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Hallo Mühlenfreunde, meine Anfrage nach techn. Unterlagen zum Walzenstuhl ST 1 L der Gebr. Israel, Dresden hat bis jetzt noch nichts gebracht. Ich glaube fast er ist nicht komplett. Er hat einen Aufsatz zur Getreidedosierung mit einer geriffelten Speisewalze. Diese hat ein außenliegendes offenes Zahnradgetriebe mit Antriebsrad für Flachriemen. Der Walzenstuhl hat 2 Walzen (Länge 42 cm). Walze 1 hat 24 cm Durchmesser und außenliegend ebenfalls ein Rad für Flachriemen, aber entgegengesetzt zum Dosierungsantrieb. Walze 2 hat 25 cm Durchmesser und keinerlei Getriebe oder Antrieb !? Allerdings ist die Antriebswelle auch herausgeführt, aber gegenüber Walze 1.
Ich vermute nun, daß es von einer Transmission 2 Antriebsriemen gab und das nur eine Riemenscheibe fehlt. Kann das sein ? Welche Erklärung habt Ihr dafür ?
Zitat von Achim im Beitrag #1Welche Erklärung habt Ihr dafür ?
Also das Teil kommt mir eher wie eine Quetsche vor.
Im Gegensatz zum Walzenstuhl drehen beide Walzen gleich schnell und brauchen deshalb kein Getriebe für die Voreilung. Bei einer Quetsche wird nur eine Walze von der Transmission angetrieben, und die treibt dann wieder die andere Walze an.
Zitat von Achim im Beitrag #1Welche Erklärung habt Ihr dafür ?
Stimmt, das ist eine Quetsche, ein Walzenstuhl hat gegenüber einer Quetsche eine Voreilung 1:2,5 sprich die Walzen drehen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten gegenläufig, nur beim Auflösen hat die Voreilung meist 1:1,25. Hätte Deine Quetsche also eine Voreilung (dann wäre es keine), dann würde sie wie ein Reißwolf funktionieren und das will man ja eigentlich vermeiden beim Quetschen.
Mit öligen Grüßen aus Hamburgs ältester Windmühle und jüngster Speiseölmanufaktur! Qualität seit 1318
Die beiden Walzen konnten im Abstand nicht mehr verstellt werden, weil verdreckt und eingerostet. Nach der Säuberung bestand ein Abstand von ca. 2-3 mm. Es gibt auch keine Federn, die die eine gegen die andere drücken. In einer priv. mail hat sich ein absoluter Mühlenexperte, z.Zt in Israel, gemeldet. Er schreibt, er hatte einen ähnlichen "Israel" gehabt. Was wir haben, wäre ein eine absolute Rarität von -Walzenstuhl-. Es war früher nicht unüblich, daß ein Walzenstuhl getrennte Antriebe für jede Welle hatte, schreibt er. Ein Riemen muß aber gekreuzt werden, um die Drehrichtung zu ändern. Es fehlt nur eine Riemenscheibe mit passender Größe. Welchen Sinn macht sonst die herausgeführte Walzenwelle ? Der Riemen von der 2. Walze wird dann sicher auch die Dosierung mit angetrieben haben, denn beide Räder wären auf der gleichen Seite.
Ich kann es trotzdem immer noch nicht so recht glauben, selbst die ältesten Walzenstühle wie z.B. der hier von Wegmann siehe Bild ist von 1875 und auch er hat eine Voreilung über Zahnräder. Aber ich lasse mich gerne eines besseren Belehren, wenn ich den Beweis bekomme, denn man lernt ja nie aus
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Axel
Angefügte Bilder:
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Ich schließe mich Axel an, das Ding muß eine Quetsche sein. Walzenstühle ohne Voreilung über Zahnräder(heute Zahnriemen), wird es wohl kaum gegeben haben. Warum die Arbeit mit 2 Riemen, also 4 Scheiben? Riemen schrängen aufwerfen, abwerfen usw. ganz abgesehen vom Platzbedarf, wo es 2 aufgekeilte Zahnräder auch tun? Find ich unlogisch... Was mich bisschen wundert sind die kleinen Durchmesser der Walzen, aber vielleichtz hat man das früher so gebaut.
Schon in einer Mühle in Budapest wurden von einem Ing. Sulzberger um 1840 Walzenstühle eingebaut und die hatten Voreilung über Zahnräder...
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.
Zitat von Achim im Beitrag #4Was wir haben, wäre ein eine absolute Rarität von -Walzenstuhl-. Es war früher nicht unüblich, daß ein Walzenstuhl getrennte Antriebe für jede Welle hatte, schreibt er.
Okay, wenn Florian das meint? Obwohl ... so richtig logisch klingt das ja nicht. Einerseits war der getrennte Antriebe für jede Welle angeblich "nicht unüblich", muss also von mehreren Walzenstuhlherstellern so praktiziert worden sein. Andererseits bezeichnet Florian diese Variante als absolute Rarität - also doch nicht so üblich?
Zitat von Achim im Beitrag #4Es fehlt nur eine Riemenscheibe mit passender Größe. Welchen Sinn macht sonst die herausgeführte Walzenwelle?
An der Straupitzer Quetsche ist die zweite Walzenwelle ebenfalls herausgeführt. Da sitzt sogar noch eine Riemenscheibe drauf, die wird aber nicht benötigt, weil die Welle auch ohne Riemen bzw. Antrieb mitdreht. Es ist wohl auch gar nicht nötig, die zweite Walze gegen die angetriebene Walze zu pressen, weil das Quetschgut genügend Druck aufbaut, damit sich die Walze dreht bzw. mitgeschleppt wird.
Aber so aus der Ferne und alleine anhand der beiden Fotos lässt sich das Ding m.E. nicht eindeutig einordnen. Vielleicht kann uns ja eine Beschreibung der Walzen weiterhelfen. Wie sehen die Riffeln aus, haben sie einen Drall oder verlaufen geradlinig? Sind beide Walzen geriffelt oder nur eine oder gar keine (Glattwalzen)? Wäre nicht schlecht, wenn Du auch davon noch Fotos hättest.
Zitat von Achim im Beitrag #4Der Riemen von der 2. Walze wird dann sicher auch die Dosierung mit angetrieben haben, denn beide Räder wären auf der gleichen Seite.
Schätze das wird eher ein 2tes kleines Riemchen sein, was mitläuft und nicht der Antriebsriemen.
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
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Zitat Der Absender der e-mail war Florian, hier auch unter Ultratrieur bekannt !
Das war mir schon klar, welcher deutsche Mühlenexperte sollte sich sonst in Israel aufhalten, wenn nicht die Bauleitung von Amandus Kahl. Ich will es ja auch nicht ausschließen und von uns allen hat Florian da sicherlich das beste Wissen drüber, nur Logisch erscheinen tut mir dat janze nicht.
Mit öligen Grüßen aus Hamburgs ältester Windmühle und jüngster Speiseölmanufaktur! Qualität seit 1318
Die beiden Walzen haben eine Drall und sind geriffelt (Riffelung ca. 1 mm Abstand). Fotos bringe ich wenn die Walzen wieder im Stuhl sind. Wäre es möglich, daß die Straupitzer Quetsche auch als Walzenstuhl laufen könnte, wenn die 2. Walze angetrieben wird ?
Zitat von Achim im Beitrag #12Wäre es möglich, daß die Straupitzer Quetsche auch als Walzenstuhl laufen könnte, wenn die 2. Walze angetrieben wird ?
Nein, wie soll das gehen ... mit Glattwalzen? Dann gibts ja hier noch einen Doppelquetschstuhl in der Ölmühle mit drei übereinander liegenden Walzen. Die obere Walze ist zwar geriffelt, aber ohne Drall. Als Walzenstuhl würde das nicht taugen, weil alle Walzen mit gleicher Geschwindigkeit drehen (ohne Voreilung) und sich außerdem nicht anstellen lassen.
Zitat Wenn eine Quetsche Glattwalzen hat, haben dann Walzenstühle Riffelwalzen ? Ist das ein Unterscheidungsmerkmal ?
Leider ist es auch nicht so einfach. Mit ein er Quetsche stellt man z.b Haferflocken für Müsli her, oder Weizenflocken für Futter. Mit dem Walzenstuhl, schrotet man mit Riffelwalzen oder mahlt die Grieße aus mit Glattwalzen. Meistens haben Quetschen größere Walzendurchmesser(als Walzenstühle),keine Voreilung und Glattwalzen(oder höchstens 3-4 "Einzugsriffeln"-> Um das Quetschgut "zwischen die Walzen zu ziehen"). Ich hab einmal einen zur Quetsche umfunktionieren Walzenstuhl gesehen, da waren einfach Glattwalzen drin und der Getriebkasten der Voreilung war leer( wurde aber drangelassen, "weil der Stuhl sonst kaputt aussieht"),läuft in einem Unikat von gewerblicher Mühle in Thüringen.
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.
Hallo Mühlenfreunde, heute habe ich mit R. Hagen telefoniert. Wir haben nicht nur über den Walzenstuhl gesprochen, doch dazu folgendes: Die Fa. Gebr. Israel in Dresden gab es bis 1893, danach wurde die Fa. aufgekauft. Die Maschine ist also recht alt! Es war nicht ungewöhnlich Walzenstühle mit zwei Antrieben mit (Flach)-Riemenscheiben zu bauen. Es gab beide Varianten. Mit Getriebe (1 Antrieb) waren die Zahnräder geradeverzahnt und verursachten viel Lärm. Die Wellenstümpfe für Zahnräder hatten eine Keilnut, bei Riemenantrieb wurde das Rad mit einer Schraube geklemmt, so ist`s bei uns. Bei Neuanschaffung eines Walzenstuhls wurden die alten Walzenstühle dann oft mit einem Antrieb als Quetschstuhl weiterverwendet. Es kamen nur Glattwalzen rein, oder die ehem. Riffelwalzen waren ohnehin fast glatt. Das Bild von Axel zeigt auch einen alten Wegmann-Walzenstuhl, auch diesen gab es mit Doppelantrieb. Der Stuhl der Maschinenfabrik in Bad Lauterberg im Harz ist in Katalogen auch mit zwei Riemenscheiben explizit als günstige Variante angeboten worden. Durch den 2. Antrieb war eine eifache Drehzahlanpassung der beiden Walzen möglich. Die dazu benötigte Riemenscheibe für den gekreuzten Antriebsriemen ist ein Original (inklus. Schriftzug des Herstellers). Damit der Riemen nicht in Richtung Maschine abläuft, hatte er eine Wulst oder Nut. Walzenstühle mit 2 Antrieben haben verschiedene Hersteller standartmäßig gebaut, nur wissen das heute offensichtlich nur noch wenige, das ist halt auch sooo lang her.
Zitat Walzenstühle mit 2 Antrieben haben verschiedene Hersteller standartmäßig gebaut, nur wissen das heute offensichtlich nur noch wenige, das ist halt auch sooo lang her.
Das ist ja super, ich hätte meinen Hintern ... (Ihr wisst schon), man lernt nie aus und ich bin wieder etwas schlauer geworden. Danke für Deinen Bericht. Wird Zeit das wir mal zusammenlegen und Rüdiger ein Laptop zum Geburtstag schenken, damit auch er sich hier rege ergießen kann.
Mit öligen Grüßen aus Hamburgs ältester Windmühle und jüngster Speiseölmanufaktur! Qualität seit 1318
Zitat von Mehltheuer im Beitrag #15Mit ein er Quetsche stellt man z.b Haferflocken für Müsli her, oder Weizenflocken für Futter.
Das stimmt zwar, ist aber nur die halbe Wahrheit. Die meisten Quetschen waren m.E. früher ein wichtiger Bestandteil im Reinigungsdiagramm. Vor allem der Roggen wurde nach dem Schälen gerne gequetscht, um den Kornspalt zu öffnen und das darin befindliche Blaumehl abzusichten. Aber auch Weizen wurde häufig leicht angequetscht, um den Kraftbedarf bei der Vermahlung zu verringern.
Die Walzen solcher Quetschen im Reinigungs- und Mahldiagramm wurden ähnlich angestellt wie beim Walzenstuhl, also etwas auseinander, damit die Körner nur leicht angequetscht werden und nicht plattgedrückt wie bei Hafer- oder Weizenflocken.