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Müllermeister Erich Schüler erwähnt in seiner Autobiografie (S. 31), dass in der Wittmunder Peldemühle in den 1930er Jahren ein "neuer Plansichter mit Regulator" eingebaut wurde, der wahlweise mit E-Motor oder Wind angetrieben werden konnte. Wow, das hats tatsächlich gegeben? Von wem? Und wie muss man sich die Konstruktion der Regulierung bei Windbetrieb vorstellen? Ich nehme an, dass damit die Regulierung auf konstant 200 U/min gemeint ist.
Kann man einen solchen "Windplansichter" heute noch irgendwo sehen?
Kann man Müllermeister Erich Schüler vielleicht noch fragen?? Ansonsten hilft wohl nur spekulieren: da kein Sichterhersteller der Welt die Physik verbiegen kann, muss wohl wirklich eine Abkoppelung der Drehzahl des Sichters von der Windantriebswelle gemeint sein. Spontan fällt mir da als technische Lösung (neben dem Umweg über Generator und Motor ) nur die von Drehbänken oder Tischauslesern bekannte Lösung mit konischen Antriebsrädern und Rückriemen ein. Da aber eine funktionierende mechanische Regulierung zu installieren, halte ich für echt schwierig.
Vielleicht hat es sich ja in Wittmund auch gar nicht um einen frei schwingenden Plansichter sondern um einen mit Zwangsantrieb bzw. sogar um einen Flachsichter gehandelt, die ja beide in einem wesentlich größeren Spektrum von Dreh- bzw. Hubzahlen halbwegs vernünftig arbeiten?
Zitat von ultratrieurKann man Müllermeister Erich Schüler vielleicht noch fragen??
Ja, man kann, und ich hab's gerade getan.
Also, Meister Schüler ist sich sehr sicher, dass es sich um einen Freischwinger gehandelt hat (derzeit nicht mehr vorhanden). Der Drehzahlregulator wurde gebaut von Fa. Fürmeyer und Witte in Möchehofe/Kassel.
Nach Schülers eigener Aussage könnte er auch heute noch aus dem Gedächtnis eine Skizze von dem Teil anfertigen. Wenn ich es nur aufgrund der Schilderung am Telefon richtig verstanden habe, saß der Regler an der stehenden Antriebswelle und bestand aus einem stufenlos verstellbaren Reibradgetriebe (Friktionsantrieb). Die Verstellung erfolgte drehzahlabhängig durch einen Fliehkraftregler.
Okay, erscheint mir recht plausibel. Möchte aber zu gerne wissen, ob sich irgendwo so ein Mechanismus erhalten hat. Entweder in Reality oder als Zeichnung. Vielleicht gibts/gab's ja sogar ein Patent darauf?
Die Frage war ja, wie so ein Drehzahlregler am Plansichter aussieht und funktioniert, damit er auch in Windmühlen eingesetzt werden kann. Telefonisch hatte ich dazu mit Erich Schüler, dem letzten Müllermeister der Peldemühle, gesprochen.
Nach seiner Auskunft ist der Plansichter (oder nur der Regler?) von der Fa. Fürmeyer und Witte in Möchehofe b. Kassel gebaut worden. Von der Firma scheint wohl nichts mehr vorhanden zu sein. Erich Schüler hat mir aber versichert, dass er in der Lage wäre, eine Skizze von diesem Regler anzufertigen.
Hallo Uwe, könntest Du uns den Gefallen tun und deinem "alten Herrn" unser Anliegen mal vortragen? Es wäre toll, wenn Du die Skizze einscannen könntest und dann hier veröffentlichst. Wenn Du keinen Scanner hast, könntest Du alternativ die Skizze auch abfotografieren und das Foto im Beitrag hochladen.
Das wäre klasse, denn nicht mal die Experten hier (hallo Florian! haben bislang gewußt, das es in der Geschichte der Müllerei so ein Teil gegeben hat.
Moin zusammen, der Müllermeister hat eine Skizze angefertigt mit einer kleinen Funktionsbeschreibung. Bei weiteren Fragen leite ich diese gerne weiter:-) Vielleicht klären sich durch seine Skizze einige Fragen.
Die Skizze ist wie ich finde gut verständlich. Für mich ist immer wieder beeindruckend, das die hängende Welle vom Plansichter nur mit einem Lager unter der Raumdecke auskommt.
Zitat von Schülerder Müllermeister hat eine Skizze angefertigt mit einer kleinen Funktionsbeschreibung.
Klasse! Und allerbesten Dank und Grüße an Meister Schüler sen.!
Die Skizze erklärt das Prinzip absolut verständlich, eigentlich ist es recht simpel ... so wie viele genialen Erfindungen (man denke nur an die Erfindung des Rades)! Allerdings funktioniert en Reiblradgetriebe nur mit einem Anpressdruck, der ständig vorhanden sein muss - auch bei Abnutzung der Mitnehmerscheibe (in der Mitte). Folglich wird auf jeder Antriebswelle links und rechts noch je eine Spiralfeder gesessen haben, die man sich in der Skizze noch hinzu denken muss. Aus gleichem Grund dürften die Antriebswellen auch lose gelagert gelagert sein, d.h axial verschiebbar.
Zitat von SchülerDurst & Gööt
Soweit reicht mein Ostfriesich leider nicht. Kann das mal einer ins Hochdeutsch übersetzen?
Juhu, und mir wurde gesagt: "Geht nicht!", als ich die Frage nach einem Windantrieb für meinen Plansichter gestellt habe. Vieleicht können wir die Technik ja in Zukunft in Bunde in Aktion erleben, aber wer weiß das schon???
Vielen Dank für die Zeichnung, werde sie nochmal studieren und dann hoffentlich auch verstehen!
Zitat von De MolenaarVielen Dank für die Zeichnung, werde sie nochmal studieren und dann hoffentlich auch verstehen!
Was verstehste denn nicht, mein Kleener?
Oben auf der stehenden Sichterwelle sitzt die Mitnehmerscheibe samt Fliekraftregler. Die Scheibe dürfte IMHO aus Hartgummi sein, eventuell noch mit 'ner Gewebeeinlage. Ist ja ein Reibradgetriebe nur mit Kraftschluss. Also ohne formschlüssige Verbindung. Die beiden eisernen Antriebsscheiben links und rechts werden per Federkraft gegen die Mitnehmerscheibe gedrückt. Die Mitnehmerscheibe wird durch den Fliehkraftregler verschoben (rauf oder runter). Je weiter die Scheibe in Richtung Rand der Antriebsscheiben geschoben wird, um so schneller dreht die Sichterwelle. Steht die Mitnehmerscheibe genau in der Mitte wie jetzt in der Skizze, ist die Sichterdrehzahl gleich null.
Im Stllstand der Mühle bzw. des Plansichters steht die Mitnehmerscheibe IMHO ganz am untersten Rand der Antriebsscheiben, also bei Höchstdrehzahl. Mit zunehmender Drehzahl werden die Reglergewichte angehoben und verschieben die Mitnehmerscheibe immer mehr zum Mittelpunkt, dadurch verringert sich die Drehzahl wieder.
Allerdings kann ich nicht beurteilen, bei welcher Stellung der Sichter die 200 U/min erreicht. Möglicherweise auf halber Distanz zwischen Scheibenrand und Mittelpunkt? Das dürfte sich aber durch Verschieben der Gewichte einstellen lassen, oder man hat verschieden schwere Gewichte benutzt.
Zitat von Askop...um so schneller dreht die Sichterwelle.
und
Zitat von AskopAllerdings kann ich nicht beurteilen, bei welcher Stellung der Sichter die 200 U/min erreicht.
Nee, Klaus... so ist das ja auch nicht zu verstehen! Es handelt sich ja nicht, wie z.B. bei einem modernen E-Betrieb am Frequenzumrichter um die Wahl einer passenden Drehzahl. Vielmehr hat der geniale Apparat die Aufgabe, die Schwungzahl des Plansichters trotz schwankender Drehzahl des Primärantriebs (Flügelkreuz) konstant zu halten. Regelgröße ist also nicht die Drehzahl, sondern das "i" des Regelgetriebes.
Wie man allerdings die korrekte Masse der Gewichte im Regler sowie deren Position (= Hebelwirkung) konstruktiv oder empirisch bestimmen will, ist mir immernoch ein Rätsel...
Zitat von ultratrieurRegelgröße ist also nicht die Drehzahl, sondern das "i" des Regelgetriebes.
Also ich würde mich ja jetzt gerne streiten wollen. Aber sicherlich zwecklos, man würde mir eh nicht das letzte Wort gönnen (wollen).
Gottlob haben wir in der Mühle ein stufenloses Reibradgetriebe zum Einstellen der Vorschubgeschwindigkeit am Horizontalgatter (Bilder unten), anhand dessen ich mir die Sache noch mal angesehen habe und gut vorstellen kann. Allerdings müssen wir die Mitnehmerscheibe per Hand verstellen. Würde man da jetzt einen Regler wie beim Windplansichter dranbasteln, wäre das Verhalten so:
Drehzahl nimmt zu: Fliehgewichte gehen auseinander und verschieben die Mitnehmerscheibe über ein Gestänge in Richtung Mittelpunkt der Antriebsscheiben ->Drehzahl sinkt.
Drehzahl fällt: Fliehgewichte gehen wieder runter, Mitnehmerscheibe wird in Richtung Außenrand der Antriebsscheiben verschoben ->Drehzahl steigt.
Warum dieses Regelverhalten Deiner Meinung nach nichts mit der Drehzahl zu tun haben soll, will sich mir nicht erschließen.
Glück zu!
Angefügte Bilder:
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Nun hab auch ich es verstanden!!! Das wäre auf jeden fall was für mich! Wäre ja schön, wenn diese einzigartige Stück Mühlentechnik nicht in Vergessenheit gerät!
das hat doch nix mit dem letzten Wort zu tun... bis dahin is hoffentlich bei uns beiden noch ne Weile hin . Aber Deine Aussage war:
Zitat Je weiter die Scheibe in Richtung Rand der Antriebsscheiben geschoben wird, um so schneller dreht die Sichterwelle.
Und genau da habe ich eingehakt - das ist es doch eben NICHT. Die Drehzahl des Sichters soll nicht verändert werden, sie muss konstant bzw. in einem relativ engen Bereich gehalten werden. Dafür ist der Apparat doch eigens konstruiert worden. Die Steuereinrichtung vor den Vortrieb an Deinem Horigatter ist da anders: da geht es sehr wohl darum einzustellen, wie schnell die Antriebswelle für den Wagen läuft...
Aber so rein mechanisch haben die Teile sicher große Ähnlichkeit, da gebe ich Dir durchaus Recht! .
Zitat von ultratrieurDie Drehzahl des Sichters soll nicht verändert werden, sie muss konstant bzw. in einem relativ engen Bereich gehalten werden.
Ja genau, und die Regelgröße hierfür ist das Masseträgheitsmoment (Fliehkraft) resultierend aus Masse (Gewicht der Regelgewichte) und Drehzahl (des Reglers bzw. der Gewichte).
Laut Skizze von Müllermeister Schüler ist der Regler am Plansichter IMHO überhaupt nicht in der Lage, die Drehzahl des Sichters konstant zu halten! Vielmehr schwankt die Drehzahl ständig um einen definierten Punkt. Erst bei Abweichungen davon tritt der Regler in Aktion. Das funktioniert aber nur, wenn der Regler mal schneller oder langsamer wird bzw. sich dreht.
Nehmen wir an, die Flügelwelle macht 60 Enden, und die Mitnehmerscheibe ist so eingestellt, dass der Plansichter bei diesen 60 Enden genau 200 U/min macht (das geht vermutlich nur durch langwieriges Ausprobieren, m.E. sollte die Mitnehmerscheibe dabei so ziemlich in der Mitte zwischen Mittelpunkt und Außenrand der Antriebsscheibe stehen, und die Gewichte sind zur Hälfte ausgehoben).
Wenn jetzt die Drehzahl der Flügelwelle auf 50 Enden absackt, verringert sich die Fliehkraft an den Regelgewichten. Die Gewichte senken sich und schieben die Mitnehmerscheibe auf der Antriebsscheibe nach außen (in Richtung Scheibenrand). Wegen des größeren Kreisumfanges am Rand der Antriebsscheibe muß die Mitnehmerscheibe in der gleichen Zeit einen längeren Weg zurücklegen, sie dreht also schneller.
Erhöht sich aber die Drehzahl der Flügelwelle auf 80 Enden, werden die Regelgewichte durch die Fliehkraft angehoben und verschieben die Mitnehmerscheibe in Richtung Zentrum der Antriebsscheibe. Weil dort der Kreisumfang geringer ist, legt die Mitnehmerscheibe einen kürzeren Weg in gleicher Zeit zurück, sie dreht also langsamer.
Noch anders gesagt: Die Stellung der Reglergewichte wird synchron bzw. analog durch die Drehzahl der Reglerwelle (an der Mitnehmerscheibe) verändert, also durch die Drehzahl des Sichters. Damit der Regler überhaupt regeln kann, muß sich erst mal die Drehzahl des Sichters ändern. Deshalb wäre es konstruktiv wohl besser, wenn die Steuerung (Fliehkraftregler) nicht an der Sichterwelle (am Mitnehmerrad) sitzen würde, sondern an der Antriebswelle und parallel zur Drehzahl der Antriebswelle die Drehzahl der Sichterwelle verändert: Antriebswelle wird schneller -> Sichterwelle wird langsamer und umgekehrt. Erst dann wäre das System in der Lage, die Sichterdrehzahl konstant zu halten.
So wie es jetzt ist (laut Skizze), muß auch die Sichterwelle erst mal schneller oder langsamer werden, um dann durch die Fliehkraftgewichte in entgegengesetzte Richtung geregelt zu werden.
Kurzum: die Idee an sich war sicherlich gut und genial, hätte sich aber noch optimieren lassen. Dass man es nicht getan hat, lag vermutlich am geringen Bedarf solcher Vorrichtungen, denn die meisten Plansichter dürften von vornherein mit E-Antrieb eingebaut worden sein.
PS.: War Deine PC-Uhr verstellt oder hattest Du um 3:54 Uhr tatsächlich nix Besseres zu tun als am Computer zu klimpern?
Zitat PS.: War Deine PC-Uhr verstellt oder hattest Du um 3:54 Uhr tatsächlich nix Besseres zu tun als am Computer zu klimpern?
Wenn man in einer anderen als der Zeitzone des Forums ist und denn von Ferne den eigenen Rechner zu Hause fernsteuert, kommt dabei wohl sowas raus . Allein die Systemzeit im eigenen Rechner zu verstellen, reicht wohl nicht aus, um dem Forum was vorzumachen?
Zitat von AskopNehmen wir an, die Flügelwelle macht 60 Enden, und die Mitnehmerscheibe ist so eingestellt, dass der Plansichter bei diesen 60 Enden genau 200 U/min macht (das geht vermutlich nur durch langwieriges Ausprobieren, m.E. sollte die Mitnehmerscheibe dabei so ziemlich in der Mitte zwischen Mittelpunkt und Außenrand der Antriebsscheibe stehen, und die Gewichte sind zur Hälfte ausgehoben).
Also ... nach nochmaligen und gründlichen Überlegungen neige ich zu der Annahme, dass - anders als in der Schülerschen Skizze - die Mitnehmerscheibe bei Stillstand am äußeren Rand der Antriebsscheibe stehen sollte.
Wenn die Antriebsscheibe nun langsam anläuft, wird die Mitnehmerscheibe mit der größt möglichen Übersetzung mitgenommen. Die Plansichterwelle dreht sich also am Anfang schneller als die Antriebswelle. Mit zunehmender Drehzahl kommt irgendwann der Punkt, wo die Fliehkräfte an den Reglergewichten stärker wird als deren Masseträgheit und die Gewichte anheben. Dieser Punkt dürfte - wie schon im obigen Zitat geschrieben - annähernd beim halben Radius der Mitnehmerscheibe liegen. Das mit den Gewichten verbundene Regulierungsgestänge verschiebt dann die Mitnehmerscheibe in Richtung Wellenmittelpunkt. Weil sich dadurch das Übersetzungsverhältnis zweischen Antriebs- und Mitnehmerscheibe verringert, sinkt auch die Drehzahl der Sichterwelle.
Die Reglergewichte müssen IMHO so bemessen sein, dass sie beim Anlaufen der Antriebswelle noch "untätig" sind und erst bei 200 U/min auseinander gehen. Ab diesem Punkt und weiter zunehmender Drehzahl der Antriebswelle regeln die Fliehgewichte dann die Drehzahl der Sichterwelle wieder runter: je schneller die Antriebswelle, umso mehr verschiebt sich die Mitnehhmerscheibe nach innen und verringert somit das Übersetzungsverhältnis. Dadurch kann die Antriebswelle schneller werden, ohne dass die Sichterwelle schneller wird.
Wird die Antriebswelle wieder langsamer, sacken die Fliehgewichte ab und vergrößern das Übersetzungsverhältnis.
So zumindest verstehe ich das Prinzip. Vielleicht aber liege ich ja auch völlig daneben?
Eine evtl. Hilfe könnte im alten Fachbuch für Müllerei von O.Kettner "Ich werde Müller "Band I Fachbuchverlag Leipzig 1950 S.560 zu finden sein.Habe eine solche Regelung aber bisherselbts in einer leider abgerissenen Wassermühle gesehen.Geringe Drehzahlschwankungen sollen ja gute Freischwinger sogar Ein-kastenplansichter vertragen haben.Daher sollte in Grenzen eine mechanische Regelung möglich sein.
Zitat von tannhäuserO.Kettner "Ich werde Müller "Band I Fachbuchverlag Leipzig 1950 S.560
Na da schau einer an, der olle Kettner! Wäre ich nie drauf gekommen, dass der sich um die Zeit noch mit Windmüllerei beschäftigt hat! Zum Glück habe ich alle Bände im Regal, werde morgen gleich nachschauen. für den Tip!