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Am Mittwochmorgen hat der Abriss der alten Mühle in Vienenburg begonnen. Die Genehmigung dafür war trotz Denkmalschutzes schon lange erteilt worden, weil laut Aussage eines Sprechers des Landkreises Goslar keine Sanierung mehr möglich gewesen wäre.
Einen Eigentümer gibt es ebenfalls seit längerer Zeit nicht mehr; Haus und Grundstück sind herrenlos. Die Kosten für den Abriss beziffert Bauunternehmer Klaus Friehe auf 145.000 Euro. Rechnungsempfänger sei die Stadt Vienenburg. Nach der Demontage der Malzfabrik ist die alte Mühle bereits das zweite das Stadtbild prägende Gebäude, das in diesem Sommer dem Abrissbagger zum Opfer fällt.
Anfangs alles in Handarbeit Noch geht alles ganz langsam. Stück für Stück nehmen Bauarbeiter die alte Vienenburger Mühle auseinander. Weil die Ruine fast zugebaut ist, ist Handarbeit angesagt. Erst wenn Dach und Gemäuer bis auf eine Höhe von etwa vier Metern abgetragen sind und die Giebelseiten freiliegen, könne schweres Gerät zum Einsatz kommen, sagt der Bauunternehmer. Das Problem ist die dichte Bebauung. Die Gebäude links und rechts der Ruine sollen schließlich stehen bleiben.
Dazu folgendes Foto:
Um die benachbarten Gebäude nicht zu beschädigen, beginnt der Abriss an der Giebelseite – in Handarbeit. Foto: Hengehold
Schon klasse - da entstehen an anderen Ecken des selben Bundeslands schöne neue Phantasiemühlen oder Schlossfassaden und hier ist kein Geld / keine Idee / kein Garnix, um ein (noch) bestehendes DENKMAL zu erhalten! Vielleicht sollte man das medienmäßig noch ein wenig ausschlachten - bis zum Sonntag ist das Dach vielleicht runter, das passt dann zum Tag des offenen Denkmals ... Und überhaupt:
Zitat Haus und Grundstück sind herrenlos.
Geht das? Hier und heute in unserer schönen Republik? Wie kann es dazu kommen??? Dass natürliche Personen als Eigentümer spurlos verschwinden kenne ich von meinen Ex-Vermietern zur genüge - aber da gab es dann ein ganz klares Procedere, wer die Rechtsnachfolge antritt bzw. wie und vom wem die vertreten werden bis die Verschwundenen offiziell für tot erklärt werden...
Das war für mich eine der absolut obergeilsten Siloanlagen schlechthin. Armes, armes Land, wo sowas nicht erhalten werden kann und selbst die "zuständigen" Fachverbände nichts als Desinteresse aufbringen. Oder gab's schonmal einen Artikel im (jetzt durch und durch braunen ) "Mühlstein" über sowas? Wo war denn bitte der Aufschrei aus den Reihen von Mühlenfreunden, als in Gifhorn bei Liedtke die genieteten MIAG-Stahlsilos weg gerissen werden sollten? Deutschland schafft sich wirklich selbst ab und fängt schonmal bei seinem Kulturerbe an
Jetzt hab ich noch einen älteren Artikel zur Malzfabrik gefunden:
"Goslarsche Zeitung" vom 21.12.2009:
Zitat Schandfleck verschwindet: Im neuen Jahr beginnt der Abriss der Malzfabrik
Mit guten Vorsätzen startet die Stadt Vienenburg ins neue Jahr: Gleich in der ersten Januar-Woche soll der Abriss der alten Malzfabrik in der Roonstraße beginnen. Das Vorhaben steht schon lange auf der Wunschliste, konnte aber bisher nicht realisiert werden.
„Seit Jahren sprechen wir darüber, dass die Ruine eine Belastung für das Stadtbild ist und weg muss“, sagt Bürgermeisterin Astrid Eltner und freut sich: „Jetzt wird dieser zentrale Schandfleck endlich beseitigt. Ich bin froh.“
Bereits am Montag, 4. Januar, sollen die Arbeiten, die voraussichtlich ein Vierteljahr dauern werden, mit dem Einrichten der Baustelle beginnen. Weil das Grundstück unmittelbar neben den Gleisen der Eisenbahnlogistik Vienenburg sowie der Bahnstrecke Vienenburg-Bad Harzburg liegt, ist besondere Vorsicht geboten. So erfolgt der Abriss denn auch unter Aufsicht eines Sicherheitsbeauftragten der Bahn AG.
Als die Planungen Anfang des Jahres begannen, war sogar erwogen worden, die Strecke für den Zeitraum der Arbeiten stillzulegen. „Ursprünglich war nur das Entfernen der Silos im Gespräch“, sagt Hartmut Knauf vom Ingenieurbüro Damer und Partner. Weil die Stahltürme von Gebäuden umgeben sind, war angedacht, sie zur einzig freien Seite über die Gleise zu kippen und auf der Fläche neben dem Feuerlöschteich zu zerlegen. Da entschieden wurde, auch die ehemalige Darre zu beseitigen, kann auf diese aufwendige Prozedur verzichtet werden.
Mit dem Gebäude, in dem einst das Malz getrocknet wurde, fängt die ganze Aktion im Januar an. Zunächst wird die Westseite eingerüstet, um die Aluminiumverkleidung und die Wärmedämmung aus Porenbeton entfernen zu können. Ein Bagger, an dessen langem Ausleger ein überdimensionaler Greifer befestigt ist, knabbert den Stahlbeton alsdann von oben beginnend ab. Von Norden beginnend muss als nächstes die 1954 entstandene Anlage aus acht Silos weichen. Die Türme werden mit einem Schneidbrenner zerlegt. Auf die gleiche Weise geht es dem Mittelteil mit Treppenhaus und Fahrstuhl an den Kragen, gefolgt von den drei größten Silos.
Die Gesamtkosten belaufen sich auf 400000 Euro. Allein die Genehmigungen für den Abriss an den Bahngleisen und die Sicherungsmaßnahmen schlagen mit 83000 Euro zu Buche. Ein Drittel zahlt die Stadt, den Rest gibt es als Städtebauförderung. Das Grundstück verbleibt in Privatbesitz.
Ein wertvolles und unverwechselbares Teil des Ortsbildes wird also in der öffentlichen Wahrnehmung zum "Schandfleck", den es zu beseitigen gilt - und dabei stehen die einzigartigen Silos an aller erster Stelle. Ich bin schlicht fassungslos!
Was dem Fass dann noch den Boden ausschlägt, ist dass diese Zerstörung von Kulturgut auch noch von Steuergeldern auf privatem Grund und Boden geschieht. Wie pervers ist dieses Land, dass Städtebauförderung eingesetzt wird, um Städte kaputt zu machen???
Hier noch ein paar Vorschläge von mir, was man in Vienenburg mittels öffentlicher Fördergelder alles abreißen könnte, um das Stadtbild zu verbessern:
Quelle Bilder: Panoramio ... ansonsten Rechtsklick + "Eigenschaften"