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Der letzte Feinmehlmüller auf unserer Mühle war zugleich Obermüller der Kreismüllerinnung. In einer Sitzung der Innung (in den 1950er Jahren) mussten die Müller die Leistung ihrer Mühle angeben nach Gesamtwalzenlänge und Vermahlung in t/d (24 Std). Unser Müller hat angegeben (die Tabelle liegt mir vor): 500 mm und 3 t/d, wobei sich die 500 mm nur auf den alten Kapler-Schrotstuhl beziehen und die AHI-Maschine mit 400 mm-Steinwalze unberücksichtigt bleibt.
Das ergibt 16,66 mm Walzenlänge je 100 kg/d und kommt mir doch recht komisch vor bzw. kann eigentlich nicht richtig sein. Denn auch sehr kurze Roggenmühlen mit Flachmahlverfahren haben um die 30 mm Walzenlänge je 100 kg/d. Rechne ich aber mit nur 1,5 t/d, kommt man auf 33,3 mm Walzenlänge je 100 kg/d, was schon eher der Realität entspricht.
Was meint ihr, kann man mit einer Gesamtwalzenlänge von 500 mm 3.000 kg in 24 Std. vermahlen? Oder hätte unser Müller auch noch die AHI-Maschine mit einbeziehen sollen? Wenn ja, welcher Koeffizient zur Umrechnung auf Walzenlänge muß da genommen werden? Für Ausmahlgänge gibt Hopf 0,75 an (1.000 mm Steindurchmesser = 750 mm Walzenlänge), zum AHI-Koeffizienten schweigt sich Meister Hopf leider aus.
PS.: Unsere Silozelle vor dem 1. Schrot sieht nicht so aus, als könnte sie 3 t fassen. Doch vielleicht irre ich mich auch und müsste mal die Kubikmeter ausrechnen.
Zur Ermittlung der Gesamtwalzenlänge musst Du auch Hilfsmaschinen wie z.B. die Quetsche teilweise hinzu rechnen. Dein Kapler Schrotstuhl zählt mit echter Länge, für die AHI müsste man wegen der Doppelwirkung von Kalibrier- und Steinwalzen schon einen Korrekturfaktor einsetzen, den ich im Moment nicht parat habe aber bei echtem Bedarf sicher aufwändig suchen könnte .
Das Problem mit der spezifischen Walzenbelastung ist, dass sie eigentlich nur den Fall einer Durchgangsmühle betrachtet, die im kontinuierlichen Prozess arbeitet. Für die Rückschüttmühle kann man das eigentlich vergessen. Vermutlich hat der Kollege in den 50ern auch genau aus diesem Grund einen absolut sinnlosen Wert angegeben, der zwar der Realität entspricht (da kann der Kontrolleur kommen und man kann sich darauf herausreden, dass man es nicht besser wusste...), aber für die Satistik komplett am Sinn vorbei geht.
Würde man eine Mühle wie in Straupitz einer WL-Berechnung unterziehen, müsste man eigentlich die Werte für jede Passage einzeln darstellen. Da das aber naturgemäß nicht gleichzeitig und zusammen laufen kann, bringt die schöne Tabelle rein gar nix. Zum Vergleich mit ähnlichen Betrieben sind Kennziffern sinnvoller, die auf Größe der Mahlpost, Zahl der Mahlposten pro 24 Stunden und natürlich der Ausbeute einer festgelegten Vergleichstype beruhen.
Ich hoffe, ich hab Euch jetzt nicht komplett verwirrt?
Zitat von ultratrieurIch hoffe, ich hab Euch jetzt nicht komplett verwirrt?
Nee nee, das deckt sich mit meiner Vermutung.
Trotzdem bleibt die Frage, ob Müller Nitschke mit den angeblichen 3 t/d völlig daneben lag? Wenn ja, wie kann er darauf gekommen sein? Immerhin hat er doch (fast) täglich gemahlen und wird mit Sicherheit gewusst haben, ob er 30 oder 60 Zentner/Tag durchgenudelt hat.
Ich nehme an, dass die Tagesleistung eher bei 1,5 t gelegen hat als bei 3 t - schon aufgrund der mickrigen Walzenlänge.
Im "bestimmungsgemäßen Gebrauch" schafft die Rückschüttmühle natürlich keine drei Tonnen Mehl in 24 Stunden. Eine Mahlpost (Füllung Körnerbehälter bzw. Abstehzelle) würde ich mal mit 0,5 t annehmen - in acht Stunden sollte das durchzunehmen sein.
Problem ist dann natürlich die Abstehzeit. Wenn ich im kontiunierlichen Betrieb fahren will, verkürzt sich die naturgemäß auf die Zeit eines Takts - also abstehen während die vorhergehende Mahlpost im Kreis fährt. Sollte aber bei einer reinen Schalennetzung kein Problem sein.
Zurück zu den drei Tonnen - die schafft man natürlich mit der Anlage, aber eben indem man die Quetschwalzen glühen lässt, die Schrotung richtig scharf rannimmt und nicht die Stippenfreiheit des Mehls als Kriterium nimmt sondern das maximale Schluckvermögen der Feinfraktionen am Sichter. Das gibt dann jedoch sicherlich keine wirklich hochwertigen Mehle - bei Weizen dürfte der Kleber leiden. Und wenn man das dauerhaft macht, danken einem das die Maschinen sicherlich nicht durch lange Standzeiten.
Die drei Tonnen Angabe für die Statistik können also durchaus den tatsächlichen Durchsatz in dieser Zeit dargestellt haben!
Man darf auch nie vergessen das Müller bei der Vermahlungsleistung außenstehenden Gegenüber, gerne großzügigst hochrunden. Bei einem bayrischen Müllertreffen, wurde so aus einer 50t Roggenmühle mit GN Stühlen (HN nur 1. Schrot), eine 70t Rg-HN-Stuhl Mühle und mit steigenden Alkoholpegel, stieg auch das Fassungsvermögen der Verladezellen
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.
Die Leistungsangabe für 3 t/d könnte erreicht wurden sein.Oft wurden auch besonders griffige Mehle ermahlen,dh.Dunste wurden mit zugeklappt.Auch ist die Frage nach der Ausbeute nicht unerheblich.Bei meinem Opa hat der Horizontalstuhl von Matthias Topf&Co Erfurt sehr gute Leistungen gebracht.Die Abstehzellen waren 1,5 t und bei bester Vorbereitung mit 2 Passagen bis zu 3 t geschafft/bei 24h Mühlenbetrieb.Aber sicher wird bei Müllerversammlungen und anderen Veranstaltungen immer mit max. Höchstleistungen diskutiert.