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Könnten die tatsächlich aktiven Müller mir mal so einen ganz alltäglichen Tagesauflauf geben, was den GESCHÄFTSBETRIEB betrifft? (Ich möchte nicht wissen, wann ihr aus dem Bett rollt und was ihr vor der Zigarette zum Kaffee so alles angestellt habt!!! )
Mich würde hauptsächlich interessieren, ob es Dinge bezüglich Wartungsarbeiten ec. gibt die in einem regelmäßigen Turnus gemacht bzw. in Augenschein genommen werden sollten oder müssen.
Normaler Tagesablauf als Müllergeselle bei den Hildebrandmühlen Frankfurt in der Frühschicht: 2 Mühlensysteme für Weizen je 200/400 t/24h und ein spezielles System für Roggen und andere Produkte
-Als erstes immer Schichtübergabe mit Besprechung welche Produkte auf den Mühlen laufen bzw. Aufgetretene Probleme -Dann oft umstellen der Mühle(z.b von Type 550 auf 405) d.h Entsprechende Silozellen mit Getreidemischung anwählen, Getreidemischung von den "Silomüllern" zusammengestellt Walzenstühle neu einstellen,gegebenenfalls Grießputzmaschinen einschalten und einstellen(wenn Type 405 gemacht wird) Dann Passagenmehle an den Mehlschnecken"klappen",d.h die Laufrohre der Passagenmehle auf eine der Schnecken klappen Mehlschnecke 1, Mehl 2(für Typen) Nachmehl,Kleieschnecke neue Silozellen wählen,am Computer die Waagenstände nullen. Die Maschinen in der Reinigung nachregulieren(Trieur einstellen u.ä) Wenn alles läuft Rundgang durch die Mühle Auf Geraüsche hören,auf Schaugläser(Stühle,Pneumatiche Förderer) achten,Hand auf Lager legen wegen Temperatur(bei Walzenstühlen),Unter Plansichter schauen wegen den Beuteln(können abfallen) Passagenmehle an Schlüsselpassagen( Schrote,1 und 2 Auflösung) angucken Zuguterletzt Amperemeter und Voltmeter kontrollieren,Mehlausbeutekurve auf Computer angucken(berechnet dieser aus Waagenkippungen) Wenn alles läuft Mehlmuster in Dosen füllen und ins Labor damit,auf dem Rückweg in die Mühle Toilettengang(Endlich!!!!) -Wenn die Anlage Montags Morgens gestartet wird alles einschalten(Hier noch teilweise über Vorortschalter bzw. Schaltschrank, kann gut 4 Stunden dauern(oft Probleme) Wenn die Mühle dann läuft "einsieben" d.h Produkt der ersten Schrote mit einem 1125mµ Sieb absieben, es müssen z.b am ersten Schrot 65% liegenbleiben, sonst entsprechend Stühle einstellen.
Dinge die kontrolliert werden müssen:
Lagertemperatur(Kühlung Deckel ab und Luftschlauch ran) Ob Mehle verstippt sind(Kleie,dunkle Punkte)-wenn dann Mühle anhalten und entsprechend am Sichter schauen (welches Abteil z.b 1 Schrot) Temperatur an der Riemenscheibe(Hand an die drehende Innenseite) wenn heiß dann Riemen zu fest,oder Walzen ausseinander drehen Walzenstuhl und Grießputzmaschinen Speisung kontrollieren -läuft das Produkt richtig? An der Kleiepresse die Pellets kontrollieren-wenn auch hier einstellen Feuchtigkeit des Getreides vor der Vermahlung kontrollieren(muß immer so 16% betragen)- wenn nicht am Steuergerät neu einstellen Immer wichtig: Auf geräusche Achten,Schleift Metall,stinkt es verbrannt kommen von irgendwo Vibrationen-wenn Rücksprache mit Werkstatt oder selbst reparieren(Rohr austauschen, neues Lager rann, neue Gummipuffer) aber immer Finger weg von der Elektrik da gibts eigene Deppen für Diese Kontrollgänge jewils mind. 2 mal Stunde
Arbeitsabläufe unterscheiden sich je nach Größe der Mühle, die Müller der Vogtlandmühlen machen z.b noch die Getreideannahme und das Mehl in Säcke füllen nebenher. das mußte ich bei der Großmühle nicht machen.
Ansonsten arbeiten im Dreischichtbetrieb Sommer 45°C und Gehörschutz(Michy Maus) Dann noch Samstags Walzenwechsel(wenn Schrotwalzen stumpf(unser "Steineschärfen"), und Sicchter saubermachen(den Schmodder rauskratzen,Siebe kontrollieren) Ach ja 2 Riesen brutto(exkl.Zulagen) und noch relativ gut bezahlt weil Großmühle. Wenn die Mühle läuft und nix "los" ist Putzen,Putzen,Putzen. Neue Siebe auf Ersatzrahmen spannen und neue Riemen kleben als Ersatz wenn einer kaputt ist( Kunstoffriemen für die Stühle) Wartungslisten zwecks Lager abschmieren u.ä nachtragen, Vorkommnisse im Schichtbuch vervollständigen
Das Beschissenste in meinem ganzen Leben war einen 45t(!) Weizenhaufen wegzuschaufeln (Eine Getreideschnecke war kaputt, der Elevator lief weiter) d.h 3 Wochen a fünf Tage im Silokeller mit Staubmaske verrecken und alles in den Elevator zurückschaufeln. Chef fragte mich am letzten Freitag der 3 Wochen: "Kommste diesen Samstag für Walzenwechsel?" Ich "Nein du Arschloch, kannst mich mal" Riesen Ärger wegen dem, Verwarnung und so...1000x sorry sagen Bin seitdem sehr diplomatisch im Berufsleben und froh das ich Müllereitechniker bin, da hat man im Endeffekt doch bessere Aufgaben.
Ist das die Antwort die du haben wolltest?
Die einzige Zipfelmütze die ich mir je überzog war aus Latex(uuups)
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.
ich danke Dir von ganzem Herzen für diesen erfrischenden und zugleich schonungslos offenen Einblick in den Berufsalltag des Facharbeiters für Getreidezerspanung!
Und dafür danke ich Dir auch:
Zitat Die einzige Zipfelmütze die ich mir je überzog war aus Latex
Ok, das war die moderne Variante. Auf alle Fälle auch seeeehr interessant. Ich glaube aber nicht, dass wir in Syrau nach diesem System arbeiten können Und wie halten es die Herren Flachmüller und Askop?
Ok, das war die moderne Variante. Auf alle Fälle auch seeeehr interessant. Ich glaube aber nicht, dass wir in Syrau nach diesem System arbeiten können Und wie halten es die Herren Flachmüller und Askop?
Du möchtest also wissen was alles notwendig sein sollte zum Betrieb einer hist. Windmühle, wenn ich das so richtig herauslese. Es fängt damit an öfter als nur einmal im Monat an der Mühle zu erscheinen. Also ich nehme zuerst einmal eine grobe Sichtprüfung des Windantriebes vor, wenn ich an die Mühle komme und das ist 2-3 mal die Woche. Die Lager der Flügelwelle werden vor jedem Betrieb zusätzlich mit Fett aus der Sprühdose vor jedem Betrieb eingesprüht, sowie auch das obere Königswellenlager, das Windrosengetriebe, sowie Kammrad und Bunkler (bei uns aus Guss) werden nach Bedarf aber ca. einmal die Woche gefettet. Die außen liegenden Lager und Zahnräder der Windrose sind ca. alle 4-6 Wochen dran neues Fett zu bekommen, oder eben nach Bedarf, denn eine Woche Dauerregen kann auch dazu führen das kein Fett mehr auf den Zahnrädern sitzt. Die übrigen Fettnippel an den Flügeln für Spinne und Bremsklappen bekommen ca. 2 mal im Jahr Fett, das macht meist mein 2. Vorsitzender, der ist immerhin Mühlenbauer und hat die Flügel auch gebaut inkl. Lebenslange Wartung. Alle Maschinen die wir in der Mühle haben sind aufs peinlichste gesäubert und werden mindestens 2 mal die Woche für 15 - 30 Minuten laufen gelassen, gut für Lager und die Maschinen. Laut Aussage von der Lebensmittelkontrolle die am letzten Donnerstag da waren, gibt es in Hamburg keine Getreidemühle wie auch die Ölmühle die sauberer ist als unsere, so das wir ohne Beanstandung das OK für die Herstellung und den Vertrieb von Erzeugnissen bekommen haben. Alle Treibriemen werden 2-3 mal im Jahr gefettet bzw. geölt. Bei längerer Abwesenheit oder angekündigten schlechten Wetter, werden zusätzlich zu den sowieso täglich erforderlich Maßnahmen wie Klappenknecht und zusätzliche Beschwerung des Bremsbalkens auch noch ein Schwerlastgurt um Kammrad und Lagerbalken gelegt, dieser wird mit ca. 30cm Spiel befestigt, so das wenn die Flügen durch Starksturm bzw. Orkan durchgehen sollten sich fängt, das Spiel ist wichtig da die Flügel sich bei Sturm gerne bewegen sollen, das ist wie bei einem Hochhaus oder Fernsehturm, würde der bei Sturm nicht schwanken, würde er abbrechen. Bei wirklich drastischen Wetter (Orkan) ist einer von uns vor Ort, mein Hartmuth verbringt dann die Nacht sogar in der Mühle um einschreiten zu können. Vor jedem Betrieb, schaue ich mir aber immer nochmal die Ruten und Bremsklappen an, halt eine Sichtprüfung die zu allen Sachen dazu gehört. Das gehört auch zur Vermahlung, auch wenn es sich um einen Verein handelt, die sensorische Prüfung ist wichtig (Florian weis was ich meine, da wo die Spitztüte aufgenommen wurde) Sauberkeit, Sauberkeit und Sauberkeit sind die wichtigsten Dinge in einer Mühle, ob produzierend oder nicht, es handelt sich um einen Lebensmittelberieb den man der Bevölkerung dort zeigt und keine mach Moder und Siff stinkende Gruft, denn der erste Eindruck den die Leute mitnehmen oder auch Schulklassen, ist der der sich für immer einbrennt. Sicherlich habe ich noch einiges wichtiges vergessen, was mir momentan nicht einfällt, da es allmählich zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Wichtig ist aber, das einer die Verantwortung an der Mühle hat, diese auch gerne weiter delegieren kann, aber alles muss Hand und Fuß haben. Ich vergleiche es immer so: Eine Mühle zu haben ist als wenn man ein Pferd besitzt, kümmere ich mich nicht um das Pferd, so verkommt es und wird schneller als man denkt, tot in der Box liegen.
Mit öligen Grüßen aus Hamburgs ältester Windmühle und jüngster Speiseölmanufaktur! Qualität seit 1318
Das klingt nicht so, als wenn die Arbeiten in einer halben Stunde erledigt sind. Vor allem sind auch eine menge Sachen dabei, die man gerade bei seltener Inbetriebnahme um so konsequenter durchführen sollte.
Na ich bin ja mal gespannt, was unsere GF so für notwendig hält.
aber denke das lange Stillstandszeiten eher schlecht sind weil: -Schädlinge mögen keine Vibrationen -Lager versiffen und sich festfressen -Treibriemen Flexibilität verlieren -Schäden, Feuchte stellen der Wände eher auffallen -Bauwerk durchlüften? Manchmal Fenster auf? Is doch bei Häusern auch so? Wie ist das mit Stahlflügeln? "Ziehen" die irgendwie auch Wasser analog zu Holzflügeln?
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.