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ein Kumpel hat mich gefragt was für "Mühlenleistungen" es früher gab. Also hab ich folgendes Überlegt: Meine Heimatstadt hatte im 16 Jhrd mit Umland etwa 3000-4000 Einwohner (Auswirkungen des 30 Jährigen Krieges) und 13 Mühlenstandorte(nicht alle waren Mehlmühlen), es gab Walkmühlen und mind. eine Hammermühle mit 3 Hämmern. Also hab ich folgendes Überschlagen: 8 Mühlen x 0,5t(Vermahlung pro Tag/Mühle) x 180 Tage im Jahr = ca.700 t/Jahresvermahlung wenn alles gut geht. Das heißt ca 800 t Brot bei schlechter Wasseraufnahme(Backtechnik usw). Das heißt 800000kg/4000 Köpfe = 20 kg Brot pro Jahr und Kopf Das hieße dann im schlimmsten Fall nur 60 Gramm am Tag, auch wenn ich glaube das da mehr als 500kg Mühlenleistung war.
Andererseits gibt es aus dieser Zeit Berichte das Menschen Leder,Aas und Stroh gegessen haben vor Hunger und das die Müller in der Not auch alle Möglichen Kräuter zugemischt haben(Mutterkorn etc.) Liege ich da irgendwo in einem wahrscheinlichen Bereich oder muß ich noch ausnüchtern?
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.
Zitat von MehltheuerMeine Heimatstadt hatte im 16 Jhrd mit Umland etwa 3000-4000 Einwohner ... und 13 Mühlenstandorte(nicht alle waren Mehlmühlen)
Bist Du ganz sicher? Wenn wir vom MA reden, war dieses spätestens ab Luther und der Reformation zu Ende. Allerdings sind nur ganz wenige wirklich mittelalterliche Wind- und Wassermühlen bekannt bzw. belegt. Das meiste, was wir über die Mühlen im MA wissen, stammt hauptsächlich aus Beschreibungen und Bildern, z.B. Hostienmühlen. Bekannt ist, dass "Naturkraft-Mühlen" und Handmühlen noch sehr lange Zeit nebeneinander existiert haben. Ich vermute sogar, dass die (Mahl)Mühlendichte im MA nicht sonderlich goß gewesen sein wird. Auch Mager/Meißner Orf schweigen sich in ihrer "Kulturgeschichte der Mühlen" dazu aus.
Eine der ältesten Bockwindmühlen in den neuen Bundesländer ist die in Lebusa/Krs. Elbe-Elster mit Baujahr 1686, auch kein MA mehr.
In unserer gräflichen Standesherrschaft mit 9 Dörfern gab es 1840 drei Wassermühlen und zwei Bockwindmühlen mit insgesamt 3183 Mahlgästen (laut Akten zur preußischen Mahlzwangentschädigung). Allerdings bin ich nicht in der Lage, die Existenz einer dieser Mühlen für das MA nachzuweisen. Die Mehrzahl unserer Mühlen ist nachweislich erst im 17. Jh. und später gebaut. Von einigen ist aber das Ersterbauungsjahr leider nicht zu ermitteln.
Meine Vermutung ist, dass es in diesen 9 Dörfern höchstens, wenn überhaupt, zwei WaMü gegeben haben dürfte. Diese hatten aber mit Sicherheit nicht die Gesamteinwohnerschaft als Mahlgäste. Die meisten Leute im MA werden vermutlich eine Handmühle auf dem Hof gehabt haben.
Von daher dürfte wohl die ganze Hin- und Herrechnerei nicht allzuviel bringen. Und was die Leistung einer mittelalterlichen Mühle betrifft, muss man bedenken, dass es in diesen Mühlen noch keine Sichterei gegeben hat. Wenn überhaupt gesichtet wiurde, dann nit Handsieben. Beutelwerke sind erst am Ende des MA aufgekommen. Im Prinzips lief es damals also aufs Schroten hinaus - möglicherweise mit zwei Aufschüttungen.
Die Leistung dabei dürfte in Abhängigkeit von Energieangebot (Wasser- oder Windmenge) und Steingröße etwas geschwankt haben, aber 2 - 3 t/Tag reine Schroterei dürften kein Problem gewesen sein.
Vielleicht kann ja Carsten Weischer mal in seinem Archiv stöbern nach der ältesten ihm bekannten Mühle. Ich nehme ganz stark an, dass sich da nichts aus dem MA finden lässt.
Alle Welt ist sich eigentlich einig, dass das Ende des Mittelalters mit der Entdeckung Amerikas definiert wird. Zwar willkürlich, aber eben Konsens, dem man sich eigentlich nicht entziehen kann. Bei der Betrachtung mittelalterlicher Mühlen sollte man auch beachten, dass die Ernährungsgewohnheiten andere waren als heute: es wurde wahrscheinlich wesentlich weniger Brot gegessen, dafür mehr zu Brei gekochte Grütze. Neben den uns bekannten Urformen unserer heutigen Getreide (Einkorn, Emmer) war auch Hirse sehr weit verbreitet. Da das Schrot mehr zerrieben als gemahlen war, wird es auch keine Brotlaibe, sondern eher Fladen gegeben haben...
Beziehe mich bei der Frage schon auf die Zeit kurz nach dem 30 Jährigen Krieg. Aber im Kern bleibt die Frage die selbe, da die Mühlentechnik sich über Jahrhunderte nicht groß gändert hat. Die 13 Mühlen und andere Werke sind spätestens seit 1613 belegt, weil da mal eine Zählung durchgefürht wurde. Sie lagen günstig an dem einzigen Bach auf 10 km der genug Gefälle hatte, und die letzte Wasserkraftnutzung durch eine Mühle endete 1999. Okay "Mittealter" da hab ich ein paar Jahrunderte vorbeigeschossen, gebe es offen zu, war aber etwas müde am Sonntagnachmittag. Ich wollte nur irgendwie überschlagsmäßig herausfinden wieviel diese mind. 8 Mühlen an Backschrot für wieviel Menschen herstellen konnten. Das galt meiner Meinung nach bei einer Mühle mit 2 Gängen und Flachmüllerei für viele hundert Jahre oder? So von Vitruv bis Wegmann oder? Auch interessant wie die Angaben der "Muesumswassermüller" schwanken denen ich die ach so dämliche Frage stellte: "Was leistet die Mühle an einem Tag, mal ausprobiert?"
Meine Heimatstadt ist 65510 Idstein/TS, war über viele Jahrhunderte Sitz der Graven von Nassau(später auch Nassau-Oranje, Stammhaus des Niederländischen Throns. Zudem eine der Geburtstätten der deutschen Lederindustrie und die Stadt wäre fast Hauptstadt von Hessen(Nassau) geworden als die Grafen von Nassau mal so um 1830 wieder aus Wiesbaden in ihr altes Schloß ziehen wollten... Zudem war Adolf von Nassau von 1293-1298 deutscher König, hatte also unter anderem auch seine Residenz da.
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.
Zitat von MehltheuerDas galt meiner Meinung nach bei einer Mühle mit 2 Gängen und Flachmüllerei für viele hundert Jahre oder? So von Vitruv bis Wegmann oder?
Na ja, Wegmann und Sulzberger auf der einen Seite könnte man gelten lassen. Aber Vitruv auf der anderen Seite? Zwischen Vitruv und Sulzberger / Wegmann hat es durchaus eine Entwicklung gegeben, allerdings dürften kaum verlässliche Zeitangaben vorhanden sein.
Damit meine ich vor allem die Frage, wann und wo der Übergang stattgefunden hat vom langsam laufenden Reibstein ohne Schärfe bzw. mit Radialschärfe ("Vitruv-Mühle") zum Mahlgang mit Übersetzungsgetriebe und der Schärfe, wie wir sie heute kennen.
-Wie viele Leute(ca +-100) konnte man von Juli bis August 1613 mit der neuen Ernte ernähren(Kein Hagelschlag,super Jahr"fetter Wuchs"?) Vorhanden war genug Wasser, der Bach proppenvoll(der Müller nicht) die Steine geschärft(Bogenschärfe,d= ca.1400mm?,Sandstein) Getriebe gefettet usw. Die Mühle lief von Sonnenauf bis Dämmerung" so das man einen schwarzen nicht von einem weißen Faden unterscheiden kann" Mühle hat nur einen Schrotgang für Brot(Brei wer will) und keinen Beutelgang(Bauernmühle) Kann man dazu was sagen oder kann man diese Frage nicht beantworten?
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.