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Hallo Mühlenfreunde, heute haben wir ein Mühleisen ausgebaut, das Mahlwerk soll leer in Zukunft laufen. Die Welle widersetzte sich dem Ausbau längere Zeit. Das obere Lager (Spurlager ?) war absolut fest. Da hatte sich seit 1928 nichts mehr gedreht. Mit Rostlöser gings dann mühsam. Jetzt ist das Lager ausgebaut und grob gereinigt. Das Mühleisen wird im Lager durch 3 Holzsektoren gehalten. Die Stahlwelle läuft auf Holz ! Von Fett oder Öl war nicht mehr vorhanden, die Holzsegmente sind zerstört und müßten erneuert werden. Nun meine Fragen: Welche Holzart sollte verwendet werden, was wäre noch zu beachten, wäre der Einbau von wartungsfreien Kugellagern eine gangbare Alternative ???
Zitat von AchimDas obere Lager (Spurlager ?) war absolut fest.
Du meinst sicherlich das Halslager.
Zitat von AchimDie Stahlwelle läuft auf Holz!
Ja, absoluter Standard im klassischen Mühlenbau. In der Regel sind es drei Keile aus Pockholz. Neben den Keilen müssten sich Schmierkanäle befinden, die mit fettgetränktem Werg ausgestopft werden.
Zitat von Achimwäre der Einbau von wartungsfreien Kugellagern eine gangbare Alternative ???
Gewiss doch, aber das ist nicht ganz so einfach. Denn ein einzelnes Kugellager reicht nicht aus, man braucht mind. zwei. Früher gab es spezielle Kugellagerbuchse für Mühleisen (Außengehäuse, Innengehäuse mit 2 Lagern, Schmierrohr plus Staufferbüchse und Staubdeckel oben) fertig zu kaufen. Am besten wäre es, wenn ihr euch ein solches Gebrauchtteil besorgen könntet, z.B. über eine Kleinanzeige im Forum oder im "DGM-Mühlstein".
Also im Sinne des Denkmals wäre es sicher nicht, das alte Buchslager zu entsorgen und gegen ein Kugellager zu tauschen!
Bei der Ausführung mit Holzkeilen gibt's verschiedene Varianten. Habt Ihr das Auge des Bodensteins komplett mit Holz ausgefüllt und darin die Keile oder gibt es eine Art Käfig aus Gusseisen, wo die Keile mit Stellschrauben eingezogen sind?
Wenn für die Keile kein Pokholz verfügbar ist, tut es wohl auch Linden- oder Eschenholz, das man gut getrocknet lange Zeit in ein dünnflüssiges Schmieröl eingelegt hat.
In jedem Fall halte ich den Steinbuchs für eins der kompliziertesten Mühlenbauteile, wo gibt. Wenn Ihr halbwegs was Brauchbares wollt, würde ich z.B. Fa. Schumann in Mulda http://www.muehlenbau-schumann.de/ um Rat fragen. Die wissen, was zu tun ist und Ihr könnt sicher sein, dass Euch mit dem Teil nicht etwas Ähnliches passiert wie mit den Flügeln.
Wenn ich höre, dass der Stein seit 1928 oder so nicht mehr gedreht hat, kommen mir aber noch andere Bedenken: das Spurlager (also der Topp, wo das Mühleisen drauf steht) ist ggf. auch überholungsbedürftig und noch wichtiger: Die Stahlringe um den Läufer rum müssen unbedingt überprüft oder ggf. erneuert werden. Bedenke die Fliehkräfte, die da bei über 100 U/min und ner Tonne Stein auflaufen!
Ansonsten würde ich - wenn das ganze Gelumpe schonmal auseinander ist - auf jeden Fall auch die Lage des Spurtopfs ausloten, den Bodenstein überprüfen, ob er in Waage liegt und das Mühleisen mal auf den umgedrehten Läufer aufsetzen und mit dem rechten Winkel da den Sitz prüfen...
Alles in Allem aber eigentlich eine hoch spezielle Mühlenbauerarbeit, an die man sich nur als mechanisch wirklich Geübter ran machen sollte. Wie gesagt, ruf' doch einfach mal z.B. bei "Schumi" an, schildere ihm das Problem und lass' nen Angebot machen.
Zitat von ultratrieurAlso im Sinne des Denkmals wäre es sicher nicht, das alte Buchslager zu entsorgen und gegen ein Kugellager zu tauschen!
Manchmal kann ich Deinen Auffassungen von "im Sinne des Denkmals" echt nicht ganz folgen. Mir wolltest Du z.B. unbedingt Ventikanten mit Drehhecks aufschwätzen. Dein Argument: war doch typisch in der Region.
Na ja, soooo richtig typisch kann's angesichts der geringen Stückzahl in der Niederlausitz dann wohl doch nicht gewesen sein. Dagegen war die Umrüstung der Mahlgänge von Pockholzbuchs auf Kugellagerbuchs à la Wetzig & Co. erheblich typischer. Wir habe auch Kugellager, aber keine Ahnung, wann das reingekommen ist. Aber wohl kaum später als Mitte der 1930er. Und Leo Hopf z.B. beschreibt es im TB bereits in den 20ern.
Deine Aversion gegen Segelgatterflügel mit Busselnasen in Kombi mit ner Windrose ist ja okay. Aber ich wüßte nicht, weshalb ein alter originaler und absolut mühlentypischer Kugellager-Mühleisenbuchs nicht im Sinne des Denkmals sein soll?
Abgesehen davon ... was ist mit den Teflonlagern, die ein sehr renommierter Mühlenbauer seit langem als Katzensteinersatz verwendet? Sogar in einer Mühle, deren Reko Du beratend begleitet hast! Hattest Du da "im Sinne des Denkmals" protestiert? Dann muss ich's wohl überhört haben.
Es ist immer die Frage, WARUM man vom Original abweicht. Im Falle der Teflonscheibe statt des Katzensteins ging es um ein plus an Sicherheit für eine Mühle, die mehr oder weniger ständig drehen sollte. Ob das nun erreicht wurde oder nocht, sei mal dahin gestellt - das können wir gern in einem anderen Thread ausführlich diskutieren.
Im Falle der Ventikanten für Straupitz, ging es darum, eine PRODUZIERENDE Windmühle Flügel zu geben, mit der sie vor Wind arbeiten kann, was sie im Moment ja fast nie kann. Außerdem hätten die Bilaus durchaus zur Technik im Turm gepasst. Du hast natürlich Recht, dass der sorbische Siedlungsraum eine weitgehend ventikantenfreie Zone war, allerdings sind die Standorte Saalow, Oehna und Berlin auch geographisch und kulturell nicht so weit entfernt, dass das vollends absurd erscheint. Immerhin hast Du einen Walzenstuhl aus Berlin, eine Ausmahlmaschine aus Itzehoe, einen Sichter aus Lohmen, einen Filter aus Braunschweig und vermutlich jede Menge Gusseisen aus Hannover... mal ganz zu schweigen von der Kappe in Wittenberger Tradition.
Gucke ich mir Syrau an, ist das nen ganz anderer Schnack: Mühle produziert nicht, soll wohl auch nicht. Und der Stand der Technik ist irgendwo um die Jahrhundertwende oder noch davor stehen geblieben. Fazit: Kugellager passt nicht zum Rest der Technik und ist auch betrieblich nicht notwendig. Und gerade wenn es einen gusseisernen Lagertopp gibt, wo "nur" die Keile getauscht werden müssen - warum sollte man den ohne Not aus dem Bodenstein heraus brechen und durch etwas Anderes ersetzen?
Zitat von ultratrieurUnd gerade wenn es einen gusseisernen Lagertopp gibt, wo "nur" die Keile getauscht werden müssen - warum sollte man den ohne Not aus dem Bodenstein heraus brechen und durch etwas Anderes ersetzen?
Jipp, ein Argument, das ich gerne unterschreibe. Denn es ist die einfachste und vermutlich auch billigste Variante, um den Buchs wieder fit zu machen. Aber nicht aus Denkmalschutzgründen.
Den Einbau werden die Syrauer Mühlenfreunde sicherlich hinbekommen. Aber:
- die Keile müssen sehr passgenau gearbeitet bzw. zugerichtet sein - die Schmierkanäle mit fettgetränktem Werg (Hanf oder Flachs) ausstopfen - das Mühleisen mit den Stellschrauben im Winkel von genau 90° zur Lauffläche des Bodensteins ausrichten
Wie gesagt - das ist die hohe Kunst des Mühlenbaus. Wer das noch nie gemacht hat oder noch nie dabei zugesehen hat, der sollte lieber die Finger davon lassen. Sowohl ein zu lockerer Sitz (taumelnde Welle, schlagender Stein) als auch eine zu feste Passung bzw. ungenügende Schmierung (Heißlaufen des Lagers) können böse Folgen haben, die man erst merkt, wenn unschöne Schäden eingetreten sind.
Lasst Euch doch mal ein Komplettangebot machen - Ihr könnt dann ja immer noch sehen, ob es ggf. Einzelpositionen gibt, die Ihr selbst könnt und ob der Mühlenbauer dabei mitspielt.