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erhalte gerade die traurige Nachricht, dass die Bockwindmühle Liebenburg am Harz heute Nacht komplett abgebrannt ist. Genaueres weiss ich auch noch nicht. Habe ein Foto von den traurigen Überresten, aber aus Urhebergründen kann und möchte ich es nicht veröffentlichen.
Oh je, eine wirklich traurige Nachricht! Die Mühle hatte eine interessante Geschichte:
Zitat von WikipediaDie (Liebenburger, K.R.) Mühle wurde wohl zwischen 1840 und 1860 in Immenrode gebaut. Sie stand dort am Mühlenweg, der von Weddingen nach Immenrode führt, und trug damals den Namen „Schraders Windmühle“. 1889 ließ der Müller Gustav Tappe sie abbauen und nach Liebenburg versetzen.
Vor diesem Umzug hatte sie nur zwei Mahlgänge gehabt; jetzt kam ein Walzenstuhl mit Elevator und Zentrifugalsichter von der Firma Wetzig aus Wittenberg hinzu. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde die Mühle nochmals modernisiert. Seitdem sind zwei Steingänge, zwei Walzenstühle, zwei Sichtmaschinen, ein Quetschstuhl, eine Schäl- und Bürstmaschine, eine Mehlmischmaschine und fünf Elevatoren vorhanden. Später kam noch ein Dieselmotor als Hilfsantrieb hinzu, der in der Umhausung des Bockes untergebracht wurde. Rund um den Bock wurde eine Laufbahn angelegt, auf der Rollen liefen, mittels derer die Steertwand – als Steert bzw. Sterz wird der Steuerbalken von Bockwindmühlen bezeichnet – der Mühle abgestützt wurde. Damit sollte verhindert werden, dass der schwere Mühlenkasten in den Boden einsank, was zu einem Schiefstand hätte führen können.
Bis in die 1970er Jahre wurde die Bockwindmühle gewerblich betrieben, danach nutzte der Eigentümer Heinrich Minning sie noch zum Schroten für seinen eigenen Bedarf. Seine Erben restaurierten die Windmühle ab 1991. Sie bauten ein Paar Segelflügel von der Windmühle in Wichtringhausen ein. 1993 wurde das Gegenflügelpaar mit Jalousien erneuert.
Oh man o man o man... das ist echt ein herber Schlag! Anfang der 90er bin ich oft da gewesen, hab z.B. nen kompletten Satz Kämme für's Kammrad gemacht und eingebaut.
Schade, schade, schade... mir fehlen im Moment echt die Worte!!
Die Feuerwehr Liebenburg wurde in der Nacht zu einem Gebäudefeuer gerufen. Schon auf dem Weg zur Wache konnte man erkennen, dass die historische Mühle im Vollbrand stand.
Am Gerätehaus wurden dann schon weitere Kräfte, vorwiegend Tanklöschfahrzeuge, nachalarmiert. Vor Ort angekommen bestätigte sich die Lage und ein erster Angriff mittels Wasserwerfer des 50-16 wurde vorgenommen. Das 50-27 richtete eine Wasserentnahmestelle am Bach ein, womit die Wasserversorgung des 50-16 sichergestellt wurde.
Um 03.34 Uhr stürzte die Mühle ein. Derzeit waren schon weitere Kräfte eingetroffen und es wurden mehrere Rohre zur Brandbekämpfung vorgenommen.
Die Tanklöschfahrzeuge der Feuerwehren Othfresen, Jerstedt und Schladen wurden im Pendelverkehr eingesetzt, um eine konstante Wasserversorgung zu ermöglichen.
Um 04.07 Uhr wurde dann die Wasserentnahme auf einen Hydranten an der Kirche verlegt.
Nachdem das Feuer unter Kontrolle war, konnten mehrere Einsatzkräfte aus dem Einsatz entlassen werden und nur die Feuerwehr Liebenburg sowie das Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Othfresen blieben vor Ort, um die Nachlöscharbeiten abzuschließen.
Um 08.30 Uhr waren die Nachlöscharbeiten soweit abgeschlossen, dass alle Einsatzkräfte einrücken konnten.
Waren heut da, und haben uns das Elend angesehen. Es ist wirklich alles Schrott Schnecken und Stangen haben sich verbogen durch die Hitze, Stirnrad ist an mindestens einer Stelle gesprungen, Königswelle krumm, Deutz stark mitgenommen (vlt. nicht ganz hoffnungslos) Wellkopf höchstwahrscheinlich auch hin...
Einfach alles Schott...
Und Freitag auf dem Weg nach Brachstedt haben wir noch überlegt an der Mühle Pause zu machen
Bilder habe ich gemacht, muss sie aber erst noch in jpg. umwandeln, gibts dann morgen.
Zitat Deutz stark mitgenommen (vlt. nicht ganz hoffnungslos)
Sorry, der Deutz war schon vor dem Brand ein hoffnungsloser Fall. Kolbenfresser - da haben sich mehrere Einzylinder-Päpste schon die Zähne dran ausgebissen... das wird durch den Brand kaum besser geworden sein.
Hab übrigens mit Rüdiger H. telefoniert, der schon gestern den ganzen Tag vor Ort war. Er ist der Meinung, dass der Brand unten im Bockumbau begonnen haben muss - eine andere Ursache als Brandstiftung fällt ihm beim besten Willen nicht ein, die Mühle hatte keine ans Netz geklemmte Elektrik, es wurden unten weder Schmierstoffe noch Diesel noch Firnis gelagert. Der Besitzer ist zuletzt an Himmelfahrt in der Mühle gewesen...
Aber welchen Sinn sollte so eine Tat haben? OK, es gab wohl Probleme weil nebenan nen Windpark entstehen sollte und die Denkmalbehörden wegen des Umfeldschutzes der Windmühle Stress gemacht haben. Aber bitte - wir sind hier in Niedersachsen - da ist sowas bzw. noch Schlimmeres eigentlich kein Problem, da kann doch sonst auch jeder überall denkmalgeschützte Mühlen und ihr Umfeld nach Herzenslust verwursten.
Apropos Hänigsen... wenn schon jemand Bock hatte eine niedersächsische Mühle abzufackeln - warum dann ausgerechnet Liebenburg??? OK, OK, die Liebenburger Mühle stand frei auf dem Acker und es bestand wohl keine Gefahr für Leib und Leben von Anwohnern - in sofern war's dann wohl doch noch Glück im Unglück...
Nein... soooo habe ich das keineswegs gemeint. Ich unterstelle niemandem vor Ort, dass er die Mühle im eigenen kommerziellen Interesse abgefackelt hat!! Meine Ausführungen sollten vielmehr untermauern wie absurd so eine Annahme wäre! Das Beispiel Hänigsen zeigt doch, dass in Niedersachsen an Denkmalen ALLES möglich ist. Anders ausgedrückt - in Niedersachsen wären "warme Mühlenabrisse" gänzlich sinnlos, weil der Denkmalschutz ohnehin keinen Stellenwert hat und der Umfeldschutz gleich gar nicht.
LIEBENBURG. Rund 80 Feuerwehrleute hatten einen aussichtslosen Kampf gegen das Flammeninferno geführt, das Liebenburger Wahrzeichen war nicht zu retten. Die Polizei geht mittlerweile davon aus, dass Brandstiftung das verheerende Feuer auslöste, das in der Nacht zu Samstag die Bockwindmühle total vernichtete.
Die Polizei sucht nun Zeugen, die vor oder nach 3.20 Uhr, es ist der Zeitpunkt, an dem das Feuer entdeckt wurde, verdächtige Personen oder Fahrzeuge in der Feldmark östlich von Liebenburg gesehen haben.
Irmgard Becker von der Eigentümer-Familie der Mühle erzählt, dass sich die Brandruine zu einer Pilgerstätte entwickelt hat. „Es kursieren in Liebenburg die verrücktesten Ideen – von einer Gedenkstätte bis zur Gründung eines Vereins zum Wiederaufbau der Mühle“, sagt die Tochter des letzten Müllermeisters. Doch einen Wiederaufbau hält sie in Anbetracht des Wertes der Mühle – ihr Mann gibt an, dass sie einen Wert von rund 1,5 Millionen Euro verkörpert hat – für illusorisch.
Auch Liebenburgs Bürgermeister Hubert Spaniol glaubt nicht, dass ein Wiederaufbau à la Dresdner Frauenkirche möglich ist. Er will einen Termin mit Eigentümerfamilie, Unterer und Oberer Denkmalschutzbehörde anberaumen. „Die Frage ist: Wie schaffen wir es, dass die vernichtete Mühle als Kulturgut im Gedächtnis bleibt“, sagt Spaniol.
Im Osten Deutschlands wo ich das Wochende verbracht habe, gibt es die eine oder andere BWM. Es wäre schön wenn man da was Rettet! Die Drecksau die das Getan hat! Bringt dieses Subjekt zu mir. Hier will jemand Schmerzen leiden. Natürlich nicht ich.
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.
Das sehe ich auch so. Ich bin immer noch richtig schockiert, dass diese so wertvolle Mühle einfach abgefackelt wurde.
Könnte man nicht eine BWM tralslozieren und in Liebenburg wieder aufstellen und damit retten? Mit irgendeinem Denkmal oder einer Gedenkstätte wäre ja auch niemandem geholfen. Klar, es wäre nicht die alte Mühle, aber immerhin würde kein "Disneyland Light" wie in Dresden oder stellenweise in Berlin entstehen, sondern es würde aus historischer Substanz etwas rekonstruiert, das an die Tradition in Liebenburg anknüpfen würde. Außerdem wäre das nicht das erste Mal für Liebenburg, dass eine Mühle umgesetzt würde, insofern also auch etwas Historisches. Also könnte man dan zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen...
Bei Facebook habe ich die Seite der Ex-Mühle schon "geliked"...Ich hoffe, dass damit der eine oder andere Unterstützer auf die Mühle aufmerksam werden könnte.
Wenn man den Schuldigen ausmachen könnte, dann wird er hoffentlich auf Schadensersatz verklagt, aber meistens ist da ja nichts zu holen...
Das mache ich gerne...Ich meine die ganzen Rekonstruktionen, die in Dresden und in Berlin derzeit erstellt werden. Damit meine ich keine Maßnahmen wie die Frauenkirche (da gab es ja sogar noch Substanz), sondern Rekonstruktionen wie das Stadtschloss in Berlin oder manche Gebäude in Dresden (schau dir einfach die pseudobarocken Gebäude am Neumarkt an!). Ich will mit Blick auf Liebenburg differenzieren: In Dresden entstehen teilweise völlig neue Gebäude, in Berlin ist es mit dem Stadtschloss nicht anders. Es sind quasi moderne Gebäude mit einer barock nachempfundenen Fassade, meist in freiester Anlehnung an das zerstörte Original (wenn überhaupt). Das große "Fass" zum Stadtschloss will ich hier gar nicht aufmachen, wäre auch Off-Topic. Dennoch wird auch hier ein modernes Veranstaltungs- und Museumszentrum errichtet, das mit der ursprünglichen Funktion rein gar nichts mehr teilt. In Liebenburg wäre es ein anderer Vorgang, den es in der Geschichte der Mühlen sehr oft gegeben hat: Mühlen wurden oft transloziert, dabei wurde also Originalsubstanz genutzt, um an einem anderen Ort wieder eine funktionsfähige Mühle aufzustellen. Es wäre also kein ahistorischer Mühlen-Neubau, bei dem dann die Mühle als Büro oder Hotel dienen würde und nur die Mühlenfassade besäße, sondern es entstünde wieder ein technisches Denkmal. Daher sehe ich das nicht als "Disneyland" an, bei dem etwas durch eine Fassade vorgegaukelt würde... Außerdem könnte damit eine derzeit verfallende Mühle gerettet werden.
Zitat von JHVIch meine die ... Rekonstruktionen wie das Stadtschloss in Berlin oder manche Gebäude in Dresden (schau dir einfach die pseudobarocken Gebäude am Neumarkt an!).
Na da fällt mir doch ein Stein vom Herzen. Hatte nämlich befürchtet, Du könntest etwas in dieser Art hier meinen:
Wenn du das weiterdenkst, was ich zum Thema Rekonstruktion geschrieben habe, dann kommst du genau dort heraus. Dann sind wir bei den Vollattrappen wie mancher...ähm...vielerorts im "Bindestrichkreis" (die kenne ich selbst) oder eben in Spergau. Allerdings muss man Spergau noch irgendwie zugute halten, dass sie ja (im weitesten Sinne) als Museumsmühle genutzt wird und nicht ein pseudohistorisches Gehäuse für eine ganz andere Nutzung darstellt. Da gibt es sicher noch bessere Beispiele (dieses hier vielleicht: http://www.muehlen-dgm-ev.de/pages/Detailed/32.php ).
Das Teil aus dem echten Disneyland kenne ich übrigens, da war ich vor fast 20 Jahren einmal...Werde hier ganz nostalgisch.
Meine Meinung ist, dass man in Liebenburg besser die Trümmer als Gedenkstätte belassen sollte, bevor man irgendeine Attrappe aufstellt. Anders sieht´s natürlich bei einer Translozierung aus, wenn dann eine gefährdete Mühle nach Liebenburg umgesetzt und dort WIRKLICH FACHMÄNNISCH (ich muss ja in dieser Runde nicht ausführen, was ich damit meine) restauriert und aufgestellt würde.
"Ich als Liebenburger und Mitglied der Feuerwehr kann nur sagen das es für uns sicher einer der schlimmsten Einsätze war. Da ich am Ortsrand wohne hatte ich die Mühle jeden morgen nach dem aufstehen im Blick. Auch beim sommerlichen sitzen auf Balkon oder Terrasse waren die Flügel immer present. Als in der besagten Nacht der Melder ging (die Durchsage nach dem Alarm lautete Gebäudefeuer) war zuerst alles genauso wie bei anderen Einsätzen in der Nacht. Beim umziehen jedoch sah man aus dem Fenster einen gewaltigen Feuerschein. Es war schnell klar das es sich bei dem Gebäudefeuer um unsere Mühle handelte. Wie bereits im Bericht erwähnt war trotz des schnellen Eingriffs nichts mehr zu retten."
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.
Kla, wäre es eine Überlegung wert, ob es nicht z.B. die Mühlenreste in Hänigsen in Liebenburg besser hätten... aber mal ehrlich, hätten sie es da denn besser???
In Liebenburg heult jetzt der ganze Ort um die Mühle, aber was war denn vor dem Brand? Hat sich irgend jemand vor Ort mal rein gehangen und Einzelkämpfer Harald Becker bei seinem "Hobby" zur Hand zu gehen? Der Sohn - auch beruflich stark mit der Müllerei verbandelt - hat seinen Lebensmittelpunkt woanders, Harald, sein Trekker und der Gummiwagen sind nicht mehr die Jüngsten... wer sollte also bitte in zwei oder drei Jahren, wenn Hänigsen betriebsfähig in Liebenburg steht, dort müllern???
Mein Vorschlag wäre, die überlebenden Metallteile zu einem dekorativen Mahnmal zusammen zu stellen... Motor, Wellkopf, Getriebe, vor Allem der tolle Stahlhammer"balken"
Wenn der Täter gefasst wird und nicht total mittellos ist, fänd ich es besser, ihn zu ner Strafzahlung zugunsten anderer notleidender Mühlen zu verdonnern als dafür eine später tote Vollattrappe dort hin zu stellen!
Es wurde ein Feuerzeug gefunden, was etwas mit dem Brand zu tun hätte. Florian ich finde deine Idee gut und die Vorstellung das der Täter die 1,5 Millionen und anfallende Gerichtskosten zu tragen hat. Angenommen dieser Mensch verdient günstigenfalls 1500 netto, dann hat er sehr viel zurückzuzahlen, sein ganzes Berufsleben lang. Voll arbeiten und gepfändeter Lebensstandard wie Hartz IV, kein dickes Auto, kein Haus. Resterampe und Knietief Schufa. Das gefällt mir
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.
Zitat von ultratrieurwer sollte also bitte in zwei oder drei Jahren, wenn Hänigsen betriebsfähig in Liebenburg steht, dort müllern???
Ich weiß nicht, ob man die Frage so stellen kann oder sollte? Vielleicht hat ja die jetzige Tragödie den Leuten den Verlust erst jetzt so richtig deutlich gemacht und könnte eventuell Anlass sein zum Wachrütteln und bürgerschaftlichen Engagement.
Woanders sind die Mühlenvereine vielfach ja auch nicht bereits dann entstanden, als es den Mühlen noch halbwegs gut ging bzw. jemand wie Harald Becker sich um die Mühle gekümmert hat. Oft genug war es wohl auch schon 5 vor 12, manchmal vielleicht auch gar 5 NACH 12, bevor sich Leute gefunden haben, um die Mühle zu retten.
Gesetzt den Fall, dass der Wiederaufbau z.B. mit Hilfe der Brandkasse gelingen könnte, warum sollte es dann nicht auch gelingen, ein paar Mühlenenthusiasten aus den Kreisen derer zu gewinnen, die jetzt so lauthals den Verlust bedauern und beklagen?
Zitat von ultratrieurWenn der Täter gefasst wird und nicht total mittellos ist, fänd ich es besser, ihn zu ner Strafzahlung zugunsten anderer notleidender Mühlen zu verdonnern!
Tja, da komme ich echt ins Grübeln! Welche Kommission soll denn die "notleidenden" Mühlen ermitteln und die Gelder verteilen, die DGM vielleicht? Wer wäre Deiner Meinung nach "notleidend" ... Spergau, Beelitz, Cammer, alle Mühlen im Krs. Mi-Lü ... oder was?