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Mühlen- und Müllerforum "Glück zu!"

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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 1.034 mal aufgerufen
 Allgemein
waldtill



Beiträge: 157

07.01.2013 13:50
Grützmühle / Mehlmühle Zitat · Antworten

Welche Schlüsse würdet Ihr daraus ziehen, wenn in einer Chronik die Unterscheidung bei zwei (Bockwind)Mühlen gemacht wird, die Eine sei eine Mehlmühle, die Andere ein Grützmühle?
Was muss ich mir unter dem Begriff Grützmühle, im Bereich zwischen Braunschweig und Magdeburg, denn vorstellen. ("Nur" schroten?)
Wenn ich bisher die Fäden richtig zusammengeführt habe werden damit zwei Mühlen unterschieden, die, zum gleichen Anwesen gehörig, räumlich dicht beeinander gestanden haben.

Grüße aus dem Schwarzwald!
vom technikbegeisterten Till

Askop
Administrator


Beiträge: 610

07.01.2013 20:25
#2 RE: Grützmühle / Mehlmühle Zitat · Antworten

Zitat von waldtill im Beitrag #1
Was muss ich mir unter dem Begriff Grützmühle, im Bereich zwischen Braunschweig und Magdeburg, denn vorstellen. ("Nur" schroten?)

Die benachbarte "Mehlmühle" hat mit Sicherheit ebenfalls schroten können; insofern wäre also kein Unterschied zwischen beiden. Auch kann ich mir nicht denken, dass die "Grützmühle" eine solche Grütze hergestellt hat, wie wir sie heute kennen: vorwiegend aus Gerste und durch einen Grützschneider, wie er z.B. auch in der Riepenburger Mühle steht.

Ich vermute etwas Anderes: in früheren Zeiten und über Hunderte von Jahren war Grütze bzw. Grützbrei ein Hauptnahrungsmittel der (vorwiegend armen) Landbevölkerung, und zwar meistens aus Buchweizen, also Buchweizengrütze - in Osteuropa als Kascha bekannt.

Die Verarbeitung von Buchweizen (ein Knöterichgewächs) ist aber anders als das von Getreide, was von einer "normalen" Mehlmühle nicht zu leisten ist. Deshalb erscheint mir die Existenz zweier Mühlen nebeneineinder nicht unlogisch: eine für Mehl (Mehlmühle), die andere für Buchweizengrütze (Grützmühle).

Glück zu!

waldtill



Beiträge: 157

07.01.2013 21:45
#3 RE: Grützmühle / Mehlmühle Zitat · Antworten

Zitat von Askop im Beitrag #2

Ich vermute etwas Anderes: in früheren Zeiten und über Hunderte von Jahren war Grütze bzw. Grützbrei ein Hauptnahrungsmittel der (vorwiegend armen) Landbevölkerung, und zwar meistens aus Buchweizen, also Buchweizengrütze - in Osteuropa als Kascha bekannt.

Die Verarbeitung von Buchweizen (ein Knöterichgewächs) ist aber anders als das von Getreide, was von einer "normalen" Mehlmühle nicht zu leisten ist. Deshalb erscheint mir die Existenz zweier Mühlen nebeneineinder nicht unlogisch: eine für Mehl (Mehlmühle), die andere für Buchweizengrütze (Grützmühle).


Ja, in die Richtung hatte ich schon vermutet.
Wie war denn dann so eine Buchweizengrützmühle aufgebaut?

Grüße aus dem Schwarzwald!
vom technikbegeisterten Till

Askop
Administrator


Beiträge: 610

08.01.2013 14:47
#4 RE: Grützmühle / Mehlmühle Zitat · Antworten

Zitat von waldtill im Beitrag #3
Wie war denn dann so eine Buchweizengrützmühle aufgebaut?

Das Wichtigste ist eine spezielle Schäleinrichtung zum Beseitigen der äußeren braunen und der inneren gelben Schalen. Das geht z.B. mit einer moderneren Schälmaschine, wenn man die Schläger langsamer drehen lässt (per Stufenscheiben am Riementrieb). In alten Mühlen waren dafür aber Spitzgänge gebräuchlich. Der Spitzgang für Buchweizen ähnelt dem norddeutschen Peldegang, aber mit kleinerem Läuferstein und einer Bütte/Zarge aus Sandstein. Der Läufer arbeitet mit der Stirnseite.

Nach dem Schälen folgt gewöhnlich ein Sechskantsichter zum Abziehen der Schalen. Manchmal war in den Sechskanter auch noch ein Gebläse integriert, denn es fallen sehr viele Schalen an: mehr als 25% bzw. 1/4 des Korns.

Dann geht der Buchweizen auf den Mahlgang. Für Buchweizen wurde dafür gerne Andernacher Lavastein genommen oder auch Sandstein, z.B. Crawinkeler. Franzosensteine eignen sich gar nicht! Buchweizen wird mehr geschrotet als gemahlen, die Steine stehen dabei weiter auseinander als bei Getreide, also hoch bis halbhoch. Weil Buchweizen recht weich ist, würde ansonsten zuviel Mehl anfallen anstatt Grütze. Deshalb genügen auch 1 - max. 2 Durchgänge bzw. Passagen.

Nach dem Mahlgang wird noch einmal gesichtet, um die Grütze vom Mehl abzuziehen. (die Grütze für Brei/Kascha, das Mehl zum Backen, z.B. für Pfannkuchen bzw. Plinse - bitte nicht verwechseln mit Berliner Pfannkuchen, das ist was Anderes).

Rüdiger Hagen meint, dass es in der Gegend nördlich von Hannover (Hannoversches Wendland), aber auch in der Lüneburger Heide und in der Altmark üblich war, Bockwindmühlen mit mehreren Mahlgängen einzurichten. Auf der Flügelwelle war dann ein Kammrad vor dem Hammer, ein zweites hinter dem Hammer. Manchmal noch ein drittes Kammrad für den Spitz- bzw. Schälgang. Es soll auch Bockwindmühlen mit einer Königswelle gegeben haben, wo das Stirnrad 2 - 3 Gänge angetrieben hat - aber nicht alle gleichzeitig, sondern für unterschiedliche Aufgaben: z.B. einer für Mehl, der andere für Grütze (Buchweizen). Außerdem noch der Schälgang.

Rüdiger Hagen vertritt auch die Ansicht, dass die Nennung von zwei Mühlen auf einem Anwesen nicht bedeuten muss, dass damit zwei verschiedene Mühlen(gebäude) gemeint sind. Vielmehr hat man früher auch einzelne Mahlgänge als Mühle bezeichnet. Und wenn in einer BWM ein "Mehlmahlgang" war und ein "Grützemahlgang", dann waren das eben zwei Mühlen.

Das besagt aber nicht, dass das auch auf die von Dir geschilderte Situation zutreffen könnte. Da kann Dir nur die Forschung weiterhelfen.

Glück zu!

waldtill



Beiträge: 157

08.01.2013 15:08
#5 RE: Grützmühle / Mehlmühle Zitat · Antworten

Das ist schon mal sehr aufschussreich!
Danke Dir Klaus!

Grüße aus dem Schwarzwald!
vom technikbegeisterten Till

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