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Mühlen- und Müllerforum "Glück zu!"

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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 370 mal aufgerufen
 Mühlenerhaltung und -betreibung
JHV



Beiträge: 129

11.09.2012 01:06
Sporadisch schroten Zitat · Antworten

Hallo zusammen,

Ich habe mit meinem 1. Vorsitzenden überlegt, dass wir in Zukunft öfter bei unseren Öffnungstagen schroten wollen. In Pauls Beitrag zum Tag des offenen Denkmals habe ich gelesen, dass in Lechtingen ebenfalls geschrotet und dass das Getreide verkauft wurde. Das Thema haben wir zwar schon gefühlte tausendmal im Forum beredet, aber ich wollte euch ein paar Fragen stellen:

1. Wenn wir schroten, dürfen wir das Schrot dann verkaufen? Wenn ja, sind dann gesonderte Hinweise notwendig (nach dem Motto: Vorsicht Steinabrieb!)? Wie sieht es mit der Steuer aus? Könnte man das mit einer "freiwilligen Pflicht-Spende" umgehen oder muss man dann Umsatzsteuer bezahlen, wenn man ein Kilo Schrot für einen Euro über die Theke gehen lässt? Ich suche ja noch nach einem Sichter, den wir irgendwie unter den Schrotgang stellen könnten, dann wären ja zumindest die abgeplatzten Steinchen im Schrot ausgesiebt, so dass uns niemand verklagen kann, wenn sich jemand mit unserem Schrot eine Krone ruiniert.

2. Wenn wir nur zu den Vorführzwecken an unseren Öffnungstagen schroten (einmal pro Monat), wie sieht es dann mit der Reinigung nach dem Schroten aus? Normalerweise bauen wir alles auseinander, weil wir nur alle 3-4 Monate schroten. Wie wäre es, wenn wir es regelmäßig einmal pro Monat machen würden? Ich will uns ja kein Ungeziefer in die Mühle holen. Der Staub ist mir egal, da komme ich mit dem Staubsauger gegen an, aber die Rückstände im Schrotgang müssten doch irgendwie beseitigt werden...

Danke für eure Hilfe!
Glück zu!
Jochen

ultratrieur



Beiträge: 2.209

11.09.2012 14:42
#2 RE: Sporadisch schroten Zitat · Antworten

Prima, dass Ihr (mehr) schroten wollt! Das erstmal vorweg.

Wenn Ihr Schrot, Mehl oder was auch immer für Mühlenprodukte (inkl. aus dem großen Sack in die kleine Tüte Umgepacktes) weg gebt, dann habt Ihr es mit zwei Bereichen zu tun: der eine ist das Steuerrecht, der Andere die Frage der Produkthaftung.

Was das Steuerrecht angeht, würde ich davon abraten, in eine Grauzone "wir bedanken uns für Ihre Spende durch Abgabe einer Tüte Mehl" abzutauchen. Das ist in jedem Fall angreifbar und in einer Großstadt, wo es nur eine Frage der Zeit ist, bis auch mal ein Finanzbeamter unter den Besuchern ist, keine gute Idee.

Also würde ich empfehlen, Euch mit Eurem Steuerberater (den Ihr als so ein Verein hoffentlich sowieso habt?) zusammen zu setzen und im Vorwege die Verbuchung klären. Vermutlich wird das auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb des Vereins inkl. Gewerbeanmeldung hinaus laufen. Viele Vereinsleute haben (aus Unkenntnis) davor eine Heidenangst - aber ich halte es für durchaus handhabbar. Bei der Anmeldung des Gewerbes würde ich übrigens empfehlen, "Handel mit Getreide und Getreideprodukten" anzugeben, NICHT Müllerei. Die Handwerkskammer kann zwar keinen Stress mehr machen, weil der Müller vor ca. 10 Jahren aus der Liste der meisterpflichtigen Handwerke rausgeflogen ist, aber es stellt sich z.B. die Frage nach einer BG-Zuordnung...

Nach Artikel 6 Absatz 2 der EU-Verordnung 852/2004 gibt es eine Meldepflicht für Betriebe, die Lebensmittel herstellen, verarbeiten oder verkaufen. Ich hab keine Ahnung, welche Behörde in HH dafür zuständig ist, aber ich bin mir sicher, Ihr könnt Euch durchfragen. Ansonsten würde ich Dir als Einstieg ins Thema einfach http://de.wikipedia.org/wiki/Lebensmittelhygiene-Verordnung empfehlen - da gibt es schon noch das Eine oder Andere zu beachten, das ich hier nicht weiter ausführen kann oder muss.

Was das Thema Produkthaftung angeht, ist das natürlich eine Gratwanderung. Ganz klar - man kann Risiken, die von so einem Produkt ausgehen reduzieren, aber nicht gänzlich ausschließen. Auch wenn Ihr einen Kontrollsichter direkt vor der Absackung hättet, wär das kein 100%iger Garant für Steinfreiheit... und für gröbere Materialien (Grobschrot, Grütze) ohnehin nicht machbar.

Was Ihr also braucht, ist einwandfreie Rohware, die mehr als nur die Mähdruschreningung durchlaufen hat, Ihr müsst zwecks Dokumentation mit Rückstellmustern und aussagekräftigen Lieferpapieren arbeiten, die Euch helfen können im Schadensfall die Schuldfrage von Euch abzuwenden.
Bleiben die Steine als mögliche Quelle für "Steinchen". Ihr habt bei der Restaurierung doch ordentliche neue Steine von Titulaer bekommen, die seither auch nicht sinnlos mit Schrauben, Stahlkugeln und Ähnlichem gequält wurden. Die Chance, dass bei ordentlicher regelmäßiger Pflege der Steine was raus haut und im Schrot landet, halte ich für sehr, sehr gering!


Den Plan, nur ein Mal im Monat zu schroten, halte ich für fragwürdig. Nicht nur wegen der Hygiene in der Mühle - auch im Interesse der Verarbeiter. Das würde ja heißen, dass der Bäcker kurz vor dem "Schrottag" mit fast 1 Monat altem Schrot arbeitet?? Schwer vorstellbar, dass da ein vollkorniger Bäcker mitmacht. Wenn wir über 1 x pro Woche reden würden, dann sähe die Sache schon ganz anders aus...

Thema Ungeziefer: eins ist klar - es gibt keine arbeitende Mühle, wo keins ist. Es muss eben einfach nur im Rahmen bleiben, damit es weder gesundheitsgefährdend noch ekelerregend ist. Letzteres macht deutlich, dass es keine 100% klar definierbare Grenze von z.B. Zahl Motten pro m³ umbautem Raum gibt. Es ist eine Ermessensfrage und Ihr müsst im Rahmen Eures HACCP-Konzepts ein Monitoring (so simpel es auch sein mag... Stichwort "Sichtprüfung") und Gegenmaßnahmen darlegen. Beispiel: Regelmäßige Sichtprüfung der Böden und des Staubsaugerinhalts auf Mäusekot. Gegenmaßnahme: Aufstellen von Fallen, Auslegen von Gift. Prävention: regelmäßige Begehung durch einen Kammerjäger. Fertig.
Dazu kommt natürlich noch eine genaue Untersuchung der Anlage selbst. Häufig kann man durch ganz kleine Umbauten den Schädlingen das Leben schwer machen bzw. die Reinigung erheblich erleichtern.


Ich hoffe, ich hab Dir erstmal weiter geholfen - falls nicht, hab ich noch so ne halbgare Idee im Kopf, wie man so einen Betrieb strukturieren könnte... das wär aber nen Thema für "abends beim Bier" oder per PN



Flo der Liebe

Mehltheuer



Beiträge: 699

11.09.2012 18:28
#3 RE: Sporadisch schroten Zitat · Antworten

Ich kann nur wiedergeben wie das an der Kuerzflügeligen ist:

Wir haben immer Getreide für unser Lädchen, welches wir auf dem Motormahlgang schroten.
Dieser Motorgang ist ein alter Futtergang anno 1911 und wird mehrmals jährlich gereinigt.
Am Tag des Denkmals haben wir eben auf Nachfrage der Lädchenkollegen geschrotet weil
die Bestände alle waren.
Beim Windgang sieht es anders aus, hier haben wir 70 kg Weizen von der Raiffeisen und
250 kg Futtergerste, schroten konnten wir bei dem scheiß Wind relativ wenig.
Säge kennt einen Bauern der das Zeug abnimmt, 100 kg der Gerste haben Säge und ich
gezahlt, den Rest der Verein.
Wenn ich euch den Tipp geben kann, sucht euch einen Nebenerwerbsbauern und schrotet ein
bisschen was für ihn und lasst die Finger von Lebensmitteln, besonders bei 1 x im
Monat schroten.
Ich habe auch kein Problem den Leuten zu erzählen das wir auf dem Windgang
Schweinefutter machen aus techn. und hygienischen Gründen usw.
Die Leute freuen sich darüber, gibt dann Kommentare wie "ach da fressen die Säue dann
was anständiges."
Ich weiß ja auch nicht wo der Schwerpunkt bei euch liegt...Ich war Mühlentag 2009
bei euch, aber da war grad Gottesdienst und da bin ich auf den Hacken umgedreht,
zur Riepenburger Axel beim Schroten zusehen.

Gruß aus der Klapsmühle!
Paul



Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.

ultratrieur



Beiträge: 2.209

11.09.2012 21:41
#4 RE: Sporadisch schroten Zitat · Antworten

Grundsätzlich gebe ich Dir recht Paul, das Problem ist nur, dass sich der Wilhelmsburger Schweinebestand in den letzten Jahren eher so gegen Null bewegt und der Verein hat ja leider ein Backhaus statt eines Schweinestalls gebaut .

Sorry, ich lass mal meine Gemeinheiten wegen des BH stecken . Nun mal ernsthaft: Natürlich kann man irgendwo auf dem Dorf hinter der hohen Hecke im fast rechtsfreien oder auch nur vom Gewohnheitsrecht geprägten bäuerlichen Umfeld sowas machen. Fängst Du mitten im hippen Wilhelmsburg zwischen Gartenausstellung und IBA an, Schweinefutter zu produzieren, kannst Du Dir sicher sein, dass sich auch da der Amtsschimmel findet und kräftig beschwert. Dank DMSB-Ausbildung weißt Du so gut wie ich, dass die Anforderungen an eine Futtermittelproduktion rechtlich genau so hoch sind wie die an eine Lebensmittelproduktion. Auch Futter darf für Mensch und Tier nicht gesundheitsschädlich sein, wie es beim Schwein mit dem Ekel aussieht, kann ich nicht so genau sagen... Du unterliegst jedenfalls als Futtermittelhersteller auch einer Meldepflicht, ggf. kommt noch der Nachweis Deiner Sachkunde hinzu. Du brauchst ebenso wie für die Lebensmittel das ganze HACCP-Brimborium.

Wägen wir das mal für den Standort mitten in der Großstadt mit vielen vollkornhungrigen menschlichen Mäulern und nur wenigen Schrot vertilgenden Großvieheinheiten ab, dann geht die Sache m.E. ganz stark in Richtung Lebensmittel aus... zumindest wenn man ernsthaft vorhat, etwas mit der Mühle zu machen, was mehr als nur zwei drei Mal im Jahr schroten ist. Ach so, übrigens - es hindert Euch ja niemand daran, Futter UND Lebensmittel herzustellen .



Flo der Liebe

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