Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  

Mühlen- und Müllerforum "Glück zu!"

Einige Bereiche des Forums erfordern eine Mitgliedschaft (Anmeldung/Registrierung).
Neue Mitglieder stellen sich bitte im Mitgliederbereich vor.
Für den Inhalt eines Beitrags trägt der Autor die juristische Verantwortung, nicht der Forenbetreiber.



Viel Spaß!

Aktuelle Unwetterwarnungen für Deutschland
Zur Unwetterwarnung die Karte anklicken!


Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 2.021 mal aufgerufen
 Mühlenerhaltung und -betreibung
Askop
Administrator


Beiträge: 610

28.02.2011 19:59
Gegen die Unsitte der Müllerzipfelmützen Zitat · Antworten

Mich würde mal interessieren, wie es überhaupt zu dem Zipfelmützen-Unsinn gekommen ist. Weiß jemand, wann (ungefähr) und wo die Zipfelmütze als angebliches Berufsmerkmal eines Müllers erstmals aufgetaucht ist?

Ich habe keine Erklärung und weiß auch nicht, wozu diese alberne Kostümierung gut sein soll.
In der historischen Literatur habe ich keine Hinweise auf Müllerzipfelmützen finden können. Schaut mal z.B. in "Die Kulturgeschichte der Mühlen" von Mager/Meißner/Orf. Viele Abbildungen mittelalterlicher Mühlen und Müller, aber keine einzige Zipfelmütze! Lediglich das Frontispiz zeigt den "Feierabend des Müllers Jacob Wilder in Landkirchen auf Fehmarn", Gemälde von Johann August Kraft, 1810.

Siehe: g54p1583-Jacob-Wilder.html

Die Zipfelmütze von Müller Wilder ist hier aber kein Bestandteil der Arbeitskleidung, sondern gehört wie auch der Morgenmantel zur Freizeitbekleidung! Auch reicht der Mützenzipfel nicht mal annähernd bis ans Ohr und widerlegt somit das unisono angeführte Argument der Zipfelmützenmüller, dass die Zipfelmütze ein angeblicher Schutz beim Säcketragen gewesen sein soll (siehe das Youtubevideo zur Gollmitzer Wassermühle Lehrfilm zur Bedeutung der Müllerzipfelmütze).

Tja, und dann gibts ja noch die Müllerzeichnungen von Wilhelm Busch's Max und Moritz (siehe Bilder unten). Aber das sieht auch wieder aus wie Freizeitkleidung und - noch wichtiger - auch hier (anno 1865) wieder kein langer Zipfel an der Müllermütze!

Durchforstet man alte Fotos so ab 1900 nach Müllerbildern, so findet man alle möglichen Kopfbedeckungen, aber keine Zipfelmützen!

Derzeitige noch aktive Berufs(handwerks)müller oder Berufs(handwerks)müller i.R. haben nie eine Zipfelmütze getragen und erklärt, dass sie von einem solchen angeblichen Brauch nichts wüßten. Das gilt u.a. für die Müller von Spetzerfehn, Stapelmoor, Horsten, Ruttel-Zetel, Bardowick, Altengamme, Berlin-Marzahn, Steinbach b. Ansbach/Franken.

Das Foto unten rechts stammt von 2006 und zeigt "Käfer-Hans", Müller der Altengammer Mühle (leider verstorben).

Nennt bitte mal einen einzigen vernünftigen Grund, warum sich manche Leute so albern kostümieren, um sich als angeblich "echte" Müller zu präsentieren. Ist eine Mühle an sich nicht schon sehenswert genug, bedarf es da noch solcher Schauspielerei? Na gut, sind alles Laien, keine echten Müller, aber trotzdem.

Vielleicht sollten wir einen Anti-DGM-Preis erfinden für das kitschigste Lebendmüllerkostüm?! Siehe g54-Zipfelmuetzen.html

So wie es z.B. auch den Anti-Oscar gibt, d.h. die "Goldene Himbeere" für den schlechtesten Film, die schlechteste Regie, den schlechtesten Schauspieler u.a. Wird zeitlich immer kurz vor dem Oscar verliehen. Macht mal 'nen paar Vorschläge, wie der Anti-Mühlen-Preis heißen könnte, vielleicht "Goldene Zipfelmütze"?

Also ich meine, diese Zipfelmützenmüllerei ist für die historische Müllerei so nützlich wie ein Kropf und tut dieser absolut keinen Gefallen!

Glück zu!

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 Bild08.jpg  Bild10.jpg  P1290154.jpg 
Onno ( gelöscht )
Beiträge:

01.03.2011 08:47
#2 RE: Gegen die Unsitte der Müllerzipfelmützen Zitat · Antworten

für diesen Beitrag, endlich spricht mal einer das traurige Kapitel an. Jeder richtige Müller fühlt sich durch diese Laienschauspielertruppe vorgeführt und verarscht. Denn die Schauspieler wollen ja glauben machen, dass sie in ihrer Kostümierung die angeblich "richtigen" Müller wären, ist aber total falsch.

Genau wie die alberne Mühlenfolklore mit Krabbenfischerhemden und roten Halstüchern an niedersächsischen Mühlen. Ist mir schon lange ein Dorn im Auge, zum Kn!

ultratrieur



Beiträge: 2.209

01.03.2011 09:22
#3 RE: Gegen die Unsitte der Müllerzipfelmützen Zitat · Antworten

Hey Onno,

auf den Spruch mit den Krabbenfischerhemden in Kombi mit Roma-Halstüchern hab ich doch nen Copyright - dachte ich...

Zur Sache - alle halbwegs vernünftigen Mühlenleute mit halbwegs fachlichem Hintergrund sind sich in dem Punkt doch wohl einig. Zipfelmütze auf dem Kopp hat so viel mit Müllerei zu tun wie Brötchentüte als Mütze mit Bäckerei (oh, ich sollte wohl mein Foto mal ändern ).

Aaaber: was ist der Hintergrund der Sache? Da sind in der Mühlenerhaltung eben Laienschauspieler am Werk, die keine Müller sind, sondern eben Laienschauspieler, die so tun, als ob sie versuchen würden, den Anschein zu erwecken, sie hätten was mit Mühle zu tun. Und mehr will der "Markt" doch auch nicht. Der Zpipfelmützen tragende Pseudomüller ist genau so Produkt einer mangelnden öffentlichen Nachfrage nach echter Mühlenerhaltung wie die 'zig beflügelten Teestuben, Trauzimmer und "Museen", die landläufig als Mühle bezeichnet werden. Nur weil man 1-2-3-4 ... naja, ich wiederhole mich.

Kurzum: die Zippelmütze ist nicht das Übel, das es zu bekämpfen gilt. Sie ist nichts weiter als ein trauriges Symptom des Scheiterns von "Mühlenerhaltung" durch Leute, die nicht verstanden haben, was eine Mühle eigentlich ist.


Gruß und Gz!



Flo der Liebe

Schmiede



Beiträge: 509

01.03.2011 09:28
#4 RE: Gegen die Unsitte der Müllerzipfelmützen Zitat · Antworten

Den Bericht im Fernsehen habe ich auch gesehen. War doch Berlin-Brandenburg mit Gesangseinlage und Mühle ohne Umgang.

Das mit der Zipfelmütze als Ohrschutz finde ich eine gute Lösung, um die Ohren sauber zu halten.
Der Müller müsste sich jedoch ein Klettverschluss oder ein Knopf an den Hals nähen lassen, damit der Zipfel nicht verrutschen kann. Leute, die so einen Quatsch erzählen, sind eben keine Praktiker.

Dennoch kann ich mit das mit der Zipfelmütze gut vorstellen, weil es eben praktisch ist.
Eine Kopfbedeckung war damals üblich. Mit einem Zylinder konnte der Müller nichts anfangen, weil er ständig vom Kopf gefallen wäre.

Er hätte auch eine Jacke mit angenähter Kapuze tragen können und er währe supergeschützt gegen Mehlstaub. Aber auch nur wenn er sie aufgezogen hat! Hängt die Kapuze auf dem Rücken, wird:s schnell zum Übel.

Ich halte eine Zipfelmütze für die praktische Lösung. In der Mühle sind die Ohren frei und wenn's nach draußen geht und der Wind pfeift kann der Müller seine Ohren verdecken.
Gleiches gilt natürlich auch zum Schutz gegen Mehl in den Ohren.

Vielleicht ist irgendwann mal ein Müller vom Sturm aus sein Bett gerissen worden und ist mit Nachtpolter zur Mühle geeilt, um die Sturmsicherung einzulegen.
Seine Frau ist ihm nachgeeilt und hat gerufen, "Mensch Heinrich du verkühlst dich doch" zieh die Mütze über die Ohren.
Und Oma hats auch gesehen und sofort am nächsten Morgen dem Jungen eine Zipfelmütz genäht.

Gruß aus der Schmiede!
Andreas
[line]
Wer nicht lesen will, der soll es sein lassen!

Askop
Administrator


Beiträge: 610

01.03.2011 10:05
#5 RE: Gegen die Unsitte der Müllerzipfelmützen Zitat · Antworten

Zitat von Schmiede
Vielleicht ist irgendwann mal ein Müller vom Sturm aus sein Bett gerissen worden und ist mit Nachtpolter zur Mühle geeilt, um die Sturmsicherung einzulegen. Seine Frau ist ihm nachgeeilt und hat gerufen, "Mensch Heinrich du verkühlst dich doch" zieh die Mütze über die Ohren.
Und Oma hats auch gesehen und sofort am nächsten Morgen dem Jungen eine Zipfelmütz genäht.

Echt cool!

Glück zu!

M. Müller



Beiträge: 25

15.03.2011 16:32
#6 RE: Gegen die Unsitte der Müllerzipfelmützen Zitat · Antworten

Wenngleich das oben eingestellte Bild aus S. in Westfalen anderes vermuten läßt: Diese Mützen waren auch hier niemals üblich! Es wurde jeweils die landes- und zeittypische Kopfbedeckung getragen. Das Bild aus Altengamme kommt der Realität in Sachen Arbeitskleidung zumindest für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts recht nah. Jacke und Hose wurden oft, aber nicht immer, auch in weiß getragen. Was die Mütze betrifft, kenne ich noch aus meinen Kindertagen dieses Modell, allerdings in weiß: http://www.tradoria.de/sonstiges/fiebig-gmbh-und-co-kg-arbeitsmuetze-landmann-24545067.html?utm_source=preisvergleich&utm_medium=cpc&cid=shopzilla&utm_campaign=shopzilla-2010-06

Mit Grüßen aus dem Hochstift!

Markus

Schmiede



Beiträge: 509

31.05.2011 12:29
#7 RE: Gegen die Unsitte der Müllerzipfelmützen Zitat · Antworten

Doch der ganz normale Schieber?

Gruß aus der Schmiede!
Andreas
[line]
Wer nicht lesen will, der soll es sein lassen!

Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
 Müller mit Katze.JPG 
ultratrieur



Beiträge: 2.209

31.05.2011 14:29
#8 Auch keine Zipfelmützen in Edewecht Zitat · Antworten



Flo der Liebe

 Sprung  
Xobor Erstelle ein eigenes Forum mit Xobor
Datenschutz