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Das ist echt krass - damit hätte noch vor 10 Jahren wohl niemand gerechnet...
Heute in der "Frankfurter Neue Presse":
Zitat Aus für die Mühle Traditionsbetrieb im Osthafen soll 2012 geschlossen werden
Vor der Schließung stehen die im Osthafen ansässigen Hildebrandmühlen, einer der traditionsreichsten Industriebetriebe in Frankfurt. Betroffen sind 38 Beschäftigte. In dem Frankfurter Werk, der größten Mühle Hessens, werden jährlich rund 150 000 Tonnen Getreide vermahlen.
Weithin sichtbar ist das Sonnen-Logo der bekannten Mehl-Marke «Aurora» auf dem Silo, das so etwas wie ein Symbol des Osthafens ist. Die Hildebrandmühlen, ein Werk der Kampffmeyer Mühlen GmbH mit Sitz in Hamburg, die wiederum zur Holding VK Mühlen AG gehört, waren das erste Unternehmen, das sich auf dem Gelände des damals neuen Osthafens angesiedelt hatte. Der Betrieb, der unter seinem historischen Namen «Frankfurter Hafenmühle» bekannt wurde und bis heute ist, wird den Ankündigungen aus dem Konzern zufolge 2012 dicht gemacht.
In einer Pressemitteilung hat der neue Vorstandssprecher der VK Mühlen AG, Christoph Kempkes, die Mitarbeiter der Hafenmühle wissen lassen, dass ihr Arbeitsplatz auf dem Spiel stehe. Da im Gesamtkonzern die Kosten gesenkt werden müssten, habe man auch die Frankfurter Mühle, deren Anteil fünf Prozent an der gesamten im Konzern gemahlenen Getreidemenge betrage, in die Einsparüberlegungen einbezogen.
Recherchen dieser Zeitung zufolge soll es auch ein Gutachten geben, dass unterschiedliche Möglichkeiten und Finanzoptionen beleuchtet für die Entscheidung, Schließung oder Modernisierung. Die Mahltechnik in der Hafenmühle gilt als nicht mehr zeitgemäß, stammt noch aus den 1960er Jahren. Modernisiert wurden aber die Steuerungs- und die Elektrotechnik.
Schwarze Zahlen Der Betriebsrat der Hildebrandmühlen hat sich mit der Erklärung zu Wort gemeldet, dass am Standort Frankfurt, anders als an anderen Standorten des Konzerns, «schwarze Zahlen» erwirtschaftet würden und hier «von allen Standorten die größte Nähe zu Getreidelieferanten und Mehlkunden» bestehe.
In der Erntezeit sind alljährlich in der Franziusstraße vor den Toren der «Frankfurter Mühlen» zahlreiche Traktoren zu sehen, die aus der Wetterau ihr Getreide anliefern. Der Betriebsrat betont, dass mit dem Getreide «aus der Wetterau eine hervorragende Qualität zu besten Konditionen direkt vom Erzeuger» bezogen werde.
Auf diese Tatsache verweist auch Frankfurts Wirtschaftsdezernent Markus Frank (CDU) gegenüber dieser Zeitung: «In unseren Gesprächen mit der Geschäftsleitung haben wir für den Erhalt des Mühlenbetriebes schon wegen der großen Bedeutung für die Landwirtschaft in der gesamten Rhein-Main-Region hingewiesen.» Würde die Frankfurter Mühle geschlossen, müssten die Landwirte zur Hildebrandmühle nach Mannheim oder einem der anderen Standorte fahren.
Frankfurt braucht die Mühle Die erheblich längeren Transportwegen brächten ökologisch negative Auswirkungen mit sich. Im übrigen sei Frankfurt «ein hervorragender Mühlenstandort, weshalb es für die Stadt keinen Grund geben wird, auf dem Grundstück in der Franziusstraße eine andere als die derzeitige Nutzung zuzulassen».
Das Problem für die Frankfurter Hafenmühle liegt in ihrer vergleichsweise geringen Größe. Die anderen 16 Betriebe der Aktiengesellschaft sind größer als die Frankfurter Mühle. Daher, so der Betriebsrat, befürchte man, dass Frankfurter Mahltechnik möglicherweise etwa nach Mannheim verlagert werden könnte, um dort die zusätzlichen Mengen verarbeiten zu können.
Schlüsselgrundstück Der größte Teil des Grundstücks in der Franziusstraße ist im Eigentum der Hildebrandmühlen, während ein kleinerer Teil den Hafenbetrieben gehört. Bereits jetzt kündigte der Vorstandssprecher an, dass das Unternehmen bei einer Schließung des Standortes auf die Stadt zugehen werde «um über die Zukunft der Liegenschaft zu sprechen».
Fachleute haben das Grundstück der Hildebrandmühlen schon früher in der Diskussion um die mögliche Umwandlung des Unterhafens in einen Wohn- und Bürostandort als «Schlüsselgrundstück» bezeichnet. Damals soll die Stadt bereits Kaufabsichten für das günstig gelegene, großzügige Gelände gezeigt haben.
Das Silo der Frankfurter Mühle ist Symbol des Osthafens und steht unter Denkmalschutz
Kommentare brauchts wohl nicht... Ich könnte einfach nur kotzen! Was braucht eine Großstadt wie Frankfurt schon eine Mühle... Mehl kommt doch aus der Steckdose. Oder waren es doch Tüten?
Zitat Es gibt keine Alternative zur Mühle im Osthafen
Nach der Ankündigung der VK Mühlen AG in Hamburg, die Hildebrandmühlen im Osthafen schließen zu wollen (wir berichteten), kämpft die Stadt nun für den Fortbestand des Betriebes.
Wirtschaftsdezernent Markus Frank (CDU) konnte dazu gestern ermutigende Nachrichten überbringen. Nach einem Hinweis der FNP entdeckte er im Grundbuch eine sogenannte «beschränkte persönliche Dienstbarkeit», die noch aus der Zeit der Mühlenansiedlung um 1915 stammt. Darin ist geregelt, dass auf dem Grundstück im Hafen «nur eine Mühle angesiedelt werden darf», so Frank. «An dieser Dienstbarkeit halten wir fest, denn wir wollen den Mühlenstandort in Frankfurt erhalten.»
In einem Brief an den die Geschäftsführung der VK Mühlen AG in Hamburg habe er diese auch dargelegt. Die Hildebrandmühle sei «systemrelevant für die Frankfurter Landwirtschaft». Frank hat zusammen mit dem Hafendezernenten Volker Stein (FDP) die Verantwortlichen der VK Mühlen AG zu einem Gespräch eingeladen, um die Optionen für eine Weiterführung der Mühle zu besprechen.
Der Auftrag an die beiden Dezernenten ist klar: Die Mühle muss bleiben. «Sonst fahren die Traktoren aus der Wetterau bis nach Mannheim. Das wäre völlig absurd», erklärte Michael zu Löwenstein, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Römer. Es gehe nicht nur um den Erhalt der 40 Arbeitsplätze, sondern auch um die Existenzsicherung der Landwirtschaft in der Region. «Vier Fünftel des in der Mühle verarbeiteten Getreides stammen aus einem Umkreis von 80 Kilometern und werden in diesem Umkreis auch wieder verkauft – das ist auch ökologisch sinnvoll», ergänzte erklärt Manuel Stock, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen. Elke Tafel-Stein von der FDP brachte einen anderen Aspekt ein: Es müsse dem Mühlenbetreiber klar sein, «dass es in Frankfurt eine Mehrheit dafür gibt, den Osthafen als Standort für Blaumann-Arbeitsplätze zu erhalten».
Der Betriebsrat der Hildebrandmühlen im Osthafen ist überrascht: Die größte Mühle Hessens soll 2012 dicht gemacht werden, 38 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Stadt und Beschäftigte wollen dagegen kämpfen. Noch prangt das "Aurora"-Logo am Getreidespeicher der Hildebrandmühlen im Frankfurter Osthafen. Bald schon könnte es dort, nach Jahrzehnten, verschwinden. Der Traditionsbetrieb soll 2012 geschlossen werden. Das kündigte Christoph Kempkes, Vorstandssprecher der VK Mühlen AG in einer Pressemitteilung an. Die Hildebrandmühlen sind ein Werk der Kampffmeyer Mühlen GmbH, die zur Holding VK Mühlen AG gehört. Im Rahmen des "Programms Entwicklung 2015" prüfte die Holding VK Mühlen AG den Standort im Osthafen. Für sie stehen zwei Möglichkeiten zur Auswahl: modernisieren oder auf andere Mühlen verlagern. Wegen Einsparungsplänen des Gesamtkonzerns, könnte der Mühle schon bald das Aus bevorstehen, obwohl der Standort laut Betriebsrat schwarze Zahlen schreibt. Doch alle 16 Betriebe der AG sind größer als die Frankfurter Mühle. Neben der geringen Größe könnte auch die Mahltechnik den Hildebrandmühlen zum Verhängnis werden. Sie stammt noch aus den 60er Jahren, und gilt als veraltet. 1914 hatte die Mühle, die sich als erstes Unternehmen auf dem damals neuen Gelände des Osthafens ansiedelte, ihren Betrieb aufgenommen. Mehr als 150 000 Tonnen Getreide werden dort jährlich gemahlen, fünf Prozent der Gesamtmenge des Konzerns. Nun bangen die knapp 40 Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze. Petra Schätz, Betriebsratsvorsitzende der Hildebrandmühle kündigte an, mit allen rechtlichen Mitteln gegen die Schließung zu kämpfen. Der Betriebsrat wolle sich an die Technologieberatungsstelle des DGB Hessen wenden und Hilfe bei einem Anwaltsbüro einholen. Voll hinter der Belegschaft steht auch die Stadt, ihr geht es um weit mehr als die Beschäftigten. Frankfurt brauche die Mühle, denn sie sei sowohl ökonomisch als auch ökologisch von großer Bedeutung für das Rhein-Main-Gebiet, so Wirtschaftsdezernent Markus Frank (CDU). "Allein die Tatsache, dass vier Fünftel des in der Mühle verarbeiteten Getreides in einem Umkreis von 80 Kilometern eingekauft und vier Fünftel des Mehls in diesem Radius auch wieder verkauft werden, beweist die guten Rahmenbedingungen, die das Unternehmen hier vorfindet", führt Frank aus. Er sprach auch von einer "Existenzbelastung" für etwa 90 landwirtschaftliche Betriebe, sollte die Mühle geschlossen werden und appellierte an das Unternehmen weiterhin am Standort Frankfurt zu investieren. Die Mühle im Osthafen sei eine systemrelevante Säule der Main-Metropole. Im Grundbuch der Stadt ist außerdem eine beschränkte persönliche Dienstbarkeit festgeschrieben, dass das Grundstück nur für den Betrieb einer Mühle genutzt werden darf. Damit die hundertjährige Industriegeschichte der Mühle im Frankfurter Hafen weitergeführt werden kann, hat Frank dem Konzern gemeinsame Gespräche mit Hafendezernenten Volker Stein (FDP) angeboten. In einem Brief an den Aufsichtsratsvorsitzenden und die Geschäftsführung der VK Mühlen AG legte der Wirtschaftsdezernent am Mittwoch die Position der Stadt dar.
Besonders spannend finde ich an der Diskussion, dass öffentlich Thema ist, woher das Getreide kommt, wohin das Mehl geht und wie weit der Kram transportiert wird - das hab ich sonst bei bisher keiner Mühlenstillegung so stark wahrgenommen! Vielleixht liegt da drin ja jetzt ne Chance, dass in der Region mit breitem Konsens unter den Parteien umgedacht wird. Aber vergessen wir trotzdem nicht, dass CDU, FDP und SPD (deren Vertreter jetzt über die Stillegung lamentieren) über Jahrzehnte aktiv daran mitgewirkt haben, "Blaumannarbeitsplätze" und Betriebszahlen in der Mühlenwirtschaft runter zu fahren ...
Präsident des Hessischen Bauernverbandes schreibt Brandbrief an Betreiber-Holding Die Landwirte treibt die Sorge um die Hildebrandmühlen im Osthafen um. Ihr Präsident hat deshalb einen Brief geschrieben.
Beim traditionellen Landwirtschaftsgespräch, zu dem sich Stadträtin Manuela Rottmann (Grüne) und ihr Kollege Markus Frank (CDU) mit Frankfurter Landwirten und Gärtnern trafen, war sie natürlich das Hauptthema: Die drohende Schließung der Hildebrandmühlen im Osthafen. Markus Frank bekräftigte, dass der Magistrat geschlossen hinter den Landwirten stehe und für den Erhalt des Traditionsbetriebes kämpfen werde.
Sanieren statt aufgeben
Die Landwirte machten deutlich, dass der Mahlbetrieb in der Franziusstraße ein außerordentlich wichtiger Abnehmer ihres Qualitätsgetreides sei. Und sie wussten zu berichten, dass der Präsident des Hessischen Bauernverbandes Friedhelm Schneider, in einem Schreiben an den Vorstandssprecher der VK Mühlen AG, Christoph Kempkes, die eindringliche Bitte geäußert hat, den Standort Frankfurt nicht aufzugeben, ihn stattdessen zu modernisieren. Das Rhein-Main-Gebiet mit seinen rund drei Millionen Verbrauchern und einer sehr guten Infrastruktur sei ein Zukunftsstandort, so Schneider weiter. In seinem Schreiben weist er darauf hin, dass vier Fünftel des in den Hildebrandmühlen verarbeiteten Getreides in einem Umkreis von 80 Kilometern eingekauft und vier Fünftel des erzeugten Mehls auch in dieser Region abgesetzt werden. Dies, so Schneider, sei ein Beispiel für die von Verbrauchern und Politik gewünschte ortsnahe Verarbeitung und Vermarktung von Produkten in der Region.
Jenseits der Sorgen um den Erhalt der Frankfurter Mühle fiel das Echo der Landwirte und Gärtner positiv auf das 2010 in Bergen-Enkheim, Unterliederbach und Oberrad gestartete Pilotprojekt der Installation von landwirtschaftlichen Hinweisbeschilderungen aus.
Sie berichteten von guten Erfahrungen mit den Schildern und von einer verständnisvollen Bevölkerung. Stadtrat Markus Frank versprach, sukzessive weitere Standorte für eine Beschilderung zu erschließen und auch andere Möglichkeiten der Kommunikation mit der Bevölkerung zu prüfen.
Auch die Direktvermarkterbroschüre, welche die Stadt 2010 herausgegeben hat, wurde von den Landwirten und Gärtnern ausdrücklich gelobt. Die gemeinsame Darstellung der direktvermarktenden Frankfurter Landwirte und Gärtner trage zum Verständnis von Stadtbevölkerung und Landwirtschaft bei. Etwa 1 500 Broschüren sind derzeit noch unter anderem bei der Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH, vorrätig.
Ich frage mich nun nur, warum man seinerzeit nicht einen ähnlichen Presse- und Politik-Aufschrei aus Jarmen und Parchim gehört hat. Vielleicht sind Wessis einfach nicht so sehr an Betriebsabwicklungen gewöhnt? Vielleicht wurde der durchaus vorhandene Protest in MeckPomm damals nur nicht so breit zur Kenntnis genommen weil "noch ein weiterer nörgelnder Ossi" einfach nur dazu führt, dass niemand das Anliegen ernst genommen hat?
Naja... warten wir mal ab, wie der Konzern sich in diesem Fall entscheidet bzw. welchen Preis die Region oder das Land entrichten, damit die Pläne nicht umgesetzt werden. Irgendwie muss ja der "arme" VK-Mühlen Konzern die EU-Strafgeder im hohen zweistelligen €-Millionen-Bereich wieder rein bekommen...