dass die Mühlenkappe in Wynham nun wieder für ein paar Jahre gerüstet ist!

Ich hoffe, mein kleiner Bildbeitrag hat euch gefallen. Für den einen oder anderen mag es sicherlich etwas dauern, bis sich die Bilder geöffnet haben.
Ich hoffe mal, dass es trotzdem einigermaßen erträglich bleibt.

Glück zu!
Arno

Askop
Administrator


Beiträge: 610

21.11.2009 11:22
#2 RE: Kappenreparatur Wynhamster Kolk Zitat · Antworten

Zitat von De Molenaar
Ich hoffe, mein kleiner Bildbeitrag hat euch gefallen.

Ja sehr sogar, danke!

Vor allem, weil ... sich daran gut erkennen läßt, wann die "Modernisierung" einer historischen Mühle Sinn macht und wann nicht. IMHO hätte überhaupt keine Notwendigkeit bestanden, den vorhandenen Schleifkranz durch einen Rollenkranz zu ersetzen. Schleifkranz reparieren oder neu machen, und gut ist! Warum man es in Wynhamsterkolk unbedingt anders machen wollte, weiß ich nicht. Hatte die Gemeinde nur zu viel Geld? Oder wollte irgend Jemand lediglich den Auftragswert erhöhen, um eine höhere Marge zu verdienen?

Mit dem Rollenkranz hat man ganz bewußt erhebliche Problem in die Kappe eingebaut, die es mit einem (erneuerten) Schleifkranz so nicht gegeben hätte (z.B. Betätigung der Handkurbel). Mal ganz abgesehen von dem Fakt, dass durch den unmotivierten Austausch wieder einmal ein Stück Originalität und Vielfalt im Mühlenbau vernichtet wurde. Wenn das so weiter geht, wird man an deutschen Kappenwindmühlen irgendwann mal nur noch holländische Steckruten und Rollenkränze "bewundern" dürfen.

Ganz schlimm finde ich den lobend gemeinten Hinweis des Mühlenbauers zu Stapelmoor. Gerade die Stapelmoorer Kappe führt das Argument ad absurdum und hätte eigentlich als Warnung und Abschreckung dienen sollen. Von Theo Wichers (Müller und Mühleneigner) weiß ich, dass er seit der neuen Kappe die Mühle am liebsten gar nicht mehr betreten möchte.

Die entscheidende Frage aber ist: Muß eine leichte Kappe wie in Wynhamsterkolk mit 8 t so leicht drehen, dass man sie mit dem Flügel herumschieben kann? Ich erinnere mich noch gut an die seinerzeitigen Diskussionen zu unserer Windrose, die wir bei Fa. Vaags in Aalten/NL haben bauen lassen. Im Ergebnis haben wir uns auf eine Blattneigung von 29° oder so geeinigt (Florian wird es vielleicht noch genauer wissen), damit die Kappe eben nicht ständig hin und her tanzt bei laufenden und geringen Richtungsänderungen des Windes. Dabei wiegt die Straupitzer Kappe mehr als 20 t (ohne Flügelkreuz)!

IMHO bringt die neue Leichtgängigkeit der Wynhamster Kappe durch den Rollenkranz keinerlei funktionellen Vorteil, allenfalls hat man das frühere Schmieren des Schleifkranzes wegrationalisiert (wie werden eigentlich die jetzigen Rollen geschmiert?).

Was mich wieder einmal sehr bedenklich und traurig stimmt: wie kommen solche seltsamen und durch nichts begründete Entscheidungen zustande und ausgerechnet in Ostfriesland, wo dort doch extra ein Fachmann bzw. Regionalbeauftragter der DGM bzw. ihres niedersächsischen Landesvereins tätig ist und ein entscheidendes Wort zu sagen hat bei der Vergabe bzw. Bewilligung von Fördergeldern zur Sanierung/Rekonstruktion von historischen Mühlen? Oder gilt das nur für den Landkreis Aurich?

Nicht dass jetzt der Eindruck entsteht, ich würde nur meckern wollen. Nein, ganz und gar nicht! Natürlich freut man sich über jede Aktivität zur Rettung und Erhaltung einer historischen Mühle. Aber ... wie sagte doch unser DGM-Präsident Erhard Jahn auf der Uni-Tagung in Cottbus 2001?

"Diese und ähnliche Vorfälle wird es wohl immer wieder geben. Sie machen deutlich, dass eine Menge Arbeit zu leisten und stete Wachsamkeit geboten ist. Nur dann wird es gelingen, das technikgeschichtliche Erbe möglichst unverfälscht an die nächste Generation zu übergeben." (Siehe den Beitrag "Uni-Tagung" hier im Forum.)

Offensichtlich haben die Verantwortlichen in (oder besser: für?) Wynhamsterkolk diesen Artikel nicht gekannt oder bewußt ignoriert. Nicht mehr oder weniger habe ich mit meinem Beitrag sagen wollen.

Grieß & Grütze!
Klaus

Glück zu!

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

21.11.2009 14:32
#3 RE: Kappenreparatur Wynhamster Kolk Zitat · Antworten

Mal abgesehen von den Ausführungen von Klaus bin ich der Meinung, dass auch die Ausführung, unabhängig ob Sinnhaftig oder nicht, misslungen ist. Ich wollte eigentlich schon im anderen Forum auf diese Bilder antworten, aber jemand kam mir da mit meinen Gedanken zuvor. Wenn ich mir die Umarbeitung der Windrosengetriebeaufhängung anschaue, wird mir arg schlecht. Das ist eine Windrose, welche beim nächsten Sturm garantiert bersten wird und evt. wild umhertrudelt. Aber vielleicht ist das ja gewollt, so brechen wenigstens nicht wieder die Zahnflanken aus .

Auch der Manöverschaden mit dem Windrosenblatt darf m.E nicht geschehen. Wenn ich mir die Kappentraverse so anschaue, dann musste das eigentlich so kommen. Stellt euch mal vor sowas passiert beim WKA-Bau. Ruckzuck ist son Rotorblatt mal kaputt. Und denkt nicht, dass man das einfach so austauschen kann. Alle drei Rotorblätter sind aufeinander abgestimmt Das hab ich mal im TV gesehen

Grundsätzlich ist es aber gut, wenn man solche Bildbeiträge postet und anschließend sachlich, jedoch mit etwas Humor diskutieren kann.

Gruß statt Grieß und Grütze
Marcel

Askop
Administrator


Beiträge: 610

22.11.2009 12:04
#4 RE: Kappenreparatur Wynhamster Kolk Zitat · Antworten

Zitat von MarWe
Grundsätzlich ist es aber gut, wenn man solche Bildbeiträge postet und anschließend sachlich, jedoch mit etwas Humor diskutieren kann.

Okay, dann will ich mal!

Wird ein stinkender Fisch dadurch genießbar, wenn man einen Stängel Petersilie obenauf legt? Also ich meine, wenn das Blech hinten an der Kappe akkurat geschweißt und sogar vergoldet wäre, außerdem das Windrosenblatt nicht abgebrochen ... Du verstehst?

Grieß & Grütze!
Klaus

PS.: Obwohl ... mittlerweile ist mir der Humor doch ziemlich abhanden gekommen bei solchen Sachen. Denn ...

1. hätte man für das selbe Geld auch was G'scheites machen können (Fehlleistungen sind ja auch nicht billiger)
2. passiert Dergleichen immer und immer wieder und das seit Jahrzehnten
3. verkünden oberste Stellen trotzdem 1x im Jahr bei einer 1 1/2tägigen Veranstaltung tolle Erfolge und Fortschritte.

So ähnlich war's ja auch in der DDR, wo jede Neubau(wohnungs)platte auf der grünen Wiese stolz als Erfolg vermeldet und bejubelt wurde, zugleich aber wurde die historischen Bausubstanz vieler Innenstädte nur wenig beachtet und - mehr oder weniger bewußt - dem Verfall preisgegeben.

Glück zu!

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