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Mühlen- und Müllerforum "Glück zu!"

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Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 1.318 mal aufgerufen
 Mühlenerhaltung und -betreibung
ultratrieur



Beiträge: 2.209

22.08.2012 11:58
Korn- und Ölmühle Halverde (NRW) Zitat · Antworten

Auch wieder so ein typischer Fall... mit viel Aufwand und noch mehr Geld (fast) funktionsfähig restauriert und danach steht sich die Mühle wieder jahrzentelang kaputt.

Kein Wunder, dass es mit öffentlichen Zuschüssen mau aussieht. Wozu Geld auch in ein neues Wasserrad oder auch nur eine Reparatur investieren, wenn am Ende doch wieder nix weiter dabei rumkommt als ein im Leerlauf vor sich hin kullerndes Rad, das nix antreibt und nix produziert.

Zitat von http://www.ivz-online.de/lokales/hopsten...rid,106484.html

Korn- und Ölmühle an der Halverder Aa ist eine der letzten ihrer Art

Faszinierende Mechanik aus vergangenen Jahrhunderten erlebt der Besucher der Korn- und Ölmühle an der Halverder Aa. (...)



(...)

Seit Jahrhunderten leben die Overmeyers und zuvor Wichmanns zunächst von, heute mehr mit den Mühlen an der Aa. Die wiederum brachten – mal mehr, mal weniger – Leben auf den Hof. „Heute ist es ruhiger geworden“, sagt Hubert Overmeyer nicht ohne Wehmut. Die erste Aufregung nach der Restauration der beiden Mühlen in den 80er-Jahren und 2001 hat sich gelegt. Die Kornmühle arbeitet seit dem letzten Einsatz des Mühlenbauers vor zehn Jahren nach wie vor nur provisorisch. Und das große Mühlrad an der Ölmühle ist drei Jahrzehnte nach seiner Restaurierung schon wieder in die Jahre gekommen. „Eigentlich müsste das dringend erneuert werden“, sagt Hubert Overmeyer. Doch angesichts knapper Kassen habe die Gemeinde derzeit wohl wenig Interesse an einer Investition in die Doppelmühle.

(...)




Kompletter Artikel mit Bildern unter o.g. Link



Flo der Liebe

Sägemüller



Beiträge: 208

22.08.2012 12:14
#2 RE: Korn- und Ölmühle Halverde (NRW) Zitat · Antworten

Tja Florian. Dann mach doch mal einen Vorschlag, wie man die Mühle nutzen könnte.

Öl produzieren ist ganz klar fast unmöglich, da man ja einen viel zu großen Aufwand betreiben müsste, und man natürlich keine Hygienebestimmungen einhalten kann.

Was würdest du denn machen, wenn es deine Mühle wäre?


Und ganz nebenbei: Der Ölmühle gegenüber steht noch eine Schrotmühle mit Schrotgang, der über eine Francis-Schachtturbine angetrieben wird.

Gruß!
Jan (Windmühle Lechtingen)

Askop
Administrator


Beiträge: 610

22.08.2012 14:58
#3 RE: Korn- und Ölmühle Halverde (NRW) Zitat · Antworten

Zitat von Sägemüller im Beitrag #2
Öl produzieren ist ganz klar fast unmöglich, da man ja einen viel zu großen Aufwand betreiben müsste, und man natürlich keine Hygienebestimmungen einhalten kann.
Absoluter Blödsinn und gehört in die gleiche Märchenecke wie die immer wieder (aus Unkenntnis?) vorgebrachte Behauptung, dass ein gemeinnütziger Verein keinen Gewinn machen dürfe!

Wieso großer Aufwand? Der Aufwand ist nicht größer als bei einer modernen Industrieölmühle. Eher geringer, denn eine historische Ölmühle braucht keine teure Filtrieranlage, keine Kühltanks und auch kein eigenes Labor. Hauptproblem ist (wie auch in Straupitz) die geringe Arbeitsproduktivität: viel Arbeit bei geringer Produktionsmenge/Liter. Das lässt sich aber durch den Preis regeln, und deshalb ist Speiseöl aus historischen Anlagen (meist) teurer als industrielles Öl im Supermarkt.

Zu den angeblich nicht einzuhaltenden hygienischen Bestimmungen: auch das ist ein absolutes Märchen! Kann mir mal bitte jemand eine solche Bestimmung nennen, welche die Produktion in einer histor. Mühle verhindern würde? Die Straupitzer Ölmühle ist Baujahr 1910 und wird wieder im Originalzustand betrieben. 7 Jahre lang (ab 1996 mit Wiederaufnahme der Produktion) gabs keinen Wasseranschluss und keine Toilette. Trotzdem hat die staatliche Lebensmittelüberwachung von 1996 an bis heute keine Beanstandungen festgestellt.

Es gibt ja auch andere histor. Ölmühlen, die unter ähnlichen Bedingungen produzieren und keine hygienischen Probleme haben: z.B. Bergkirchen, z.B. HH-Riepenburger Mühle.

Glück zu!

ultratrieur



Beiträge: 2.209

22.08.2012 16:07
#4 RE: Korn- und Ölmühle Halverde (NRW) Zitat · Antworten

Zitat
da man ja einen viel zu großen Aufwand betreiben müsste, und man natürlich keine Hygienebestimmungen einhalten kann.



Da sind wir wieder bei der altbekannten Rhetorik... ja wir können doch nicht, wir dürfen doch nicht, die bösen Hygienebestimmungen... Aber erstmal von vorn: Thema "viel zu großer Aufwand". Etwa zur gleichen Zeit als in Halverde die erste große Restaurierung passierte, bekam die Mühle in Bergkirchen bei B' Oeynhausen eine komplett "neue" Ölmühle aus Hessen verpasst. Mehr oder weniger ein kompletter Neubau mit alten Maschinen. In Lechtingen wurde aus einem hohlen Zahn ohne Technik eine Windmühle gebaut... in anderen Bundesländern sind seit den 80er Jahren etliche Windmühlen komplett neu gebaut worden - z.T. für hohe sechsstellige €-Beträge. Keine 100 km von Halverde entfernt liegt in den Niederlanden die Doppelmühle Haaksbergen. So kaputt wie die nach dem großen Flutschaden war, kann Halverde nie gewesen sein...

Woran machst Du bitte fest, dass der - zugegeben - große Aufwand so eine Mühle wieder zum Laufen zu bringen gerade dort ein zu großer Aufwand gewesen wäre wenn es an anderen Orten durchaus gelingt, sowas wieder in Betrieb zu bringen?

Zweites Thema: Hygienebestimmungen. Mich nervt das ungemein, dass einem dieses Schlagwort immer und immer wieder vorgebetet wird, ohne dass mal jemand konkret benennt, um welche Bestimmungen es eigentlich geht. Wenn ich mir z.B. die Haaksbergener Ölmühle so anschaue (oder auch die Straupitzer), dann ist die Sauberkeit dort wesentlich eher gewährleistet als in mancher Industrieanlage im südöstlichen EU-Ausland, wo dank harmonisiertem Vorschiftentum haargenau dieselben "Hygienebestimmungen" gelten wie hierzulande und von wo wir bedenkenlos z.B. große Mengen Sonnenblumenöl in unseren hygienischen deutschen Supermarkt-Regalen finden.

Also bitte, wenn es diese Vorschriften als K.O.-Kriterium für einen solchen Betrieb tatsächlich gibt, dann sage mir bitte, welche das sein sollen. Man wird dann sehen, ob es nicht ggf. doch eine technische, betriebliche oder rechtliche Lösung geben kann, damit zu leben.


Halte Dir bitte mal vor Augen, dass jede öffentliche Aussage mit dem Kern "wir können doch nicht" - egal ob das nun hier im Forum, anlässlich einer Mühlenführung oder sogar in Zeitschriften ist - als Sargnagel für eine nachhaltige produktive Zukunft solcher Standorte dient bzw. dazu geeignet ist Leute, die vielleicht Lust auf mehr als eine Hütte mit drehendem Wasserrad haben, davon abzuhalten, etwas in diese Richtung zu entwickeln.



Flo der Liebe

ultratrieur



Beiträge: 2.209

22.08.2012 16:22
#5 RE: Korn- und Ölmühle Halverde (NRW) Zitat · Antworten

Dazu noch ein etwas älterer Artikel - man stelle sich mal vor, sogar im Bindestrichkreis (!!) konnten diese noch vor zehn Jahren schier unüberwindlichen (imaginären) rechtlichen Probleme ausgeräumt werden.

Zitat von http://www.nw-news.de/lokale_news/bad_oe...nd_das_Oel.html

Ein Herz für die Mühle und das Öl

(...)

Ganz neu in diesem Jahr sind die Walnussöl-Fläschchen in Herzform, die Gerhard Scheffler, Ölmüller des Mühlenvereins Bergkirchen, mit köstlichem, kalt gepresstem Walnussöl befüllt.



(...)

Um die Mühle, die auch Schrot mahlen kann, das ganze Jahr am Laufen zu erhalten, freut sich der Mühlenverein über Walnüsse, für die die Spender im Gegenzug frisches Öl erhalten.
"Heute habe ich schon 50 Kilogramm bekommen", freute sich Scheffler, dessen Walnuss Vorrat im letzten Jahr schnell zur Neige gegangen war.

(...)



Kompletter Artikel unter o.g. Link



Flo der Liebe

Sägemüller



Beiträge: 208

23.08.2012 16:23
#6 RE: Korn- und Ölmühle Halverde (NRW) Zitat · Antworten

Ich meine ja nicht, dann man mit der Mühle nicht produzieren kann. Aber welche Mengen an Öl kann man denn wirklich mit soeiner Ölmühle herstellen? Und was macht man mit dem Öl, bzw. wer kauft das dann, und bezahlt den Preis dafür?

Und in Sachen Hygiene wollt ich einfach nur darauf anspielen, dass ich es für ziemlich schwer hate zu verhindern, dass sich nicht doch mal ein bisschen Staub, und mal ein Käfer in die Presse, oder sonstwo hinverirrt. Den kunden bleibt ja dann eigentlich nichts anders übrig, als das zu akzeptieren...

Gruß!
Jan (Windmühle Lechtingen)

Askop
Administrator


Beiträge: 610

23.08.2012 18:04
#7 RE: Korn- und Ölmühle Halverde (NRW) Zitat · Antworten

Zitat von Sägemüller im Beitrag #6
Aber welche Mengen an Öl kann man denn wirklich mit soeiner Ölmühle herstellen?
So viel, dass man davon leben könnte. Straupitz hat's ja vorgemacht. Es ist ja nicht nur das Öl alleine, man muss die Mühle auch für Besucher öffnen und Eintritt kassieren ... wie in anderen Museen. Nach meiner Erfahrung ist eine historisch produzierende Mühle äußerst attraktiv und anziehend, Straupitz hat jährlich weit über 30.000 Eintritt zahlende Besucher. Kommt natürlich auch etwas auf die Gegend an. Im touristischen Niemandsland wie an den Neu Vorwerker Zwillingsmühlen (Mecklenburger Einöde) würde das nicht funktionieren.

1996 war Straupitz die erste und einzige Ölmühle im Spreewald, seither gibt es hier drei Nachahmer (Mitbewerber) ... und allen geht es gut.
Und wenn Axel Flachmüller morgen arbeitslos würde ... übermorgen tät er sich selbständig machen mit seiner Mühle und Ölmühle ... möchte ich drauf wetten.

Zitat von Sägemüller im Beitrag #6
Und in Sachen Hygiene wollt ich einfach nur darauf anspielen, dass ich es für ziemlich schwer hate zu verhindern, dass sich nicht doch mal ein bisschen Staub, und mal ein Käfer in die Presse, oder sonstwo hinverirrt.
Das passiert in anderen Lebensmittelbetrieben auch. Ich hatte schon mal ein Brötchen mit 'ner eingebackenen Wespe.

Wir haben z.B. Mäuse in der Mühle, und die Lebensmittelkontrolle weiß das auch. Auch in Getreidemühlen gibts jede Menge Schädlinge und Ungeziefer. Auch das ist den Behörden (Lebensmittelüberwachungsamt) bekannt. Deshalb lautet z.B. eine gesetzliche Hygienebestimmung für Lebensmittelhersteller: regelmäßige Schädlingsbekämpfung mit Nachweispflicht. Wir führen deshalb Buch über aufgestellte Mausefallen und das Fangergebnis (mit Datum). Dieses Buch muss bei der staatlichen Lebensmittelkontrolle vorgelegt werden - und gut ist.

Großmühlen werden m.E. regelmäßig begast. Auch darüber muss Buch geführt werden.

Der Staub wird erst dann zum Problem, wenn er nicht regelmäßig beseitigt wird. Oder wenn keine Reinigungsgeräte vorhanden sind, die man der Hygienetante bei der Kontrolle vorzeigen kann.

Kurz und gut: wir haben Staub, wir haben Schädlinge und Ungeziefer, und wir haben regelmäßige Kontrollen der staatlichen Lebensmittelüberwachung (ca. 2x jährlich) - aber keine diesbezüglichen Probleme oder Vorschriften, welche die Produktion in der alten Mühle unmöglich machen würden.

Glück zu!

ultratrieur



Beiträge: 2.209

24.08.2012 11:34
#8 RE: Korn- und Ölmühle Halverde (NRW) Zitat · Antworten

Zitat von Sägemüller im Beitrag #6
Ich meine ja nicht, dann man mit der Mühle nicht produzieren kann. Aber welche Mengen an Öl kann man denn wirklich mit soeiner Ölmühle herstellen? Und was macht man mit dem Öl, bzw. wer kauft das dann, und bezahlt den Preis dafür?


Komisch ist nur, dass man nur mal einen Blick über die Grenze nach Frankreich werfen muss und man findet eine schier unübershbare Zahl an kleinen handwerklichen Ölmühlen mit museumsreifer Technik, die auf vielfältige Weise mit ganz unterschiedlichen Organisationsformen betrieben werden - ohne dass da jemand der Meinung wäre, dass sich das nicht rechnet und vor Allem ohne dass sich jemand hinter irgend einer Vorschriftenkeule versteckt.

Dabei handelt es sich keineswegs immer nur um Betriebe, die einfach so in den Familien weiter laufen weil sie schon immer gelaufen sind. Nehmen wir mal z.B. die Mühle in Sayat (9. Bild) - das war ein Haufen Schrott, das Dach fehlte... alles weit schlimmer als es je in Halverde gewesen ist. Und trotzdem wüsste ich nicht, dass den Aktiven dort je etwas Anderes als Ziel vorschwebte, als irgendwann wieder Öl zu pressen.


Ich stehe eben einfach immer wieder fassungslos davor, dass unsere geschätzten deutschen Mühlenvereine eine extreme Kreativität an den Tag legen, Mühlen zu allem möglichem Kram umzunutzen, jedoch vorgeben ratlos zu sein, wenn es darum geht die Mühlen in Produktion zu bringen oder zu halten - oder schlimmer noch, die Möglichkeit der produktiven Nutzung gar nicht erst in Betracht ziehen und von vorn herein bei diesem Thema abwinken. "Wir können doch nicht, wir dürfen doch nicht..."

Und zur Schädlingsproblematik kann ich Klaus Ausführungen nur unterstützen - es gibt mit vertretbarem Aufwand keine klinisch reine Lebensmittelproduktion. Wo immer mit Naturprodukten aus der Landwirdschaft gearbeitet wird, werden früher oder später mal Käfer, Spinnen, Raupen, Motten, Mäuse und Ratten sowie Pilze und Bakterien auftreten. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht, wie man Befall und Bekämpfung dokumentiert und wie man die Anlage mit ganz wenigen denkmalverträglichen Eingriffen vielleicht so anpasst, dass der "moderne Kunde" ob der Produktionsbedingungen keinen Ekel empfindet und das Produkt ausreichend haltbar und nicht gesundheitsschädlich ist. Für so ein winziges Ölmühlchen ist das noch wesentlich eher zu leisten als z.B. für eine umfangreiche Getreidemühle mit Holzkastenplansichter und Elevatoren an den Passagenförderungen!


Zitat von http://www.balado.fr/idee-balade/huileri...333#prettyPhoto



Zitat von http://www.lyonne.fr/yonne/actualite/pay...ps-1248801.html



Zitat von http://www.certiferme.com/blog/article-7...le-de-blot.html



Zitat von http://www.qype.fr/place/2477913-Huileri.../photos/4058538



Zitat von http://auvergne.lepanierpaysan.com/produ...vensat_214.html



Zitat von http://www.lejsl.com/edition-de-macon/20...e-pour-les-noix



Zitat von http://dalinele.over-blog.com/20-categorie-10783796.html



Zitat von http://www.pays-thur-doller.fr/cgi-local...il&ID=233002546



Zitat von http://fr.gastronomie.com/petits-product...duits-regionaux



Zitat von http://www.sayat.fr/Moulin-a-huile.html



Zitat von http://www.tourisme-riomlimagne.fr/terro...huilerie-gendre



Zitat von http://www.agri79.com/actualites/magazin...=:I1SGAE8O.html



Zitat von http://arnexhistoire.blogspot.de/2012/01...remaillage.html



Flo der Liebe

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