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Mühlen- und Müllerforum "Glück zu!"

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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 633 mal aufgerufen
 Nachrichten aus der Mühlenwelt
De Molenaar



Beiträge: 285

03.11.2013 14:30
Beinahe Kappenabflug in Bunde Zitat · Antworten

Ich möchte heute mal etws Licht ins dunkel bringen so weit ich überhaupt selber verstehen kann was passiert ist!

Morgens gegen ca 9:30 war ich mit meiner Firma zur Möbelauslieferung auf den Weg in die Niederlande, so wie es sich für einen Müller gehört schaute ich von der Autobahn zur Mühle und stellte fest das die Mühle ordnungsgemäß im Wind steht!
Ich erzählte meinem Kollegen noch das ich Abends die Mühle noch in Betrieb setzen wollte und den neuen Filterschrank aus Halle an die Windtransmission hängen wollte.
Ich freute mich schon auf ordendlich Umdreungen und auf richtig Betrieb in der Mühle!
Mein Vater der ja neben der Mühle wohnt stellte Morgens genau das gleiche fest! Mühle steht ordnungsgemäß im Wind und auch er freute sich auf den Abend mit mir in der Mühle!


Auf dem Rückweg aus der Niederlande merkten wir schon das der Wind noch an Geschwindigkeit zu gelegt hatte. Es waren ca 1,5 Stunden vergangen, der Transporter war in den Windböhen kaum auf der Autobahn zu halten und in einer niederländischen Baustelle waren die BAustellenschilder auf die Autobahn geweht.
Als wir uns wieder in Deutschland befanden konnte ich wieder kurz meine Mühle in Augenschein nehmen auf dem ersten Blick nix auffälliges aber doch die Mühle steht andes als die Windenergieanlagen, ok das kommt schonmal vor also Windrose kontroliert und festgestellt das die Windrose mit wahnsinns Geschwindigkeit dreht die Mühle steht seitwärts zum Wind.


Ich habe dann schleunigst meinen Vater angerufen der grade im Dollartmuseum eine Müseumsführung hatte. Nach kurzer aufgeregter Diskusion brach er die Führung ab und eilte zur Mühle.
es müsste nun zwischen 11 und 12 Uhr gewesen sein. Ich bin dann mit meinem Kollegen weiter ins Emsland gefahren ich musste ja schließlich Arbeiten und wir hatten nicht grade wenig zu tun.

Was ich jetzt schreibe kann ich nur aus Gesprächen mit meinem Vater wiedergeben da ich noch auf Arbeit war:

Mein Vater erreicht die Mühle und sieht das die Windrose durchdreht und nicht mehr in der Lage ist die Mühlenkappe in den Wind zu drehen. Er macht sich auf den Weg in die Kappe und versucht die Kappe von Hand in den Wind zu drehen. Es stellte sich aber herraus das dies nicht mehr ging mein Vater konnte die Kraft nicht mehr aufwenden um die Kurbelin bewegung zu setzen. Auf war es nicht mehr möglich gegen den Winddruck die Klappen zu öffnen. Mein Vater brauchte hilfe also verließ er die Mühle rannte nach Hause und rief die Feuerwehr.
Nach kurzer Zeit erschien diese an der Mühle! Mein Vater stoppte die Feuerwehrautos schon früh weil sie sonst in den Trümmerschatten der Mühle gefahren wären. Zu dieser Zeit rollte die Mühlenkappe schon unkontroliert aber noch langsam durch den Wind. Bei der Feuerwehr wurden 4 freiwillige gefunden die mit meinem Vater in die Mühlenkappe gingen. Vorher war mein Vater noch zum Eigenschutz mit einem Helm ausgestattet. Auf der Galleriehöhe hörten alle ein lautet Krachen aus der Mühlenkappe und der LKW Wagenheber der bei uns als Sturmsicherung im Achsrad verkeilt war kahm aus der Kappe geflogen. Die Feuerwehr schleppte den Wagenheber wieder in die Mühlenkappe und das Achsrad wurde erneut verkeilt. Gemeinsam wird dann versucht die Kappe wieder in den Wind zu drehen aber das getriebe funktioniert nicht mehr es dreht leer durch. Die Feuerwehr lässt meinen Vater nicht mehr versuchen die Klappen zu schließen und "schleppt" ihn aus der Mühle, als letzte Maßnahme wird die zuvor ausgekuppelte Windrose wieder eingekuppelt! Feuerwehr und mein Vater verlassen die Mühle diese wird weiträumig abgespert das mit Trümmerflug gerechnet wird.
Immer mehr einsatzmeldungen laufen bei der Wehr auf und so rückt sie wieder ab, die Mühle war aufgegeben!

Zwischenzeitlich frischte der Wind noch mehr auf und erreichte seinen Höhepunkt um 13 Uhr, zu dieser Zeit machte mein Vater dann auch das Handyvideo ich habs nochmal bei Youtube hochgeladen:

http://youtu.be/KQjFnJ4_Co4

Und auch ich bekam bei der Arbeit Nachricht über die dramatische Situation, ich bin dann natürlich sofort zum Ort des gesschehens gefahren und musste dann selber mit ansehen wie die Kappe im Wind tanzte! Die Flügel drehten immer wieder in den heftigen Böhen für ein paar Augenblicke rückwährts und die Kappe rollte wie wild umher. Ich wollte am liebsten sofort in die Mühle und konnte nicht verstehen das ich nun nur noch zugucken sollte. Ich hoffte nur das die Flügel bald abbrechen würden damit die Mühle bloß nicht rückwärts durch die Bremse ging! Ich muss echt sagen so einen hilflosen und schrecklichen Moment habe ich in meinem Leben noch nie erlebt, ich habe heulend auf der Straße gekniet und konnte garnichts mehr! Schreklich warfür mich das die Feuerwehr die Mühle aufgegeben hatte und weggefahren war, wenn die Mühle nun in Brand geraten wäre dann würde nichtmal jemand zum löschen da sein.

Es war ja schon ein Wunder das die Kappe nicht abgerauscht war als sie Kippte, wir dachten erst das die Flügel die Kappe gestützt haben müssen aber dann wäre auf den Gallerieplanken doch wohl eine deutliche Spur zu sehen? Diese Spur gibt es aber nicht! Das zweite Wunder folgte dann ca eine halbe Stunde nach meinem Eintreffen, die Polizei war grade gekommen und wollte die Straße sperren um die Bevölkerung vor herrumfliegenden Windrosentrümmern zu schützen, aber da wieder ein Wunder die Windrose wurde langsamer und es schien so als wenn die Kapppe wieder zurück in den Wind drehte!
Es war wirklich so ganz langsam drehte sich die Kappe wieder von selbst in den Wind, der immer noch sehr heftig war warum das passierte weiß keiner und es lässt sich auch nicht mehr feststellen was genau da am Getriebe defekt war und dann durch das zurückfallen der Kappe wieder heile gewurden ist, wir wissen es einfach nicht.
Die Klappen der Jalousien schlugen dann auch irgendwann auf und die Mühle stellte sich in Trauerstellung und blieb mit fester Bremse so stehen.
Als die Kappe dann im Wind zur ruhe gekommen war setzten wir uns kurzerhand über die Polizeiabsperrung hinweg, stellten noch kurz einen Wachposten an der Straße auf und machten uns auf in die Mühlenkappe, auch hier hatten wir glück wir waren ja am Sonntagabend aus Halle wiedergekommen und hatten noch die dicken Spanngurte und Stützbalken unten in der Mühle liegen und auch mein ganzes Werkzeug befand sich noch im Auto.
Bewaffnet mit Säbelsäge Balken und Spanngurten machten wir uns dann auf in die Kappe, der Achtkant wackelte immer noch sehr heftig, kenne ich sonst eigendlich nur von kleinen Holländischen Mühlen!
Wir warfen schnell die Spanngurte durchs Achsrad und bastelten aus 9x9ner Kanthölzern einen neuen Klappenknecht, den alten fanden wir stark gestaucht auf dem Kappboden. Dann schnell noch die LKW Achswinde wieder ins Achsrad gekeilt und bloß wieder raus aus der Kappe, ich hatte echt eine panische Angst vor meiner Mühle und es wackelte und Knackte wirklich heftig!

Dann wieder stundenlanges warten und gucken was passiert! Der Wind flaute etwas ab und die Situation beruhigte sich etwas, wir hatten es anscheinend geschafft und waren mit zwei dunkelblauen Augen davongekommen!


Zu den Schäden die unsere Mühle davongetragen hat:
Windrosengetriebe völlig zerstört
Pennlager zerstört
Katzenstein gebrochen
unzählige rausgeflogene Klappen
aufgerissene Busselnasen
abgerissenes Fallrohr
Königswellenlager oben total schrott ( Die kappe war beim wiederaufsetzen wohl voll auf die Königswelle gekracht)
Königswellenlager untern konnte noch nicht begutachtet werden sieht aber wahrscheinlich auch nicht besser aus als oben.
Zuglatten der Flügel sind gebrochen und ausgeschlagen
aber das schlimmste ist das der Gusseiserne Zahnkranz an gegenüberliegenden Stellen gebrochen ist!

Diese Schäden haben zur folge das nachdem die Versicherung grünes Licht gegeben hat die Kappe samt einer Rute abgenommen werden muss um die Schäden zu reparieren!

Wir hoffen das das alles reibungslos Klappt und das wir dann in einem halben bis dreivirtel Jahr unsere Mühle wieder mit Wind drehend präsentieren können.
Die Zwischenzeit soll fürs einrichten der Motormühle genutzt werden.


na dann Glück Zu und viel Spaß beim diskutieren!

Mehltheuer



Beiträge: 699

03.11.2013 16:20
#2 RE: Beinahe Kappenabflug in Bunde Zitat · Antworten

Oh man...Glück Gehabt!

Gruß aus der Klapsmühle!
Paul



Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.

Bastler



Beiträge: 70

04.11.2013 12:24
#3 RE: Beinahe Kappenabflug in Bunde Zitat · Antworten

Ganz schön Glück gehabt

Glück zu!

Der Bastler

Nur der tote Fisch schwimmt mit dem Strom.

Flachmüller
Mühlenpapst Axel I. (Co-Admin)


Beiträge: 533

04.11.2013 14:53
#4 RE: Beinahe Kappenabflug in Bunde Zitat · Antworten

Wow, das hätte auch ganz schön in die Hose gehen können. Ich hoffe Eure Versicherung kommt schnell aus den Knick, so das der Mühlenbauer die wichtigsten Maßnahmen gleich in Angriff nehmen kann, denn; nach dem Sturm, ist vor dem Sturm.
Ich drücke Euch die Daumen.



Mit öligen Grüßen aus Hamburgs ältester Windmühle und jüngster Speiseölmanufaktur!
Qualität seit 1318

Axel

Franz Freiwilligenmüller



Beiträge: 12

15.01.2014 19:35
#5 RE: Beinahe Kappenabflug in Bunde Zitat · Antworten

Gibt es nicht Möglichkeiten für extreme Witterungsbedingungen noch mehr Sicherungen ein zugbringen. Fas wird wohl schwierig sein weil die Kappe auch starken Wind sich drehen muss.

Glück zu

Franz

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