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Annäus Müller feiert sein Meisterjubiläum. Der 74-Jährige und seine Mitarbeiter produzieren jedes Jahr 7000 Tonnen Mehl. Ein Nachfolger für das Unternehmen ist nicht Sicht. Die 400-jährige Tradition steht vor dem Ende.
"Das Mehl lebt", behauptet Annäus Müller aus Leer. Er muss es wissen, denn er ist seit genau 50 Jahren Müllermeister. Mehl, das er in Säcken ausliefert, habe eine höhere Backfähigkeit als Mehl, das per Silowagen mit Druckluft in die Bäcker-Silos gelangt, sagt er nach einer Mitteilung der Handwerkskammer. Qualität ist es, worauf es Müller ankommt und die "allen Müllern im Nacken liegt". "Das Brötchen muss den Kunden in der Auslage anlächeln", erzählt Müller, als er die Ehrenurkunde der Handwerkskammer in Händen hält. Aus diesem Grund bezieht seine Mühle ihr Getreide aus Mittel- und Süddeutschland. In Ostfriesland geerntetes Korn eigne sich aus klimatischen Gründen nur bedingt als Brotgetreide.
Das Korn von der Schale trennen, das macht Annäus Müller schon, solange er denken kann. Rund 400 Jahre reicht die Geschichte seiner Familie zurück. In einem Kirchenbuch wurde 1622 verzeichnet, "dass ein Müller namens Müller die Strackholter Mühle betreibt", berichtet der Obermeister der Müller-Innung Weser-Ems. In Ostgroßefehn, in Großefehn und in Spetzerfehn hätten seine Vorfahren schon Mühlen betrieben. "Heute", erzählt der 74-Jährige mit ernstem Blick, "bin ich der letzte Müller meiner Familie".
Als Einzelkämpfer sieht er die Zukunft der Mühle in Leer ungewiss. Nach 400 Jahren, die seine Familie allen Widrigkeiten zum Trotz standgehalten hat, scheint ein Stück Handwerkstradition zu Ende zu gehen. Zwar spricht Müller nicht von Ruhestand, aber einen Nachfolger kann und will er nicht benennen. "Ich weiß nicht, ob ich einem jungen Menschen zumuten kann, so ein Unternehmen weiterzuführen."
Dazu dieses Bild von Annäus mit seinem bemehlten GF der Kreishandwerkerschaft:
Und wieder ein Bertrieb an dem die vielfachen Vereinsaktivitäten zur "Mühlenerhaltung" spurlos vorüber gehen werden. Annäus wird wohl in wenigen Monaten die Tür zum letzten Mal zusperren und es wird kein Hahn in Minden oder Osnabrück oder Hannover danach krähen. Es geht ja auch "nur" um seine motorgetriebene Handwerksmühle und nicht seinen (an anderem Ort) auch noch als Stumpf erhaltenen Holländer.