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 Presseschau
ultratrieur



Beiträge: 2.209

24.02.2011 10:35
Mit modernster Technik in antike Mühlen (Ephesos / Türkei) Zitat · Antworten

Am 22.02.2011 in der "Allgemeine Zeitung":

Zitat
Wassermühle in Punktwolke

Messtechniker der Fachhochschule arbeiten an Forschungsprojekt in Ephesos

Ein wassergetriebener Mühlenkomplex im antiken Ephesos ist Gegenstand eines umfangreichen Forschungsprojekts, in dem das Institut für Raumbezogene Informations- und Messtechnik (i3mainz) und das Römisch-Germanische Zentralmuseum Mainz mit dem Österreichischen Archäologischen Institut und dem Institut für Kulturgeschichte der Antike der Österreichischen Akademie der Wissenschaftten zusammenarbeiten.

In der griechischen Antike war Ephesos, gelegen an der türkischen Ägäisküste, 70 Kilometer südlich von Izmir, eine der ältesten, größten und bedeutendsten Städte Kleinasiens und besaß mit dem Tempel der Artemis eines der sieben Weltwunder. Heute ist die antike Stadt ein touristischer Anziehungspunkt und Ziel vieler Pilger. Zu sehen sind außer den beeindruckenden griechischen Bauwerken wie der Celsiusbibliothek und dem Theater auch Werkstätten wie die Töpferei, die Gießerei, die durch Wasserkraft angetriebene Steinsäge und die Getreidemühlen.

Während der bereits über 100 Jahre zurückreichenden Forschungen des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) in Ephesos wurde in den 70er und 80er Jahren im so genannten Hanghaus 2 der Befund eines wassergetriebenen Mühlenkomplexes aus dem 6./7. Jahrhundert entdeckt. Das Hanghaus 2 ist eine von zwei Wohnanlagen, die am Südhang des Stadtberges von Ephesos liegen. Vor zehn Jahren wurde über dem Hanghaus 2 ein Schutzdach angelegt, um die darunter liegenden Befunde vor der Witterung zu schützen. Entlang der Westseite des Hanghauses befinden sich auf einer Länge von knapp 100 Metern mehrere hintereinander geschaltete Werkstätten, die durch Wasserräder angetrieben wurden. Der Höhenunterschied von der obersten bis zur untersten Werkstatt beträgt etwa 30 Meter und setzt sich aus Staubecken, Kanälen, Wasserradgerinnen und unterschiedlich großen Werkräumen zusammen.

Erfassung des aktuellen baulichen Zustands

Das „i3mainz“ beschäftigt sich in verschiedenen Projekten mit den neuesten Techniken und Verfahren zur Dokumentation und Präsentation von raumbezogenen Daten. Bei raumbezogenen Daten handelt es sich um Punkte mit Koordinaten, die sich entweder auf die Erdoberfläche oder auf lokale Objekte beziehen und mit Attributen hinterlegt werden. Durch die Erfassung und Analyse der Daten mittels Geoinformationssystemen, Digitaler Bildverarbeitung, 3D-Scanning oder der satellitengestützten Punktbestimmung werden die Einsatzmöglichkeiten und deren Informationsgehalt für unterschiedlichste Zielgruppen untersucht und für deren Anwendungen zur Verfügung gestellt.

Das interdisziplinär ausgerichtete deutsch-österreichische Forschungsprojekt hat zum Ziel, den aktuellen Bauzustand des Werkstattkomplexes am Hanghaus 2 festzuhalten, die Wasserkraft nutzenden Werkstätten in räumlicher und zeitlicher Hinsicht zu interpretieren, die Produktionsabläufe zu rekonstruieren sowie den Einfluss auf die Bevölkerung und die Stadtentwicklung von Ephesos darzulegen. Den aktuellen baulichen Zustand zu erfassen und zu dokumentieren sowie die geometrischen Daten für wissenschaftliche Untersuchungen in geeigneter Form bereitzustellen, ist die Aufgabe des „i3mainz“.

Ziel der diesjährigen Arbeiten ist nicht nur die Dokumentation des aktuellen Ist-Zustandes, sondern auch die Präsentation der Daten in geeigneten Medien. Bei dem dreiwöchigen Aufenthalt in der Türkei stand der Komplex im Hanghaus 2, bestehend aus sechs byzantinischen Mühlräumen mit jeweils einem dazugehörigen Radgerinne, im Mittelpunkt der Dokumentation. In den Radgerinnen befanden sich Wasserräder mit einem Durchmesser von bis zu drei Metern, über ihre Achse wurden Mühlsteine in den benachbarten Mühlräumen angetrieben.

Virtueller Rundgang durch die Mühlen

Bei der Aufnahme der Werkstätten wurde ein terrestrischer 3D-Laserscanner in Kombination mit einer digitalen Spiegelreflexkamera benutzt. Der Laserscanner fährt berührungslos mit einem Laserstrahl seine Umgebung ab und speichert ein Punktraster der sichtbaren Oberflächen ab. Das Kolorieren der Punktwolke erfolgt im „post processing“ bei der Auswertung in Mainz. Die Farbinformationen dienen zum Analysieren der Bausubstanz der antiken Mauerwerke, damit soll festgestellt werden, welche der Mauern zuerst erbaut wurden und welche in einer späteren Bauphase hinzu kamen. Bei der diesjährigen Kampagne wurden vor Ort Daten von zirka 100 Scannerstandpunkten mit einem Datenvolumen von 60 Gigabyte erfasst. Die aus 100 Millionen Punkten bestehende Punktwolke des gesamten Mühlenkomplexes im Hanghaus 2 wird zur Zeit am „i3mainz“ in Zusammenarbeit mit dem RGZM ausgewertet. Durch die hochauflösende Aufnahme der Mühlenkomplexe mit dem Laserscanner hat man die Möglichkeit, die Daten im Nachhinein zu betrachten und die Mühlen virtuell im Büro zu betreten.


Mit einem terrestrischen Laserscanner wird die Bausubstanz der Mühlenanlage abgetastet und dokumentiert.



Link zum Artikel: http://www.allgemeine-zeitung.de/region/.../10250248_1.htm

Auf dem Foto ist übrigens nicht die Mühlenanlage zu sehen - das ist ne Straße und im Hintergrund die Fassade des sog. Bibliotheksgebäudes.



Flo der Liebe

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