Einige Bereiche des Forums erfordern eine Mitgliedschaft (Anmeldung/Registrierung). Neue Mitglieder stellen sich bitte im Mitgliederbereich vor. Für den Inhalt eines Beitrags trägt der Autor die juristische Verantwortung, nicht der Forenbetreiber.
Zitat von JHVHey Florian! Unsere "Location" kennst du ja mittlerweile.
Schön zu hören! Und? Wie hats dem Ultratrieur gefallen? Bestimmt hatte er auch ein paar Hinweise, Anregungen und Verbesserungsvorschläge? Lasst mal gucken!
klar hatte ich Ideen und Tipps... aber muss man das hier jetzt breit treten?
Ich denke mal, dass da Mühlenbauer und Fachberater gemeinsam ne gute Arbeit abgeliefert haben, auf der der Verein als Nutzer jetzt aufbauen könnte. Was mir dabei aber Sorgen macht ist der Umstand, dass die Sanierung etliche Jahre her ist, aber eben der Aufbau einer nachhaltigen Nutzung nicht wirklich erkennbar ist. Der Absackboden ist mit lauter Gedöns vollgestellt, was da nicht hin gehört. Ansatzweise is da eine Ausstellung von allerlei Mühlenkram, der allerdings unerklärt nichts aussagt. Dort das verstaubte Modell (Bausatz) einer niederländischen Schnupftabakmühle mit zwei Kollergängen zu präsentieren, halte ich für relativ sinnfrei und noch nicht einmal wirklich ästhetisch wertvoll.
Ein wenig Sorgen macht mir auch, dass wohl ganz wesentliche Teile der Resourcen (Geld und Manpower) des Vereins im Moment nicht in die Mühle, sondern in den Bau eines Backhauses fließen. Positiv dara ist, dass das Backhaus wohl eine Größe und Ausstattung bekommen soll, dass man dort tatsächlich backen kann (oder könnte) - also nicht nur wie so oft an Mühlen der unbetreibbare Ofen als "Stand-Alone-Lösung" ohne Platz zur Teigbereitung, Gare etc. ... Auf der anderen Seite finde ich es echt skuril, wenn ein Verein, der schon das eine Handwerk, um das er sich kümmern will nicht beherrscht, sich dann noch ein Weiteres sucht.
Zunehmend kritisch wird's bei der Mühle mit dem "Biotop". Das letzte Mal bin ich wohl so um 1990 in W'burg gewesen - damals stand die Mühle in dörflicher Landschaft. Hier ein Haus, da ein Haus... Weiden, Wiesen, Tümpel, Reet... Davon ist heute nicht mehr viel übrig. Hamburg braucht offenbar Bauland für schöne (?) EFH in bester (?) Lage. Und das ist nunmal auch dort, wo es denkmalmäßig so gar nicht hin passt - aber gut, der Mensch will wohnen und nicht jeder mag täglich 80 km zur Arbeit pendeln , da muss man dann schonmal Abstriche zulassen.
Trotz all der Kritik, fand ich den Besuch dort ziemlich positiv - Mühle nicht irreversibel verwurstet und mit Jochen hab ich endlich mal wieder jemanden aus einer jüngeren Generation als meiner kennen gelernt, der mit Engagement und auch Sachverstand an die Mühle(n) rangeht. Da kann echt was draus werden, wenn er sich in den Vereinsstrukturen gegen die "och, das macht doch zu viel Dreck und Arbeit"-Fraktion durchsetzen kann.
Danke für deine hilfreiche Kritik, Florian. Über viele Gesichtspunkte haben wir am Mittwoch ja schon gesprochen.
Der Absackboden ist eine Sache für sich. Im Moment stehen dort noch landwirtschaftliche Geräte, Waagen, Gewichte, der beschriebene Bausatz der Schnupftabackmühle und alte Schaukästen. Das alles bedarf einer dringenden Überarbeitung, das ist mir klar. Da unser Backkaus, das ja noch gebaut werden soll, eine Art Gastraum beherbergen soll, würde ich alles Mühlen-Untypische gerne dorthin auslagern. Die Sache ist ja auch immer die, dass sich Spender und Stifter, die irgendwo auf dem Dachboden ein altes Teil gefunden haben und zur Mühle gebracht haben, schnell verprellt fühlen können, wenn es plötzlich verschwunden ist. Daher habe ich mir überlegt, dass ich, sobald ich ein Nutzungskonzept für den Absackboden gefunden habe, die Teile zusammenräume und irgendwo zwischenlagere. Wenn dann das Backhaus steht, können die Milchkannen etc. gerne dorthin. Ich hoffe, niemandem vor den Kopf zu stoßen, aber die "Wohnzimmerästhetik" mit dem Ölgemälde mit dem röhrenden Hirschen, antiken Tellerchen, den Häkeldeckchen und der rustikalen Eiche ist nicht meine und passt auch nicht in die Mühle.
Auch die Schaukästen erklären erstmal wenig bis nichts, auch dort muss etwas geschehen. Mit 20 Jahre alten Zeitungsartikeln (da stand die Flottbeker Mühle noch!) kann der Besucher wenig anfangen. Ich bin gerade dabei, Gedanken für eine erklärende und didaktisch sinnvolle Präsentation auf Schautafeln zu sammeln, die unsere alten Kästen ablösen sollen. Da ich aber auch noch nicht so lange dabei bin, will ich nicht den großen Reformator und Bilderstürmer spielen, sondern die Ziele (das sind nicht nur meine, sondern der Vorstand hat sie gebilligt) umsetzen. Hinsichtlich der Vorstandsarbeit und auch der Vermittlung an die "normalen" Mitglieder ist ja immer das gewisse Einfühlungsvermögen notwendig, solange man nicht die eigentlichen Ziele aus dem Blick verliert...
Als der Verein die Mühle übernommen und restauriert hat, wollte man die Mühle einerseits als vorführfähige Schauanlage sowie andererseits als Kulturstätte nutzen. Das mit der Kulturstätte haben wir sehr gut realisiert, die Räumlichkeiten der Mühle sind in der Hinsicht sehr gut ausgelastet. Dass wir an der Produktion und den Vorführungen noch arbeiten müssen, ist klar, dafür müssten wir nach weiteren Abnehmern für das gemahlene/gequetschte Getreide suchen. Ist das gesichert, steht auch dem nichts mehr im Wege. Ich würde gerne noch die Kenntnisse über die Mühle vertiefen und nehme das bisschen "Dreck und Arbeit" mehr als gerne hin, wo gehobelt wird...Außerdem ist das ja, wie Klaus in einem anderen Thread schon gesagt hat, die beste Art, die Mühle zu erhalten. Mir macht´s viel Freude, die Mühle laufen zu lassen, daneben tut´s der "alten Dame" auch noch gut, also wird das schon klappen. Wir sind im Moment 4 Mühlenwarte, einige andere sind sporadisch dabei. Einige von Ihnen sind jenseits der 65, da fehlt es schon an Nachwuchs...
In die Richtung Kulturstätte gehen auch die Pläne für das Backhaus. In dem Punkt müssten wir natürlich unterstützt werden von Bäckereien, die dann den Ofen entweder selbst an den Mühlentagen nutzen oder wir müssten die Freiwilligen schulen lassen. An sich sehe ich da wenig Probleme, die Sache ist nur, dass das Backhaus dann a) ausgelastet sein muss und b) dass sich auch eine Einbindung in das ganze Ensemble, also ein vernünftiges Nutzungskonzept finden lässt.
Ja, die Bebauung ist schon ein Problem, die ehemals isoliert stehende Mühle (schaut euch die Google-Earth-Bilder einmal an!) ist mittlerweile ziemlich zugebaut. Ein Glück, dass der Teich und das Bächlein vor der Mühle nicht zugekippt werden, sonst hätten wir die Einfamilienhäuser direkt unter der Galerie.
Zitat von ultratrieurklar hatte ich Ideen und Tipps... aber muss man das hier jetzt breit treten?
Danke, ist schon interessant. Hilft ja auch dem einen oder anderen. Oder auch nicht? Es gibt ja (Mühlen)Leute, die sind von sich und ihrem Tun zu 500% überzeugt und tun andere Ansichten nur als Nörgeln und Meckerei ab.
Heute haben wir mit der elekrischen Winde die Einzelteile der Quetsche (begleitet von einer Stand-Stoßgebete-Leitung) auf den Steinboden gezogen. Zum Glück hat es die Winde gepackt, ich habe ziemlich gezittert. Dann haben wir es provisorisch zusammengebaut (um einen Eindruck von dem Teil am Stück zu bekommen), die Walzen haben wir noch nicht eingesetzt, weil ein Lager total ausgenudelt ist, da muss zunächst Ersatz her. Nun fehlt natürlich auch noch der Trichter und festgeschraubt ist ohnehin noch nichts. Was meint ihr, mit welcher Farbe sollen wir die Eisenteile streichen, damit es nicht weiter durchrostet? Bei Axel ist die Quetsche ja dunkelrot gestrichen, das würde auch ganz gut zu unserer passen, oder?! Wie würdet ihr das Gerät am besten und sichersten befestigen? Ich überlege, ein dickes Brett unterzusetzen, das wir mit den Bodenbalken vernieten und in das wir in der Mitte eine Öffnung für das gequetschte Getreide hineinsägen. Wir müssen die Quetsche von unten über eine zur Motorwelle parallele Welle antreiben, von oben geht das nicht. Oder ist dir noch etwas eingefallen, Florian? ;-) Der Mischer funktioniert nun auch wieder (nachdem wir Weihnachtsgirlanden, einen Eimer und eine halbe Taube herausgefischt hatten), ebenso die Transmission unter dem Stirnrad. Das muss nur noch geschmiert werden, dann geht es endlich wieder!!!
Liebe Grüße und GLück zu! Jochen
Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden! CIMG0231.JPG CIMG0232.JPG CIMG0235.JPG CIMG0239.JPG CIMG0254.JPG
Klasse, Glückwunsch! Aber bitte bitte nicht streichen!!! Oder sollen die Besucher denken, dass die Maschine fabrikneu angeschafft wurde und noch nie gearbeitet hat?
Zitat von JHVmit welcher Farbe sollen wir die Eisenteile streichen, damit es nicht weiter durchrostet?
Wieso? Die Farbe ist doch geil so, und wenn es bei euch nicht durchregnet, dann rostet da auch nichts.
Ich würde einen schönen Lappen in Öl tränken und die ganze schose dann einmal abwischen, fertig. Wenn Du sie streichst, sieht sie so aus wie z.B. mein Walzenstuhl Bj. 1930 oder meine Qutsche Bj. um 1910 (siehe Anhang).
Gruß Axel
Mit öligen Grüßen aus Hamburgs ältester Windmühle und jüngster Speiseölmanufaktur! Qualität seit 1318
Axel
Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden! DSC02234.JPG DSC02276.JPG
Ich war auch total überrascht, dass die Farbe noch so gut in Ordnung ist. Das mit dem Leinöl werde ich machen. Hast du eine Ahnung, wo ich es bekomme, wenn ich nicht gerade in Straupitz vorbeischauen kann? Dass die Farbe so bleibt, muss ich jetzt nur noch den Helfern beibringen, das schaffe ich aber...
Zitat von JHVwenn ich nicht gerade in Straupitz vorbeischauen kann?
Warum nicht? Da könntest Du mal eine historische Windmühle erleben, die als "richtige" Mühle betrieben wird. "Richtig" soll in diesem Falle und nach meinem Verständnis heißen, dass die Mühle ein Gewerbebetrieb ist (mit behördlicher Gewerbeanmeldung/-erlaubnis) und für den Markt produziert.
IMHO in D einmalig, dass eine solche gewerbliche Mühle von einem gemeinnützigen(!!!) Verein als Firmeninhaber und Unternehmer betrieben wird. Dabei haben wir nur den ürsprünglichen Zustand wieder hergestellt und genau das gemacht, was früher alle(!) Mühlen gewesen sind und zu dessem Zweck sie mal erbaut wurden: als gewerblicher Kleinbetrieb zum Broterwerb des Müllers und ggfs. seiner Angestellten.
Kein Müller wäre früher auf die Idee gekommen, eine Mühle als Hobby zu bauen und mit allerlei mühlenuntypischem Gedöns voll zu stellen. Auch hätte sich kein Müller mit einer Mühle zufrieden gegeben, die nur mit einem Mahlgang (von mir aus auch 2 Gänge) ausgerüstet ist und bestenfalls schroten kann. Neben dem Mahlgang hat es mindestens noch einen Beutelsichter und eine Mischkiste gegeben, in späterer Zeit natürlich das volle Programm an modernerer Mühlentechnik für Reinigung und Passagenmüllerei. Aber das sieht man heutzutage leider nur noch selten in sanierten/rekonstruierten Mühlen.
Ich denke mal, Du könntest von Straupitz eine ganze Menge mitnehmen.
Na klar, wenn ich motorisiert wäre und ich die Zeit hätte (Studentenleben ist nicht mehr das, was es war ), würde ich es sofort machen. Davon gehe ich aus, dass ich auch für das Wilhelmsburg-Projekt viel lernen könnte.
Was deinen Seitenhieb auf unsere Mühle angeht, kann ich nur sagen, dass ich mich einerseits an das Gutachten von Uwe Karstens halte, der zusammen mit der alten Müllerin alles dokumentiert hat, was in der Mühle ist und war, und dass das Projekt zur Rekonstruktion noch in den Kinderschuhen steckt. Ich will die Mühle auch nicht mit jedem beliebigen technischen Zeugs vollknallen, was es hier nie gegeben hat. Dafür fehlt uns auch der Platz...Die Sanierung der Windmühle stand damals (in den 1990er Jahren) offenbar unter dem Leitsatz "Zentral ist die Wiederherstellung zweier Mahlgänge!". Dass dabei die anderen beiden Gänge sowie der Rest der Technik mehr oder weniger links liegen gelassen wurden, muss nun korrigiert werden. Genau da bin ich mit einigen zuverlässigen und mit Gold nicht zu bezahlenden helfenden Händen dran, so dass wir dem von dir formulierten Leitbild einer kleingewerblich genutzten Mahlmühle sehr nahekommen.
Das heißt also, dass wir auf Dauer gesehen Folgendes anstreben: a) Wiederherstellung ALLER 4 Mahlgänge in einem mahlfähigen Zustand (es fehlt ein Hebewerk und ein Paar Steine, die eventuell aus anderen Mühlen übernommen werden könnten) oder zumindest von 3 Mahlgängen und einem Mahlgang als auseinandergebautes Schauobjekt b) Wiederherstellung der Transmissionen und lauffähige Elevatoren, funktionierende Förderschnecke und laufender Mischer sowie Aspirateur (das ist ja alles noch vorhanden!) c) Rekonstruktion der technischen Teile, die nach 1960 entfernt wurden, dazu gehören neben dem Elevator die Quetsche und ein Sichter, der sich aber in keinem Gutachten befindet d) Befreiung der Mühle von dem "mühlenuntypischen Gedöns" (ich kann es nicht wegzaubern und wegschmeißen will ich´s auch nicht, aber für diese Dekostücke habe ich das geplante Backhaus im Auge) e) Beschilderung der Mühle und der technischen Anlagen mit didaktisch-sinnvollen erläuternden Texten und Zeichnungen
Ich schätze es sehr, dass ihr eure Mühle "richtig" betreibt. Aber zwischen Vollbetrieb als Ideal und stillstehender Schauanlage als Negativbeispiel gibt es bestimmt viele sinnvolle Wege, die je nach vorhandenen Ressourcen gewählt werden müssen. Ihr habt eine Ölmühle und eine Sägerei, wenn ich mich richtig erinnere. Diese Anlagen haben wir nicht, so fallen solche Gewerbezweige weg. Eine weitere Nutzung, die sich vermarkten ließe, anzustreben, ist bei uns allein aus Platzgründen nicht möglich, da wir zwar einen recht großen Unterbau, aber keine Nebengebäude haben, wohin wir eine Transmission leiten könnten...Dann kommt bei uns noch hinzu, dass die meisten unserer Mühlenwarte nicht mehr diesseits der 30 sind. Und gerade beim letzten Mühlenfest habe ich erlebt, dass man eine Mühle nicht Jedermann anvertrauen darf (meine Begegnung der 3. Art, auf die ich hier anspiele, bezog sich nicht auf einen unserer "Müller", sondern auf jemanden, der sich als Dreher ausgab, bei unserer Rekonstruktion mithelfen wollte und NULL Ahnung von von einem Lager für unsere Quetschwalzen hatte). Sprich: Unsere Ressourchen sind leider begrenzt, was personelle Möglichkeiten und auch was den letztendlichen Abnehmerkreis angeht. Natürlich würde ich mich sofort bereit erklären, in der Mühle öfter zu produzieren, ich wäre sofort dabei und habe seit Florians Stippvisite einige Ideen, wie wir die Mühle und ihr Innenleben zum Laufen und Produzieren bekommen können. Aber dafür müssen Voraussetzungen (Personal durch Schulungen, Abnehmer, technische Möglichkeiten...) geschaffen werden, die sich nicht aus dem Ärmel schütteln lassen. Gut´ Ding braucht Weile. Jetzt ein Knall-auf-Fall-Nutzungskonzept auf die Beine zu stellen und das ganze Strohfeuer mit fröhlichem Knistern in sich zusammenfallen zu sehen, ist ja auch nix. Aber generell ist es erklärtes Ziel des Vereines und auch meiner Reko-Bemühungen, die Mühle öfter als Mühle zu nutzen und nicht nur museal vorzuführen. Die Gerätschaften, die wir jetzt wieder einbauen, sollen schließlich keine Anschauungstücke wie in einer Kunstgalerie sein, sondern wirklich genutzt werden.
Liebe Grüße und hoffentlich auf ein Kennenlernen im Spreewald (ist ja auch für mich Kunstgeschichtler interessant, ihr habt da so eine spannende Schinkel-Kirche) Jochen
Zitat von JHVWas deinen Seitenhieb auf unsere Mühle angeht ...
Oh je Jochen, an Eure Mühle habe ich beim Schreiben gar nicht gedacht, Ehrenwort! Ich kenne sie ja gar nicht.
Aber ICH BIN motorisiert und habe rund 200 Mühlen gesehen, so dass mein Bedarf eigentlich für's Leben gedeckt ist und ich mir in der historischen(!) Mühlenlandschaft wirklich nur noch spannende Mühlen ansehen möchte, wo sich etwas in die m.E. "richtige" Richtung bewegt. So wie z.B. HH-Kirchwerder!
Viele der von mir besuchten waren für den echten Mühlenfreund sowas von grottig, da möchte man sich am liebsten gleich wieder umdrehen. Allerdings gibt es da auch diverse Unterschiede vom "Gut gemeint und nicht gekonnt" (Blumenstrauß auf der Mahlbütte, roter Plastiknachttopf in der Feise einer BWM) bis zum Dorfmuseum (20 alte Waschmaschinen, alte Nachthemden + 150 Paar abgelatschte Schuhe, 10 Fernseher usw.). Als Florian in dieser Mühle (letzterer) war, fragte er spontan: "Und wo bitte sind hier die Kotztüten?"
In einer WiMü am Niederrhein wußte man nix Besseres als in einer Etage eine komplette Klompenmacherei einzurichten. Wie gesagt, in meinen persönlichen Erlebnissen und Erinnerungen kommt HH-W'bg nicht vor, und deshalb war das auch nicht auf euch gemünzt.
Die Fotos unten sind nur ein paar Kostproben meiner Fundstücke in historischen Mühlen.
Glück zu!
Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden! 021_19.JPG Aschwarden_Gläserspüle.JPG Meyenburg (Mehlboden1).JPG Phallus3.jpg zschon1.jpg
Moin Klaus, Ahso...Ist ja alles okay, ich dachte nur, du hättest aus den bisherigen Plänen, die ich im Forum diskutiert habe und aus Florians Posting die Rückschlüsse auf Wilhelmsburg gezogen. Hätte ja stellenweise auch gepasst... Und deswegen bin ich auch dabei, daran möglichst viel zu ändern, weil dein Leitbild ja absolut mit meinen Ideen übereinstimmt.
Solche Museen kenne ich auch zu gut, da wird mit aller Kraft versucht, Brauchtum und Vergangenheit zu konservieren. Allerdings merkt man dabei nicht, dass man den Eindruck einer ganz falschen Vergangenheit dadurch hervorruft. Denn der Müller hat schließlich nicht nach dem Aufschütten des Getreides im alten Waschfass Wäsche gewaschen oder mit diesem tollen Phallus-Mann aus Afrika sonstwas angestellt...Obwohl, wer weiß?! Aber lassen wir diese (zweideutigen) Gedankenspiele.
Zitat Wie gesagt, in meinen persönlichen Erlebnissen und Erinnerungen kommt HH-W'bg nicht vor, und deshalb war das auch nicht auf euch gemünzt.
Ich hoffe, dass wir da einmal Abhilfe schaffen können. Also nicht mit dem Münzen, sondern den Erlebnissen...
Zitat von JHVAber zwischen Vollbetrieb als Ideal und stillstehender Schauanlage als Negativbeispiel gibt es bestimmt viele sinnvolle Wege, die je nach vorhandenen Ressourcen gewählt werden müssen.
Das ist wohl wahr!
Zitat von JHVIhr habt eine Ölmühle und eine Sägerei, wenn ich mich richtig erinnere. Diese Anlagen haben wir nicht, so fallen solche Gewerbezweige weg.
Das würde ich so pauschal nicht sagen, kommt wohl immer auch auf die selbst gesteckten Ziele an.
In vielen heutigen Mühlen ist ja auf Grund von natürlichem Verfall oder mutwilliger Enfernung viel mehr Platz als früher. Manchmal ist die Mühle komplett leer, manchmal nur etagenweise. Aber auch auf einer Etage mit noch vorhandener Technik ist mitunter mehr Platz als früher, weil (für nicht notwendig erachtete) Teile entfernt wurden.
So, und dann wird überlegt, was macht man mit dem Platz? Eine Mühle (techn. Denkmal) oder keine Mühle (Dorfmuseum, Kneipe, Begegnungsstätte, Kulturmühle ua.m.)? Oder eine Mischform mit Biertresen auf dem Sackboden, Kaffeetischen neben dem Mahlgang?
Vielleich aber könnte man ja den vorhandenen Platz auch für etwas im Sinne von Müllerei nutzen? Und zwar sowohl zur Erhaltung und Demonstration von ausgestorbenem Handwerk wie auch zum Geldverdienen?
Wie wäre es denn, wenn man sich z.B. alte Ölmühlentechnik besorgt und in der eigenen Mühle wieder zum Laufen bringt? Damit wäret Ihr aber nicht die ersten! Wir z.B. haben im näheren Umkreis drei Nachahmer gefunden, und in Deiner Nähe wird demnächst auch wieder eine kleine und feine Ölmühle in Betrieb gehen, mit der - davon bin ich überzeugt - Geld verdient werden kann. Bislang nämlich sind alle Straupitz-Nachahmer erfolgreich inds Geschäft eingestiegen.
Na ja, waren halt nur so Gedanken und zur Anregung.
Das stimmt absolut, was du sagst, und ich teile auch deine Auffassung, dass man die Mühlen mühlentypisch nutzen sollte. Das Landfrauen-Café zwischen Mahlgängen oder die Waschtrommelsammlung in der Bockwindmühle oder die Aseler Paltrock-Kneipe mit dem wunderbaren Flügelmotor sind für mich absolute Negativbeispiele.
Ich sehe es auch so, wenn irgendwo Platz ist, man die technischen Voraussetzungen mitbringt und vielleicht irgendwo historische Teile erwerben kann (wie jetzt in Offenburg), dann sollte man nicht zögern, diese - vielleicht ursprünglich regional untypischen - Anlagen zu installieren und zu NUTZEN, wie es ja vielleicht und hoffentlich in Kirchwerder der Fall sein wird. Der Doppelaspekt Geldverdienen-Demonstration alter Müllerei/Denkmalpflege ist das Beste, was überhaupt ins Auge gefasst werden kann. Das wäre auch für uns in Wilhelmsburg schön und sinnvoll, aber im Moment fehlen uns die Kapazitäten (hatte ich dir ja alles schon geschrieben). Wenn unser eigenes Mühlencafé nicht wäre, könnte man sicher über die Einrichtung einer Öl- oder Senfmühle nachdenken, sofern auch Personal gefunden würde. Aber da die Sachlage ist, wie sie ist, muss es eben bei der Getreidemüllerei bleiben. Die ganze Sache mit der Getreidequetsche geht ja ansatzweise in die Richtung. Wenn wir sie lauffähig restauriert haben, können wir sie nutzen, damit einerseits Futtergetreide herstellen, andererseits Getreideflocken für das Brot produzieren. Den großen Reichtum werden wir damit nicht machen, aber vielleicht bringt es etwas in das Sparschwein zur Erhaltung der Mühle, darüber hinaus bleibt alles in Bewegung...
Schönen Sonntag! Jochen
PS: Die Schinkelkirche ist echt beeindruckend. Sitze gerade an einem Referat über Schinkel und die vaterländische Baukunst...