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Zitat von tannhäuserMögen Wind und Wasser sowie Motoren gut laufen.
Na, da kennst Du die deutsche Mühlenszene aber schlecht! Es wird genügend "Mühlenfeste" geben, wo Wind, Wasser und/oder Motoren absolut keine Rolle spielen, weil die Technik nur noch rudimentär oder gar nicht (mehr) vorhanden ist. Oder es gibt noch Technik, aber die ist nicht betriebsfähig. Trotzdem wird mitunter stolz und gerne behauptet: alles voll funktionstüchtig, man bräuchte nur einzuschalten.
Nicht zu vergessen die umgenutzten Mühlen, z.B. als Gaststätte oder Wohnmühle. Etliche davon nehmen auch am DMT teil, obwohl das eigentlich gar nicht im Interesse der ursprünglich hehren Ziele der DGM bzw. der Erfindung des DMT ist. Wenn ich mich recht entsinne, wurde der DMT ins Leben gerufen, um die zahlreichen vom Verfall bedrohten Mühlen zu retten und dafür die breite Öffentlichkeit für die Misere der notleidenden Mühlen zu sensibilisieren und zu mobilisieren. Weil: Mühlen haben keine Lobby!
Von den ursprünglich sehr lobenswerten Zielen ist der DMT aber schon lange abgekommen und hat sich weit entfernt. Seit Jahren werden vom DGM-Vorstand (im Geschäftsbericht an die JHV) und seinem Sprachrohr (der "Mühlstein") immer neue bzw. höhere Besucherrekorde bejubelt, was aber weniger mit den Mühlen selbst zu tun hat, sondern viel mehr mit dem Treiben rund um die Mühle bzw. dem mittlerweile stattgefundenen Wandel zu teilweise gigantischen "Fressen-Saufen-Volksfesten mit Händlermeile, Flohmärkten und volkskultureller Umrahmung". Und ... man will es kaum glauben: es werden sogar Mühlenfeste ganz ohne Mühle gefeiert, also dort gibt es absolut keine Mühle mehr.
Zitat von tannhäuserNeben beim Mühlenverband organisierten Mühlen ist auch zu Teil was los, aber nicht im Netz erkennbar
Da bin ich mal gespannt, ob die vom Schriftleiter des "Mühlstein" wieder als Trittbrettfahrer gebrandmarkt werden!?
Danke, gleichfalls! Euch auch einen schönen, unfallfreien Mühlentag...
Was den Wind angeht, wird´s wohl nichts mit dem Mahlen. Ich habe mal ausgerechnet, laut wetter.de haben wir morgen Windstärke 3. Da kann man bei unserer Mühle (mitten im Wohngebiet) froh sein, wenn sich überhaupt die Flügel drehen. Aber wir machen das Beste daraus!
Na, Klaus, das kommt darauf an, wie du den Mühlentag so verstehst. Für einen Kunsthandwerkermarkt und den Auftritt der Trachtentanzgruppe sowie für die Hüpfburg brauchst du keinen Wind...Da ist Wind schon eher hinderlich. Aber wenn du die Mühle vorführen willst, wird´s ohne Wind schwierig. Oder du hast einen E-Motor irgendwo versteckt, so dass sich alles trotz Windstille wie von Geisterhand dreht.
Zitat von JHVAber wenn du die Mühle vorführen willst, wird´s ohne Wind schwierig.
Schau doch bitte noch mal auf das, was ich zitiert habe. Da gehts nicht um den Wind, sondern um's Mahlen! Und deshalb meine Frage: Ist das (Mahlen) sooooo wichtig? Wobei ... könnt ihr denn überhaupt mahlen ... oder nur schroten?
Ach so, dann haben wir etwas aneinander vorbei geredet.
Wir würden morgen gerne etwas mit Windkraft schroten, das hatten wir uns eigentlich so vorgenommen und auch auf der DGM-Seite angekündigt.
Ob es klappt, sehen wir morgen, vielleicht dreht sie auch (wenn überhaupt) nur bis zum Stirnrad im Leerlauf und wir schmeißen die kleine Osttiroler Mühle an, damit die Leute den Geruch von frischem Schrot in die Nase bekommen.
Zitat von JHVWir würden morgen gerne etwas mit Windkraft schroten
Okay! Aber ich frage mal aus reiner Neugier:
- Für wieviel Euro habt ihr Getreide (Roggen oder Weizen) eingekauft? Natürlich für Speisezwecke, also mit Schwarz- und Weßreinigung. - Was passiert mit dem Schrot? - Macht ihr dabei Gewinn oder Verlust - Und wozu das Ganze? Was wollt ihr mit der Schroterei den Besuchern demonstrieren und erklären?
Zitat von JHVvielleicht dreht sie auch (wenn überhaupt) nur bis zum Stirnrad im Leerlauf
Das wäre auch okay.
Zitat von JHVwir schmeißen die kleine Osttiroler Mühle an
Osttiroler Haushaltsmühle! Also das hat ja mit Müllerei genau soviel zu tun der Bratwurststand vor der Mühle. Oder falls ihr keinen habt, wie am Zollenspieker. Wozu um Himmels Willen so ein Teil in einer Mühle, wo man doch bereits eine Mühle hat? Tut mir leid, aber ich kapier's nicht!
Zitat von JHVdamit die Leute den Geruch von frischem Schrot in die Nase bekommen.
Also wir werden morgen weder mahlen noch schroten. Den Geruch von frischem Schrot können sich die Leute gerne in 'nem Bio-Laden mit Ladenmühle abholen. Aber ich werde mir viel Mühe geben, den Besuchern ein wenig die Kompliziertheit und Mühsal der Müllerei näher zu bringen. Damit sie eine kleine Vorstellung davon bekommen, wieviel Knoffhoff, Arbeit und Müllerschweiß im Brot stecken und dieses künftig und ggfs.mit etwas mehr Achtung verzehren. Nun ja, in heutigen modernen Industriemühlen ist es etwas anders geworden und das mit moderner Technologie hergestellte Mehl relativ preiswert. Aber die Mühlen, die wir präsentieren, waren die notwendige Vorstufe dafür. Und in unseren (historischen) Mühlen kann der Besucher viel besser den komplizierten Prozess der Müllerei vom Korn zum Mehl (nicht Schrot!) erleben bzw. nachvollziehen. An Hand einer Osttiroler Haushaltmühle oder einem Futterschrotgang dürfte sich solches Anliegen nur schwer realisieren lassen.
Zitat von JHVWas plant ihr denn morgen?
Wir werden von 10 - 17 Uhr alle drei Mühlengewerke in Betrieb nehmen: In der Ölmühle wird Leinöl gepresst, im Sägewerk wird Stammware gesägt und die Kornmühle wird im Leerlauf drehen. Wind ist nicht zu erwarten, also muss es der alte Mühlenmotor von 1923 richten. Der müsste übrigens sowieso laufen, weil die Windkraft nicht für drei Mühlen reichen würde.
Den historischen Bremsfahrstuhl werde ich den ganzen Tag benutzen (häufige Frage der Besucher: "Darf ich mal mitfahren?"), ich werden einen Elevator einschalten (der hat an einer Stelle 'ne Glasscheibe, wo die Becher vorbei flitzen) sowie die beiden Mahlgänge (nur damit die Riemen drehen), dann noch den Plansichter und den Mahlgang (für Futter- oder Backschrot) mit dem Geklappere vom Rüttelschuh, eventuell auch die Filteruhr, falls der Riemen nicht ständig runter fliegt.
Aber alles im Leerlauf bzw. ohne Getreide! Warum? Die Maschinen, Laufrohre und Behälter sind doch nicht durchsichtig, der Besucher könnte das Korn sowieso nicht sehen. Er sieht bei uns nicht mal das Schrot in den Sack fallen, weil wir keine Mehlpfeife haben. Das einzige, was zu sehen wäre, sind die Körner, wie sie aus dem Rüttelschuh ins Steinauge fallen. Aber für diesen winzigen Effekt ist mir einfach der Aufwand zu schade.
Die Leute verstehen auch so, wie etwas funktioniert und welch enormer Aufwand erforderlich ist, um das Getreide schwarz- und weißzureinigen, anschließend in mehreren Passagen (Durchgängen) zu vermahlen und schließlich zu einer Type zu mischen.
Auch habe ich keinen Bock, für vielleicht 100,- € Getreide(körner) zu kaufen und nach dem Mühlentag als Schrot in den Wald zu fahren für die Wildschweine. Denn weder unser Bäcker noch der einzige Landwirt im Dorf (mit wenig Vieh) würde uns das abnehmen, haben wir alles schon probiert.
Zu guter Letzt: Wir hatten schon letztes Jahr am DMT kein Mühlenfest und werdenauch dieses Jahr keins haben. Also kein Gottesdienst auf der Mühle, keine Blasmusik, keine Volkstanzgruppe, keine Händler, keinen Flohmarkt, keine Treckerschau, keinen Stiefelweitwurf, keine Hüpfburg, kein Kinderschminken und dergleichen mehr Volksbelustigungen. Das überlassen wir morgen anderen, und davon wird es mit Sicherheit mehr als genug geben.
So Jungs und Mädels, ich wünsche Euch allen einen schönen Mühlentag, das alles so verläuft wie Ihr es Euch wünscht. Schönes Wetter und genügend Wind, bzw. Wasser.
Glück zu!
Mit öligen Grüßen aus Hamburgs ältester Windmühle und jüngster Speiseölmanufaktur! Qualität seit 1318
Axel
Angefügte Bilder:
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Also, wir hatten geplant, die Mühle im Leerlauf drehen zu lassen und gegebenenfalls den Windmahlgang einzukoppeln. Wegen der schlechten Windverhältnisse haben wir von Anfang an nicht damit gerechnet, mit Windkraft mahlen zu können. Deswegen wollten wir bei Führungen den Motorgang in Betrieb setzen und etwas mahlen (also nur sporadischer Betrieb und nicht säckeweise Getreide durchschießen). Allerdings wird das morgen wegen unserer "zickigen" Stromleitung wahrscheinlich nicht klappen. Mit dem Schrot backen wir das Mühlenbrot, das bei Öffnungstagen erhältlich ist. Andererseits ist das Schrot ohnehin bei Kindern der Renner, die sich gerne (ohne bezahen zu müssen) eine Tüte davon mitnehmen und zuhause daraus etwas backen oder damit spielen (ich weiß, mit Essen spielt man nicht ). Die Schroterei hat den Sinn, dass die Besucher erkennen und (mit allen Sinnen) erfahren sollen, was zur Schrotherstellung dazugehört, wie frisches Schrot riecht, wie sich das Geklapper und Geknarre des Mahlgangs anhört und wie das volle Korn in dem Trichter runterrinnt. Deswegen war das alles ins Auge gefasst.
Nun zu unserer Osttiroler Mühle: Wir haben uns nicht eine fipsige Fidibus-Mühle angeschafft, sondern folgendes Exemplar wurde uns anteilig gestiftet: http://www.getreidemuehlen.com/getreidem...erbemuehlen.php Wie du siehst, kommt es dem "richtigen" Mahlgang recht nahe. Natürlich haben wir zwei Mahlgänge, die betriebsfähig sind, jedoch war unsere Intention bei der Anschaffung der kleinen Mühle, dass wir sie vorrangig bei Kinderführungen benutzen. Da wir unseren Kinder-Führerinnen nicht unbedingt zumuten wollten, die ganze große Mühle in Betrieb zu setzen, sich in die Jalousiekette zu hängen und - gemeinsam mit vielleicht 2 Lehrern - auf die ganze Rasselbande aufzupassen, haben wir uns diese Anschaffung geleistet. So kann der Mahl-/Schrotvorgang gezeigt werden und durch den Modellcharakter der Osttiroler Mühle auf die richtigen Mahlgänge übertragen werden. Außerdem spielt bei den Kinderführungen die potenzielle Gefahr eine ganz große Rolle.
Meine Güte, ihr habt aber dennoch viel Programm und vor allem Technik (auch wenn das kommerzielle Dumherum (zum Glück) fehlt)...Freut mich echt, dass bei euch so viel zu sehen ist. Ich bin ja drauf und dran, unseren Maschinenpark wieder in Gang zu bringen, vielleicht wird es dieses Jahr noch etwas mit der Quetsche, dem Mischer, einem Sichter und dem Elevator. Drück mal die Daumen!
Dann einen unfallfreien und gelungenen Mühlentag!
Glück zu! Jochen
@ Axel: Wo hast du die Wimpel her? Ich brauche auch unbedingt solche für unsere "Johanna"!
Das mach ich doch glatt und gerne! Auch respektiere ich durchaus dein und euer Engagement. Nur solltet ihr dabei vielleicht eins nicht vergessen: Mahlen (Mehlherstellung) ist viel, viel mehr und erheblich komplizierter und aufwändiger als Schroten (oben rein und unten raus). Doch das spielt in vielen "Vereins- und Freiteitmühlen" leider keine Rolle, stattdessen wird lediglich geschrotet und dieses als Müllerei bzw. "Wir mahlen wieder richtig!" ausgegeben. Aber fürs Schroten mit "Mahlgang" oder Osttiroler Ladenmühle (oben rein - unten raus) bräuchte kein Müller 3 Jahre Lehrzeit!
Zitat von AskopNur solltet ihr dabei vielleicht eins nicht vergessen: Mahlen (Mehlherstellung) ist viel, viel mehr und erheblich komplizierter und aufwändiger als Schroten (oben rein und unten raus). Doch das spielt in vielen "Vereins- und Freiteitmühlen" leider keine Rolle, stattdessen wird lediglich geschrotet und dieses als Müllerei bzw. "Wir mahlen wieder richtig!" ausgegeben. Aber fürs Schroten mit "Mahlgang" oder Osttiroler Ladenmühle (oben rein - unten raus) bräuchte kein Müller 3 Jahre Lehrzeit!
Sicher hast Du Recht Klaus, aber andererseits muss man auch mal sehen, dass auch das fachgerechte Herstellen von VK- oder Backschroten durchaus Inhalt der Ausbildung zum Müller ist. Voraussetzung zum Herstellen von Schroten ist auch der fachlich fundierte Einkauf von Rohstoffen, die Beurteilung und ggf. die Beprobung und natürlich last but not least die Reinigung. Was z.B. den tolerierbaren Gehalt an Mutterkorn oder Steinchen angeht, hast Du bei Schrotproduktion ganz andere Probleme als wenn der gesamte Roggen als Mehl die Mühle verlässt...
Ich hab zwar auch was dagegen, Ultraflachmüllerei "hauruck und durch" als Müllerei zu verkaufen, andererseits sollte man schon sehen, dass Schrot auch nicht "ohne" ist!!
Zitat von ultratrieurVoraussetzung zum Herstellen von Schroten ist auch der fachlich fundierte Einkauf von Rohstoffen, die Beurteilung und ggf. die Beprobung und natürlich last but not least die Reinigung. Was z.B. den tolerierbaren Gehalt an Mutterkorn oder Steinchen angeht, hast Du bei Schrotproduktion ganz andere Probleme als wenn der gesamte Roggen als Mehl die Mühle verlässt...
Natürlich! Doch willst du jetzt damit sagen, dass DAS ALLES bei den Wilmhelmsburgern tatsächlich eine Rolle spielt? Oder bei den Mahl- und Backtag-Mühlen (gemäß Mindener Standard- bzw. Einheitssanierung) an der westfälischen Mühlenstraße?
So, wir haben heute den großen Schrotgang (ohne Korn) zeitweise eingekoppelt, was wirklich begeisternd war. Auf der kleinen Osttirolerin haben wir geschrotet und das auch dezidiert als Schrot deklariert. Leider ist es derzeit bei uns in Wilhelmsburg nicht möglich, die Feinmüllerei darzustellen oder sogar in Funktion zu zeigen. Da seid ihr in Straupitz natürlich ganz anders ausgerüstet mit einer funktionierenden Dreifachmühle (was du ja auch zu Recht stolz geschrieben hast), aber leider ist das nicht der Standard.
Bei uns sind wir nunmal froh, dass wir auf zwei Gängen schroten können. Das ist das, was wir den Besuchern derzeit anbieten können, mehr ist nicht in Aktion erlebbar, sondern es steht vor sich hin. Dennoch stellen wir es nicht so dar, als wären wir das Mühlen-Wunderland und als hätten wir das Nonplusultra zu bieten. Auch die Theorie kann nicht in dem Maße genannt werden, wie es uns/euch Spezialisten interessieren und rumtreiben würde. Leider bleibt man daher auch manchmal an der Oberfläche. Die Quetsche funktioniert noch nicht, ebenso der Elevator und der Mischer, der Sichter ist noch nicht eingebaut und von der Reinigung ist auch nichts Nennenswertes mehr vorhanden. Was sollen wir dann deiner Meinung nach tun, Klaus? Ich hätte es schade gefunden, wenn wir einfach alles stillstehen ließen, weil wir nur Schrot produizieren können...Da wir ja "nur" mit der Osttiroler Mühle geschrotet haben, was übrigens zu leuchtenden Kinderaugen und Schlangen bei der Tütenausgabe des Schrot geführt hat, gab es ohnehin hier und da vereinzelt ein "Schade", weil wir nicht mit dem großen Stein geschrotet haben. Und gerade deswegen habe ich bei meinen Führungen immer erwähnt, was wir mit der Mühle leisten können und was noch auf unserer riesigen To-Do-Liste steht (Spenden sind ja sehr willkommen).
Es war heute ein grandioser Tag, wir haben keine Besucherzahlen geschätzt, aber es war zeitweise so voll in der Mühle, dass wir keine Besucher mehr einlassen konnten. Das Rahmenprogramm war volksfestartig (okay, ich weiß), dennoch stand die Mühle im absoluten Zentrum unseres Interesses und der Begeisterung der Besucher...Ich hoffe, ihr hattet ebenfalls einen schönen Tag!
da hast Du mich dann doch gründlich missverstanden - ich wollte mit meinem Posting keinen Freibrief für die ansonsten von mir gepiesackte Hauruck-Müllerei ausstellen. Grundsätzlich unterstütze ich schon die von Klaus dargelegte Position - ich wollte nur deutlich machen, dass nicht jede Art von Vollkornmüllerei niveauloses Kleinhacken von Getreide ist, sondern dass auch dies im Rahmen von Ausbildung und / oder Übung erlernt sein will.
So lange jemand mit einer alten Mühle auf historischem Maschinenpark produziert und dabei ein VK- oder backschrot herstellt und den Besuchern eben NICHT vor Freude strahlend "frisches warmes MEHL" unter die Nase hält, finde ich das durchaus OK.
Natürlich könnt Ihr in W'burg jetzt nicht auf einmal eine Reinigung einbauen, die heutigen Anforderungen an die Vollkornmüllerei standhält. Es wird darauf hinaus laufen, dass vorgereinigte Sackware von Mühle XY bezogen wird... wichtig ist mir dabei, dass genau das auch den Besuchern und Kunden so kommuniziert wird, dass NICHT der Eindruck erweckt wird, dass es sich um halbwegs vollständige Müllerei handelt, die da vorgeführt wird.
Zitat von JHVLeider ist es derzeit bei uns in Wilhelmsburg nicht möglich, die Feinmüllerei darzustellen oder sogar in Funktion zu zeigen. Da seid ihr in Straupitz natürlich ganz anders ausgerüstet mit einer funktionierenden Dreifachmühle
Ich meine, die Darstellung und Erklärung der Feinmüllerei in groben Zügen wäre grundsätzlich in JEDER Mühle möglich, und zwar ganz unabhängig von der (noch) vorhandenen müllereimäßigen Einrichtung und Ausstattung. Und auch unabhängig davon, ob die vorhandene Technik funktioniert bzw. betriebsfähig ist oder nicht.
Dazu braucht man lediglich ein Poster mit dem Mühlendiagramm. Zur Not auch ein allgemeines Diagramm, was mit der eigenen Mühlen nichts zu tun haben muss. So etwas (allgemeines) habe ich m.E. in der Sanssouci-Mühle gesehen. In unserer Mühle erläutere ich unseren Besuchern lieber das eigene Diagramm. Dieses wurde von Rüdiger Hagen angefertigt und hängt seitdem neben der Schüttgosse.
Und damit kein falscher Eindruck entsteht: Unsere vollständig erhaltene Zwei-Passagen-Rückschüttmühle inkl. kompletter Reinigung, Entstaubung und Mischerei aus den Jahren 1910 - 1935 ist lediglich leerlauffähig, aber keineswegs betriebstüchtig und zur Mehlherstellung nicht (mehr) in der Lage. Einige Maschinen wie die Schäl- und Bürstmaschine und der Plansichter sind im Innern defekt und wurden von uns bewusst nicht instand gesetzt.
Letzteres ist auch nicht beabsichtigt, weil es keinerlei Nutzen bringen würde - weder für uns (wirtschaftlich) noch für den Besucher (mühlenpädagogisch). Uns reicht es, wenn die Maschinen im Leerlauf drehen und wir deren Funktion und Bedeutung im Gesamtprozess der Mehlproduktion erklären können. Das erklären wir den Besuchern auch so und haben bislang immer Verständnis gefunden.
Wer es noch nicht kennt, hier noch mal die beiden Videos zur Straupitzer Kornmühle (Auskopplung aus dem Kaufexemplar der Straupitz-DVD).
Teil I: Windkraftanlage - Transporteinrichtung - Schwarzreinigung
Teil II: Weißreinigung - Vermahlung - Mischerei
Zitat von JHVEs war heute ein grandioser Tag, wir haben keine Besucherzahlen geschätzt, aber es war zeitweise so voll in der Mühle, dass wir keine Besucher mehr einlassen konnten.
Schön für euch, das freut mich. Glückwunsch!
Zitat von JHVDas Rahmenprogramm war volksfestartig (okay, ich weiß)
Wir hatten überhaupt kein Rahmenprogramm (keinen Chor, keine Tanzgruppe, keinen Flohmarkt etc. pp) und dennoch genau 1.364 Besucher in der Mühle (lt. verkaufter Eintrittskarten), die nachweislich wegen der Mühle zu uns gekommen sind und nicht wegen einem unmühlig-volkstümlich-unterhaltsamen Beiprogramm (wir hatten dies Jahr auch auf alle Werbung verzichtet). Dazu kamen noch etliche "Nur-Kaffee-Gäste" und Leinölkäufer, die wir aber nicht gezählt haben. Lediglich unsere seit 2003 vorhandene Gastronomie hatten wir etwas erweitert und ausgelagert (zusätzliches Angebot an Getränken, Bratwurst und Eis auf dem Mühlenhof). Und das auch nur, weil sonst unser "Cafe im Müllerhaus" erfahrungsgemäß aus allen Nähten geplatzt bzw. völlig überfordert/überlaufen gewesen wäre und sich die Besucher über zu lange Wartezeiten beschwert hätten (leidvolle Erfahrung aus vergangenen Jahren), zumal unsere Toiletten nur durch die Gaststube zu erreichen sind und die Leute dort Schlange gestanden und alles blockiert haben.
Ach ja, fast hätte ich's vergessen: wir haben den ganzen Tag Leinöl gepresst, auf dem Horizontalgatter eine dicke Pappel gesägt und - obwohl eigentlich nicht vorgesehen - doch noch 5 Zentner Roggen geschrotet. Letzteres habe ich auf 'nem 100er Gang selbst gemacht nach der Methode "oben rein - unten raus" und den Besuchern immer wieder erklärt: das ist aber nur Futterschrot!
Eine mir leider nicht näher bekannte carolineschaeffer@live.nl schreibt (Übersetzung von mir):
Zitat von CarolineGestern war Mühlentag in Deutschland, nunja Mühlentag, von den drei Mühlen die ich besuchen wollte, war gerade mal eine geöffnet, die von Donsbrüggen. Da war richtig viel los. Kleine Kinder rannten umher, durch die Mühle, neben der Mühle während die Eltern im Biergarten und in der Bäckerei zum essen und trinken saßen. Es war, als ob man alles durfte... Worüber ich ziemlich erschrocken war, war die Sicherheit, bzw. in meinen Augen der Mangel daran. Die Mühle hat Bilauflügel, dadurch sind die Flügel kürzer und hängen höher als bei den meisten Mühlen, aber geschätzt sicher nicht höher als zwei Meter über dem Boden. Es waren keine Latten oder Ketten angebracht und jeder, der wollte, konnte vor der drehenden Mühle entlang laufen, auch große Menschen. Das gab mir ein richtig schlechtes Gefühl und meinem Mann, der so an die zwei Meter groß ist, habe ich verboten da hin zu laufen. Wird auf deutschen Mühlen weniger für die Sicherheit getan oder stelle ich mich nur blöd an?
Caroline
Eine der Antworten fand ich dann auch sehr spannend (Übersetzung wieder von mir):
Zitat von Prikbord-User RolfWir sahen unterwegs regelmäßig Windkraftanlagen drehen, aber keine einzige historische Mühle war in Bewegung. In Elten konnte nicht gedreht werden weil Bierflaschen auf dem Antriebsrad des Sackaufzugs standen (...). In Rees war die Kappe mit einer Mühlenführung überfüllt, dabei kann man auch nicht verantworten, die Bilauflügel in Bewegung zu setzen... nur für die Kamera wurde ein Mal gedreht. Die Windrose bewegte sich aber immerhin ab und an ein bisschen. (...) Und in Hamminkeln habe ich mich wegen der gebrochenen Rute da hoch oben sowieso nicht näher an die Mühle heran getraut.
"Rolf" hat dann noch ein paar seiner Bilder vom Mühlentag verlinkt: http://www.mijnalbum.nl/Album=ITSC8LQU (Die Bilder von Werth stammen schon von Januar)
Tja, was soll man nun zu so vernichtender Kritik sagen?
Zitat von Prikbord-User RolfWir sahen unterwegs regelmäßig Windkraftanlagen drehen, aber keine einzige historische Mühle war in Bewegung.
Zitat von ultratrieurTja, was soll man nun zu so vernichtender Kritik sagen?
Auch in bzw. bei Straupitz haben sich die Stromspargel gedreht, unsere Mühle leider nicht mit Ausnahme von ein paar wenigen und seeehr langsamen Umdrehungen am frühen Nachmittag, als für etwa 10 Min. mal ein ganz laues Lüftchen aufgekommen war. Ansonsten herrschte den ganzen Tag über Windstille in Bodennähe.
Natürlich kam von manchen Besuchern auch wieder die Standardfrage: Müller, würden sie bitte mal die Flügel anschalten?! Unsere Antwort: Die Flügel drehen nicht durch einen Schalter, sondern durch den Wind, der uns heute leider verlassen hat. Doch wer unbedingt eine drehende Windmühle trotz Windstille sehen möchte, der möge bitte nach XYZ fahren.
Und noch etwas: Es gibt (wahrscheinlich gar nicht so wenig) Leute, die etwas gerne nur dem äußeren Anschein nach beurteilen. In Bezug auf Mühlen z.B.: drehende Mühle = arbeitende Mühle
Und noch schlimmer: keine Flügel am Mühlenturm = keine Mühle
Letzteres habe ich mir mehrere 1.000x anhören müssen bis 2002, also in unserer flügellosen Zeit: "Das ist doch gar keine Mühle mehr, die hat ja keine Räder!"
Dabei hatten wir auch ohne Geflügel viel mehr Mühle als vermutlich anderswo, d.h. es wurde gemahlen, gesägt und Öl gepresst, obgleich "nur" elektrisch. Aber manchen Leuten waren die Flügel eben das Wichtigste und leider einziges Kriterium, ob ein Besuch der Mühle lohnt.
Genau das ist es. Ich war am Mühlentag in Dützen im Bindestrich-Kreis, wie Florian es nennt. Ich war da das erste und letzte mal: Andrea Berg aus der Konserve und ein Reibrad mit E-Motor, welches über ein Zahnloses Kammrad eine auf Wälzlagern gelagerte Flügelwelle angetrieben hat. Interessant war nur die Einrichtung, der Müller hat in den 1930ern die Windmühlentechnik raus und eine kleine 2 Passagen Motormühle eingebaut, welche schon damals so automatisch lief, das er sich um den Hof kümmern konnte. Angetrieben über einen kleinen Origninal-E-Motor hat der sie im Leerlauf laufen lassen, mit neuen Riemen und neuen! Filterschläuchen, was ich echt gut fand. Wie der die Mühle erklärt hat(als Nebenberufslandwirt) war echt Klasse, er hat die Dinge so spannend und super erklärt, mir bleib echt die Spucke weg wie der das gemacht hat. Nur leider hat die Mühle eine sinnlose Kappe mit sinnlosen Flügeln, per E-Motor bewegt. Da denk ich echt an die Verschwendung von Mühlenerhaltungs und Steuergeldern, zudem 5 km weiter in Eilhausen eine schöne Windmühle steht.
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.