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Gab es früher Stampfwerke oder Kollergänge für die Zerkleinerung/Vermahlung von Steinsalz zur Herstellung von Speisesalz? Also ich meine ... nein! Abgesehen von der Meersalzgewinnung durch natürliche Trocknung und Import nach Deutschland (über sog. Salzstraßen) wurde das Speisesalz in früheren Zeiten hierzulande in Salinen/Salzsiedereien gewonnen, später auch in Gradierwerken.
Das Salz wurde und wird hier zwar im Trockenabbau gewonnen, aber in einer Saline aufbereitet.
In Salzkotten bei Paderborn ist die gewerbliche Salzgewinnung seit 1160 belegt. Auch hier gab es keine Salzmühle, sondern ebenfalls eine Saline. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Saline_Salzkotten
Wie auch in den sehr alten Salzstädten Lüneburg, Halle/Saale und andere.
Oder sollte es doch irgendwo in Deutschland eine "Salzmühle" gegeben haben? Nee, nicht die auf dem Küchentisch!
Also entschuldigt mal - wer das weiße und gleichmäßig rieselfähige Zeugs in der Papp-Packung aus Kaufhalle, Konsum oder Supermarkt kenn und auch nur ein klitzekleines bisschen verfahrenstechnisch denken kann, dem sollte klar sein dass das nur das Endprodukt einer Vermahlung und Klassierung (z.B. Absiebung)sein kann. Salz wird heute industriell auf Stiftmühlen vermahlen - eine typische Anordnung sieht in etwa so aus:
Dahinter (also nach der Zellenradschleuse) käme dann noch ein Sieb, das Staub und Feinteile abzieht, die zum Klumpen neigen würden. Problem ist - wie auch bei der Zuckervermahlung - das gebundene Kristallwasser, das durch das Mahlen frei gesetzt wird. Selbst ein Eingangsmaterial, das im üblichen Verdampfungsverlustverfahren ermittelt absolut trocken ist, setzt nach mechanischer Beanspruchung wieder Wasser frei! Deshalb kommt als Prozessluft der Stiftmühle ggf. sogar entfeuchtete Luft zum Einsatz. Trotzdem müssen die Innenwände der Mühle regelmäßig regelrecht freigestemmt werden und die betonharten Verkrustungen entfernt werden.
Wie man das alles mit "historischer" Technik bewältigen kann, keine Ahnung. Ein einfacher Schrotgang mit nem Sechskanter dahinter wird es wohl kaum gebracht haben. Walzenstühle halte ich auch nicht für so wirklich geeignet, da m.E. nach kürzester Zeit die Riffeltäler dicht wären und die Krusten von keiner Bürste der Welt zu entfernen wären.
Zitat von ultratrieurwer das weiße und gleichmäßig rieselfähige Zeugs in der Papp-Packung aus Kaufhalle, Konsum oder Supermarkt kenn und auch nur ein klitzekleines bisschen verfahrenstechnisch denken kann, dem sollte klar sein dass das nur das Endprodukt einer Vermahlung und Klassierung (z.B. Absiebung)sein kann.
Ich glaube, hier liegst Du etwas daneben. Wir reden von Speisesalz, und das wurde früher ausschließlich und heute zu etwa 80% aus Sole gewonnen. Eine Vermahlung ist dabei nicht notwendig, wie dieses moderne Diagramm zeigt:
Ich weiß allerdings nicht, ob das Speise- bzw. Kochsalz früher aus den mittelalterlichen Salzsiedereien wie in Halle auch so rieselfähig war wie das heutige in den Supermarkt-Papp-Packungen. Möglicherweise ist ja das Kochsalz klumpig/stückig gewesen und die Hausfrau bzw. der Koch hat es in der heimischen Küche erst mal klein gekloppt.
Heute wird Speisesalz zur Verbesserung der Rieselfähigkeit und Verhinderung des Verklumpens ja mit einem Trennmittel versetzt. Aber ich kann mich erinnern, dass man früher (vor 30 oder 50 Jahren) durchaus auch mal nen großen harten Salzklumpen in der Tüte haben konnte (Papp-Packungen gabs noch nicht). Mutter hat das dann mit 'nem Fleischklopfer zertrümmert ... oder mit dem Messer vom Brocken abgeschabt.
Zitat von ultratrieurSalz wird heute industriell auf Stiftmühlen vermahlen
Ja sicher, hauptsächlich aber Industrie- und Auftausalz. Für Speisesalz ist das Steinsalz meist nicht rein genug.
Zitat von ultratrieurWie man das alles mit "historischer" Technik bewältigen kann, keine Ahnung.
Mit Sicherheit hat es in Nachbarschaft der Salinen/Salzsiedereien keine Salzmahlmühlen gegeben. Ansonsten gäbe es bestimmt (zumindest in der Literatur) Hinweise auf deren Existenz.
Zitat von Askop Gab es früher Stampfwerke oder Kollergänge für die Zerkleinerung/Vermahlung von Steinsalz zur Herstellung von Speisesalz? [...]
Mir ist eben noch etwas eingefallen: Wißt ihr etwas genaueres über die Funktion der Windmühle "Maria Stella" auf Sizilen? Zitat + Foto von: http://www.michaelkral.de/west.htm "...Salzgärten von Sizilien angekommen. Die Mühlen werden nicht nur zum Mahlen des Salzes eingesetzt. Man pumpt damit auch das Wasser von Meer..."
Was die Windmühle aber genau macht(e), darüber find' ich nichts richtiges im Netz...
Wenn man bei dem Wort Mama 4 Buchstaben austauscht, erhält man das Wort Bier!
Zitat von RMarchivWas die Windmühle aber genau macht(e), darüber find' ich nichts richtiges im Netz...
Da kann man wohl nur spekulieren. So dicht am Wasser könnte es durchaus eine Schöpfmühle gewesen sein zum Befüllen der Salzgärten (Solebecken).
Möglicherweise war auch noch ein Mahlwerk zum Zerkleinern der Salzbrocken vorhanden. Kollergang würde ich aber ausschließen, weil zu uneffektiv. Dann vermutlich eher mit weit gestellten Steinen.
Allerdings sehe ich wenig Sinn und Nutzen des Mahlens, weil das Salz damals noch nicht mit Trennmitteln behandelt wurde und deshalb auf den sehr langen Transportwegen vermutlich eh wieder hart geworden sein dürfte. Soweit ich weiß, wurde das Salz früher auch in Blöcken gehandelt und verkauft. Also nicht als Kristallpulver wie heute.
Ich habe noch etwas zur Mühle auf Sizilien gefunden. Es handelt sich um einen Blick in das Museum. http://www.ferienwohnung-sizilien-weinhe...trapani_13.html Viel ist es nicht (einfach auf den Pfeil nach Links klicken), aber immerhin
Wenn man bei dem Wort Mama 4 Buchstaben austauscht, erhält man das Wort Bier!
Zitat von RMarchivViel ist es nicht (einfach auf den Pfeil nach Links klicken), aber immerhin
Trotzdem interessant
Gibt ein wenig Aufschluss zur Aufgabe der Mühle: archimedische Schraube (Meerwasserförderung), seltsamer Mahlstein (wofür der Buckel?), (Salz?)Quetsche wohl aus neuerer Zeit. Aber ob das alles (mit Ausnahme der Wasserschnecke) auch alles aus dieser Mühle stammt? Oder ein zusammengetragenes Sammelsurium aus anderen Mühlen ... wie auch in manchen deutschen Mühlen Usus?
Hat man das weiße Zeugs noch mal auf dem Gang gemahlen? Durch die Quetsche wird es kaum gegangen sein. Oder erst Gang, dann Quetsche? Ich glaube eher, die werden bloß gesiebt haben ... wenn überhaupt.