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„Um ein guter Müller zu sein, muss man Spaß an seinem Beruf haben“, sagt der 42-Jährige. Für ihn waren die Liebe zu seiner Arbeit, die Achtung der Tradition, aber auch ein bisschen Pflichtgefühl ausschlaggebende Gründe, um die Mühle vom Vater zu übernehmen. Die Fahresmühle wurde um 1700 gebaut und legt mit ihren alten Maschinen und zerfurchten Balken historisches Zeugnis ab. Zum Besitz der Familie gehört außerdem ein altes Sägewerk, in dem Raritäten wie das „Franzosengatter“, eine Gattersäge aus dem Jahr 1805 stehen, und das heute nur noch für den Eigenbedarf genutzt wird. Interessierte können es allerdings besichtigen, seit Wunderlich vor zwei Jahren den „Tag der offenen Mühle“ eingeführt hat.
Sonnenlicht bricht sich in der Fensterscheibe und wirft zaghaft ein paar Strahlen auf die Abfüllanlage im Nebenraum. An der großen Maschine werden Säcke mit Mengen von zehn bis 15 Kilogramm befüllt. Daneben gibt es einen kleineren, unscheinbar wirkenden Apparat, mit dem ein bis fünf Kilogramm für den Direktverkauf im Hofladen abgepackt werden können. Trotz der ständig arbeitenden Maschinen liegt – im Vergleich zu früher – kaum Mehlstaub in der Luft. Das ist den Rohren zu verdanken, in denen das Mehl durch Unterdruck transportiert wird: „So ist die Mühle schön sauber.“
Diese Art des Transports ist nur eine von vielen Neuerungen. Nach seiner Lehrzeit in Schonungen hatte Wunderlich die elterliche Mühle in den 90er-Jahren komplett überholt. Mehr denn je ist nun handwerkliches Geschick gefragt, denn nicht für jede kleine Reparatur kann und will sich der Müller einen Handwerker leisten.
Neben der Betreuung der Kunden, der Buchhaltung und der Organisation der Produktion kümmert er sich also auch um die Maschinen. Gerade diese Vielseitigkeit ist es, die Wunderlich so große Freude macht – auch wenn er des Öfteren einmal einen Sonntag für die Erledigung von Aufgaben opfern muss. Wenig erfreulich sei, dass es immer mehr Richtlinien und Vorschriften und dementsprechend immer mehr Papierkram gebe. Auch die wirtschaftliche Lage sei nicht einfacher geworden: „Im Moment steht der Getreidepreis bei 26 Euro pro 100 Kilogramm. 2008 waren es noch etwa acht Euro.“ Problematisch sei, dass er die hohen Kosten für das Getreide nicht über das Mehl weitergeben könne. Um dazuzuverdienen bietet er deshalb auch Futtermittel für Heim- und Nutztiere, Naturkost sowie einen Lieferservice an.
„Wie es mit der Mühle in 15 oder 20 Jahren weitergeht, weiß ich nicht“, sagt der Müller. Er hat zwei Töchter, 14 und 16 Jahre alt, „die haben bisher noch nicht den Wunsch geäußert, den Betrieb zu übernehmen und zwingen will ich niemanden.“
Kompletter Artikel mit Fotos, die sich hier leider nicht einbinden lassen, unter o.g. Link