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Nun liegt ja Nossen gar nicht weit weg von Dresden, doch habe ich nicht herausfinden können, ob es zwischen diesen Jehmlichs verwandtschaftliche Beziehungen gibt oder gegeben hat. Aber die Parallelen zwischen Mühlen- und Orgelbau sind schon verblüffend.
Gemeinsamkeiten von Orgel- und Mühlenbau (Auswahl)
- so wie jede Mühle ist auch jede Orgel ein Unikat; es gibt keine zwei baugleiche Exemplare
- Mühlen- und Orgelbauer sind hochbegabte Könner und Meister ihres Faches, sie benötigen viele Jahre praktischer Ausbildung/Lehrzeit; das handwerkliche Wissen und Können steht im Vordergrund und beeinflusst das ganz entscheidend das Ergebnis der Arbeit (die fertige Mühle oder Orgel)
- Mühlen- und Orgelbauer verarbeiten fast die gleichen Materialien: z.B. Hart- und Weichhölzer, verschiedene Metalle, Leder und Filz
- Mühlen wie Orgeln bilden eine ästhetische Einheit von Form und Funktion. Wobei die äußere Gestaltung von Orgeln wesentlich mehr vom Zeitgeist (Mode) geprägt wurde als bei Mühlen.
- das Funktionieren einer Orgel und auch einer Mühle als Ganzes hängt vom einwandfreien Funktionieren und Zusammenspiel von mehreren tausend Einzelteilen ab.
Evangelische St. Georgskirche Waldkappel Foto: Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH, 2006
Unterschiede zwischen Orgel- und Mühlenbau resp. Orgeln und Mühlen (Auswahl)
- Bei einer Orgel werden Fachkompetenz des Orgelbauers und Qualität der Arbeit sofort und für jedermann (also auch Laien) erlebbar ... am Klang. Mängel im Mühlenbau sind von Laien oftmals gar nicht zu erkennen oder treten erst Jahre später zu tage (z.B. bei falscher Holzwahl)
- nur eine funktionstüchtige (spielbare) Orgel hat einen Wert, an dem sich Menschen erfreuen. Deshalb käme wohl niemand auf die Idee, eine Orgel ihrer wesentlichen "Innereien" zu berauben.
- bei Orgelrestaurierungen wird gewöhnlich großer Wert auf Original- und Detailtreue gelegt.
- kein Kirchenvorstand käme vermutlich auf die Idee, den örtlichen Zimmermann oder Dorftischler mit dem Neubau einer Orgel oder deren Restaurierung zu beauftragen
- zum Spielen ("Bedienen") einer Orgel braucht man eine jahrelange Ausbildung als Organist. Bei einer Mühle traut sich das fast jeder Laie zu.
Ich wünschte, wir hätten in der deutschen historischen Mühlenlandschaft eine ähnliche Sicht- und Herangehensweise wie bei Orgeln, deren Restaurierungen und öffentlichen Darstellungen (Bespielungen).
Das sind nur so ein paar Gedanken, die mir im Zusammenhang mit den Gebr. Jehmlich gekommen sind. Bestimmt hat der eine oder andere noch was zu ergänzen.
Mir fällt dabei die Verwandtschaft von unserem Marzahner Mühlenwolf mit den sächsischen Silbermanns ein. Orgelbauer, Müller, Mühlenbauer... alles eine Familie.