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Mühlen- und Müllerforum "Glück zu!"

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Dieses Thema hat 11 Antworten
und wurde 1.114 mal aufgerufen
 Mühlenerhaltung und -betreibung
JHV



Beiträge: 129

05.11.2010 21:28
Abbau der Haferquetsche in Zeven und WEITERE ABZUGEBENDE TEILE Zitat · Antworten

Guten Abend zusammen,

Heute haben wir in der ehemaligen Mühle Führing die dortige Haferquetsche ausgebaut, um sie in unserer Mühle nach gründlicher Reinigung einzusetzen und sie dann hoffentlich betriebsfähig demonstrieren zu können. Ursprünglich war eine solche Quetsche auch in Wilhelmsburg vorhanden, weshalb wir sie uns schnell gesichert haben. Da ein Elevator und der Mahlgang der Zevener Mühle nun in Scheeßel laufen, kann mit der "geretteten" Haferquetsche nun ein weiterer Bestandteil der Mühle andernorts weiterleben.

Die Teile werden nun gesäubert und alles wird probehalber einmal zusammengesetzt. Dann kommt es nach Wilhelmsburg und wird dort wahrscheinlich auf dem Steinboden installiert.

Einige Fotos vom Abbau habe ich hochgeladen.

WICHTIG: Peter Führing hat noch diverse technische Teile wirklich günstig abzugeben, es wäre zu schade, wenn sie auf dem Schrott landen würden. Hier eine kleine Liste:

- mechanische Siebanlage (in Zeven wurde dort Roggen vorgereinigt)
- Reinigung
- Elevator
- Mischmaschinen mit Antrieben
- Durchlaufwaage

Vielleicht findet jemand von euch noch etwas Passendes zur Komplettierung der eigenen Mühle. Die Kontaktdaten von Peter Führing leite ich dann gerne weiter.

Glück zu!
Jochen

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Askop
Administrator


Beiträge: 610

06.11.2010 09:27
#2 RE: Abbau der Haferquetsche in Zeven und WEITERE ABZUGEBENDE TEILE Zitat · Antworten

Zitat von JHV
Heute haben wir in der ehemaligen Mühle Führing die dortige Haferquetsche ausgebaut, um sie in unserer Mühle nach gründlicher Reinigung einzusetzen und sie dann hoffentlich betriebsfähig demonstrieren zu können.

Prinzipiell ist ja die "Rettung" von historischer Mühlentechnik immer besser als deren Verschrottung. Allerdings ist mir nicht ganz klar, was und vor allem wie ihr mit der Quetsche demonstrieren wollt. Denn die Quetsche soll ja anscheinend separat neben dem Mahlgang aufgestellt werden ohne Einbindung und Funktion im System (der Reinigung). Speise-Haferflocken werden sich kaum herstellen lassen, sofern der Hafer nicht geschält und gedämpft werden kann.

Also Trichter oben drauf, Sack unten anhängen und Quetschhafer produzieren? Falls ja, für wen?

Glück zu!

JHV



Beiträge: 129

06.11.2010 11:03
#3 RE: Abbau der Haferquetsche in Zeven und WEITERE ABZUGEBENDE TEILE Zitat · Antworten

Moin Klaus,

Wir sind ja in Wilhelmsburg gerade dabei, das wieder zu rekonstruieren, was beim Umbau der unteren beiden Etagen zu Büros in den 1960er Jahren aus der Mühle herausgerissen wurde. Und dazu gehört eben eine Haferquetsche, die nicht nur rumstehen soll, sondern in den Gesamtzusammenhang (Versorgung durch Elevator etc.) eingebunden wird. Naja, wir haben keine genauen Angaben, wo sie einmal war, ich habe mich aber für den Steinboden ausgesprochen, damit sie nicht nur ein museales Ausstellungsstück wird, sondern auch vorgeführt werden kann (auf dem Absackboden geht das nicht, weil wir die Absackvorrichtung nicht ins Erdgeschoss legen können). Ob der Hafer schon geschält ankam oder geschält werden musste, weiß ich derzeit noch nicht, die Reinigung ist nach der Stillegung der Mühle ebenfalls komplett aus der Mühle entfernt worden. Für Tipps und Hinweise (auch zur der ganzen Installationsfrage) bin ich - wie immer - dankbar.

Glück zu!
Jochen

Askop
Administrator


Beiträge: 610

06.11.2010 12:44
#4 RE: Abbau der Haferquetsche in Zeven und WEITERE ABZUGEBENDE TEILE Zitat · Antworten

Zitat von JHV
Ob der Hafer schon geschält ankam oder geschält werden musste, weiß ich derzeit noch nicht, die Reinigung ist nach der Stillegung der Mühle ebenfalls komplett aus der Mühle entfernt worden.
Für Tipps und Hinweise (auch zur der ganzen Installationsfrage) bin ich - wie immer - dankbar.

Na für solche Sachen haben wir doch einen "Mühlenexperten", gell Florian?

Glück zu!

JHV



Beiträge: 129

06.11.2010 16:40
#5 RE: Abbau der Haferquetsche in Zeven und WEITERE ABZUGEBENDE TEILE Zitat · Antworten

Dann rate mal, wem ich eben geschrieben habe...

ultratrieur



Beiträge: 2.209

06.11.2010 19:03
#6 RE: Abbau der Haferquetsche in Zeven und WEITERE ABZUGEBENDE TEILE Zitat · Antworten

Also bevor ich mich jetzt an die Mail von JHV ran mache nur kurz nen Kommentar zu der Quetschengeschichte.

Bitte bedenkt, dass Quetschhafer nicht das Gleiche ist wie Haferflocken! Wenn in einer "normalen" Weizen- oder Roggen-Mühle so eine Quetsche als Stand-Alone-Lösung steht (also nicht Teil der Roggenreinigung, wie z.B. in Straupitz) dann handelt es sich in aller Regel um eine Maschine zur Herstellung von Quetschhafer, also Pferdefutter und KEINE Müslikomponente!

Aus dem Grund ist auch die Frage, ob dennn geschälter Hafer gekauft wurde, Unsinn. Für Futter wird kein Mensch den Hafer entspelzen...


Wenn man nun im heutigen Tourismus- und Kleinpackungsbetrieb gequetschten Hafer ohne Spelz abgeben will, kann man das natürlich tun. Allerdings muss dann klar sein, dass dieses Produkt eine minimale Haltbarkeit hat, die ganz wesentlich hinter den Erwartungen der Kunden zurückbleiben wird. In der "echten" Hafermühle findet eine thermische Behandlung der Körner statt, damit oxidative Enzyme deaktiviert werden, die ansonsten zum schnellen Verderb des Fettanteils im Hafer führen. Kurz und knapp: die Flocken werden ranzig.

Was natürlich eine lohnende Sache sein könnte, ist das Quetschen von Roggen, Weizen oder Dinkel als Deko für Brot. Das könnte der eine oder andere Bäcker schon noch als Sackware interessant finden und ein paar € dafür zahlen...

Bis bald mal. Gruß und GZ!

Flrian



Flo der Liebe

Flachmüller
Mühlenpapst Axel I. (Co-Admin)


Beiträge: 533

06.11.2010 19:18
#7 RE: Abbau der Haferquetsche in Zeven und WEITERE ABZUGEBENDE TEILE Zitat · Antworten

Man sollte sich nicht so sehr auf das Wort Hafer festlegen, denn letztlich ist es eine Quetsche, und der ist es mit Verlaub scheißegal, was da so durch ihre Walzen rinnt. Der Unterschied zum Walzenstuhl ist ja nur, dass der Stuhl eine Voreilung hat, sprich die Walzen laufen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, was die Quetsche nicht macht.
Da gibt es zum einen die Quetsche, wo eine angetriebene Walze läuft und die andere als sogenannte Schleppwalze nur mitdreht oder halt Quetschen wie z.B. bei mir, wo beide Walzen gleichschnell laufen und über Zahnräder miteinander angetrieben werden. Siehe Bild unten!

Also kann die Quetsche z.B. mit in der Reihe der Reinigung gestanden haben, also vor dem Vermahlen über die Qutsche und einem Blaumehlzylinder, oder die Quetsche stand separat, und der Meistermüller hat dort Quetschhafer für Pferde hergestellt oder sowohl als auch, denn schlau ist es, den Quetschhafer nach dem Quetschen über ein im Ablaufrohr befindliches Sieb bzw. Sechskanter laufen zu lassen, denn Staub im Hafer mögen die Pferde gar nicht und husten sich nen Wolf, wenn es denn doch so ist.

Komm doch einfach mal bei mir vorbei, Du bist doch nur zwei Mühlen weiter entfernt, die 15 Km wirst Du schon schaffen.

Grüssli
Axel



Mit öligen Grüßen aus Hamburgs ältester Windmühle und jüngster Speiseölmanufaktur!
Qualität seit 1318

Axel

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JHV



Beiträge: 129

07.11.2010 01:36
#8 RE: Abbau der Haferquetsche in Zeven und WEITERE ABZUGEBENDE TEILE Zitat · Antworten

Danke für eure Mails und die Antworten auf die ganzen Fragen!

Ja klar, ich hoffe, dass ich es bald einmal nach Kirchwerder schaffe, Carsten hat mir ja schon gemailt, wie ich mit dem HVV dorthin gelangen kann.

Bei unserer Quetsche wird eine Walze über ein Zahnrad der anderen angetrieben. Aber das könnt ihr euch vielleicht dann vor Ort einmal ansehen, wenn´s steht. Wir müssen nun noch überlegen, wie wir die Quetsche beschicken, einen solchen Trichter wie auf Axels Foto haben wir nicht. Mal schauen, ob wir einen auftreiben können...
Florians Idee mit dem Roggen, der als Deko auf Brote gestreut wird, ist gar nicht so schlecht, mal sehen, ob sich da etwas machen lässt. Ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass wir mit der Quetsche in geringem Maße vielleicht Futter herstellen, was wir an Tierfreunde in der Umgebung abgeben können. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Wichtig ist mir, dass die ganze Windmühlen-Maschinerie läuft, am besten noch öfter als bisher.

Gute Nacht und Glück zu!
Jochen

Askop
Administrator


Beiträge: 610

07.11.2010 11:18
#9 RE: Abbau der Haferquetsche in Zeven und WEITERE ABZUGEBENDE TEILE Zitat · Antworten

Zitat von JHV
Wichtig ist mir, dass die ganze Windmühlen-Maschinerie läuft, am besten noch öfter als bisher.

Jipp, eine laufende Mühle ist immer
die beste Erhaltungsmaßnahme!

Nun machst Du mich aber sehr neugierig, was denn bei Euch an Windmühlen-Maschinerie vorhanden ist? Und welche Rolle soll die Quetsche dabei spielen? Soll die mit Windkraft angetrieben werden? Oder ist das vielleicht nur ein Gimmick und hat am Ende eventuell gar nichts mit der Windmühlen-Maschinerie zu tun?

Wichtig erscheint mir dabei immer das Thema, was im ollen Forum schon bis zum Erbrechen diskutiert wurde, ist aber nach wie vor aktuell: Was wollen wir dem Besucher in und mit der Mühle vermitteln? Mit welchen (möglichst neuen) Erkenntnissen soll der Besucher die Mühle verlassen? Ich meine, dass dabei auch der Begriff "Mühlenpädagogik" eine Rolle gespielt hat.

Nun frage ich mich, welche Rolle dabei eine separate, möglicherweise motorgetriebene Quetsche spielen soll?

Wird die Mühle dadurch attraktiver und interessanter? Lockt eine Quetsche mehr Besucher in die Mühle und trägt zur Erhöhung der Einnahmen bei? Und letztendlich: Hilft sie bei der Erklärung der Mühlenhauptfunktion "Herstellung von Mehl"? (Quetschhafer war immer nur bestenfalls ein Nebenprodukt).

Nicht dass ich Euch die Quetsche ausreden und Euer Engagement zur Erhaltung der Technik klein reden möchte. Aber solche grundlegenden Fragen bzw. Überlegungen gehören m.E. immer an den Anfang von jeglichem Aktionismus. Anders gesagt: die Schwerpunkte definieren, nie aus den Augen verlieren und alles Andere unterordnen. Logo, das ist kein spezielles Problem von Wilhelmsburg, sondern gilt überall.

Wir haben ja auch eine Quetsche, aber bewußt nicht in Betrieb. Wir legen auch keinen besonderen Wert auf deren Erklärung, erwähnen sie bei einer Führung allenfalls am Rande. (Siehe Fotos unten)
Dabei ist das Teil sogar bzw. noch immer immanenter Bestandteil des (Reinigungs)Systems, also Bestandteil des Mühlendiagramms und voll eingebunden (zwischen Schäl- und Bürstmaschine und Blaumehlzylinder). Wer sich dafür eingehender interessieren möchte, kann sich die Funktion auf unserer DVD anschauen und erklären lassen. Ansgar Rahmacher hat den Quetschvorgang eigens hierfür ganz toll mit einer 3D-Animation sichtbar gemacht (Blick ins Innere der Quetsche).

Wir haben auch eine Schlagnasenmühle angeschafft, mit der arbeiten wir regelmäßig zum Zerkleinern unseres Ölkuchens. Das Teil gehörte allerdings ursprünglich nicht zur Mühle und wurde separat mit Einzelantrieb aufgestellt. (Siehe Fotos unten)
Aber auch diese Maschine erklären wir nicht, weil keinen Bezug zur Hauptfunktion der Kornmühle: Herstellung von Mehl.

Glück zu!

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JHV



Beiträge: 129

07.11.2010 23:34
#10 RE: Abbau der Haferquetsche in Zeven und WEITERE ABZUGEBENDE TEILE Zitat · Antworten

Hallo und guten Abend Klaus!

Bei uns in Wilhelmsburg sind noch weite Teile der Windmühlen-Maschinerie vorhanden. Darunter 2 funktionsfähige Mahlgänge (1 Windantrieb, 1 Wind- und Motorantrieb), zwei teilweise leere Mahlgänge, bei denen das Lichtewerk und die Steine fehlen. Dann gibt es bei uns noch zwei Sackaufzüge, den Rest eines Elevators, Silos, einen Mischer und diverse Transmissionen, manche mit und manche ohne erhaltene Riemen. Wir hatten vor der Stilllegung der Mühle 1960 einen Elektromotor, der über eine Transmission beispielsweise einen Mahlgang antreiben konnte. Diesen Antrieb haben wir (neben dem schon funktionsfähigen Windantrieb) vor zwei Jahren rekonstruiert und er ist auch weiterhin bei Windstille zu Vorführ- und kleinen Mahlzwecken in Betrieb.

Das Kernproblem unserer Technik ist, dass nach 1960 die unteren beiden Geschosse zu Büroräumen ungebaut wurden. Dieser Maßnahme fielen zum Beispiel die Sichtanlagen, der Elevatorfuß, die Quetsche und der Elektromotor zum Opfer. Allerdings ist es belegt, dass diese Vorrichtungen in der Mühle standen. Dass wir vom Mühlenverein mit der Quetsche angefangen haben, liegt an dem "günstigen" Fall, dass die Mühle in Zeven ausgeschlachtet werden muss. Wir führen unsere Vorhaben also auf konkret belegbare, historisch schlüssige Zustände zurück.
Die Getreidequetsche wird nicht mit einem Motor angetrieben, obwohl es möglich wäre, und dadurch eben nicht zu einem Ausstellungs-Gimmick werden. Stattdessen wird die Windtransmission reaktiviert (sie ist derzeit noch festgesetzt), um dann die Maschinen (Quetsche, Mischer, Förderschnecke, Elevator) zu bewegen. Das Ziel, und dieses haben wir zuvor definiert, ist die Wiederherstellung des technischen Zustandes der Windmühle zum Zeitpunkt ihrer Stillegung, natürlich in den Grenzen der Machbarkeit. Unsere Mühle war nie eine High-Tech-Fabrik, sondern eine Handwerksmühle und so soll sie auch wieder erscheinen.

Ein weiteres Ziel ist, die Vielfältigkeit der Getreidemüllerei anhand unserer wiederbestückten Mühle aufzuzeigen, wozu nunmal auch die Quetsche gehört.

Oft ist es in den Foren diskutiert worden, dass besonders in den 80er Jahren recht zweifelhaft Denkmalpflege betrieben wurde. Selbst das kleine Begleitbuch des "Mühlenkreises" Minden-Lübbecke betrachtet die Maßnahmen des Rückbaus diverser Mühlen (Seelenfeld, Neuenknick...) nun durchaus kritisch, dass nämlich recht rigide "Rückbau" auf einen simpelsten Zustand (alles außer Mahlgang raus!) betrieben wurde. Da wir also die Belege und durch die Auflösung einiger Mühlenbetriebe offensichtlich auch Möglichkeiten haben, sollten wir diese Gelegenheiten doch ergreifen. Eine Mühle hingegen mit allem möglichen technischen "Krimskrams" ohne jegliche historische Anhaltspunkte vollzustellen, liegt uns allen absolut fern.

Ich danke dir für deine Einwände. Die Herausforderung war echt gut, die Ziele nochmals knapp in Worte zu fassen. Hoffentlich konnten ich dir mit meinem Posting einige Fragen beantworten und die eine oder andere berechtigte "Sorge" nehmen. Wenn´s steht und dreht, bist du immer willkommen.

Schönen Abend noch und Glück zu!
Jochen

PS: Einige Bilder der Mühlentechnik im Anhang...

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Askop
Administrator


Beiträge: 610

08.11.2010 16:06
#11 Vielfalt der Getreidemüllerei Zitat · Antworten

Zitat von JHV
Ein weiteres Ziel ist, die Vielfältigkeit der Getreidemüllerei anhand unserer wiederbestückten Mühle aufzuzeigen, wozu nunmal auch die Quetsche gehört.

Oho, das ist sicher ein hehres Ziel und mit viel Aufwand verbunden. Da kann man euch nur viel Erfolg und Stehvermögen wünschen! Aber Du schreibst:

Zitat von JHV
Unsere Mühle war nie eine High-Tech-Fabrik, sondern eine Handwerksmühle und so soll sie auch wieder erscheinen.

Das gilt für unsere Mühle und viele andere genauso. Und ich meine, dass es in solchen Mühlen nie eine "Vielfältigkeit der Getreidemüllerei" gegeben hat. Das Hauptprodukt war Mehl in verschiedenen Sorten (Brotmehl, Kuchenmehl), später auch Typenmehle. Mitunter wurde in manchen Mühlen nebenbei auch noch Schälmüllerei betrieben für Graupen, ggfs. auch Grütze (die reinen Schälmühlen lasse ich mal außen vor). Neben dem Hauptprodukt Mehl dann auch noch Grieß, aber erst ab einem relativ späten Zeitpunkt. In unserer Mühle ist nie auf Grieß gemahlen worden, in eurer vermutlich auch nicht.

Und was das Schroten und Quetschen für Tierfutter angeht, so meine ich, das kann eigentlich jeder Depp; dafür braucht's keine Ausbildung bzw. Müllerlehre.
Weshalb das m.E. auch nicht unbedingt zum Kern der Müllerei gehörte und von den Müllern nur wegen des Zusatzverdienstes gemacht wurde. Die Technik war ja vorhanden, und den Bauern war es über Jahrhunderte verboten, z.B. eine eigene Schrotmühle zu besitzen (Mühlenzwang). Das änderte sich erst mit Wegfall des Mühlenzwangs und Einführung der Gewerbefreiheit, sehr zum Verdruß der Müller.

Kurzum: Das Quetschen von Hafer zu Tierfutter oder Roggen als Brot-Deko sind m.E. nicht unbedingt geeignete bzw. gute Beispiele für die von Dir erwähnte "Vielfältigkeit der Getreidemüllerei".

Nun würde mich mal interessieren, ob die vormals vorhandene Quetsche in der Wilhelmsburger Mühle tatsächlich lediglich als Futterquetsche gedient hat oder - wie meist üblich - ein Bestandteil der Roggenreinigung gewesen sein könnte. Vielleicht könnt ihr das noch mal prüfen? Denn Du schreibst ja auch:

Zitat von JHV
Das Ziel, und dieses haben wir zuvor definiert, ist die Wiederherstellung des technischen Zustandes der Windmühle zum Zeitpunkt ihrer Stillegung, natürlich in den Grenzen der Machbarkeit.

Hattest Du nicht auch schon mal an anderer Stelle berichtet, dass es früher bei euch auch mal eine Reinigung gegeben hat? Spielt die auch eine Rolle bei euren Wiederherstellungsplänen? Wenn ja, müßte dann ja dafür auch noch mal eine Quetsche integriert werden.


Zitat von JHV
Hoffentlich konnten ich dir mit meinem Posting einige Fragen beantworten und die eine oder andere berechtigte "Sorge" nehmen.

Ach was, ich hab's aufgegeben, mir um die Mühlen anderer Leute "Sorgen" zu machen. Weil ... letztlich macht doch Jeder mit "seiner" Mühle, was er will und nach eigenem Gutdünken. Also ganz anders als z.B. bei denkmalgeschützten Kirchen.

Nee nee, "Sorgen" mache ich mir nicht (mehr). Da halte ich es eher mit Bertold Brecht, der sich folgende Inschrift auf seinen Grabstein gewünscht hat: Er hat Vorschläge gemacht.

Zitat von JHV
PS: Einige Bilder der Mühlentechnik im Anhang...

Danke! Was hat es mit den komischen roten Zetteln überall auf sich? Gäbe es da keine bessere (ästhetischere) Lösung? Abgesehen davon ... der Zettel "Rüttelschuh" klebt an der falschen Stelle.

Glück zu!

JHV



Beiträge: 129

08.11.2010 19:56
#12 RE: Vielfalt der Getreidemüllerei Zitat · Antworten

Moin Klaus!

Na klar, das Quetschen von Getreide ist keine besondere Herausforderung. Aber wenn wir uns eben zum Ziel gemacht haben, die Mühle in ihrem Bestand zu erhalten und zu rekonstruieren, dann müssen wir uns an das historische Vorbild (das in diversen Gutachten festgehalten wurde) halten. Sonst wird es beliebig, was wir für erhaltenswert und erwähnenswert halten und was nicht. Historische Genauigkeit oder Ursprungstreue wäre das nicht und schnell wären wir im oft titulierten "Bindestrichkreis" der 1980er Jahre oder anderswo, wo man sich zum Richter über die Technik aufschwingt und entscheidet, was rausfliegt und was bleiben/wiederkommen darf...

Zitat
Und was das Schroten und Quetschen für Tierfutter angeht, so meine ich, das kann eigentlich jeder Depp; dafür braucht's keine Ausbildung bzw. Müllerlehre. Weshalb das m.E. auch nicht unbedingt zum Kern der Müllerei gehörte und von den Müllern nur wegen des Zusatzverdienstes gemacht wurde.



Zum Thema "Kern der Müllerei": Auch die in der Mühle teilweise erhaltenen Silos sind nicht sonderlich erwähnenswert (Getreide aufzubewahren oder es aus den Säcken in Silos zu schütten, kann auch jeder Depp ), gehören aber zum Originalbestand, deshalb MÜSSEN sie bleiben, obwohl sie zum Beispiel einer besucherfreundlichen vergrößerten Treppenanlage auf den Lorryboden total im Weg stehen.

Zitat
Kurzum: Das Quetschen von Hafer zu Tierfutter oder Roggen als Brot-Deko sind m.E. nicht unbedingt geeignete bzw. gute Beispiele für die von Dir erwähnte "Vielfältigkeit der Getreidemüllerei".


Das verstehe ich, allerdings kann unsere Mühle auch nur ein Mosaiksteinchen im ganzen Bild der Mühlenlandschaft sein. Weil ich diese These formuliert habe, will ich ja auch keinen Walzenstuhl, keine Hammermühle und keine sonstigen für unsere Mühle fremdartigen Gerätschaften aufstellen, aber zeigen, was es bei uns zu tun gab. Und da gehört nunmal die Quetsche dazu, egal, wie zentral ihre Stellung für die Getreidemüllerei auch immer sein mag...

In unserem Gutachten von Uwe Karstens fällt nur der Begriff "Haferquetsche". An sie war auch offenbar kein Sichter oder Elevator angeschlossen, sondern es wurde direkt abgesackt. Aber darüber muss ich mit Uwe Karstens nochmals sprechen. Deswegen wird das Teil auch noch nicht festgeschraubt oder angeschlossen.

Zitat
Hattest Du nicht auch schon mal an anderer Stelle berichtet, dass es früher bei euch auch mal eine Reinigung gegeben hat? Spielt die auch eine Rolle bei euren Wiederherstellungsplänen? Wenn ja, müßte dann ja dafür auch noch mal eine Quetsche integriert werden.


In der Mühle hat es, um deine Frage nach der Reinigung zu beantworten, einen Aspirateur gegeben, der aber nicht mehr vorhanden ist. Soweit ich es den Schriftstücken entnehmen kann, war der aber nicht an der Quetsche, sondern den Mahlgängen vorgeschaltet. Aber generell soll auch der Aspirateur wieder in die Mühle kommen...

Zitat
Was hat es mit den komischen roten Zetteln überall auf sich? Gäbe es da keine bessere (ästhetischere) Lösung? Abgesehen davon ... der Zettel "Rüttelschuh" klebt an der falschen Stelle.


Ja, mit den Schildchen mache ich mir nochmal Gedanken. Das mit dem Rüttelschuh stimmt natürlich, aber am Rüttelschuh selbst wäre kein Platz für diesen riesigen Zettel. Daher muss eine Alternative gefunden werden.

Glück zu!
Jochen

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