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Zitat von Lausitzer Rundschau am 09.06.2011Dahme-Mühlen bringen Kultur aufs Land Von Dörthe Ziemer
DahmeDass die Wassermühlen an der Dahme nicht nur Technik-Fans anziehen, beweisen sie jedes Jahr wieder. Am Pfingstmontag laden viele von ihnen zu Besichtigung, Bewirtung und mehr ein: Sie bringen ein Stück Kultur aufs Land.
Ihre Besitzer haben das Besondere gesucht – und es in der Architektur und der exponierten Lage der Wassermühlen gefunden. Sie haben konzipiert und restauriert und laden nun in ihre Mühlen ein – manche immer, andere nur am Deutschen Mühlentag, dem Pfingstmontag. Deshalb ist eine Radtour auf dem Dahme-Mühlen-Radweg an diesem Tag geradezu ein Muss, aber auch zu jeder anderen Jahreszeit lohnenswert.
Wer sich für die Vielfalt der technischen Details interessiert, für den ist die gesamte, etwa 80 Kilometer lange Route von Schwebendorf (bei Dahme) bis Teurow (bei Halbe) spannend. Einen hervorragenden Eindruck von der Vielfalt und der Lebendigkeit der Mühlen heute bekommt indes auch, wer einen Rundkurs südlich von Golßen fährt. Die Tour beginnt am Golßener Marktplatz und ist bis zur Bachmühle Görsdorf mit dem Symbol des Dahmeradweges (von der Quelle bis zur Mündung, blau-grünes Flusssymbol) ausgeschildert. Hier und da ist die etwas ältere, grüne Ausschilderung des eigentlichen, aber kürzeren Mühlen-Radweges, der parallel zum Dahme-Radweg verläuft, zu finden.
Eine mahlende Mühle erwartet den Radfahrer gleich zu Beginn in Sagritz. Dort stellt Familie Behrendt seit der Wende Lein- und andere Öle auf einer alten Stempelpresse aus dem Jahr 1911 her. Leinöl ist eines der kulinarischen Aushängeschilder des Spreewaldes. Es wird aus Sagritz sogar bis nach Übersee exportiert. Diese ungewöhnliche Nachfrage mag daran liegen, dass das Leinöl der Kanow-Mühle kalt gepresst wird. Es ist zwar trüber als andere Leinöle, aber auch vollmundiger. Die Sagritzer Mühle hat am Pfingstmontag nicht geöffnet. (Hervorhebung von mir, K.R.)
Kurz vor Krossen schmatzt das Mühlenrad der Vordermühle gemütlich vor sich hin – und das seit 350 Jahren. Am Pfingstmontag können sich Besucher ansehen, wie Hausherr Dietmar Scholz damit Energie aus Wasserkraft gewinnt. Bis vor kurzem wurde dort auch noch Korn zur Futtermittelherstellung gemahlen. Der fast durchweg asphaltierte und gut ausgeschilderte Radweg führt weiter an der Kleinen und der Brandmühle vorbei, die heute Wohnhäuser sind.
Herzlich eingeladen in die Heidemühle Wildau-Wentdorf ist, wer sich für Kunst interessiert: Dort hat die Bildhauerin, Malerin und Keramikerin Kerstin Becker ihr Domizil. Gern spricht sie mit Gästen über ihren und deren Eindruck von der Landschaft, die sie immer wieder in ihren Kunstwerken verarbeitet.
An der Vordermühle Krossen schmatzt das Mühlenrad gemütlich vor sich hin. Aus der Wasserkraft wird Energie gewonnen. Nur ein paar hundert Meter weiter dreht sich ebenfalls vieles um Kunst und Kultur. Christina Berger und Matthias Kiekbusch haben sich die Neue Mühle gekauft, um ihren Traum von Kultur auf dem Bauernhof zu verwirklichen. „Wir wollen einen Gegenpol zur medien- und konsumorientierten Gesellschaft bilden und finden es schön, wenn das Landleben vielfältig ist, also auch kulturelle Angebote bereithält“, sagt Christina Berger. In diesem Jahr laden sie und ihre Familie zum ersten Familien-Kultursommer ein, zu dem neben Konzerten und Lesungen auch Ponyreiten, Bastelangebote und Bootfahren auf der Dahme gehören. Dies bieten sie auch am Pfingstmontag an.
Die Dammmühle Wildau-Wentdorf zieht jährlich zu Pfingsten viele Besucher an, die sich die Mühlentechnik anschauen und vor dem großen Wasserrad bei Kaffee und Kuchen, Bier und Gebratenem Rast machen. Wer nun dem ausgeschilderten Dahme-Radweg folgt, gelangt direkt bis zur Bachmühle Görsdorf, der letzten auf diesem ausgewählten Rundkurs. Der eigentliche Mühlen-Radweg (Variante 1) führt zum Teil über Sandwege nach Liedekahle, denn dort gibt es zwei weitere Mühlen zu sehen.
In neuem Glanz erstrahlt die Bachmühle Görsdorf, die eigentlich nur als Wohnhaus geplant war. Nun aber gibt es dort Gästezimmer und einen Imbiss – und zu Pfingsten auch immer ein Stück Kultur. Spielten im vergangenen Jahr spanische Musiker dort, so wird in diesem Jahr die Krabat-Sage vorgelesen. Die sei zwar rein räumlich fehl am Platze, aber schließlich drehe sich dort auch alles um eine Wassermühle, sagt Hausherr Frank Zelmer. Nicht unbedingt Originaltreue, aber ein Faible für historische Details bestimmt seine Ausgestaltung der Mühle. Alte Karten und Fotos hängen an den Wänden, die Anschaffung eines Nachbaus einer germanischen Handpumpe ist geplant.
An der Bachmühle Görsdorf, dem Scheitelpunkt des 42,5 Kilometer langen Rundkurses, verlässt der Radfahrer den Dahme- und den Mühlen-Radweg. Während auf dem ersten Teil der Strecke viele Stopps nötig waren, folgt nun der sportlichere Teil, der ohne weitere Halte durchgeradelt werden kann. Über einige Hügel und über wenig befahrene Dorfstraßen geht es zurück nach Golßen. Eine Abkürzung – allerdings über sandige Wege – ist möglich (Variante 2). Empfehlenswert für die Tour ist Selbstverpflegung, denn Gaststätten, Cafés oder Imbisse gibt es – außer am Start- und Zielpunkt Golßen – kaum. Einen Kaffee oder Wasser verwehrt der ein oder andere Mühlenbesitzer durstigen Radlern aber nicht.
Interessant an diesem Artikel finde ich, dass der Aspekt "histor. Mühle = technisches Denkmal" keine Rolle spielt und deshalb die Kultur in den Vordergrund gestellt wird.
Noch interessanter finde ich, dass die Kanow-Mühle in Sagritz nicht mehr am DMT teilnimmt und Pfingstmontag geschlossen bleibt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!