DieMühlen- ABM 1994 bis 1996 - 2. Jahr: Wiederherstellung der Sägemühle
von Klaus Rudolph, Straupitz und Cottbus
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Ende Dezember 1995 hatte für die 6 "Mühlen-ABMer" unter meiner Leitung das zweite ABM-Jahr begonnen. Ein Wunder, dass die Cottbuser Arbeitsagentur das bewilligt hatte, denn Inhalt und Zielstellung des ABM-Projektes waren mit der öffentlichen Einweihung und Inbetriebnahme der restaurierten und wieder funktionsfähigen Ölmühle in vollem Umfang und vorzeitig erfüllt worden. Deshalb lautete die Projektzielstellung für das zweite Jahr nun "Restaurierung des Sägewerks". Allerdings machte mir die kurz zuvor durch die Amtsverwaltug angeordnete Sperrung des Mühlenturms mit der Kornmühle wegen angeblicher Einsturzgefahr arg zu schaffen. Am ersten Arbeitstag des neuen Jahres 1996 nahm ich deshalb ein Stück Kreide und schrieb aus Wut und Ärger an die Verbindungstür zwischen Ölmühle und Kornmühle (von der Ölmühle aus zu lesen):
Kornmühle gesperrt!
Zutritt nur mit Genehmigung der Amtsverwaltung gestattet!
- Der Projektleiter -Zugleich aber bemühte ich mich in der Folgezeit unablässig um die Aufhebung der Sperrung des Mühlenturms. Besonders die Tatsache, dass uns und mir der Zutritt in den Turm und zur Kornmühle unter Androhung der fristlosen Entlassung verweigert wurde, ärgerte mich maßlos. Denn im Mühlenturm waren mittlerweile weitere Fenster kaputt gegangen, es regnet durch. Auch durch die porösen und teilweise ausgefaulten Mörtelfugen drang weiterhin Regen und Feuchtigkeit ins Mauerwerk und durchnässte die Balkenköpfe und Dielenbretter. Wir hatten an den schlimmsten Stellen auf dem Behälterboden (3. Etage) zwar Eimer untergestellt, aber es war unmöglich, alles Wasser aufzufangen. In einem Gutachten der Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg von 1994 zu den Bauschäden und notwendigen Erhaltungsmaßnahmen war die Abdichtung der Fenster und ständiges Lüften des Mühlenturmes wegen der hohen Feuchtigkeit in der Kornmühle dringend empfohlen worden. Aber genau das war durch des Betretungsverbot der Amtsverwaltung nun nicht mehr möglich. Mir war, als müsste man einem ertrinkenden Menschen vom Ufer aus zusehen, ohne helfen zu können.
Deshalb sprach ich mit Lothar Mendel, der in der ehemaligen Kartoffelsortierhalle hinter der Mühle eine Bauzimmerei eingerichtet hatte, und holte ihn in die Mühle. Gemeinsam schlichen wir uns heimlich in die oberen Etagen des Mühlenturms, um die Varianten und Kosten einer Notsicherung zu beraten, um die Geschossdecken zu stabilisieren und die Turmsperrung aufzuheben. Mendel macht den Vorschlag, sämtliche Unterzüge vom Erdgeschoß aus bis zum 4. Geschossboden mit Stützbalken zu unterfangen und mit Rähmen zu versteifen. Als Festpreis handelten wir 5.000 DM aus, die ich natürlich nicht hatte, aber irgendwie zu beschaffen gedachte. Also trabte ich in die Straupitzer Amtsverwaltung und wurde bei Amtsdirektor Spicker vorstellig, um die benötigten 5.000 DM aus dem Preisgeld von 114.000 DM zu erhalten, welches im Oktober 1995 vom Potsdamer Wirtschaftsministerium zum Zwecke der Tourismusförderung zweckgebunden für die Mühle ausgereicht worden war. Herr Spicker aber lehnte brüsk ab: „Die Mühle gehört uns nicht und auch nicht der Gemeinde Straupitz. Wir können und dürfen kein Geld für etwas ausgeben, was uns nicht gehört. Bis zur Klärung der Eigentumsfrage an der Mühle bleibt das Preisgeld unangetastet bei der Amtsverwaltung.“
Daraufhin wendete ich mich mit einem Schreiben an den damaligen Landeskonservator Herr Theile mit der Bitte, die erforderlichen 5.000 DM aus dem „Fonds für Notsicherung bestandsgefährdeter Denkmale“ zur Verfügung zu stellen. Herr Theile lehnt jedoch ebenfalls ab mit der Begründung Hinweis, dass die Gemeinde als vermeintlicher Eigentümer der Mühle dennoch nicht aus der Pflicht entlassen werden könne und folglich für den Unterhalt des Denkmals aufkommen müsse. Die Mühle war 1985 noch zu DDR-Zeiten in die Kreisdenkmalliste eingetragen und unter Schutz gestellt worden. Es war zum Verzweifeln!
Das alte SägewerkDerweil machten die Arbeiten zur Wiederherstellung des Sägewerks Fortschritte, wobei ich unsere Aktivitäten auf zwei Schwerpunkte konzentrierte:
1. Restaurierung der teils verschlissenen und nicht mehr vollständig vorhandenen Technik
2. Ausbesserung von Bauwerksschäden zur Stabilisierung der maroden Bausubstanz
Im 1885 angebauten Sägewerk befinden sich ein Horizontal-Gatter von ca. 1904 (Fa. Teichert & Söhne, Liegnitz/Schlesien) mit einem horizontal sägenden Sägeblatt und ein Vertikal- bzw. Vollgatter von 1885 (Fa. Gebr. Lein, Pirna/Sa) mit mehreren senkrecht angeordneten Sägeblättern zum gleichzeitigen Sägen mehrerer Bretter und Kanthölzer.
Mit dem Vollgatter sollen die Straupitzer Reinhard Koch (Lübbener Straße), Alex Müller (Eisenbahnstraße) und andere Beschäftigte der Dorf-ABM von 1991/1992 noch gesägt haben. Alex Müller hat mir später berichtet, dass man dabei mit der alten Technik nicht zimperlich umgegangen ist, um mit dem Gatter überhaupt sägen zu können. Weil die Vorschubklinken nicht mehr richtig griffen, hat man sich einfach draufgestellt oder auch Sand auf die Klinken gegeben, um die Reibung zu erhöhen und den Vorschub des Stammes zu erzwingen. Auch die ledernen Flachtreibriemen sollen arg strapaziert und wenig pfleglich behandelt worden sein. Zum Ende der Dorf-ABM waren fast keine Riemen mehr vorhanden, vermutlich hat die Jemand gebraucht und mitgehen lassen so wie auch andere Gegenstände aus der Mühle (z.B. Ölschlaghammer). Deshalb mussten zahlreiche Flachriemen zum Antreiben der Sägegatter neu angefertigt werden. Das Vollgatter benötigt drei Riemen vom Motor über die Transmission zur Kurbel- bzw. Pleuelwelle im Spänekeller mit einer Gesamtlänge von mehr als ca. 40 Metern. Dafür konnten wir einige in der Mühle gelagerte alte Riemen wieder aufarbeiten, wenn die nicht gar zu verschlissen und spröde waren. Den ca. 20 cm breiten Lederriemen im Spänekeller habe ich von der Sattlerei Bräuer in Stradow b. Vetschau anfertigen lassen so wie zuvor schon den Riemen vom 18,4 KW-Motor (Schleifringläufer, Fa. Pöge in Chemnitz/Sa) zur Mühlenhaupttransmission und auch den Riemen vom kleinen E-Motor im früheren Kesselraum auf die Nebentransmission für die Öl- und Sägemühle.
Das Verbinden der Riemen habe ich mir an Hand historischer Mühlenlehrbücher (z.B. von Hopf, Sacher, Baumgartner usw.) autodidaktisch selbst beigebracht. Allerdings besaß ich nicht das dafür notwendige Material und Werkzeug wie Nähriemen aus Schweinsdarm, Ahle bzw. Pfriem zum Stechen der Löcher, Locheisen und ein Halbmondmesser zum Anschäften der Riemenenden. Halbmondmesser und Ahle konnte ich durch den Tipp meines Sangesbruders Willi Brost (Schuhmacher in der Rosengasse) bei der "Einkaufsgenossenschaft Leder und Textil" in Cottbus, Ostrower Straße, kaufen, die aber als DDR-Relikt kurze Zeit später "abgewickelt" wurde. Zusammen mit Florian Radüchel (heute Eickmann) und Jürgen Wolf (Bockwindmühle Berlin-Marzahn) haben wir an einem Wochenende die Bockwindmühle in Beeskow-Bahrensdorf "geschlachtet", wobei ich einige brauchbare Flachriemen für Straupitz mitnehmen konnte. Einer davon tut noch heute seinen Dienst am Horizontalgatter (der dunkelrote Riemen vom Motor zur Vorgelegewelle).
Der Sägerahmen des Horizontalgatters war verzogen und musste neu gerichtet werden. Wir bauten den Rahmen aus, dann borgte ich mir von Kurt Wehlan in der Kastanienallee einen Traktor plus Anhänger und brachte den Rahmen nach Neu Zauche in die Schmiede von Wilfried Faber. Seniorchef Fritz Faber aber stand trotz seiner Ü80 noch fast jeden Tag am Schmiedefeuer und war ein absoluter Fuchs in seinem Metier. Nach kurzer Begutachtung schmiedete er einen halbmondförmigen Keil und passte diesen an einer Seite der hölzernen Quertraverse ein, um den Rahmen wieder in Form zu bringen. Weil dadurch aber die Bohrung für die Verbindungsschraube verschoben wurde, musste die Bohrung etwas versetzt werden.
Im Bild zeigt meine Hand auf die betreffende Stelle am Sägerahmen.
Allerdings lässt sich in ein vorhandenes Loch schlecht noch ein halbes Loch daneben bohren, deshalb schmiedete Fritz einen passenden Dorn, machte diesen rotglühend und brannte die Bohrung auf's genaue Maß aus. Ich war ziemlich baff, aber Fritz war ein Meister seines Fachs. Das hat er später noch einmal eindrucksvoll bewiesen, als ich ihm unsere - durch Unachtsamkeit eines Ölmüllers kaputt gedroschenen -Pressseiher aus der Ölmühle zur Reparatur brachte.
Erster Flaschenverkauf von LeinölIch kaufte von der Lausitzer Ölmühle Hoyerswerda einige leere Ölflaschen (250 ml) und entwarf am Computer ein Etikett, aus Furcht vor der staatlichen Lebensmittelkontrolle mit dem Hinweis: „Nicht zum Verzehr geeignet“. Somit konnte neben dem bislang nur lose verkauften Leinöl auch Flaschenware angeboten werden.
27. Mai 1996, Pfingstmontag
3. Deutscher Mühlentag und erstes Mühlenfest10.00 Uhr Musikalischer Frühschoppen mit Blasmusik und Männergesangsverein Straupitz
14.30 Uhr Mühlenmärchen für Kinder (Aufführung der Grundschule Straupitz, Ltg. Frau Kanter)
15.00 Uhr „Klingende Grüße aus Berlin“ von und mit Günter Thiede, musikalischer Globetrotter
ganztags:
Schauvorführungen des Pressens von Leinöl
Sägen einer Eiche (für Krüger, Waldow; 70 cm Durchmesser) mit dem Hori-Gatter
Mühlenführungen (Diana Mück)
Flachsausstellung und Flachsspinnen mit Marie Kieper, Straupitz
Spreewälder Hefeplinse
Bewirtung/Gastronomie: Klaus Harmuth, Sportlerheim Straupitz
Wechselhaftes Wetter und nicht sehr warm. Während des Auftritts von Günther Thiede (Gesang/Akkordeon) wird der Wind immer heftiger und will den Pavillon am Mühlenturm wegpusten. G. Thiede spielt mit einer Hand Akkordeon, mit der anderen Hand hält er das Gestänge vom Pavillon fest. Trotz dieses artistischen Einsatzes hatte es G. Thiede schwer, die Gunst des Publikums zu erringen.
Insgesamt aber ein schönes Mühlenfest.
1. Juni 1996Wechsel des Projektleiters und der ABM-Trägerschaft
Der bisherige Projektleiter, Klaus Rudolph, wird als Geschäftsführer der „Lausitzer Bildungsgesellschaft e.V.“ in Burg (Spreewald) berufen und scheidet somit aus dem ABM-Projekt aus .
Um die bisherigen Erfolge bei der Sanierung und Rekonstruktion der Holländermühle nicht zu gefährden und kontinuierlich weiterzuführen, übergibt der „Spreewald-Land e.V. Lübben“ mit Zustimmung des Arbeitsamtes die ABM-Trägerschaft an die „Lausitzer Bildungsgesellschaft e.V. Burg“. Somit bleibt die Hauptleitung für die erfolgreiche Beendigung der AB-Maßnahme in den Händen von Klaus Rudolph.
Herr Rudolph als Geschäftsführer des neuen bzw. nunmehrigen ABM-Trägerbetriebs beruft Herrn Bernd Kaffke (Schlosser) aus Jamlitz b. Lieberose als neuen Projektleiter.
18. Juni 1996
Erste Kontrolle durch das LebensmittelüberwachungsamtUnangekündigt erscheint Dr. Paulick von diesem Amt und entnimmt Proben vom Leinsamen und abgefüllten Flaschen mit Etikett.
Im daraufhin vom staatlichen Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt Cottbus erstellten Gutachten vom 23.7.96 wird die Eignung des Straupitzer Leinöls „als Lebensmittel“ amtlich bescheinigt. Allerdings wird ein geringer DDT-Gehalt festgestellt, der jedoch unterhalb der zulässigen Höchstmenge liegt. Bemängelt wird lediglich das Fehlen der Angabe einer Mindesthaltbarkeitsdauer (MHD). Dr. Paulick, während der Auswertung des Gutachtens zur MHD von Leinöl befragt: „Das weiß ich auch nicht, lassen sie sich einfach was einfallen, es muß ja nicht stimmen.“
31. Juli 1996
Der ABM droht das vorzeitige „Aus“ durch eine anonyme AnzeigeBeim Arbeitsamt war eine anonyme Anzeige eingegangen, daß die ABM in der Straupitzer Mühle ihre Aufgabenstellung bereits erfüllt hätte und nur noch dazu dienen würde, um in der Ölmühle Leinöl zu pressen und den Verkaufserlös in die eigene Tasche zu wirtschaften. Deshalb erschienen an diesem Tage zwei Mitarbeiterinnen des Arbeitsamtes Lübben (Frau Sauer, Frau Lindner) zur Überprüfung des Sachverhaltes in der Mühle und zogen das Baustellentagebuch ein, in dem die Tätigkeiten für jeden Tag und alle Mitarbeiter aufgezeichnet waren. Laut schriftlichem Bericht und Aussage des Projektleiters Kaffke gab es aber seitens der Damen keine Beanstandungen.
Dennoch stellte daraufhin das Arbeitsamt Cottbus ohne Vorankündigung und mit sofortiger Wirkung sämtliche Zahlungen für die Mühlen-ABM ein.
Da es immerhin um einen Betrag von monatlich 18.358,68 DM für Personalkosten und 3.260,- DM für Sachkosten ging, stand für Rudolph als Geschäftsführer des ABM-Trägerbetriebes (Lausitzer Bildungsgesellschaft Cottbus e.V.) die Entscheidung, entweder die ABM sofort zu beenden und ggf. sämtliche Zuwendungen dafür zurückzahlen zu müssen oder die ABM weiterzuführen und solange aus eigenen Mitteln zu bezahlen, bis es gelingen würde, das Arbeitsamt von der Unsinnigkeit der Anschuldigungen zu überzeugen.
Rudolph entschied sich für Letzteres und nahm mit massiver Beschwerde und Einspruch den „Kampf“ mit dem Arbeitsamt auf. Dennoch dauerte es drei Monate, bis das Arbeitsamt von der „Unschuld“ der ABM überzeugt war und die monatlichen Zahlungen wieder aufnahm. Für diese drei Monate mußte die Lausitzer Bildungsgesellschaft Cottbus e.V. sämtliche Kosten alleine tragen, bekam diese dann allerdings ebenfalls vom Arbeitsamt erstattet.
Vom Beginn der Mühlen-ABM an hatte sich Rudolph gegen Mißtrauen und Anfeindungen aller Art zu wehren, deren Ursachen größtenteils in Neid und Unverständnis begründet waren. Geschäftsleute sprachen von „rausgeschmissenem“ Geld für ein „unsinniges Projekt“, etliche arbeitslose Dorfbewohner waren neidisch auf die Arbeitsplätze in der Mühle und fühlten sich benachteiligt, die eigenen (weiblichen) Mitarbeiter in der Mühle beschwerten sich öffentlich über „Rudolphs hohe Anforderungen“ und die schwereren Arbeitsbedingungen; Amtsdirektor Spicker schoß „mit vollem Rohr“ gegen Rudolph und die Mühle (Sperrung des Mühlenturms und andere Attacken), weil er es nicht verwinden konnte, daß die sichtbaren Erfolge bei der Mühlenrekonstruktion und der damit verbundene Anstieg des Bekanntheitsgrades der Mühle ohne sein Mitwirken zustande gekommen sind.
Während Rudolphs Zeit als Projektleiter schickte der ABM-Trägerbetrieb in Lübben (Spreewald-Land e.V.) fast täglich einen Kontrolleur (Herrn Schurwanz aus Byhlen) in die Mühle, um „das Treiben von Rudolph“ zu überwachen und ihn zurück zu pfeifen, falls die vom Arbeitsamt lt. Projektbeschreibung genehmigten ABM-Tätigkeiten ausgeweitet oder überschritten würden (z.B. handelte sich Rudolph gehöri-gen Ärger ein wegen des von ihm organisierten „Mühlentages“ an Pfingstmontag. Und wegen „unerlaub-ten Betretens der Kornmühle wurde Rudolph mit fristloser Entlassung gedroht).
16. August 1996
Fördermittelantrag bei der Ostdeutschen SparkassenstiftungKlaus Rudolph hat ein umfangreiches und detailiertes Projekt zur Sanierung und Betreibung der Mühle erarbeitet und reicht dieses als Fördermittelantrag durch Vermittlung des Sparkassendirektors Menzel über die Lausitzer Bildungsgesellschaft an die Ostdeutsche Sparkassenstiftung ein. Die Projektkosten benennt Rudolph mit überschlägig geschätzten 1,2 Mio DM. Der Antrag wird wegen der ungeklärten Eigentumsfrage abgelehnt, öffnet aber das Tor für die Bewilligung späterer Fördermittel (2001).
4. September 1996
Landesregierung kostet Straupitzer Leinöldreitägige Klausurtagung der SPD-Landtagsfraktion im Romantikhotel „Zur Bleiche“ Burg (Spreewald). Klaus Rudolph, nunmehr Geschäftsführer der „Lausitzer Bildungsgesellschaft e.V. Cottbus“ mit Sitz in Burg, ist als Gast eingeladen und nutzt das gemeinsame Abendessen im Hotel „Zur Eiche“ für eine kleine Werbeaktion (Fotodokumentation zur Leinölherstellung und gefüllte Leinölflaschen zur Verkostung) zu Gunsten der Holländermühle Straupitz. Ministerpräsident Manfred Stolpe kostet das Straupitzer Leinöl und ist ebenso begeistert wie die Minister Steffen Reiche (Bildung/Kultur) und Matthias Platzek (Umwelt). Nur Ministerin Hildebrand (Arbeit und Soziales) meinte: „Aus Leinöl mach ick mir nüscht.“
5. September 1996
Minister Platzek und Reiche in der MühleK. Rudolph "bequatschte" die beiden Minister Matthias Platzek und Steffen Reiche zu einem Ausflug von der SPD-Tagung in Burg nach Straupitz in die Mühle. Beide stiegen in mein Auto und zeigten sich von der Vielfalt der Mühlentechnik und unseren Restaurierungsbemühungen sehr beeindruckt. Diskussionen zu möglichen Fördermitteln zur Instandsetzung der maroden Baulichkeiten blieben aber ergebnislos wegen der bis dato ungeklärten Eigentumsfrage.
10. September 1996
Der Leinölverkauf wird umorganisiertDie ABM-Mitarbeiter durften zwar im Rahmen von Schauvorführungen Leinöl herstellen, dieses aber wegen „Erzielung unerlaubter Einnahmen“ nicht verkaufen (siehe auch Eintrag vom 31.7.96). Deshalb wird Ingetraut Schulze, Straupitz, durch die „Lausitzer Bildungsgesellschaft Cottbus e.V.“
befristet bis zum 13.12.1996 als Aushilfe (Verkäuferin für Leinöl) für 2 x 2 Wochenstunden in der Mühle angestellt (jeweils Dienstag und Donnerstag von 16 - 18 Uhr nach Feierabend der ABM-Kräfte). Die Bezahlung erfolgt aus den Einnahmen des Leinölverkaufs, der über den Verein „Straupitzer Mühlenfreunde“ läuft.
18. Dezember 1996
Das stille Ende der „Mühlen-ABM“In den zwei ABM-Jahren wurde unter unvorstellbar schwierigen Bedingungen sowie mit hohem Mittelaufwand und großem persönlichen Engagement unwahrscheinlich viel geleistet:
- Ölmühle und Sägegatter wieder voll betriebsfähig rekonstruiert
- Schrotgang und Mühlenfahrstuhl wieder fünktionstüchtig
- früherer Kesselraum zum Schauraum mit Flachsausstellung ausgestaltet
- grobe Bauschäden ausgebessert und teilweise behoben (Flachdächer der Ölmühle,
Müllerstube und Motorraum neu eingedeckt, neue Fenster in der Ölmühle und im Kesselraum,
neuer Putz in Ölmühle, Kesselraum, Motorraum, Müllerstube und den Außenwänden vom
Sägewerk bis Eingang Kornmühle, Dachrinnen angebracht, Grünwuchs am Turm entfernt u.a.)
- Außengelände aufgeräumt und neu gestaltet (Rundweg um die Mühle angelegt, Zäune zur Laa-
sower Straße hin gebaut, Sitzecke mit Mühlsteintisch am Sägewerk angelegt, Scheinwerfer zum
Anstrahlen des Mühlenturmes installiert u.v.a.m.)
- Forschungen zur Geschichte der Holländermühle
Die Gesamtkosten der zweijährigen Mühlen-ABM betrugen ca. 520.000,- DM (Personal- und Sachkosten). Die 17.200 DM für das Hydraulikaggregat in der Ölmühle sind darin nicht enthalten.Schade und bedauerlich, daß seitens der Gemeinde niemand zur Verabschiedung der ABM anwesend war. Auch wenn die Gemeinde zu diesem Zeitpunkt noch nicht als rechtmäßiger Eigentümer feststand, hatte sie doch 1990 die Mühle gekauft, obgleich ohne rechtsgültigem Kaufvertrag. Von der Amtsverwaltung aber war ein Rechtsanwalt mit der Klärung der Eigentumsfrage an der Mühle beauftragt worden, und es war lediglich eine Frage der Zeit, wann diese Eigentumsfrage zu Gunsten der Gemeinde geklärt werden würde.
K. Rudolph dankte allen Beschäftigten und entläßt sie in die Arbeitslosigkeit; die Arbeitsverträge waren von vornherein befristet, eine Weiterbeschäftigung unmöglich. Rudolph schließt die Mühle ab und nimmt die Schlüssel an sich. So geht die „Mühlen-ABM 1994-1996“ in aller Stille und unbeachtet von der Öffentlichkeit zu Ende. Wie es mit der Mühle weitergeht, weiß zu diesem Zeitpunkt niemand, und außer K. Rudolph interessierte das auch niemanden, zumindest nicht ernsthaft.