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Ich habe einen historischen Sackanhänger unserer Mühle (Bild unten) und dazu einige Fragen.
1. Aus welcher Zeit könnte das stammen? In etwa von bis? Der Name des Müller (Nitschke) hilft nicht wirklich bei der zeitlichen Einordnung, weil es über rund 200 Jahre bis zur Stilllegung der Mahlmühle 1994 mehrere Nitschke-Generationen gegeben hat.
M.E. kommen aber nur 2 Müller in Frage:
Franz Nitschke (1899 - 1923) Johannes Nitschke (1923 - 1972)
Ich tippe eher auf Letzteren. Aber war um diese Zeit noch das Abmetzen üblich, wie auf dem Anhänger zu lesen? Bis wann wurde eigentlich gemetzt ... in Preußen?
2. Nach welchem System hat der Müller die Mahlpost berechnet?
Zur Mühle: 200 Pfund Aus der Mühle: 192 Pfund Verlust: 8 Pfund
Sa. 42 Pfund (???) Kleie: 150 Pfund (???)
Was bedeutet Sa.? Wieso 150 Pfund Kleie auf 200 Pfund Gesamtposten?
Mahllohn: 17 Mark und 80 Pfennige Ist das nicht sehr viel für 200 Pfund?
Oder deutet das bereits auf die Weimarer Zeit oder sogar auf die Nazi-Zeit?
Hoffe, dass Jemand weiterhelfen kann. Mal was anderes, als historische Mühlenfotos zu identifizieren.
Mein Interesse hat auch ein ernsthaftes Anliegen: der Sackanhänger ist einer der wenigen "Artefakte" zur Straupitzer Müllerei und als solcher Teil unserer Mühlenchronik und -doku. Deshalb möchte ich für unsere Forschung gerne herausfinden, welchem Müller zu welcher Zeit man das Geschichtszeugnis zuordnen muss und wie die Ausbeute und Entlohnung gewesen sind.
Glück zu!
Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden! Sackanhänger vorn.JPG
habe den Sackanhänger mal einem älteren Müller bei uns gezeigt. Allerdings können auch wir nur im Trüben rühren. Der Mahllohn ist definitiv zu hoch. Der Sackanhänger könnte aber vom Schriftbild her aus der Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg stammen. Dann würde sich auch der immense Mahllohn mit der beginnenden Inflation erklären lassen. Gleichzeitig würde es erklären, warum nicht "gemetzt" oder "gemultert" worden ist und stattdessen Mahlgeld bezahlt wurde. Ist das Geld nichts wert, bezahlt man lieber mit dem wertlosen Papier und behält dafür mehr Getreide im Sack. Gemetzt/gemultert wurde zumindest in Westfalen bei den kleineren Mühlen bis weit nach dem 2. Weltkrieg. Bei zwei Mühlen im Kreis Paderborn weiss ich mit Sicherheit, daß bis 1971 bzw. 1987 (!!) gemultert wurde. Schon bei Anlieferung bzw. Abholung des Rohgetreides wurde gefragt "Multern oder betalen?" und gleich ein Sackanhänger mit Vermerk an die Lieferung gemacht. Wieviel gemultert wurde, war nach Einführung der Gewerbefreiheit nicht mehr gesetzlich geregelt. In Ostwestfalen galt nach dem 2. Weltkrieg die Regel: Schroten 14 Pfund Multer (Metze), 2 Pfund Schwund; Mehl 16 Pfund Multer, 4 Pfund Schwund. Daher die (scherzhafte) Redensart älterer Leute vom "reellen Zentner" mit 80 Pfund. "Sa" und "Kleie" haben wahrscheinlich mit der Mahlpost von 2 Zentnern nichts zu tun. Der Müller erklärte mir, man habe natürlich auch die Sackanhänger sparsam verwandt und für die Lieferung an einen Kunden nur einen Anhänger beschriftet, auf dem dann alles stand. Zumindest bei uns in der Gegend verkauften die Mühlen bis in die 1960er Jahre ihre Kleie als Viehfutter. Kleinere Mühlen kauften dafür sogar Kleie von den Großmühlen zu, um sie weiterzuverkaufen. Was aber nun "Sa" bedeuten soll, ist mir ein totales Rätsel. Stünde keine Pfundangabe dahinter, würde ich ja auf Sackgeld tippen.
Zitat von M. Müllerhabe den Sackanhänger mal einem älteren Müller bei uns gezeigt.
Nach so langer Zeit meines Erstpostings hatte ich die Hoffnung auf eine Atwort eigentlich schon aufgegeben. Deshalb, mein lieber Markus, könnte ich Dich knuddeln! Tolle Abhandlung, sehr lehrreich und hilft mir persönlich in der Sache auch ein Stückchen weiter.