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Mühlen- und Müllerforum "Glück zu!"

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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 569 mal aufgerufen
 Mühlenerhaltung und -betreibung
Mehltheuer



Beiträge: 699

04.05.2013 19:22
Mühlen Heiligenrode und Hengstlage Zitat · Antworten

Mühle Heiligenrode

So nach längerer Zeit war ich mal wieder unterwegs,
während Jan von der Nachtschicht ausgepennt hat.
Eine kleine Vorgeschichte:
Als ich 2002-2003 auf der Berufschule für Müller war,
hatten wir Tag der offenen Tür und sollten ein
Display zu unserer Schulmühle erstellen.
Ich ging mit dem Diagramm der Homepage von der
Mühlenvereinigung Heiligenrode zum Lehrer und
schlug vor, sowas doch für unsere Schulmühle zu machen.
Seitdem wollte ich immer mal dahin und mir ist die
Kinnlade heruntergeklappt. Alles ist sauber restauriert
und die beiden Mühlenwarte sind absolute Experten und
sehr engagiert.
Die beiden Schrotgänge sind mit Wasserrad angetrieben,
die Mühle und ein Kinotherm hängen an einer Francisturbine.
Die Klingel am Fabrikneu restaurierten Fürmeyer und Witte
klemmt? Ein paar Handgriffe schon erledigt, Riemen rutscht
durch? Wasser drauf läuft wieder.(Darauf entspann sich
ein Fachgespräch ob Wasser oder Wachs, eines von vielen)
Die Mühle teilt sich in einen alten Teil, mit "Obentrieb"
durch das Wasserrad, mit 2 Schrotgängen und eine
Rüchschüttmühle mit Walzenstuhl und Ausmahlgang auf,
Reinigung und Plansichter sowiso.
Die moderne Mühlentechnik stammt aus den 1930er Jahren.
Der damalige Müllersohn war mit dem Sohn der ehemaligen
Mühlenbaufirma Fürmeyer und Witte auf der Deutschen Müllerschule
(damals noch nicht Braunschweig(seit 1949), sondern Dippoldiswalde/Sachsen)
beide waren wohl in der Studentenverbindung "Moletarier" (Übernommen vom "Glück Zu!")
Besonders die Rückschüttmühle ist mit den Augen eines Mühlenplaners durchdacht
angeordnet, alles ist gut zu erreichen und es gibt einen Scheibendetacheur
(Zum Auflösen von Mehlplättchen) am Ausmahlgang.
Die Mühle ist wie gesagt ein Traum, das beste was ich bis jetzt an Museumsmühlen
gesehen habe! Kein "Mühlenfremdes" Gerümpel, außer 2 Singer-Nähmaschinen die so
aussehen als stünden sie schon immer schon in der Mühle.
Für die kleinen gibt es einige Mühlenmodelle zum kurbeln, davon einen kurzen
Elevator mit Förderschnecke gefüllt mit Korkstückchen um die Förderelemente
zu demonstrieren...Geil, hat Spaß gemacht zu kurbeln!
Man kann an diesem Modell genau das Problem der Auswurfparabel (Fördert der
Ele zu schnell, prallt alles im Kopf zurück oder zu langsam fällt alles in
den Schacht).
Als Müllermeister komme ich nicht jeden Tag in eine (Museum)-Mühle und
denke mir: WOW hier kannst du was lernen...
Mir wurde gesagt,das ich immer gerne wiederkommen kann, das werde ich tun!

Einige Eindrücke

DSCN0748.jpg - Bild entfernt (keine Rechte),DSCN0750.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
DSCN0763.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

DSCN0761.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Dieses Detail finde ich besonders interessant, es gibt den selben
Stuhl in der Momü der Kurzflügeligen, ich dachte immer bei
der Flügelmutter fehlt ein Flügel...Ist aber nicht so,
aber welche Firma verbaut einflügelige Muttern?
DSCN0776.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Mühle Hengstlage

Tja was gibt es über diesen kleinen Erdholländer noch zu sagen?
Das Ende ist nah, sehr schade um die erst 1947(!) gebaute Windmühle
mit hölzernern Wellkopf.
Ich war auf dem Privatgelände unterwegs, sofort kam der Besitzer
mit dem Radlader, erst als ich meine friedlichen Absichten erklärte,
war er freundlich und hat mir sein Leid geklagt.
Es tut ihm sehr Leid um die Mühle, die er mir sofort zum Kauf anbot.
Aber er hat kein Geld um dieses in die Mühle zu investieren, Mühelverein
gab es bis 2004, aber die Leute haben sich anscheinend auch nicht
gekümmert, der Vorsitzende war nur zum Fototermin da sonst nicht.
Es sieht schlecht aus, die Kappe geht kaputt, Steert wird in den
nächsten Wochen demontiert weil morsch.
Im inneren gibt es Getriebe und 2 Gänge alles noch in Ordnung.
Die Mühle liegt sehr weit abseits, man muß einige Kilometer
über Feldweg fahren, daher ist "Touristische Verwertung" nicht möglich,
wie der Bürgermeister meint.
Als Privatmann sind öffentliche Gelder nicht zu bekommen, so wird
die Mühle wohl verfallen und abgerissen werden.
Ende

Einige traurige Fotos:

DSCN0804.jpg - Bild entfernt (keine Rechte),DSCN0806.jpg - Bild entfernt (keine Rechte),DSCN0810.jpg - Bild entfernt (keine Rechte),
DSCN0812.jpg - Bild entfernt (keine Rechte),DSCN0814.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Ich wohne 30 Kilometer entfernt und kann im Moment nix machen, der Besitzer hat kein Geld,
an der Mühle wurde schon öfters randaliert, Kinder werfen die Scheiben ein.
Kein Geld, keine Zeit und wirklich sehr schwer zu finden, der kleine Erdholländer...

Gruß aus der Klapsmühle!
Paul



Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.

Askop
Administrator


Beiträge: 610

05.05.2013 19:45
#2 RE: Mühlen Heiligenrode und Hengstlage Zitat · Antworten

Immer wieder schön, solche ausführliche Berichte zu lesen.

Glück zu!

Motormueller



Beiträge: 41

06.05.2013 09:03
#3 RE: Mühlen Heiligenrode und Hengstlage Zitat · Antworten

Danke dir auch für den schönen Bericht.


Zitat
Dieses Detail finde ich besonders interessant, es gibt den selben Stuhl in der Momü der Kurzflügeligen, ich dachte immer bei der Flügelmutter fehlt ein Flügel... Ist aber nicht so, aber welche Firma verbaut einflügelige Muttern?


Auch unsere beiden Stühle (Wasseralfingen und Fürmeyer & Witte) haben diese einflügeligen Muttern. Scheint wohl allgemein üblich gewesen zu sein.

Welchen konstruktiven bzw. Handhabungsvorteil hat es?

Glück zu!

Henning

Motormühle Blumenhagen b. Peine

Askop
Administrator


Beiträge: 610

06.05.2013 10:27
#4 RE: Mühlen Heiligenrode und Hengstlage Zitat · Antworten

Zitat von Motormueller im Beitrag #3
Welchen konstruktiven bzw. Handhabungsvorteil hat es?

Gar keinen, dafür aber einen finanziellen Vorteil aufgrund von Kostenreduzierung. Denn die Mutter ist ja recht groß und lässt sich auch mit nur einem Flügel gut drehen und festziehen. Also hat man einen Flügel weglassen bzw. wegrationalisiert, was bei z.B. 10.000 Stück und mehr für den Mutternhersteller eine enorme Material- und Kosteneinsparung bedeutet.

Kostenreduzierung war also damals bereits ein Thema und wurde bis heute immer weiter perfektioniert. Manche Bauteile kosten zwar nur wenige Cent, werden aber bewusst weggelassen zur Kosteneinsparung und Gewinnmaximierung. Deshalb haben z.B. viele Computer und andere Geräte der Heimelektronik schon lange keinen echten Netzschalter mehr, fressen also auch im scheinbar "ausgeschalteten" Zustand Strom und nicht wenig Geld. Siehe: www.dieeinsparinfos.de/strom-sparen/stand-by-verbrauch/

Glück zu!

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