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Trotz geringerer Ernte herrscht in der Stadtmühle Tiengen derzeit Normalbetrieb.
Stadtmüller Thomas Hilpert hat seine Mahlmaschinen das ganze Jahr über in Betrieb.
Von draußen klingt es, als drehe sich die Wäsche einer Großfamilie in einem lauten Wäschetrockner. Tatsächlich ist Thomas Hilpert in der Stadtmühle in Waldshut-Tiengen bei der Arbeit. Die Maschinen laufen und mahlen was weg: Die Tagesleistung, auf 24 Stunden gerechnet, liegt bei 5000 Kilogramm Getreide.
Gemahlen wird das ganze Jahr über, nicht nur zur Hochzeit nach der Getreideernte im Sommer. Die lange Trockenheit im Frühjahr und der Hagel im Juli haben den Ertrag in diesem Jahr verringert. Das gilt für Weizen, Dinkel und Roggen gleichermaßen, die in der Mühle verarbeitet werden. Die könne den Bedarf aber abdecken, sagt Thomas Hilpert. Es komme schon weniger auf den Markt, aber "für das, was wir brauchen, reicht es gerade".
Von Montag bis Samstag sind die Mahlmaschinen im Einsatz, zehn Stunden pro Tag. Vor mehr als 120 Jahren kam die Mühle in den Besitz der Familie Hilpert, Thomas Hilpert, seine Frau Tanja und seine Kinder sind die vierte Generation. Nur drei weitere Mühlen gibt es noch im Kreis Waldshut. Sie stehen in Tiefenstein, Bonndorf-Wellendingen und Witznau.
Früher gehörte die Stadtmühle zum Schloss, das einen Steinwurf entfernt ist. Das Mühlrad, das früher unterirdisch vom Talbach angetrieben wurde, gibt es heute nicht mehr. In den 50er Jahren wurde die Mühle vollautomatisiert. Im Keller arbeitet seit den 60er Jahren ein zentraler Elektromotor. Die ältesten Maschinen, die Thomas Hilpert einsetzt, sind mehr als 100 Jahre alt.
Früher hatten die Tiengener Stadtmüller eigene Landwirtschaft, heute kommt das Getreide, das verarbeitet wird, von 70 Erzeugern. Sie liefern vor allem Weizen an, an den 500 Tonnen Jahresleistung hat der Weizen mit 300 Tonnen den größten Anteil. Das Weizenmehl wird an Bäcker, Gastronomen und Privatkunden verkauft. Die Braugerste, die in der Stadtmühle verarbeitet wird, geht weiter nach Kehl. Von dort geht es weiter in große Mälzereien und über diese zu den Brauereien – auch zurück in den Landkreis Waldshut. Auch Dinkel wird in der Stadtmühle verarbeitet, 50 Tonnen jährlich.
Verschiedene Getreidesorten werden auch im Mühleladen angeboten, dazu Mehl, über zwei Dutzend Sorten Müsli, Haferflocken. Spezialitäten aus Dinkel, Kekse, Nudeln und mehr. "Wir verwenden grundsätzlich nur guten Weizen, das ist Weizen der höheren Qualitätsstufen", sagt Thomas Hilpert. Für Mehl werden mehrere Sorten Getreide gemischt. 80 Prozent des Korns werden Mehl. Der Rest ist Kleie, sie wird als Futtermittel verkauft.
"Es ist wichtig, dass Bäcker und Müller sich austauschen." Was brauchen die einen, wie können die anderen diese Wünsche erfüllen. Mit seinen Kollegen, mit denen er die Meisterschule in München besucht hat, trifft sich Thomas Hilpert regelmäßig. Auch dort sprechen Profis über ihre Erfahrungen, die sich in der täglichen Arbeit anwenden lassen.