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Das hat mir eben wirklich den Boden unter den Füßen weg gehauen...
Heute auf "ndr.de":
Zitat Keine Graupen mehr für Malaysia
In Rhene im Landkreis Wolfenbüttel geht an diesem Wochenende eine Ära zu Ende. Bis vor wenigen Jahren wurden pro Monat noch 250 Tonnen Graupen aus dem kleinen Ort nach Malaysia exportiert. Doch nach mehr als 800 Jahren wird in der Mühle der Betrieb eingestellt. Das Unternehmen Hahne aus Bad Oeynhausen will es so.
Der 76-jährige Betriebsleiter der Mühle, Kurt Garbrecht, fürchtet nun um sein Lebenswerk: "Klar, das ist natürlich nicht ganz so einfach. Wenn man 56 Jahre in einem Betrieb ist und er wird dann geschlossen, es ist schon ziemlich hart. Und manche Nacht schlafe ich da schon nicht."
Die letzte Gerste ist schon geliefert Garbrecht hat für die Graupenmühle in Rhene die letzte Lkw-Fuhre in Empfang genommen. 25 Tonnen Gerste aus Thüringen rutschen von der Ladefläche in die sogenannte Schüttgosse. Garbrecht nimmt nur allerbeste Qualität, spaltet deshalb immer eine Hand voll Körner auf einer kleinen Probemühle im Lagergebäude: "Ich rieche an dem feinen Staub schon, wenn ich sie schäle, ob die Gerste gut ist, ob sie keinen Geruch hat. Ich zähle immer eine halbe Minute mit der Maschine und dann sehe ich genau, wie sie aussieht - ob sie gut, hell, brauchbar für uns ist."
Ein Mann - eine Mühle
Der gelernte Schlosser ist Einkäufer, Buchhalter und Monteur zugleich. Rund 80 Maschinen werden durch die Wasserkraft der Innerste angetrieben. Garbrecht hat sie über Jahrzehnte gehegt und gepflegt - und zum Beispiel die vier großen Mühlsteine in ihren Gussgehäusen regelmäßig auseinander genommen. "In unseren vier Rollgängen werden die Gerstenkörner zu runden Graupen verarbeitet. Und wenn ich denke, dass die seit 1924 immer rund um die Uhr laufen, da ist es schon wirklich eine Qualität, die die Ingenieure damals entwickelt haben." Von sehr fein bis grob - 13 verschiedene Körnungen können sortiert werden. Bis vor wenigen Jahren wurden die Graupen aus Rhene noch tonnenweise nach Malaysia oder Südamerika exportiert. Abnehmer sind bis heute deutsche Supermärkte oder Suppen-Hersteller.
Modernisierung wäre nicht mehr rentabel Doch nun zwingen vor allem verschärfte Arbeitsschutz-Auflagen den Eigentümer aus Nordrhein-Westfalen, den Betrieb stillzulegen. "Unsere Geschäftsführer meinen, das lohnt sich hier nicht mehr, eine halbe Million reinzustecken, um diese ganzen Sachen zu erfüllen. Da haben sie sich halt entschlossen, den Laden hier dicht zu machen." Außer Garbrecht sind drei Müller und die Packerinnen Sigrid Huss und Gitta Garbrecht davon betroffen: "Es tut uns in der Seele leid - ehrlich! Ich bin nur Aushilfe, aber mir tut es für die Kolleginnen sehr leid. Ich war hier vor 20 Jahren schon mal sieben Jahre beschäftigt. Es hat immer Spaß gemacht."
Die jahrhundertealte Tradition der Müllerei in Rhene geht also zu Ende. Garbrecht hofft allerdings, dass von seinem Lebenswerk etwas übrig bleibt: "Dass sich eines Tages ein Konsortium findet, um das der Nachwelt als Museum zu erhalten. Das merke ich immer, wenn ich mal eine Führung gemacht habe, die Leute sind einfach begeistert." Ein Architekt aus Braunschweig hat bereits Gespräche mit dem Mühleneigentümer aufgenommen.
Es wäre ein Armutszeugnis für die Denkmalpflege im Land Niedersachsen, wenn diese Anlage von Weltrang nicht in irgend einer Form erhalten werden könnte! Rhene ist Weltkulturerbe!!! Und das meine ich nicht irgendwie übertrieben, ironisch oder spaßig...
Aber wahrscheinlich hilft's nicht, sich irgend welchen Illusionen hinzugeben - Graupen sind "out" und Mühlenanlagen dieser Größe und Komplexizität haben weder als Betrieb noch als ruhendes museales Denkmal eine Lobby .