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Die Frage ist - wieder einmal - das Nutzungskonzept für eine renovierte Mühle. Eine Möglichkeit wäre es, in der renovierten Mühle eine Außenstelle des Freilichtmuseums Kiekeberg einzurichten, so ist es auch in Moisburg geschehen. Dabei wäre natürlich darauf zu achten, dass nicht - wie so oft bei Freilichtmuseen (wir kennen ja die Debatte um die Flügel in Detmold) - an der Technik herumgepfuscht wird, um irgendeinen einfachen, pseudohistorischen Stand der Technik wiederherzustellen. Aber bei Außenstellen ist die Sachlage ja manchmal etwas besser.
Eine weitere Möglichkeit wäre, eine Bio-Bäckerei zu finden, die ihr Biogetreide dort mahlen lassen würde (oder selbst mahlen würde, sofern in Hittfeld ein Produktionsstandort eingerichtet würde). Es gibt einige Bio-Bäckereien hier, aber dass die Produktion in einer historischen Mühle nicht bei jeder Bäckerei klappt, sieht man ja in Braak, da dreht sich auch nur noch selten etwas, seitdem Walter Skau und Rüdiger Hagen nicht mehr dort sind. Das Problematische in Hittfeld ist ja auch der Bautyp. Sie ist ein Erdholländer, kein Galerieholländer wie in Wilhelmsburg oder Kirchwerder. Da fallen Nutzungen als Kulturstätte, als Forschungszentrum mit angegliedertem Mühlenarchiv oder als Museumsmühle mit Heimatmuseum in angrenzenden historischen Gebäuden schon weg. Dazu gibt es alle diese Einrichtung nun auch schon in einer Entfernung von maximal 15 Kilometern Luftlinie.
Was bleibt da übrig? Ich finde es aber auch fraglich, ob jeder erhaltenswerten Mühle auch ein Nutzungskonzept übergestülpt werden muss. Wenn sie als Schauanlage dienen und möglichst oft drehen würde, wäre ja schon etwas für den Erhalt getan. In den neuen Bundesländern ist das ja oft der Fall, dass dort gut erhaltene oder restaurierte Mühlen von den Besitzern gepflegt werden, die sich dann tierisch freuen, wenn mal Besuch vorbeischaut. Allerdings ist da ja nur wenig Gewinn mit zu erwirtschaften. Man müsste sich auch dann überlegen, ob eine Einbeziehung in einen Mühlen-Wander- oder Radweg mit der Horster Mühle vorstellbar wäre. In Vlotho ist das derbe in die Hose gegangen, da gab es die Verbindung von Lindemanns Windmühle mit der Rürupsmühle. Vielleicht ist das ja nun, da sich in Exter wieder etwas tut, reaktivierbar und vor allem nutzbar. Was gibt es sonst in Hittfeld und in der näheren Umgebung? Wäre da eventuell eine Einbindung in einen größeren Kontext möglich?
Danke für die ausführliche Antwort... das geht jetzt sicher in eine Richtung, wo Klaus das gern in einen anderen Thread verschieben kann . {Admin: Aber gerne, schon geschehen!}
Außenstelle von Kiekeberg ist an sich ein netter Gedanke, bei der Ziegelei Rüsch funktioniert das ja auch prima - allerdings nur weil das zu 90% ein gewinnorientiert produzierender Betrieb ist und die museale Funktion dahinter ganz klar zurück tritt. Das krasse Gegenbeispiel - Du nennst es selbst - ist Moisburg: auf Primitivstand zurückgebaute Mühle, die dem Besucher einen historisierenden Stand müllerischer Verfahrenstechnik (angeblich 1930er Jahre) präsentiert. Vor einer Weile ging's druch die Presse, dass der Müller (übrigens ein "echter" Müller) aus Altersgründen Nachfolger sucht... soweit ich weiß, wurden bisher keine gefunden.
Aus Sicht der Hittfelder Mühle wäre Kiekeberg vielleicht ein rettender Strohhalm - anders herum betrachtet ist das Museum schon mit Moisburg inhaltlich und personell überfordert. Und wenn schon eine zweite Mühle, dann würde ich die Zusammenarbeit mit einem anderen Standort in der Region empfehlen... wer mich kennt, weiß, von wem ich da rede .
Dein Vorschlag "Mahlen für einen Biobäcker" ist natürlich schön, aber das ist für mich kein Konzept. Da gehört dann einfach noch der Vorschlag dazu, wer's machen soll und in welcher Rechtsform. Da gehört die Betrachtung dazu, wie die laufenden fixxen Kosten so eines Betriebs angesetzt werden und ob die durch die zu erwartenden Einnahmen gedeckt werden können... Durch Mehl und Schrot allein wirst Du das nicht erreichen, auch im Bio-Bereich nicht. Da ist der durch müllerische Bearbeitung des Getreides erzielte Mehrwert nicht höher als im konventionellen Bereich.
Die Frage, ob denn jede Mühlenerhaltung ein Konzept braucht, bejahe ich rundheraus mit "Ja" , sofern öffentliche Gelder fließen. Wer mein sauer verdientes Steuergeld für neue Flügel will, der soll bitteschön auch darlegen warum und wozu bzw. mit welchem nachhaltigen Nutzen. Für Wochenendmühlen im Wald ohne landschaftspägende Wirkung (hallo nach Hohenbrück!) würde ich keinen müden € rausrücken lassen. Anders sähe das natürlich beim Denkmalpflegekonzept "Käseglocke" aus. Den konservatorischen Erhalt des Kulturguts Denkmal sehe ich unabhängig von der Eigentumsfrage schon als öffentliche Aufgabe. Dabei muss natürlich von den zuständigen Behörden auch abgewogen werden, welche Objekte Priorität haben. Im konkreten fall also die Frage, warum Hittfeld konservieren und z.B. Kakerbeck weiter
Hier noch ein paar schöne Bilder von dem Schätzchen, über das wir reden:
Quelle: Muggeridge Collection / UNiv. Kent (URL: Rechtsklick und "Eigenschaften")
Hallo Florian! Danke auch für deine Antwort auf "mein" neues Thread... ;-)
Leider kenne ich mich mit Moisburg nicht aus, da ich noch nie dort war. Aber es scheint mir, wie du es beschreibst, dass auch dort wieder das alte Freilichtmuseum-Mühlenstraßen-Problem vorliegt...Schade. Dann würde ich der Hittfelder Mühle ein solches Dummy-Schicksal gerne ersparen. Du machst mich aber neugierig, auf welche Mühle spielst du an? "Venti Amica"?!
Mit dem Nutzungskonzept im Rahmen einer Bio-Bäckerei meinte ich auch nicht, dass am Ende eine kostenneutrale Bilanz bei der Mühle rauskommen sollte. Das müsste man dann schon anders aufziehen, Altkalen wäre da ein Beispiel. Man müsste einen ganzen Produktionsstandort nach Hittfeld verlagern und dann die Nebengebäude abreißen / umbauen, um sie als Bäckerei nutzen zu können. Da könnte ja der Erlebnisaspekt mitberücksichtigt werden, Führungen für Schulklassen und andere Gruppen durch die Einheiten, aber es ist ja nicht so, als würde es das im Raum Hamburg nicht schon geben.
Es stimmt, sollten öffentliche Mittel fließen, dann darf auch der Nachhaltigkeitsaspekt nicht fehlen. Die Nachhaltigkeit wäre aber hier durch die Funktion als Landschaftsmarke gegeben, sollte es verlässliche Öffnungszeiten geben, hätten wir auch die Öffentlichkeit mit in die Planungen einbezogen. So ein Wochenendhaus mit Flügeln wollte ich auch nicht subventionieren, das wäre ja Unsinn...Wir reden aber doch von einer noch eingerichteten Mühle, die in ihrer Gesamtheit unter Denkmalschutz steht. Was kann man da machen? Ich bin derzeit auch ratlos.
Auf jeden fall geht es nicht ohne jemanden, der die Aktivitäten vor Ort will und tatkräftig anschiebt. Man kann so ein Projekt nicht einem Ort überstülpen, der selbst offenbar nichts dazu beizutragen hat, die Mühle zu erhalten... solche Fälle gibt's ja vielfach. Wahrscheinlich wacht erst jemand auf, wenn die Mühle vollends unrettbar zur Ruine verkommen ist. Und dann wird das Geschrei groß sein, wie es denn so weit kommen konnte. Ja ja, wir kennen das zur Genüge !
Und aus der Sicht eines Investors, der einen Biobäcker-mit-Mühle-Erlebnispark bauen will, stellt sich natürlich die Frage, warum er das ausgerechnet in Hittfeld tun sollte. OK, die Autobahn ist ein PLUS weil man die Brötchen von dort aus schnell nach HH, HB und vielleicht sogar in die Landeshauptstadt karren kann. Aber mit so einem Projekt würde ich dann echt nix zu tun haben wollen .
Ich denke mal, dass wir nicht dort Wohnenden uns allenfalls darauf beschränken könnten, gute Tipps zu geben. Irgend jemand sollte denen z.B. mal sagen, dass eine Vereinsgründung nicht € 600,- kosten muss und auch die Planung, für € 98.000,- Ruten, in die vom Rost Löcher reingefressen wurden noch zu verzinken, halte ich für groben Schwachsinn³. Aber werweiß, was da die Zeitungsonkel falsch verstanden haben. Normalerweise traue ich Paetzmann & Co solch gefährlichen Murx nicht zu!
Zitat von JHVDas müsste man dann schon anders aufziehen, Altkalen wäre da ein Beispiel. ... Was kann man da machen? Ich bin derzeit auch ratlos.
Altkalen? Aso ... ich weiß nicht? Ich war dort und hatte den Eindruck, dass D. Preuß nicht von der Mühle alleine leben kann. Eintrittsgeld für die Besichtigung der Mühle nimmt er nicht (vor 2 Jahren zumindest) und das bißchen "Windmehl" (Feinschrot vom Motorgang) wirds auch nicht bringen.
Aber ... da gibts ja noch den Tier- und Pferdehof, zwei Backöfen und vor allem die mit erheblichen Fördergeldern errichtete "Kulturscheune" mit Gastwirtschaft für Preisskat, Disco, Konzerte usw. Kiekst du hier:
Auch gab es im NDR mal einen Fernsehbeitrag, wo Müller Preuß von seiner vom A-Amt geförderten Müllerstelle berichtete und sinngemäß meinte: "Ich hoffe, dass ich irgendwann mal davon leben kann."
Letzteres dürfte wohl eher ein frommer Wunsch und Zweckoptimismus gewesen sein!? Nichts gegen D. Preuß, aber Altkalen hat aus meiner Sicht zwei gravierende Probleme:
1. Fast tourismusfreier Standort (gilt leider auch für die benachbarten Zwillingsmühlen in Neu Vorwerk) 2. Unzureichende PR (zumindest seit dem Tod des Rostocker Journalisten u. ehem. Vereinsmitglied)
Wäre es meine Mühle, würde ich den Laden etwas anders aufziehen. Aber das muß letztlich jeder für sich entscheiden, wo er seine Prioritäten sieht. Sicherlich spielt auch der personelle bzw. menschliche Faktor keine geringe Rolle. AFAIK muß man in so einer Situation für den Erfolg alles gleichzeitig sein können und beherrschen:
Müller, Mühlenbauer, Denkmalschützer, Kaufmann, Organisator, Designer, Erzähler, PR-Manager, Eventmanager ... Aber im Mittelpunkt aller meiner Überlegungen würde immer die Mühle stehen.