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Mir wurden fast 40 Fotos zugespielt mit Details einer sehr, sehr aktuellen Restaurierung einer Bockwindmühle. Im Folgenden eine kleine Auswahl. Leider sind die Bilder nicht allzu groß, reichen aber zur Beurteilung hoffentlich aus (Bilder zum Vergrößern bitte anklicken!). Fotos: privat; Nutzungsrechte vorhanden
Damit keine Missverständnisse aufkommen: ich möchte damit auf keinen Fall eine - wie Ansgar meinte - Hassdiskussion anzetteln. Es geht einzig und allein um solche Fragen wie "Sind solche Arbeiten bzw. Lösungen sach- und fachgerechter Mühlenbau?" oder "Sind solche Arbeiten das Geld wert, was die Ausführenden dafür verlangen?"
Und um einer eventuellen Kaffeesatzleserei vorzubeugen: die Beispiele hier zeigen keine Bastellösungen von Laien bzw. ehrenamtlichen Mühlenfreunden, auch stammen sie nicht von einem gewöhnlichen Zimmermann oder Dorftischler. Nein, die Fotos zeigen Arbeitsergebnisse einer professionellen Mühlenbaufirma unter maßgeblicher Mitwirkung eines hochrangigen Funktionsträgers in Sachen Mühlenkunde und Mühlenerhaltung; für diese Leistungen wurden Rechnungen geschrieben und gutes Geld gezahlt.
Lagerung des Eiserbalkens (der dicke Querbalken) an der Seitenwand des Mühlenkastens ("Gehäuse" einer Bockwindmühle). Zur Erläuterung: der Eiserbalken befindet sich vor dem Kammrad (auf Kammseite), ist aus Eiche und recht schwer. An ihm wird das obere Lager der Königswelle mit dem Korb- bzw. Stockrad befestigt, am unteren Ende greift der König - wie in BWM typisch - direkt in den Läuferstein.
Ist die hier gezeigte Lösung zur Lagerung des schweren Eiserbalkens auf einer Leiste, die an eine Bretterwand geschraubt wurde, gut und sicher?
Bremsbalken am vorderen Ende mit einem Lagerbolzen in der ausgeklinkten Aussparung (der Bolzen ist wegen der roten Farbe schlecht zu erkennen). Dieser Bremsbalken besteht aus recht schwach dimensioniertem Nadelholz. Die Bremskraft einer Flügelbremse am Kammrad wird ausschließlich durch die Länge und Schwere des Bremsbalkens erzeugt, weshalb dieser gewöhnlich aus Eiche besteht mit Querschnitt von 200 x 200 mm und mehr und häufig am hinteren Ende mit Eisengewichten oder Steinen beschwert wird. Der Bremsbalken wird am vorderen Ende in einem Bock drehbar gelagert und kann dann per Seil oder Kette hochgehoben werden (Bremse öffnen) oder gesenkt werden (Bremse schließen). Natürlich wird der Balken dabei auf Biegung beansprucht und das Lager am vorden Ende (Drehpunkt) muss ganz erhebliche Kräfte aufnehmen.
Wie wird die Bremskraft dieses schwachen Nadelholzbalkens sein? Wie lange wird es dauern, bis der Bremsbalken an der Durchgangsbohrung am vorderen Ende zerbricht?
Mit dem Stift an der Steuerkette sollen die Jalousieklappen der Flügel gesichert werden, um bei "Wind von hinten" das Zuschlagen der Klappen zu verhindern. Wie sicher ist diese Variante? Entspricht das traditionellem Mühlenbau? Üblicherweise dient ein sog. Klappenknecht als Zuschlagsicherung.
Bild 5:
Spergau - Textilmanschette an Laufrohr.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
In Ermangelung eines in der Länge passenden einteiligen Laufrohres wurden zwei unterschiedlich große Laufrohre verwendet; zur Überbrückung der unterschiedlichen Rohrdimensionen wurde eine Textilmanschette angetackert. Fragen? Keine ... das Bild spricht wohl für sich.
Beim Anblick dieser "Lösungen" fragt man sich, ob und wie Ansgar so etwas in seinem angedachten "Holz-Video für Mühlenrestaurierer" unterbringen könnte und überhaupt ... möchte?
Zitat von Askop Damit keine Missverständnisse aufkommen: ich möchte damit auf keinen Fall eine - wie Ansgar meinte - Hassdiskussion anzetteln. Es geht einzig und allein um solche Fragen wie "Sind solche Arbeiten bzw. Lösungen sach- und fachgerechter Mühlenbau?" oder "Sind solche Arbeiten das Geld wert, was die Ausführenden dafür verlangen?"
Unter Hassdiskussion verstehe ich, wenn gesagt wird, wie schlimm etwas ist und man kommentarlos irgendwelche Bilder präsentiert oder das noch nichtmal tut. Das hier ist also etwas anderes.
Zitat von Askop Beim Anblick dieser "Lösungen" fragt man sich, ob und wie Ansgar so etwas in seinem angedachten "Holz-Video für Mühlenrestaurierer" unterbringen könnte und überhaupt ... möchte?
Mir fällt da schon was ein. Wenn Fotos nicht ausreichen, kann man das durch 3D Animationen ergänzen.
Zitat von Askopfast 40 Fotos ... Im Folgenden eine kleine Auswahl.
Wow, bin begeistert! Endlich mal was Handfestes zum Thema Mühlenpfusch.
Ja das ist Pfusch in höchstem Maße - zumindest meine persönliche Meinung. Die das verzapft haben, sollten sich schämen, sich Mühlenbauer oder Mühlenexperte zu nennen. Und sie müssten soviel Arsch in der Hose haben, diesen Mist entweder kostenlos nachzubessern oder auf eine Bezahlung verzichten. Was man hier sieht, ist wirklich ein Armutszeichen und hat mit traditionellem Mühlenbau und Handwerkerehre leider überhaupt nichts am Hut. Schade, dass es im Mühlenbau keine Kammer gibt, wo man solchen Pfusch anzeigen könnte und wo die Kammer (ähnlich einer Zunft) Ehre und Ansehen schützt gegen die schwarzen Schafe in den eigenen Reihen.
Hoffentlich verweigert der Auftraggeber die Abnahme und Bezahlung, eine Schande das Ganze!
Zu Bild 1 Lagerung des Eiserbalkens auf einer Leiste, die an eine Bretterwand geschraubt wurde: Geht gar nicht! Der Eichenbalken ist viel zu schwer für das bisschen Leiste an der Wand. Das ist doch nicht stabil, oder was sagt der Statiker? Normalerweise wird das Auflager viel stärker ausgeführt und ist im Balkenverbund des Kastenenrahmens (Fachwerk) eingezapft.
Bild 2 und 3 Bremsbalken für die Flügel- bzw. Kammradbremse: ein dünner Balken aus Nadelholz, Schwachsinn hoch drei, geht gar nicht! Wegen des zu geringen Eigengewichts bremst das Ding doch nie und nimmer. Dazu noch der viel zu geringe Querschnitt! Es wird nicht lange dauern, bis der "Balken" am vorderen Ende bzw. am Lager- und Drehpunkt auseinanderbricht - natürlich nur, wenn die Bremse auch benutzt wird.
Bild 4 Stift an der Steuerkette als Zuschlagssicherung der Jalousieklappen: Überall auf der Welt werden Jalousieklappen direkt an der Zugstange (Verstellstange) gegen ungewolltes Zuschlagen gesichert, meistens mit einem Klappenknecht. Auf so eine krude Idee mit dem Stift und dazu gehörender schwacher Öse muss man erst mal kommen - abartig!
Bild 5 angetackerte Textilmanschette am Laufrohr: Bin echt sprachlos! Ein echter, aber leider unrühmlicher Höhepunkt von Mühlenpfusch! Wie abgebrüht muss man sein, um dafür Geld zu verlangen?! Und wie ehrlos, um dieses in aller Öffentlichkeit zu präsentieren (die Mühle soll ja als Touristenobjekt dienen)?! Keinerlei Schamgefühl und Ehrbewußtsein, dass so etwas ziemlich hässliche Flecke auf der Visitenkarte der Ausführenden hinterlassen könnte?
Was gilt den Beteiligten das bekannte "made in Germany" und "deutsche Wertarbeit"? Eine polnische Firma hätte das bestimmt mindestens ebenso "gut" hingekriegt, vermutlich aber bei weitem nicht so gut bezahlt.