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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 1.028 mal aufgerufen
 Sammlung von Mühlendaten und -beschreibungen
waldtill



Beiträge: 157

16.04.2013 11:13
Exkursionsbericht: Reichwaldsche Mühle in Wiepke + Mühle Kasube in Oebisfelde Zitat · Antworten

Im Nachtrag zu der Exkursion, die wir am 6. April gemacht haben, möchte ich hier noch etwas zu den besichtigten Mühlen schreiben.
Den Exkursionsablauf habe ich ja in dem Thread "Ostertreffen 2013" beschrieben.
Die Bilder zu der Reichwaldschen Mühle und der Mühle Kasube habe ich in der Galerie hier abgelegt.

Als erstes besuchten wir die Reichwaldsche Wassermühle von Herrn Gille, der uns im Mühlenhof erwartete. Die Anlage besteht aus einem geschlossenen Hofraum am Ende einer Sackgasse. Der Gebäudering wird gebildet durch die ehemaligen Schweineställe, dem Wohnhaus, der Mühle, Stallungen und einer großen Scheune.
Betreut und vorallem kontinuierlich instandgesezt wird die Anlage durch den Wassermühlen- und Heimatverein Wiepke e.V. deren Vorsitzender Herr Gille ist.
Die Führung erfolgte "in der Kraftrichtung", es wurde also am Gerinne des Oberwassers begonnen, welches hier aus Sandsteinplatten mit steinernen Zangen erstellt ist, was ich bisher so noch nicht gesehen habe. In einer dieser Platten ist die Jahreszahl 1693 eingearbeitet, was wohl dem Erbauungsjahr der Mühle recht nahe kommt.

Das oberschlächtige Wasserrad und der mächtige Wellbaum wurde 1996 erneuert und präsentierte sich durch den Eismantel als noch nicht betriebsbereit, auch waren die Instandsetzungsarbeiten an Kanal und Mauer der Radstube durch die ungünstigen Witterungsverhältnisse ins Hintertreffen geraten.
Im Inneren treibt auf dem Wellbaum ein gusseisernes Kammrad die Königswelle, die bis in das Dachgeschoss reicht. auf dieser Welle sitz ein Stirnrad mit rund 2,5 Metern Durchmesser, mit den augenscheinlich 4 Mahlgänge betrieben worden sind. Die technische Einrichtung scheint in den Grundzügen aus den 1870er Jahren zu kommen, immer wieder angepasst an die aktuellen Bedürfnisse. Heute sind noch 3 Mahl- /Schrotgänge und ein Walzenstuhl vorhanden. Viel ergänzendes Zubehör wurde durch Herrn Gille hier zusammengetragen, um die Arbeitsweise der Mühle, des Müllers und des Mühlenbauers dem Publikum erlebbar zu machen. Im Dachgeschoss finden sich Sechskantsichter, handbetriebener Sackaufzug und Reinigungsmaschinen. Im Aussengelände lagern noch weitere historische Fundstücke der Mühlengeschichte der Region. Nach fast 1,5 Stunden war der Rundgang beendet.

Auf der Rückfahrt nach Köckte wurde noch kurz die zur Gaststätte umgebaute Windmühle, sowie eine ehemalige Wassermühle in Klötze angesteuert.
Nach dem Mittagessen war das Ziel die Mühle Kasube in Oebisfelde. Von aussen nicht besonders atraktiv zeigt die 1968 stillgelegte Mühle aber Innen ihre Qualitäten. Ursprünglich durch ein unterschlächtiges Wasserrad betrieben, wird um 1927 ein 60Ps Sauggasmotor als weitere Kraftquelle eingebaut. 1936 wird als Ersatz für das Wasserrad eine Osberger Niederdruckturbine installiert. Ein 44kW AEG-Schleifringläufer übernimmt später den Antrieb. Herr Bäthge, der uns durch das Gebäude führte, bekräftigte, dass die Mühle seit ihrer Stillegung zwar nichtmehr in Bewegung gesetzt wurde, aber alle Komponenten noch vorhanden und vorführbar wären - und das ist ein enormer Maschinenpark, der da zu sehen ist! Ein paar Teile möchte ich hier aufzählen: 2 Walzenstühle, 5 Doppelwalzenstühle, 2 Plansichter, 1 Lottaro-Schrotgang, Bremsfahrstuhl ... es hätte nicht viel gefehlt und Ostfriesland hätte einen in der Wolle gefärbten Wind-Müller an eine Wassermühle verloren! Obwohl Herr Bäthge als ehemaliger Bahner erst mit Renteneintitt zu dem Mühlenhobby kam wusste er mit großer Lebendigkeit die Kasube-Mühle uns nahezubringen. Und entliess uns mit Sorge, was mit dem Objekt geschen wird, wenn der gesundheitlich angeschlagene Endsiebziger nichtmehr in der Lage sein wird Führungen anzubieten, oder gegenüber dem Eigentümer das "Mühlengewissen" zu repräsentieren.

Nach dieser Besichtigung haben wir noch den Fehler gemacht auf der Rückfahrt einen Abstecher zur Weddendorfe Bockwindmühle zu machen, wo wir auf den Eigentümer trafen und fast noch Bockwindmühlenbesitzer geworden wären...

Soweit erstmal - eventuell mag Arno noch etwas ergänzen.

Grüße aus dem Schwarzwald!
vom technikbegeisterten Till

Ansgar



Beiträge: 441

17.04.2013 13:14
#2 RE: Exkursionsbericht: Reichwaldsche Mühle in Wiepke + Mühle Kasube in Oebisfelde Zitat · Antworten

Schöner Bericht. Kann ich von den Bildern jeweils eins für das Mühlenprojekt verwenden?

CU

Ansgar


Eine Mühle ohne Wasserrad ist keine Mühle.

waldtill



Beiträge: 157

17.04.2013 20:46
#3 RE: Exkursionsbericht: Reichwaldsche Mühle in Wiepke + Mühle Kasube in Oebisfelde Zitat · Antworten

Aber sicher darfst Du Dir Bilder aussuchen, Ansgar.

Grüße aus dem Schwarzwald!
vom technikbegeisterten Till

Ansgar



Beiträge: 441

17.04.2013 21:50
#4 RE: Exkursionsbericht: Reichwaldsche Mühle in Wiepke + Mühle Kasube in Oebisfelde Zitat · Antworten

Supi, danke.

CU

Ansgar


Eine Mühle ohne Wasserrad ist keine Mühle.

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