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Aus gegebenem Anlass (dazu später mehr) bin ich im Moment wieder etwas häufiger in Dänemark unterwegs. Bei unseren Kollegen vom "MØLLEFORUM" ist mir dabei eine Bilderserie aufgefallen. http://www.moelle-forum.dk/index.php?id=132
Man sieht dort einen durchaus erfahrenen Mühlenbauer mit etlichen Generationen Sachverstand im Hintergrund dabei, wie er Tuch in eine Richtung rollt, die von unseren niederländischen Freunden als absolut falsch bezeichnet wird (Trichter).
Auf meinen freundlichen Hinweis an die Betreiberin der Seite, wurde mir unmissverständlich mitgeteilt, dass das in Dänemark so wie auf den Bildern dargestellt seine Richtigkeit habe und auch früher immer so und nicht anders gemacht wurde. Die von mir ins Feld geführten Argumente, dass Wasser rein läuft, gefriert, das Tuch schneller anfängt zu stocken und zu rotten - das gibt es angeblich bei unseren Nachbarn im Norden nicht!! Lise findet die Handgriffe so herum (also wenn man vor dem Flügel steht, linke Seite des Tuchs nach vorn rollen) auch praktischer und angenehmer als das nach hinten Rollen...
Da ich grundsätzlich geneigt bin, Lise zu glauben, stellt sich mir nun die Frage, ob das tatsächlich nur in Dänemark so ist / war, wie groß Dänemark demnach ist, und ob z.B. der sich vielleicht dänisch fühlende Windmüller in Unewatt
DSCF4283.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
dadurch sein Dänentum öffentlich ausdrückt, dass er das Tuch anders herum wickelt als der deutsche Kollege im wenige Kilometer entfernten Munkbrarup? Oder müsste auch in Munkbrarup eigentlich historisch korrekt "dänisch" gewickelt werden wenn dort nicht mal eine Delegation von Holländern das vermeintlich (?) "richtige" Segelsetzen gelehrt hätte?? Auch die Flensburger (Flensborger?) Bergmühle (Bjergmølle?) wickelt übrigens "dänisch" wenn sie überhaupt gewickelt wird...
Und wie dänisch ist eigentlich das "Museum" in Detmold?
Zitat von http://www.panoramio.com/photo/34797020
Bei allem vordergründigem Spaß, den ich mit dieser Frage verbinde, hat das doch auch einen ernsthaften Hintergrund. Segelgatterflügel in DK sehen baulich nicht viel anders aus als in D, NL, F, in PL oder im Baltikum. Wieso um alles in der Welt kommt ein kleines Land mit heute vielleicht 7 Mio. Einwohnern darauf, etwas technisch nachvollziehbar Sinnvolles so gänzlich anders zu handhaben als der Rest der Welt?
Zitat von ultratrieurWieso um alles in der Welt kommt ein kleines Land mit heute vielleicht 7 Mio. Einwohnern darauf, etwas technisch nachvollziehbar Sinnvolles so gänzlich anders zu handhaben als der Rest der Welt?
Vermutlich wird es keine rationale Erklärung geben? So wie auch beim englischen Linksverkehr, der 60 Herz-Frequenz im japanischen Stromnetz oder rechtsdrehenden Windmühlen?
Vielleicht auch nur ... andere Länder, andere Sitten?
Aber was anderes in dem Zusammenhang: an der gezeigten dänischen Mühle sind mir die Steckruten aufgefallen, also "Durchgänger" ohne Bruststücke. Recht ungewöhnlich für reine Holzruten. Ist das ebenfalls eine dänische Spezialität?
Zitat von KlausAber was anderes in dem Zusammenhang: an der gezeigten dänischen Mühle sind mir die Steckruten aufgefallen, also "Durchgänger" ohne Bruststücke. Recht ungewöhnlich für reine Holzruten. Ist das ebenfalls eine dänische Spezialität?
Durchgänger-Holzruten gab's auch in anderen Ländern. Vielleicht ist's ne dänische Spezialität, das auch heute noch z.T. so zu machen. Andererseits gab's in der Tat eine Spezielität, die ich hier früher schonmal vorgestellt hatte. Auf den ersten Blick Durchgänger, aber trotzdem mehrteilig:
Zurück zu den Tuchrollen. Wie sieht das hier aus? Trichter am Flügel waagerecht rechts, anders herum gerollt am gegenüber liegenden Ende?? Das Bild macht deutlich, wie schwer es ist, die Wickelweise auf alten Bildern zweifelsfrei zu identifizieren!
Hallo Florian, im Grunde hast Du recht, aber erfahrene Müllermeister wie Gerd Donker, der früher auf der Kopperhörner Mühle gedreht hat, rollte auch rechts herum auf. Hat ihm der Mühlenbauer Heinrich Mönck so gezeigt.
Ich habe mich nach dem holländischen Buch " opleiding tot Watermolenaar" gerichtet und rolle links herum auf wegen der besagten Gründe. Einen Trichter kannst du aberauch beim Linksherumrollen bekommen, wenn das "bek" am Segel zu flach ausgeschnitten ist. Der wichtigste Grund für mich war, dass der Wind nicht in das Segel greifen kann und es unkontrolliert ausrollt wie beim Rechtsherumrollen.
Das Schöne beim Rechtsherumrollen ist, du hast immer die saubere Vorderfläche vom Segel zur Sicht, beim Linksherumrollen sieht man immer die verwitterte Fläche. Allerdings gibt es im holländischen Mühlenfilm "Stoere Werkers" auch einen Müller, der rechtsherum aufrollt.
Glück zu! der Watermüller von Wedelfeld
Glück zu!
Karl-Edzard Heeren (Schöpfmühle Wedelfeld in Neustadtgödens)
Danke für die Ausführungen - ein weiteres Beispiel, wo nach hinten gerollt wurde (vorn und hinten finde ich irgendwie eindeutiger als rechts und links, da man ja bei beiden Varianten von links her rollt...) hab ich gerade bei meinem Lieblingsauktionshaus gefunden:
Überraschend fand ich dabei, dass - obwohl die Flügel keine Mittelsaumleisten haben - das Tuch nicht durch die Heckscheiten hindurch geflochten wurde. Ansonsten hat das Tuch am oberen Ende den für die Region Hannover / BS / Altmark typischen dreieckigen Ausschnitt. Wenn man vor dem Flügel steht, verläuft die obere Kante des Tuchs nicht waagerecht bzw. sind die beiden oberen Ecken nicht auf einer Höhe, sondern die rechte, näher an der Rute liegende etwas weiter herunter gezogen. So bleibt wohl eingerollt weniger "Dreieck" stehen obwohl die Leine am linken oberen Ende recht kurz ist...
Anderes Thema, wo wir das Foto schonmal hier haben... schaut mal das hintere Ende vom Sterz an. Hinterm Schrick sitzt ne Winde, die aber m.E. nicht zum Vordrehen eingerichtet war, sondern zum Hochdrücken vom Sterz.
Lt. Angebot handelt es sich um eine Mühle in (Velikij?) Nowgorod - dort ist in einem Freilichtmuseum noch ein Holländer erhalten, aber ob das nun genau DIE Mühle ist? Egal - ich find's nur interessant, dass auch in Russland nicht dänisch gerollt wurde!
Kurios finde ich hier, dass die Feldrute Mittelsaumleisten hat, während die hausrute ohne daherkommt. Sinn oder Zufall? Welchen Sinn haben Mittelsaumleisten überhaupt außer dass man Leinen besser festgetüdelt bekommt?
Zitat Welchen Sinn haben Mittelsaumleisten überhaupt außer dass man Leinen besser festgetüdelt bekommt?
Stabilität bringt die Mittelsaumleiste, die Heckscheiten werden ja auch als Leiter benutzt, bei betagten Heckscheiten möchte ich da nicht unbedingt ohne Mittelsaumleiste hoch, denn wenn erst einmal eine gebrochen ist, nimmt der Schwung bestimmt auch die nächsten mit
Mit öligen Grüßen aus Hamburgs ältester Windmühle und jüngster Speiseölmanufaktur! Qualität seit 1318
Zitat von AxelStabilität bringt die Mittelsaumleiste, die Heckscheiten werden ja auch als Leiter benutzt, bei betagten Heckscheiten möchte ich da nicht unbedingt ohne Mittelsaumleiste hoch, denn wenn erst einmal eine gebrochen ist, nimmt der Schwung bestimmt auch die nächsten mit
Und Du meinst, dass die ganzen Altmärker und Brandenburger Müller so lebensmüde waren? Wenn man nen Flügel hoch klettert, macht man das doch ohnehin so weit rechts (also dicht an der Rute) wie möglich - da finde ich den Sicherheitsgewinn durch ne Mittelsaumleiste nicht sooooo dolle wichtig, außer vielleicht emotional.
Zitat von ultratrieurWenn man nen Flügel hoch klettert, macht man das doch ohnehin so weit rechts (also dicht an der Rute) wie möglich - da finde ich den Sicherheitsgewinn durch ne Mittelsaumleiste nicht sooooo dolle wichtig, außer vielleicht emotional.
Du hast ja kein Durchbiegen mehr! Die gesamte Last, die ohne mittlerer Saumleiste auf nur einer "Sprosse" lastet, wird durch die mittlere Saumleiste auf alle Heckstöcke verteilt. Also 100kg auf einem Heckstock oder 100Kg auf 24 Heckstöcke verteilt = mal gerade 4,2Kg pro Heckstock.
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