Ich schäme mich für "meinen" Verein, den ich vor vielen Jahren in meiner Wohnung gegründet habe. Denn die Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit und - noch viel wichtiger - der Stolz auf diese Vergangenheit scheint überhaupt keine Rolle mehr zu spielen. Vielleicht, weil das nicht zum neuen Expansionskurs meiner Nachfolger passt, bei dem es hauptsächlich um mehr Umsatz, Gewinn und persönliche Einkommen geht. Aber mit Geschichtswissen und Traditionspflege lässt sich kein Geld verdienen. Deshalb wurde der 20. Jahrestag der legendären Straupitzer Mühlen-ABM vom 19.12.1994 - 18.12.1996 in keiner Weise gewürdigt, obwohl diese ABM den Grundstein gelegt hat zur Wiederherstellung der Mühle und ihrer erfolgreichen Entwicklung bis heute. Dabei hätte man sich in den letzten beiden Jahren drei verschiedene Termine zur Würdigung des Jubiläums "20 Jahre Wiedergeburt der Mühle" aussuchen können:
19. Dezember 1994: ABM-Beginn
18. Dezember 1996: ABM-Ende
14. Dezember 1995: offizielle Wiedereinweihung der rekonstruierten Ölmühle
Siehe auch: Chronik 1994/95 - Die Wiederherstellung der Ölmühle
14.12.1995: ABM- und Mühlenchef Klaus Rudolph übergibt den ersten "offiziellen" Presskuchen an Bürgermeister Rekitt
Aber passiert ist zum 20jährigen …. nichts, keine Feier und nicht mal eine Notiz oder Würdigung in der Lokalpresse. Ironie der Geschichte: genau am 20. Jahrestag des erfolgreichen ABM-Endes(19.12.1996) veranstaltet der Mühlenverein eine profane Weihnachtsfeier. Mir hat man auch eine Einladung dazu geschickt, aber ich werde mir die Teilnahme nicht antun. Zum Einen, weil die von mir vor vielen Jahren eingeführte traditionelle Jahresendfeier mit Rückblick auf das zu Ende gegangene Mühlenjahr zur simplen Weihnachtsfeier ohne Inhalt bzw. nur des Feierns wegen degradiert wurde. Zum Andern aber und sehr viel wichtiger, weil ich es mir wohl nicht verkneifen könnte, eine Rede zu halten und den Fauxpas (sinnentleerte Weihnachtsfeier statt Jubiläumsfeier zur Wiedergeburt der Mühle) anzuprangern. Wahrscheinlich würden einige der heute Verantwortlichen und besonders mein von mir selbst ausgewählter Nachfolger ziemlich bedröppelt gucken und rot anlaufen vor Scham. Also werde ich mir das verkneifen und die Weihnachtsfeier (was hat eine historische Mühle, ein Mühlenverein und dessen Satzung eigentlich mit Weihnachten zu tun?) nicht mit einer Wutrede stören.
Denn ich hätte es mir mit Sicherheit auch nicht nehmen lassen, auf die Jubiläumsfeier
"10 Jahre Wiedergeburt der Holländermühle" während meiner Amtszeit hinzuweisen. Diese fand an einem Sonntag statt und begann vormittags in der Mühle mit Vorführungen in der Ölmühle (Leinölherstellung) und Sägewerk (Stammholz sägen). Danach (mittags) ging es zur eigentlichen Feierstunde in's Gasthaus "Zur Byttna". Diese wurde durch das Wangerin-Quartett (Neu Zauche/Berlin) mit einer festlichen Musik eröffnet, danach hielt Helmut Bittner, Lehrer i.R. und Ortschronist, die Festrede, bevor das festliche Menü aufgetischt wurde.
Seit meinem Ruhestand ist es auf der Mühle unüblich geworden, sich den Sonntag mit gemeinnützigen Vereinsangelegenheiten zu "versauen". 13 Jahre lang seit der Vereinsgründung hat die jährliche Mitgliederversammlung stets Sonntagvormittag stattgefunden mit anschließendem gemeinsamen Mittagessen in der Gaststätte. Meine Nachfolger führen die Mitgliederversammlung wochentags abends nach Feierabend der Mühlenbelegschaft durch.
Wangerin-Quartett
von links: Heinz Tischer (Kahnfährmann, verst.), Heinz Jank (MüV), Helmut Bittren (Ortschronist), Winfried Rekitt (Bürgermeister, verst.)
von links: MdB Peter Dankert, Landrat Martin Wille, Spk-Direktor Bernd Menzel
von links: Herr und Frau Braun (Ölmühle Dörnthal), Apotheker Büttner (Schinkel-Apotheke), Rainer Hebler (HKI GmbH Byhleguhre)
Lausitzer Ölmühle Hoyerswerda mit Chef Fritz Schkommodau (2. vl)
von links: Hans-Ulrich Urspruch (Schulleiter, Gemeindevertreter), Paul Schulze (Gemeindevertreter, MüV), Martin Schulze (Helfer Mühlenfest & Kartoffellieferant), Gabriele Hübner (verdeckt) und Irene Kasprick (beide ABM 1994 - 1996), Gerd (verdeckt) und Cordula Nowak (beide MüV), Willi Brost (Vors. Männergesangsverein), Gerhard Hummel (Helfer Mühlenfest), Heinz Tischer (Pächter Kahnfährhafen)
Gerald Bost (TIMS), Herr Kussmann (Müller i.R.), Ullrich Mixdorf (Ölmüller i.R.), Rüdiger Hagen, Florian Radüchel (Vors. MüV)
von links: Fahrer des Landrats, Thomas Bonhage, Beatrice Zimmermann (beide MüV)
von links: Bernd Wenzel, Heiner Gullnick, Wolfgang Juwig (verst.), Heidemarie Rudolph (alle MüV), Edeltraut Wiegand (Regia-Verlag Cottbus)