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Zum Thema Spergau möchte ich einmal so anfangen, dass ich den Auftrag habe, die Mühle wieder in betriebsfähigen Zustand zu versetzen. Der seit-Generationen-Mühlenbauer hat es tatsächlich geschafft, eine Mühle zu bauen, wo nichts (Wirklich NICHTS) funktioniert.
Leider musste ich den Ausschreibungstext verlassen, um erst einmal das Dach zu erneuern, wo es munter hereinregnete. Nebst Wechsel des Mehlbalkens verschalte ich dann die komplette Mühle neu, da an den Seitenwänden schon die Sonne durchschien.
Schrick und Sturmhacken waren nur für eine nicht drehbare Mühle ausgelegt und mussten auch neu gefertigt werden. Bockfundamente hatten falsche Höhenmaße und mussten daher auch erneuert werden (eine Schwelle auf 200 mm Klotz und die andere Schwelle ohne Luft auf dem Stein).
Die Technik habe ich bis auf Kammrad und Walzenstuhl entfernt, um eine sinnvolle Anordnung zu bewerkstelligen. Jalousieflügelattrappen konnten glücklicherweise nicht gerettet werden und wurden durch "Schimmel"-Flügel ersetzt. Als Halslager der Flügelwelle war ein Granitstein verbaut, wurde von mir durch einen Katzenstein ersetzt.
Bremsbalken Fichte 140/140mm wurde durch Eiche ersetzt.
Ein einsames Deckenholz im zweiten Boden (mit Ausklinkung für Elevator) war mit vier Wiener-Schrauben 10/120 befestigt, das konnte ich auch nur schwer ertragen und habe die ganze Balkenlage erneuert.
Im Moment dreht sich erst mal die Mühle auf ihrem Bock mit der Kraft von zwei Personen und die Flügel drehen bei zwei bis drei WS und regulieren munter vor sich hin. Ab Ende September werde ich neue Steine liefern und mit dem Innenausbau beginnen.
Bis dahin schnitze ich ein paar Fenster für die Turmwindmühle in Lindenthal, die wohl nächstes Jahr ebenfalls "Schimmel"-Flügel erhält.
Danke für die offenen Worte, wobei natürlich schon noch interessant wäre, wie es so weit kommen konnte... NICHT, um irgend jemandem eins reinzuwürgen oder sich über das Unvermögen von Handwerkern und Beratern lustig zu machen, sondern um Ähnliches in Zukunft ein wenig weniger wahrscheinlich werden zu lassen. Spergau ist ja kein Einzelfall!
Zum Schluss noch ne peinliche Frage: Was bitte sind "Schimmelflügel"???
zur Frage der Schimmel-Flügel der Hinweis, dass ich acht Jahre bei Schimmel-Pianos Klaviere zusammengenagelt habe.
Zur Unterbindung solcher Fehlrestaurierungen ist es wichtig, bei der Auswahl der Fachleute die Reverenzen zu begutachten und mit Betroffenen der Reverenzen über die Firmen zu reden. Bei meinen letzten Arbeiten habe ich genug Dreck anderer Firmen beseitigen müssen und denke das Recht zu besitzen, offen über Fehlgriffe reden zu dürfen.
Zitat von Mühlenmartin im Beitrag #4zur Frage der Schimmel-Flügel der Hinweis, dass ich acht Jahre bei Schimmel-Pianos Klaviere zusammengenagelt habe.
Jetzt kapiere ich das Wortspiel!!! Wow, echt klasse!
Mit den Referenzen hast Du natürlich recht - ein ganz großes Problem besteht aber darin, dass die aber auch ge- und bewertet sein wollen. Ich kann Dir ne Hand voll Betriebe in Deutschland nennen, die auf ihrer Homepage ellenlange Referenzlisten anführen, die sich aber bei näherem Hinschauen als "Top Ten" der größten Fehlleistungen präsentieren.
Im Fall Spergau dürfte der Berater als Referenz nebenbei sicherlich seine Funktion in einem großen "renomierten" Fachverband angeführt haben, der Generationenmühlenbauer hatte seine ganzen Generationen und - wenn ich mich nicht täusche - jetzt sogar ein Bild des Spergauer Mühlenkastens ohne Verbretterung?
Klar, die S'gauer Bauherren hätten durch die Lande fahren können und andere Mühleneigentümer und vor allem -betreiber fragen können. Aber auch da hätte die ganz reale Gefahr bestanden, dass irgend ein "Spargelbauer" Mühlenschrott und konzeptionelle Fehlgriffe über den grünen Klee lobt. Vielfach wollen sich die Betroffenen ja gar nicht der bitteren Erkenntnis stellen, dass sie abgezockt und mit Schrott sitzen gelassen wurden...
Zitat von ultratrieur im Beitrag #6Ich kann Dir ne Hand voll Betriebe in Deutschland nennen, die auf ihrer Homepage ellenlange Referenzlisten anführen, die sich aber bei näherem Hinschauen als "Top Ten" der größten Fehlleistungen präsentieren.
Genau deshalb wohl hatte Martin ganz bewusst hinzugefügt:
Zitat von Mühlenmartin im Beitrag #4Zur Unterbindung solcher Fehlrestaurierungen ... mit Betroffenen der Reverenzen über die Firmen zu reden.
Hallo, Abschließend zu den Schimmelflügel möchte ich nur noch bemerken dass ich auf den Polyesterlack verzichtet habe um eine gewisse Sturmsicherheit zu gewährleisten. Zu dem allgegenwärtigen Problem der Mühlensanierung habe ich bei meinen Baustellen bemerkt, dass der Rechtsweg eine Firma in die Pflicht zu nehmen sehr lange dauert und man um voran zu kommen diesen nicht ausschöpft. In Spergau hätte eigentlich beim Thema Sicherheit der Staatsanwalt schon kommen müssen, denn die Bretter( 24mm) im zweiten Boden hingen auf 1500 mm freitragend. Die Außentreppe war auch nicht sicher und nur mit einer Gewindestange M10 am Eckstiel befestigt. Ganz zu schweigen von der Bremseinrichtung. Beim abnehmen der Flügel haben wir den Bremsentest gemacht wo diese vollkommen wirkungslos war und der obere Flügel ungebremst nach unten schoss trotz aufgelegter Presse. Der erste weg wäre vielleicht ein Meisterzwang, der erst einmal eine Grundvorraussetzung schafft. Bei Kirchen ect. wird zum Beispiel darauf geachtet dass der Fachbetrieb die Qualifikation als Restaurator des Handwerks besitzt, wo man zwei Jahre alle alten handwerklichen Techniken wie vergolden, schmieden schnitzen ect erlernt. Vielleicht wäre das ein richtiger Ansatz. Um so etwas aber auf den Weg zu bringen müsste es mehr Leute geben die sich für Mühlen einsetzen.
Zitat von Askop im Beitrag #7Genau deshalb wohl hatte Martin ganz bewusst hinzugefügt: "Zur Unterbindung solcher Fehlrestaurierungen ... mit Betroffenen der Reverenzen über die Firmen zu reden.
Ja ja ja! ... ich hab ja auch kein Paptentrezept... ich hab das leider nur allzu oft durch, dass ganz offensichtliche Murx-Leistungen von den Bauherrn, Eigentümern oder Betreibern gar nicht als solche erkannt und anerkannt werden. Stattdessen stellen die sich dann voll hinter "ihren Mühlenbauer" oder "ihren Fachberater" ( http://de.wikipedia.org/wiki/Stockholmsyndrom ) und jagen den bösen Nörgler vom Hof, der ihnen ja eigentlich helfen wollte.
Übrigens: das geht keineswegs nur mir so - das betrifft genau so auch Kollegen, die nicht so einen zweifelhaften Ruf in der Fachwelt genießen wie ich.
Setz' Dich mal ins Auto und frag' die Spargelbauern, wie sie ihre Mühle so finden und ob sie das alles wieder so machen würden. Du wirst lauter nickende Köpfe sehen!
Zitat von ultratrieur im Beitrag #9frag' die Spargelbauern, wie sie ihre Mühle so finden und ob sie das alles wieder so machen würden. Du wirst lauter nickende Köpfe sehen!
Hast ja - leider - Recht, siehe z.B. Oppenweher Plattflügel. Das Video ist bekannt, passt aber noch mal zum Thema. Man achte auf die Aussagen ab ca. 1:50 min.
Mühlenbauer/Flügelbauer Rohlfing: "Wir sind mit dem Resultat zufrieden ... keine Verletzten ... hoffen, dass die Mühlengruppe auch zufrieden ist." Sprecher der Mühlengruppe: "Die Mühlengruppe ist zufrieden!"
In Oppenwehe (samt Mühlenbauhof Frille) wird ja der Murks nicht als solcher erkannt und stattdessen als Erfolg gewürdigt. Deshalb sind dort auch alle zufrieden. Nur ... manchmal gibt es ja auch den Fall, dass ein Opfer von Pfusch und Murks bewusst gute Miene zum bösen Spiel macht. Und zwar deshalb, weil er selber nicht ganz unschuldig ist an der Misere. Z.B. wegen ungenauer, nur pauschaler Vorgaben in der Ausschreibung wie im Fall der neuen, aber von Fa. Teubener fehlkonstruierten Jalousieflügel für Syrau. Würde Syrau deswegen vor Gericht ziehen, hätte man m.E. ziemlich schlechte Karten. Bestenfalls könnte es mit einem Vergleich enden.
Aber wie sollen Laien als Auftraggeber in der Lage sein, sachlich-fachlich präzise Vorgaben in der Ausschreibung zu machen für eine hoch komplizierte bzw. mühlenbauspezifische Sache, von der sie naturgemäß keine Ahnung haben (können)? Wie ließe sich das verhindern? Und zwar flächendeckend, weil man oft genug von dem Restaurierungsvorhaben erst im Nachhinein (z.B. aus der Zeitung) erfährt, wenn das Kind bereits in den Brunne gefallen ist und alle Messen gesungen sind.
Zitat von Askop im Beitrag #10 Aber wie sollen Laien als Auftraggeber in der Lage sein, sachlich-fachlich präzise Vorgaben in der Ausschreibung zu machen für eine hoch komplizierte bzw. mühlenbauspezifische Sache, von der sie naturgemäß keine Ahnung haben (können)? Wie ließe sich das verhindern? Und zwar flächendeckend, weil man oft genug von dem Restaurierungsvorhaben erst im Nachhinein (z.B. aus der Zeitung) erfährt, wenn das Kind bereits in den Brunne gefallen ist und alle Messen gesungen sind.
ist auch meine übliche Frage. Die Probleme müssen verständlich genannt werden. Im Fall Syrau eigentlich klar, weil es Sicherheitsprobleme mit sich bringt, die im Extremfall die ganze Mühlen zerstören können. Im Fall Oppenwehe sieht es für Laien nicht so problematisch aus, da geht es eher in Richtung Autentizität, aber drehen tut sich die Mühle auch mit den "Deppenflügeln".
Ich zitiere mal Florian aus einem anderen Thread:"Dass der Widerstandsläufer besser und bei niedrigerer Windgeschwindigkeit anläuft, ist hinlänglich bekannt. Das ist ja der Grund dafür, warum "normale" Flügel so kontruiert sind, dass sie zunächst als Widerstandsläufer los marschieren, dann aber die Komponente Auftriebsläufer übernimmt bzw. durch die erheblich stärkere Wirkung dominiert und bei relativ geringer Drehzahl dann ein nennenswertes Drehmoment bringt. Das wird den Plattflügeln definitiv fehlen - die werden bis zu einem gewissen Punkt im Leerlauf mit zunehmender Anströmgeschwindigkeit in fast linearem Bezug schneller werden, sowie aber Drehmoment abgenommen wird, dürfte das ganze dynamische System "zusammenbrechen". Um überhaupt auf eine einigermaßen vergleichbare Leistung zu kommen, muss eine extrem hohe Drehzahl erreicht werden - dafür ist dann aber sicherlich das Getriebe wieder nicht geeignet, denn es wurde ja zuletzt mit langsamen Widerstandsläufern betrieben. Vermutlich wird die Mühle beim Schroten auch bei starkem Wind ständig hoch und wieder runter touren. Erstmal Anlauf nehmen, ohne Last auf volle Drehzahl, dann Speisung geben, Stein absenken und sie wird als absolut sensible Diva sofort extrem viel langsamer werden. Mit etwas Übung und bei seeehr gleichmäßigem kräftigem Wind wird man so vielleicht einen stabilen Betrieb hin bekommen - das hat aber m.E. nichts damit zu tun, wofür diese Mühle mal gebaut worden ist, und damit wie sie früher betrieben wurde."
Meine Fragen hierzu:
Was versteht man unter Widerstandsläufer und Auftriebsläufer? Ist das Getriebe wirklich nicht geeignet oder ist das eine Vermutung? Wer kann das absolut verläßlich beurteilen? Wieso hätte man dieses Problem mit anderen Flügeln nicht gehabt? Ich dachte immer, Jalousieflügel wären effizienter als Segelflügel.
Wenn hier in Fachkreisen Kritik geübt wird, ist das für Laien oft nicht zu durchschauen. Und wenn sich die Kritiker keine Mühe geben, das vernünftig zu erklären, müssen sie sich nicht wundern, kein Gehört zu finden. Ist wie überall im Leben, wenn man viel Fachvokabular verwendet, erreicht man, daß es kaum jemand versteht und sich damit beschäftigen will.
Zitat Wenn hier in Fachkreisen Kritik geübt wird, ist das für Laien oft nicht zu durchschauen. Und wenn sich die Kritiker keine Mühe geben, das vernünftig zu erklären, müssen sie sich nicht wundern, kein Gehört zu finden. Ist wie überall im Leben, wenn man viel Fachvokabular verwendet, erreicht man, daß es kaum jemand versteht und sich damit beschäftigen will.
Nehmen wir mal die beiden Begriffe Widerstandsläufer und Auftriebsläufer als Beispiel - klar, das ist für jemanden, der sich noch nicht damit beschäftigt hat, erstmal "Fachchinesisch", aber wir sind dank Internet und so tollen Quellen wie Wikipedia heute schneller und so einfach wie noch nie in der Geschichte in der Lage, uns darüber ein grundlegendes Wissen zusammenzustoppeln. Das wird natürlich weder ein Studium noch eine Technikerausbildung ersetzen, aber es reicht doch zumindest aus, um informiert mitlesen zu können und zu merken, wo jemand einem einen ganz dicken Bären aufbinden will.
Für's Erste würde ich Dir raten, Dich auf den folgenden Seiten ins Thema einzulesen... wobei mir da beim Überfliegen die Betrachtung des Drehmoments und seiner Wechselwirkung mit der Dehzahl fehlt. Es könnte anhand dieser Seiten der Eindruck entstehen, dass der Auftriebsläufer stets schneller ist als der Widerstandsläufer... Aber gut, es ist ein leicht verdaulicher Anfang:
Wer allein diese paar Zeilen liest und ernst nimmt, KANN überhaupt nicht zum Schluss kommen, dass die "Plattflügel" irgendwie im Betrieb besser laufen könnten als die herkömmliche Segalgatter- oder Jalousievariante. Wenn man das trotzdem unbedingt probieren muss, dann hat das m.E. ganz viel mit der Unlust oder auch Unfähigkeit zu tun, sich auf Theorie einzulassen, womit wir wieder beim Kern einer meiner Lieblingsfeststellungen sind: Es hapert nicht an den Informationsmöglichkeiten, es hapert am Willen, sich mit der Materie mehr als nur oberflächlich auseinander zu setzen!
Und an dieser Stelle schließt sich auch der Kreis zwischen dem Aspekt der Authentizität und der aktuellen Sicherheitsbetrachtung z.B. in Sachen Anwendbarkeit von Maschinenrichtlinie & Co. Es sind zwei Symptome des selben Problems, der Einstellung "is ja nur ne Mühle" ... 1-2-3-4 fertig. Und damit das klar ist - damit meine ich hier jetzt nicht Dich, Ansgar sondern Leute, die mal eben so für € 60.000,- bis 80.000,- nen Flügelkreuz bestellen und sich über die Sache selbst und die Rahmenbedingungen weniger kundig machen als wenn sie in der Kaufhalle am Kühlregal ne Tüte Milch aussuchen.
Zitat Ich dachte immer, Jalousieflügel wären effizienter als Segelflügel.
Nein, ganz falsch. Es kann natürlich im Einzelfall so sein, aber eine Regel ist das keinesfalls. Das hat damit zu tun, dass sich ein Segeltuch viel dichter an das ideale Profil (Drall) anschmiegt als Klappen das je können. Jalousieklappen sind meist etwas undicht, schließen nicht richtig, es gibt Verwirbelungen an den Steuerelementen, die ein Segelgatterflügel so ja nicht hat. Wenn das Profil natürlich falsch konstruiert ist oder der Flügel sich verzogen hat (Drehwuchs Holzruten, Schweißfehler bei Stahlruten) kann der Vorteil natürlich nicht zum Tragen kommen!
Die Vorteile des Jalousieflügels sind nicht in der theoretischen Leistung des Profils sondern im Betrieb zu finden: Selbstregelung der Drehzahl, keine Betriebsunterbrechungen zum Reffen / Schwichten, kein oder weniger Riskiko, dass im Winter was fest friert, bei guter Ausführung haltbarer als Tuch. Und natürlich der Sicherheitsaspekt - kein oder zumindest sehr viel weniger Kletterei... bei Jalousieflügeln kann keiner durch ne plötzliche Böe von der Seite mit dem Ende vom Segel in der Hand mal eben von der Galerie oder übern Acker gewedelt werden.
Zitat von Ansgar im Beitrag #11Ist wie überall im Leben, wenn man viel Fachvokabular verwendet, erreicht man, daß es kaum jemand versteht und sich damit beschäftigen will.
Tja Ansgar, wir sind hier in einem Mühlenforum; also ein Fachforum, wo - und da hast Du Recht - ein Laie so seine Schwierigkeiten haben könnte - wegen des Fachvokabulars.
Aber glaubst Du, mir geht es mit Deinem Steckenpferd (Carnivoren) anders? Bei euch im Forum (http://forum.carnivoren.org/index.php?/index) wimmelt es nur so vor (lateinischen) Fachbegriffen, und ich stelle mir eure Reaktion vor, wenn ich als Laie plötzlich dort auftauche und fragen würde: was ist der Unterschied zwischen Nepenthes und Utricularia?
Aber Florian hat Recht: dank Internet ist es heute recht leicht und einfach geworden, sich zu x-beliebigen Themen das nötige Wissen zusammen zu klauben. Und obwohl ich überhaupt keine Ahnung habe von den Carnivoren, würde ich es vielleicht gerade noch so hin kriegen, mir selber etwas zu Nepenthes und Utricularia anzueignen - zumindest so viel, damit ich wenigstens weiß, was überhaupt gemeint ist und worum es geht.
Zitat von Askop im Beitrag #13 Aber glaubst Du, mir geht es mit Deinem Steckenpferd (Carnivoren) anders? Bei euch im Forum (http://forum.carnivoren.org/index.php?/index) wimmelt es nur so vor (lateinischen) Fachbegriffen, und ich stelle mir eure Reaktion vor, wenn ich als Laie plötzlich dort auftauche und fragen würde: was ist der Unterschied zwischen Nepenthes und Utricularia?
Nur wenn jemand bei uns im Forum ankommt und sich darüber beklagt, weil seine Venusfliegenfalle eingeht, wird er nicht gleich wortgewaltig als Stümper dargestellt, so daß er die Lust am Forum verliert. Die wichtigsten Hinweise zur Pflege und Gattungsnamen findet man auch auf der Homepage, ohne erst bei Wikipedia und Co. nachzuschauen, wo immer die Gefahr besteht, daß dort Falschinformationen verbreitet werden. Hier wird man schnell in die Idiotenecke gestellt, aber wo genau man die korrekten Informationen herbekommen soll, wird offen gelassen. Nicht jeder Windmühlenverein hat einen studierten Ingenieur. Wenn ich mich recht entsinne, warst Du Lehrer, dementsprechend mußtest Du auch bei der Renovierung Lehrgeld bezahlen.
Zitat von ultratrieur im Beitrag #12 Aber gut, es ist ein leicht verdaulicher Anfang:
Wer allein diese paar Zeilen liest und ernst nimmt, KANN überhaupt nicht zum Schluss kommen, dass die "Plattflügel" irgendwie im Betrieb besser laufen könnten als die herkömmliche Segalgatter- oder Jalousievariante.
einer der selteneren Fälle, wo der Wikipediaartikel unverständlicher war als die Fachartikel. Jetzt klär uns nochmal auf bezüglich der Plattflügel. Bei meinem Besuch hatte ich nicht richtig hingeschaut und sie auf den ersten Blick für Jalousieflügel gehalten. Bei Wassermühlen schaue ich normalerweise genauer hin.
Sind das in Oppenwehe jetzt Türenflügel? Nochmal zum Thema Widerstand und Auftrieb. Bilauflügel sind ja so ähnlich gebaut wie Flugzeugflügel, da kann man das mit dem Auftrieb am Ehesten nachvollziehen. Ist das bei allen anderen Flügeltypen auch so relevant, daß der Wind auf der einen Seite der Flügel einen längeren Weg zurücklegt als auf der anderen Seite und dadurch ein Druckgefälle und somit ein Auftrieb entsteht, der die Sache antreibt? Bei Segel, Türen und Jalousieflügeln kann ich mir das nicht so richtig vorstellen.
Zitat von ultratrieur im Beitrag #12 Wenn man das trotzdem unbedingt probieren muss, dann hat das m.E. ganz viel mit der Unlust oder auch Unfähigkeit zu tun, sich auf Theorie einzulassen, womit wir wieder beim Kern einer meiner Lieblingsfeststellungen sind: Es hapert nicht an den Informationsmöglichkeiten, es hapert am Willen, sich mit der Materie mehr als nur oberflächlich auseinander zu setzen!
Es hapert an der Betriebsblindheit. Ich wäre jetzt nicht darauf gekommen, daß das Thema Auftrieb bei Windmühlenflügeln eine Rolle spielt sondern dachte bisher immer, es wäre eine Sache des Luftwiderstandes und da die Flügel nicht gerade sind sondern leicht gebogen bzw. gedreht würde der Wind daran gebrochen und schiebt die Flügel dann zur Seite weg.
Das mit der Effizienz bei den Jalousieflügeln meinte ich auch in erster Linie vom Workflow her, hätte ich noch präzisieren sollen.
Schade, daß man Dir immer erstmal contra geben muß, bis Du mit Deinem Detailwissen Deine Kritik untermauerst, dann sieht das ganze schon wieder etwas anders aus.
Es wäre ebenfalls schade, wenn solche Infos in den Tiefen des Forums verschwinden, deshalb nochmal die Frage, ob wir da einen Leitfaden machen wollen.
Teilweise wohl ja (innen an der Welle), außen sind Vorheck und Heck jeweils separat mit einem Segel belegt.
Zitat ...daß der Wind auf der einen Seite der Flügel einen längeren Weg zurücklegt als auf der anderen Seite und dadurch ein Druckgefälle und somit ein Auftrieb entsteht, der die Sache antreibt? Bei Segel, Türen und Jalousieflügeln kann ich mir das nicht so richtig vorstellen.
Kein Problem - das geht nicht nur Dir so. Aber schau Dir einfach mal einen gedachten Schnitt durch einen konventionellen Mühlenflügel egal welcher Bauart ungefähr auf Höhe der Mitte des Flügels an. Der Weg hintenrum ist deutlich länger als der vorn.
Was ich übrigens noch vergessen hatte zu erwähnen ist, dass ein Flügel ohne Tuch oder mit geöffneten Jalousieklappen aufgrund des platten Windbretts auf dem Vorderzeug (fast) nur noch Widerstandsläufer ist. Und wer schonmal versucht hat, bei Starkwind nur mit dem Vorderzeug zu mahlen (also nicht nur leer drehen lassen), wird vermutlich bestätigen können, dass die Mühle sich von der Tendenz her so verhält, wie ich das auch für die "Plattflügel" vermute.
Zitat Es hapert an der Betriebsblindheit. Ich wäre jetzt nicht darauf gekommen, daß das Thema Auftrieb bei Windmühlenflügeln eine Rolle spielt ...
Es ist ja auch nicht weiter schlimm, wenn Dir das so geht... schlimm ist aber, wenn Leute und Institutionen, die sich als das Sahnetüpfelchen auf der Torte deutscher Mühlenkunde begreifen und öffentlich darstellen, offenbar meilenweit von diesen Themen entfernt sind oder es ganz offensichtlich völlig schnurz ist weil die Denkrichtung der Verantwortlichen eine vollkommen andere und vom ideellen Gedanken "Mühlenerhaltung" abweichende ist.
Zitat Das mit der Effizienz bei den Jalousieflügeln meinte ich auch in erster Linie vom Workflow her...
OK, klar. Dass der Workflow (oder war es die Work-Life-Balance ) bei Jalousieflügeln besser ist, trifft m.E. insbesondere auf den Hobbymüller, der nicht tagtäglich mit seiner Mühle arbeitet, sicherlich zu - obwohl man mal sagen muss, dass hunderte von besegelten niederländischen Mühlen mehr, besser und häufiger in Betrieb sind als manch bequeme Jalousiemühle in Deutschland und z.B. die besegelte Kriemhild in Xanten sicherlich mehr U/a und mehr t/d macht als die jalousieklappige Kollegin in HH-Wilhelmsburg. Nur an den Flügeln kann's wohl nicht liegen, gell?
Zitat Es wäre ebenfalls schade, wenn solche Infos in den Tiefen des Forums verschwinden, deshalb nochmal die Frage, ob wir da einen Leitfaden machen wollen.
Du lässt einfach nicht locker - das finde ich schon rührend . Vielleicht bin ich ja auf dem falschen Holzweg und verlange einfach zu viel von den Leuten... aber ich finde es irgendwie selbstverständlich, dass jemand, der auf der Suche nach Erklärungen für bestimmte Fragen ist (z.B. wie funktioniert eigentlich ein Mühlenflügel) entsprechend sucht und dann früher oder später auf die relevante Literatur stößt, der ja auch ich große Teile meines Wissens verdanke. Stichwort "Betz" und "op de Hipt" auf deutsch, "La Cour" auf dänisch... die Ausbildungsunterlagen der niederländischen GvvM auf holländisch, alles dank I'net und freier Software auch für Leute ohne große Fremdsprachentalente lesbar. Ich bin mir fast sicher, dass wesentliche Teile dieser Literatur keinen Steinwurf vom Mühlenbauhof im Bindestrichkreis entfernt im Regal stehen. Willst Du da einen weiteren schönen Leitfaden daneben stellen, der dann auch nicht gelesen und beachtet wird?
Der einzige Leitfaden, der m.E. sinnvoll wäre, ist derjenige, der Leuten, die in der Mühlenerhaltung aktiv sind, in ganz großen Buchstaben ans Herz legt: "MACHT BITTE DIE AUGEN AUF UND DENKT NACH BEVOR IHR WAS TUT!". Ob das aber hilft oder überhaupt wahrgenommen wird, wenn flächendeckend die Augen geschlossen sind oder man einfach notorisch in ganz andere Richtungen schaut, bezweifele ich.
Ich vermute, dass Du mir jetzt vorschlägst, den Leitfaden als Hörbuch rauszubringen?