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Dr. Ulrich Neitzel/Fritz Schmidt/Mathias Sielaff: Die Mühlenchronik des Kreises Schlawe 434 Seiten DIN A4-Format, diverse Landkarten, diverse Fotos; Preis: 35 EURO zuzügl. Porto und Verpackung.
Zitat Vieles was das alltägliche Leben prägt und die Grundversorgung der Bevölkerung sichert, wird von den Menschen als Selbstverständlichkeit hingenommen. Dies gilt selbst im Rückblick auf vergangene Epochen für zahlreiche Lebensbereiche, so auch für die Versorgung der Bevölkerung durch die Produkte, die von den Mühlen geliefert wurden. Gleichzeitig waren insbesondere die Müller, Mühlenpächter und -besitzer aufgrund der Bedeutung ihrer Tätigkeit eine mit vielen Sonderrechten privilegierte und spätestens seit dem 18. Jahrhundert auch mit deutlichem Ansehen ausgestattete Personengruppe, wodurch sie sich von vielen anderen Handwerksberufen ihrer Zeit unterschieden. Abgesehen davon bildeten die Müllerfamilien, wie viele andere Bevölkerungsgruppen in der Vergangenheit auch, einen in sich geschlossenen Kreis. Diese Tatsache übt eine nicht geringe Faszination auf jeden Orts- und Familienforscher aus, der seine Vorfahren in den Reihen dieser Handwerker weiß oder vermutet. Damit sind schon drei gute Gründe genannt, um sich mit dem Thema des Mühlenwesens und den Müllerfamilien ausführlicher zu befassen.
Das Buch berichtet detailliert über die technischen Entwicklungen, sowohl für Wasser- als auch für Windmühlen, wie sie sich im Kreis Schlawe entwickelt haben. Darüber hinaus werden die Besonderheiten und Eigentümlichkeiten des Müllerberufs erörtert, wie Lehre, Wandertätigkeit und Meisterprüfung, bis hin nur Gründung der Müllerinnung in Schlawe im Jahre 1768.
Einen ganz besonderen Platz aber nehmen die Menschen ein, die diese Entwicklung begleitet und geprägt haben. Es wurde großer Wert darauf gelegt, die Müller und die Geschichte der einzelnen Mühlen in zeitlicher Folge und im Übergang von einer Generation auf die andere nachzuzeichnen und zu dokumentieren, mit allen genealogischen Daten, soweit dies bei der teilweise sehr schwierigen Datenlage überhaupt möglich war. So erscheinen in den zuletzt gültigen Grenzen des Kreises Schlawe nacheinander mehr als 170 Mühlen.
Quellen für dieses Buch waren neben den bisherigen Veröffentlichungen über dieses Thema insbesondere eigene Recherchen im Geheimen Staatsarchiv in Berlin, im Landesarchiv und in der Universität Greifswald, das Bundesarchiv in Bayreuth, sowie alle greifbaren Kirchenbücher des Kreises Schlawe. Vor allem wurden aber die Nachkommen der einzelnen Müller der betreffenden Mühlen angesprochen und nach ihren Erinnerungen, Erfahrungen und Familiennachrichten befragt, wobei diese ihr Wissen zur Verfügung stellten.
Diese Chronik verbindet somit die technischen, historischen und genealogischen Aspekte des Müllerhandwerks im Schlawer Kreis. In ihr werden 700 Jahre Mühlengeschichte des Kreises Schlawe wieder lebendig.
Allein das Inhaltsverzeichnis (als PDF-Download) mit den vielen namentlich erwähnten Wind- und Wassermühlen ist echt beeindruckend. Eine tolle und sehr umfangreiche Arbeit ... für den, den's interessiert.
Ich habe davon noch ein Exemplar im Schrank stehen und würde mich gegen eine kleine Spende oder im Tausch gegen ein (für mich) interessant(er)es Werk davon trennen.
Neben dem einen oder anderen Bild aus dieser spannenden Mühlenregion und Rüdiger Hagens Zeichnungen des Mademann-Paltrocks in Neu-Kugelwitz enthält das Buch vor allem Sozialgeschichtliches. Technik ist eigentlich nicht wirklich Thema... wie leider so oft bei solchen Mühlenbüchern.
Aber gut, wer sich dafür interessiert, wie der Onkel von Müller X aus dem Dorf Y um 1915 hieß und wie viele Ziegen der in seiner Bäckerei hielt und was er dann mit den Ziegen bei der Vertreibung 1945 angestellt hat, für den ist so ein Buch eine tolle Quelle! Und das meine ich jetzt nicht ironisch oder sarkastisch - tolles Buch, wenn man zur Zielgruppe gehört.
Zitat von ultratrieur im Beitrag #3enthält das Buch vor allem Sozialgeschichtliches. Technik ist eigentlich nicht wirklich Thema... wie leider so oft bei solchen Mühlenbüchern.
Wieso leider? (Mühlen)Technikbücher gibts ja nun wirklich zuhauf, auch recht alte wie den "Sturm". Vom Leben und Arbeiten der Müller in früheren Zeiten weiß man eigentlich viel zu wenig. Die Stellung der Müller zur Obrigkeit ... meist nur recht allgemein, selten konkret.
Es gab nicht nur reiche Müller, auch viele arme ... wegen der hohen Steuern und Abgaben. Unser Müller hat noch im 18. Jhd. Gespanndienste (Frondienste) leisten müssen für den Gutsherren. Eine Kuh, 1 Pferd, Schafe und Hühner hatte der Müller ebenfalls. Aber für das Gras auf der herrschaftlichen Wiese hat er auch Abgaben leisten müssen. Für die Erbpachtmühle ebenfalls.
Mühlentechnik ... gut und schön. Aber ohne den Menschen bzw. die Müller gäbe es die ja gar nicht; also zwei Seiten der gleichen Medaille ... Technik- und Sozialgeschichte. Finde ich interessant, spannend und faszinierend. Leider gibts dazu m.E. viel zu wenig.
Sonst wüssten wir bestimmt auch etwas mehr zu den Zipfelmützen.