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Der Artikel betrifft die Seriemer Mühle in Neuharlingersiel und ist bereits von 2006, enthält aber einige Problemchen bzw. Fragen, die doch bitte Jemand erklären möge.
Zitat 1957 wurde von der Bundesregierung ein Mühlenstilllegungsgesetz verabschiedet, das die Müller vor eine schwierige Entscheidung stellte. Sie konnten entweder das damals in Mode gekommene und dann vorgeschriebene "weiße" Mehl durch die Beigabe von chemischen Zusätzen und durch ein Verfahren, das beinahe alle Vitamine und Ballaststoffe vernichtete, herstellen. Oder sie nahmen ihre Mühle außer Betrieb und bekamen eine Abfindung. Viele Müller, die den ersten Weg wählten, hielten sich wegen des großen Konkurrenzdrucks nur wenige Jahre. Von den 70.000 Getreidemühlen, die es 1875 in Deutschland gegeben hatte, existierten 1966 nur noch 6.400.
Der Vater der heutigen Besitzerin Eke Thaden, Engelbert Börgmann, wählte einen dritten Weg: Er stellte nur noch Raugut für die Produktion von Tierfutter her. Zunächst mit Windkraft und ab 1963 mit Hilfe eines großen Dieselmotors. Seit 1976 ist die Mühle nicht mehr in Betrieb, weil die Herstellung von Raugut unrentabel geworden war. Ihr äußeres Erscheinungsbild wurde später durch die Anbringung einer Windrose verändert.
Frage 1: Das erwähnte (gesetzl.?) vorgeschriebene Verfahren für "weißes" Mehl, welches "beinahe alle Vitamine und Ballaststoffe vernichtet", ist doch vermutlich das heute überall übliche der Typenmüllerei, oder? War dann meine frühere Behauptung doch nicht so falsch, dass in den kleinen Rückschüttmühlen vermutlich gar nicht oder vorwiegend nicht auf Type gemahlen wurde?
Frage 2: Was ist Raugut? Klar, irgendwas mit Tierfutter, aber was genau? Google hat dazu nichts finden können.
Also das mit dem vorgeschriebenen vitaminlosen Weißmehl ist blödeste Propaganda aus einer Ecke, die von Müllerei offenbar keinerlei Ahnung hat. Sorry, dass ich das so schonungslos sagen muss.
Typenmüllerei mit der kleinen Rückschüttmühle ist gerade im Roggenbereich in den höheren Typen möglich - den kleinen Mühlenbetrieb dürfte das so lange nicht interessiert haben, wie die (Bäcker-)kundschaft auch ohne so eine Deklaration glücklich war und gekauft hat.
Raugut ist m.E. Ähnliches wie Rauhfutter (darunter sollte sich im I'net was finden lassen?): Rohfaserreiche Futterration für Wiederkäuer. Ob man ein auf Gerste (natürlich inkl.Spelz) basiertes Schweinefutter auch so genannt hat, kann ich im Moment nicht sagen... aber ich bleib dran und werde bei Gelegenheit das wandelnde Futterlexikon in meiner Nachbarschaft befragen.
Zitat von ultratrieurRaugut ist m.E. Ähnliches wie Rauhfutter (darunter sollte sich im I'net was finden lassen?).
Es gibt viele unterschiedliche Arten von Rauhfutter/Raufutter (mit und ohne h zulässig). Sind aber ausschließlich Erzeugnisse der Landwirtschaft, nicht der Müllerei. Ich kann mir auch schlecht vorstellen, wie man mit Müllerereitechnik Heu, Stroh, Spreu oder Silage herstellen könnte.
Ooch... denn werd ich mal nächste Woche ein paar Bilder von meiner tollen neuen Anlage aus der Ukraine einstellen... 4 t/h Stroh durch die Hammermühle... n Bissl wässern und pelletieren. In der VR China mache ich das Gleiche gerade mit zusätzlicher NaOH-Behandlung und Melassierung... früher hat man ne Zeit lang gern auch Harnstoff zugegeben... alles im Rahmen müllerischer Verarbeitung.
Zitat von ultratrieur4 t/h Stroh durch die Hammermühle... n Bissl wässern und pelletieren.
So so, und Du meinst, dass Müller Engelbert Börgmann in seiner Seriemer Windmühle sowas bereits ab etwa 1958(?) gemacht haben könnte als seine spezielle Antwort auf das Mühlenstrukturgesetz? Dann war er vielleicht sogar der Pellets-Erfinder?
Jetzt hab ich das erstmal gegooglet und tatsächlich ne Fundstelle in der Literatur: Georg Kühne,Erich Meyer: Landmaschinenkunde (1930)
Die Autoren treffen dort die Aussage:
Zitat von Seite 112 - Förderer für RauhgutDie Rauhgüter wie Garben, Stroh, Heu u.a. müssen bei der Einlagerung in Diemen oder Scheunen häufig in die Höhe geschafft werden.
Damit ist für mich schon relativ zweifelsfrei geklärt, was Rau(h)gut ist, NICHT aber, was es in einer (Wind-)mühle zu suchen haben könnte.