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Zitat von ultratrieurWorin besteht Deiner Meinung nach der Sinn, dass die Klappen sich durch Winddruck öffnen, wenn die Mühle bei hoher Leistungsabnahme untertourig läuft??
Nun mal langsam! Du konstruierst hier einen Fall, der in der Praxis so wohl nicht vorkommen dürfte. Wenn ich weiß, dass ich eine hohe Lastabnahme habe, hänge ich doch von vornherein mehr Gewicht in die Kette. Ich hatte hier schon 2x 20 kg drin!
Zitat von ultratrieurWarum sollen die Klappen Deiner Meinung nach öffen?
Ach was, bei Untertouren und 40 kg Kettengewicht wird der Wind nicht in der Lage sein, die Klappen zu öffnen.
Zitat von ultratrieurIch verwette mal wieder ne Kiste Flens (diesmal GOLD), dass es da niemanden gibt, der mir eine vernünftige Erklärung geben kann, warum man sowas gewollt so bauen sollte!!
Und ich verwette mal ne Kiste H-Milch Typ "Almliebe", dass sich der Erfinder vermutlich gar keine Gedanken über die Fliehkraft resp. bewusstes Ausnutzen derselbigen gemacht hat. Zumindest Ihm wird es wohl eher um die Möglichkeit der Zentralverstellung gegangen sein, und da ist die Verbindung der Klappen per Zuglatte nun mal die einfachste konstruktive Lösung. Dass dabei dann auch die Fliehkraft als Regelgröße mit ins Spiel gekommen ist, geschah möglicherweise eher unbewusst und unabsichtlich.
Dass Windmühlen von Anfang an meist vierflügelig (statt drei oder fünf) gebaut wurden (also schon lange vor Paul la Cour, 1846 - 1908), lag gewiss auch mehr an der konstruktiven Einfachheit bzw. Realisierbarkeit und nicht an der bewussten Anwendung aerodynamischer Gesetze und deren Kenntnis.
Zitat von ultratrieurDer Winddruck kann nicht unterscheiden, ob er zu viel ist oder nicht weil das "zu viel" nicht das von ihm bewirkte Drehmoment selbst ist sondern die aus ihm entlang der Kennlinie resultierende Drehzahl.
Okay, die Fliehkraft ist eine dynamische Größe entlang der Drehzahlkennlinie. Das ist bekannt und von Dir noch mal mit der Formel dargestellt. Nun hatten wir vorgestern guten Wind und ich habe einen Versuch gestartet: Flügelkreuz steht mit geschlossener Bremse (Presse/Fang); dann schließe ich die Klappen durch Zug an der Steuerkette, hänge aber kein Gewicht ein, sondern lasse die Kette wieder los. 3x darfst Du raten, was passiert ist. Wohlgemerkt ... Bremse geschlossen und Abwesenheit jeglicher Fliehkraft.
Zitat von Askop... Nun hatten wir vorgestern guten Wind und ich habe einen Versuch gestartet: Flügelkreuz steht mit geschlossener Bremse (Presse/Fang); dann schließe ich die Klappen durch Zug an der Steuerkette, hänge aber kein Gewicht ein, sondern lasse die Kette wieder los. 3x darfst Du raten, was passiert ist. Wohlgemerkt ... bei Stillstand der Flügel und Abwesenheit jeglicher Fliehkraft.
Etwa das?
Zitat von Wikipedia Die Flügel sind schräg stehende Flächen, die dem senkrecht zu ihrer Drehkreisebene stehenden Winddruck so ausgesetzt werden, dass sie zur Seite hin ausweichen und so den Winddruck in eine Kreisbewegung auf ihrer Drehachse umsetzen.
Zitat von WikipediaDie Flügel sind schräg stehende Flächen, die dem senkrecht zu ihrer Drehkreisebene stehenden Winddruck so ausgesetzt werden, dass sie zur Seite hin ausweichen und so den Winddruck in eine Kreisbewegung auf ihrer Drehachse umsetzen.
Nee nee, hatte ja geschrieben: still stehendes Flügelkreuz mit geschlossener Bremse. Da kann, wird und sollte sich eigentlich nix drehen!
Der von mir angesprochene Betriebszustand "Mühle läuft aufgrund von zu viel Lastabnahme untertourig" kann so selten nicht sein... sofern man natürlich nicht nur "für den Prinzen" mahlt . Das hatten wir z.B. in Braak laufend - und ich kann mich nicht daran erinnern, dass die Klappen im niedrigen Drehzahlbereich allein wegen der einfallenden Windschübe geöffnet hätten... warum auch, das halte ich nach wie vor für sinnlos. Die Trägheit der Flügelmasse reicht allein schon aus, das Getriebe vor zu harten Schlägen zu schützen, da braucht's m.E. keine Stoßwindfederfunktion des Klappensystems.
Drehmoment weg regeln ist sinnlos, während die Beschränkung der Drehzahl durchaus gewollt ist...
Aber gut, ich habe natürlich auch mal in die andere Richtung ermittelt weil mir gerade der Schlussatz von Klaus zu denken gegeben hat. Wussten die "alten Mühlenbauer" überhaupt um die fliehkraftabhängige Regulierung ihrer Flügel?
In diesem zusammenhang bon ich über die Original-Patentschrift bzw. deren Veröffentlichung für "patent sails" von William Cubitt um 1807 gestoßen.
Cubitt lässt sich ellenlag über seine Konstruktion aus... so wie es sich für eine Patentschrift gehört... und siehe da: er reguliert nur über den Winddruck, obwohl auch bei ihm die Zugstangen zum öffnen der Klappen nach außen gehen... naja, ich werd mal weiter suchen, vielleicht werde ich ja mit meiner Fliehkraft noch woanders fündig... La Cour vielleicht - bei dem liegen die Klappendrehpunkte ja eher mittig.
Zitat von ultratrieurNa denn, stay tuned... es bleibt spannend!
Ja schon, obwohl wir uns nun im Prinzip doch hoffentlich einig sind? Winddruck alleine reicht nicht, Fliehkraft aber auch nicht.
Die Cubitt'sche Patentschrift finde ich übrigens als schönes Beispiel für eine Erfindung, die in der Praxis funktionierte, ohne dass der Erfinder eine (theoretische) Ahnung hatte, warum sie funktionierte. Cubitt wollte über den Winddruck regeln und hat eher zufällig ein System gebaut, was zugleich (oder primär) auch die Fliehkraft nutzt. Doch gar so sehr Zufall war es dann vielleicht auch wiederum nicht, weil es konstruktiv nicht besser oder einfacher geht, als alle Klappen mittels Zuglatten miteinander zu verbinden.