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Mühlen- und Müllerforum "Glück zu!"

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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 501 mal aufgerufen
 Mühlenerhaltung und -betreibung
Mehltheuer



Beiträge: 699

18.08.2013 12:29
Schiffmühle Ginsheim-Gustavsburg Zitat · Antworten

Ich war zwar schon mal da an der Schiffsmühle, aber ohne
Fotoapparat, dafür mit meiner Mutter und konnte
nicht so lange bleiben.
Also bin ich diesmal wieder hin und alleine.

Auf dem Weg noch bei zwei anderen Mühlen vorbei:

Neumühle-Debo/Niedernhausen
DSCN1948.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Neumühle war als letzte einer von 13(!) Mühlen auf
5km Bach bis 1998 in Betrieb.
Als Kind bin ich oft mit den Bauern meines Dorfs in der
Ernte "uffm Schlepper" mit, das Getreide hinbringen.
Die Mühle ist eine 50t/24h Bühler Mühle aus den frühen
1970er Jahren, alle Maschinen sind noch drin.
Leider erkrankte der Müller psychisch und die Mühle
wurde stillgelegt.Die Annahmegosse ist schon zugewachsen
und der Getreidesilo mußte aus statischen Gründen weg.

Mühle von Wallau b. Wiesbaden
DSCN1886.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Mühle war ebenfalls bis in die 1990er Jahre in Betrieb,
als letzte Feinmühle von Wiesbaden.
Sie liegt in der Einflugschneise der Rhein-Main-AirForceBase
(die Amis wieder)und war früher für uns Kinder ein beliebter
Punkt um Flugzeuge anzuschauen. Damals hatte die so hochmoderne
Airforce noch Propellerflugzeuge für den Transport, mit alten
Kolbenmotoren, das war immer was, wenn sich so ein Ding in
den Himmel schob über der Mühle, mit flammenden Auspuff.

Schiffmühle Ginsheim-Gustavsburg

Der Baufortschritt auf der Schiffsmühle geht weiter und
es wurde sehr darauf geachtet, nach alten Fotos und Plänen
vorzugehen.(Nein die Mühle hat keine Kunstoffenster!)
Der Maschinenpark ist übersichtlich und aus einer alten
Mühle in Lollar in Nordhessen, vor dem Schrott durch
K.H Schanz gerettet.
DSCN1888.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)DSCN1893.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)DSCN1902.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)DSCN1903.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ahoi und Glück zu? Man ist wirklich auf einem Schiff, fährt ein Frachter vorbei, dann heißt es festhalten, wegen dem Seegang.
Früher galten Schiffsmühlen als "Ankerlieger", jemand mußte Abends an Bord sein und das nüchtern(Ob das immer so war?)
Heute ist die Schiffsmühle sicher an Dalben (in den Fluß gerammten Eisenfälen) festgemacht, muß aber natürlich weiterhin
für die Bootswerft mobil sein.
DSCN1894.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)DSCN1897.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)DSCN1916.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)DSCN1917.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Maschinen sind angelehnt an Pläne von Bühler aus dem Jahr 1904 und Zeichnungen von Rüdiger Hagen montiert.
Es gibt 2 Stühle, die über Elevaoren auf einen Sechskanter(mit 2 Trommeln) und eine MIAG-Grießputzmaschine (Bj.1954, die letzte Serie in Holzbauweise).
Die Reinigung besteht aus Aspirateuer, Trieurtrommel und Schälmaschine.
Man hat von vornherein entschieden, die Maschinen zwar einigermaßen logisch anzuordnen, aber alles "nur" als Leerlauffähige Schauanlage aufzubauen.
Aber es werden trotzdem fast alle Fallrohre eingebaut, aber z.b die Luftabsaugung Grießputzmaschine kann nicht eingebaut werden, da der Sechskanter zu
niedrig auf dem Gerüst montiert wurde, da das Dach zu niedrig ist. Der Antrieb erfolgt wegen mangelnder Stromgeschwindigkeit am Ankerplatz mit einem 4 KW Motor.
Die Vereinsmitglieder setzen sehr, sehr viel Herzblut in ihre Mühle, montieren Laufrohre an ihrem Geburtstag etc.
DSCN1912.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)DSCN1910.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)DSCN1909.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Etwas besonderes ist wirklich der Uralte Walzenstuhl der Firma Seck/Darmstadt, vielleicht der einzige der noch existiert.
Als einzige Mahlfähige Anlage entsteht ein Schrotgang mit Beutelwerk, wie das in Minden aus so ist. Trotzdem trägt hier keiner Zipfelmütze.
Die Mühle liegt an der Hafeneinfahrt zu einem Yachtclub, es kommen Leute mit ihrem Böötchen vorbei und beschauen die Mühle.

Das Original...

Ginsheim war um 1900 ein kleines Dorf der Fischer und Bauern, es gab keine Elektrizität. Der damalige Besitzer Dorfflein ließ sich diese moderne
Schiffmühle bauen, die Technik kam von Bühler/Utwil. (Wohl über die damalige Frankfurter Filiale). Die Firma Bühler wollte damals beweisen,
das es möglich ist einen Maschinenpark mit wenig Energie auf einer Schiffsmühle mit Eisenrumpf zu betreiben, jedenfalls wurde die Mühle
im damaligen Werbeprospekt aufgeführt.
Die Bauern kamen mit dem Nachen an und brachten Getreide, der Müller fuhr die Produkte mit dem Nachen fort.(Hatte auch eine "Feiste" mit Koje an Bord.) Auch das Mittagessen kam per Nachen.
Ende der 1920er war Schluß, die Mühle wurde nach Mainz geschleppt und sollte schon damals(!) ein Museum werden, leider kam der Krieg.
Bei den Leuten hat sich die Mühle aber über die Generationen in den Köpfen festgesetzt(nicht jedes Dorf hatte eine schwimmende Mühle), so entschloss man sich diese Nachzubauen.
Etwa 20 Leute kamen vorbei an diesem heißen Nachmittag und holten sich ein Eis und guckten sich die Mühle an, eine schwimmende Mühle ist also noch heute was interessantes.

Gruß aus der Klapsmühle!
Paul



Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.

Askop
Administrator


Beiträge: 610

18.08.2013 23:33
#2 RE: Schiffmühle Ginsheim-Gustavsburg Zitat · Antworten

Zitat von Mehltheuer im Beitrag #1
Der Baufortschritt auf der Schiffsmühle geht weiter und es wurde sehr darauf geachtet, nach alten Fotos und Plänen
vorzugehen.(Nein die Mühle hat keine Kunstoffenster!) Der Maschinenpark ist übersichtlich und aus einer alten Mühle in Lollar in Nordhessen, vor dem Schrott durch K.H Schanz gerettet.

Das finde ich echt klasse und zeigt, dass es also durchaus möglich ist, sach- und fachgerechte Mühlenerhaltung zu realisieren anstatt irgendwelchen Pseudomühlenmurks, weil angeblich zu wenig Geld da war oder man es eben nicht besser wusste.

Es zeigt aber auch, dass es dafür echte Sach- und Fachkunde braucht und auch den Willen der Verantwortlichen, diese Sach- und Fachkunde anzunehmen und umzusetzen. Insofern, bin ich Karlheinz Schanz und Rüdiger Hagen sehr dankbar, dass sie das Projekt mit Rat und Tat unterstützt und fachmännisch begleitet haben. Und dem Ginsheimer Mühlenvorstand ist zu danken, dass sie auf diese Fachleute gehört haben.

Dass die Schiffmühle nur im Leerlauf und z.T. mit elektrischer Unterstützung vorgeführt werden kann, finde ich voll in Ordnung. Zumal ja erheblich mehr Technik beschafft und eingebaut wurde, als nach Mindener Standard üblich. Ganz toll ist, dass sogar an eine Reinigung gedacht wurde. Welche Mühle im "Mühlenkreis" kann das schon vorweisen? Beim "Mindener Mühlenstandard" ist das nicht vorgesehen, weil ... für Mahl-, Back- und Spaßtage braucht man keine Reinigung.

Ein ganz ganz dickes Lob, Respekt und Anerkennung von meiner Seite für Karlheinz Schanz! Und der Jüngste ist er ja nun (leider) auch nicht mehr.

Glück zu!

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