Einige Bereiche des Forums erfordern eine Mitgliedschaft (Anmeldung/Registrierung). Neue Mitglieder stellen sich bitte im Mitgliederbereich vor. Für den Inhalt eines Beitrags trägt der Autor die juristische Verantwortung, nicht der Forenbetreiber.
Die 183 Jahre alte Bockwindmühle auf dem Liebschützberg könnte beim nächsten Herbststurm fallen. Zu diesem Schluss kommt ein von der Gemeinde beauftragtes Ingenieurbüro. Grund sind teils massive Schäden an den Kreuzlagerbalken und Stabilisierungsbalken des technischen Denkmals. Die Gemeinde hat den Zugang sperren lassen und bemüht sich nun um Fördermittel für eine Notsicherung. Auch die Schäden im Innenraum seien enorm, stellten die Experten fest.
Alle vier Vorhölzer der Hauptlagerbalken am Mühlenfuß sind schwer geschädigt. Zwei davon sogar so sehr, dass die darauf abgesetzten Hauptstreben keinen Halt mehr finden. Das steht im Protokoll der Ortsbegehung durch Bürgermeister, Planer und Ingenieurbüro (Schreiben liegt der OAZ vor). "Es haben bereits Verformungen stattgefunden, der Mühlenboden ist in südliche Richtung geneigt. Eine Ecke hat sich besonders stark gesenkt, schätzungsweise zehn Zentimeter", sagt Diplom-Ingenieur Gunter Lohse vom gleichnamigen Ingenieurbüro in Käbschütztal bei Meißen, das Mitte September von der Gemeinde beauftragt wurde. Auf Initiative des Liebschützer Bürgers und ehrenamtlichen Mühlenführers Horst Hanke aus Liebschütz fand der Vor-Ort-Termin mit den drei Parteien statt. Hanke führt seit 18 Jahren Gruppen durch das Bauwerk und weiß um die Problematik bestens Bescheid. "Seit 2003, als erstmals über den Zustand der Mühle gesprochen wurde, bringe ich meine Bedenken bei der Gemeinde an. Dies hat nun erst gefruchtet", so der Senior im Gespräch mit OAZ. Damals fand eine Fachtagung statt, bei der neben der Liebschützer Mühle auch die Mühlen des Umlandes, so etwa in Luppa und Zeuckritz, begutachtet wurden sind.
Grund für die erheblichen Schäden seien neben dem Alter der Mühle die unzureichenden Instandsetzungsarbeiten Ende der 1980er Jahre. "Damals wurde mit viel Elan, aber begrenzten finanziellen und materiellen Mitteln durch die Bemühungen und Hilfe der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, d. Red.) ausgebessert. Doch das war nicht ausreichend", so Gunter Lohse. Dazu gehört auch der Ersatz der Stabilisierungsstützen, die den Boden nicht berühren, welche die Mühle jedoch bei starkem Wind stützen sollen. "Hier wurde vor der Wende stabiles Eichenholz durch weniger belastbare Nadelholzstützen ausgetauscht, ich vermute Fichte oder Kiefer", zählt Lohse auf. Eine Stützwirkung sei nicht mehr gegeben, weil der obere Anschluss nur stumpf ausgeführt wurde. Es bestehe akute Standsicherheitsgefahr. Erfolgt keine Notsicherung, könnte die Mühle beim nächsten größeren Herbststurm umstürzen, so der Fachmann auf Nachfrage.
Wie stark die Mühle genau geneigt ist, sollen nun Messungen ergeben, erklärt Frank Schuster vom Planungsbüro Stein/Schuster in Oschatz. "Wichtig ist, dass dies möglichst schnell passiert, denn es ist fünf vor zwölf", verdeutlicht der Planer mit Blick auf die Sicherheit der Mühle. Auch der gesamte Innenraum der Bockwindmühle ist stark sanierungsbedürftig. "Das Dach ist undicht, somit dringt Wasser nach innen. All das ist der provisorischen Ausbesserung zu DDR-Zeiten geschuldet", sagt Ingenieur Lohse. Wie hoch der Gesamtschaden am Objekt ist, könne noch nicht ermittelt werden.
Laut Bürgermeister Karl-Heinz Börtitz (CDU) ist die Mühle nach der Begehung sofort gesperrt worden. "Wir geben den Schlüssel bis auf Weiteres nicht mehr heraus, denn die Sicherheit der Bürger geht vor." Vorrang habe nun die Notsicherung, deren Kosten sich auf geschätzte 10 000 Euro belaufen. "Im Gemeinderat herrscht Einigkeit darüber, Fördermittel zu beantragen", so Börtitz weiter.
Gemeinderat Roland Hammer (SV Borna) regte eine Spendensammlung parallel zum Fördermittelantrag der Verwaltung an. "Der Berg und die Mühle sind unser Wahrzeichen und weit über die Gemeinde hinaus bekannt. Viele sind an ihrem Erhalt interessiert." Ratsmitglied Rainer Schwurack (Freie Wähler) und Sprecher der Bürgerinitiative (BI) "Rettet den Höhenzug Liebschützberg" möchte nicht tatenlos bleiben. "Auch wenn die geschätzten Kosten der Sicherung unseren Rahmen sprengen, werden wir uns als BI finanziell beteiligen. Die Mühle ist wichtig für uns, sie gehört zum Berg und findet sich nicht umsonst auf dem Briefkopf der Gemeinde."
Errichtet wurde die viele Kilometer weit sichtbare Bockwindmühle im Jahr 1828 auf dem Höhenzug Liebschützberg. Bis 1958 wurde nur mit Windkraft gemahlen, die Mühle konnte manuell gedreht werden. Nach 1958 wurde das Mahlwerk elektrisch betrieben, bis es wenige Jahre später ganz still stand. Bewohnt war die Mühle bis zum Jahr 1973. Dann starb die Frau des Müllers, er selbst wurde krank und musste versorgt werden. 1986 erfolgten die ersten Instandsetzungsarbeiten an der zusehends marode gewordenen Mühle, federführend war dabei Peter Greim.
Artikel ohne Bild, deswegen hier noch ein verlinktes von "Panoramio":