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Zitat von AchimDas Bild von der Riepenburger Mühle habe ich vergrößert, das hat prima funktioniert. Mir erschließt sich trotzdem nicht wie die Hebelei funktioniert.
Na Achim, sooooo schweeeer zu verstehen ist das doch gar nicht!
Man sieht die Zugslatte links neben der Rute. Dort ist eine Stange angebracht, die an einen Winkelhebel geht. Vom anderen Ende des Winkel geht wieder eine Stange zur Brems- bzw. Remklappe. Wird die Zuglatte bewegt, bewegt sich die Bremsklappe mit, und zwar seitlich, als nach links oder rechts.
Konkret sieht das so aus:
Zuglatte geht nach innen (im Bild nach oben), die Klappen werden geschlossen. Zugleich wird über den angelenkten Hebel und Winkel die Bremsklappe nach rechts geschoben, also ebenfalls geschlossen.
Zuglatte wandert nach außen (im Bild nach unten, bei drehendem Flügelkreuz entweder durch die Fliehkraft oder per Handverstellung), die Klappen werden geöffnet. Wieder wird zugleich über den angelenkten Hebel und Winkel die Bremsklappe betätigt, diesmal aber nach links. Dadurch stellt sich die Klappe wieder senkrecht (wie im Bild), öffnet sich also und stellt sich gegen den Wind. Dadurch ensteht eine Bremswirkung; wie bei den Bremsklappen am Flugzeug, die aus den Tragflächen ausgefahren werden.
Zitat von Klaus...müsstest allerdings schon noch 'ne konkrete Aussage dazu machen, was für Bruststücke und Wellköpfe denn die Holländer in ihren Starkwindzonen verbaut haben?
Nee, das müsste ich ganz sicher nicht, weil ich nicht der Inverkehrbringer bin, der die Flügel irgendwo ran schraubt. Die Verantwortung liegt ganz klar bei den jeweiligen Mühlenbaubetrieben. Und wenn 250er Bruststücke für das zu erwartende Drehmoment eindeutig zu schwach sind, dann bin ich mir sicher, dass jemand wie Fa. Vaags das im Vorwege ermitteln wird und ggf. mit größeren Kalibern anrückt.
Mit meiner Sichtweise zu Remklepps hat das aber absolut nichts zu tun .
Zitat von ultratrieurNee, das müsste ich ganz sicher nicht, weil ich nicht der Inverkehrbringer bin, der die Flügel irgendwo ran schraubt.
Ich glaube, dass Du mein Posting nicht richtig verstanden hast. Du sagst ganz pauschal: in Holland gehts doch (das massenweise Verdekkern, Verbusseln usw.), warum dann nicht auch in Deutschland? Dann müsste man der Fairnis halber schon dazu sagen, ob es in Holland vielleicht andere Voraussetzungen gibt als bei uns, dass also z.B. auf Grund der dortigen Starkwindzonen die Windmühlen von Haus aus schon mit stärkeren Ruten und Wellköpfen ausgerüstet sind.
Läßt man aber eine solche Betrachtung außen vor, könnte man vermuten und unterstellen, dass hier Äppel mit Birnen verglichen werden. So, wie sich auch die Zahl der Unfälle und Verkehrstoten auf deutschen und holländischen Autobahnen nicht miteinander vergleichen lässt, weil völlig unterschiedliche Systeme und Voraussetzungen. Du verstehst, was ich meine?
Zitat von AskopIch glaube, dass Du mein Posting nicht richtig verstanden hast. Du sagst ganz pauschal: in Holland gehts doch (das massenweise Verdekkern, Verbusseln usw.), warum dann nicht auch in Deutschland? Dann müsste man der Fairnis halber schon dazu sagen, ob es in Holland vielleicht andere Voraussetzungen gibt als bei uns, dass also z.B. auf Grund der dortigen Starkwindzonen die Windmühlen von Haus aus schon mit stärkeren Ruten und Wellköpfen ausgerüstet sind.
Läßt man aber eine solche Betrachtung außen vor, könnte man vermuten und unterstellen, dass hier Äppel mit Birnen verglichen werden. So, wie sich auch die Zahl der Unfälle und Verkehrstoten auf deutschen und holländischen Autobahnen nicht miteinander vergleichen lässt, weil völlig unterschiedliche Systeme und Voraussetzungen. Du verstehst, was ich meine?
Ja, aber im Grunde sind wir doch dann gar nicht so weit von einander entfernt. Ich will auch nicht an irgend ein viel zu schwaches Mühlchen Monsterflügel hängen - natürlich muss das alles aufeinander abgestimmt sein und gut abgewogen werden. Die Garantie dafür, dass das passiert bekommt man durch Beauftragen eines kompetenten Mühlenbauers, der einen nachvollziehbaren Statischen und dynamischen Stand- und Betriebssicherheitsnachweis führt.
Zurück zum Thema Bilau: Kern meiner Aussage war, dass ein System mit Ventikante und Heck mit Jalousien bei Benutzung der Bilauschen Windbremse ebenso sicher oder nicht sicher ist, wie vergleichbare geRemkleppte Kreuze mit Bussel- oder Dekkerprofilen. Und für die gibt es neben den Rechnungen vom grünen Tisch auch Erfahrungswerte auf die man sich berufen kann und die ein Mühlenbauer sicher abfragen wird bevor er so ein Wagnis eingeht.
Was die Drehhecks angeht, kann ich Axel nur beipflichten. Die machen das Kreuz bei Sturm nicht anfälliger, sondern bei korrekter Einstellung sogar sicherer weil tatsächlich alle Kraft am Flügel vernichtet wird. Triller konnte seine Anlage in Berlin-Marzahn ohne Bremse bei Sturm komplett zur Ruhe bringen - ohne Pendeln.
Bezüglich des zitierten Falls der BWM bei der die Ruten gegen die Ecksäulen geschlagen haben, hab ich eine andere Theorie. Ich glaube in diesem Punkt nicht an Durchbiegung! Ich hab bei Bockmühlen mit extrem waagerechten Wellen, also nur wenig belasteten hinteren Welllagern schon öfters im höheren Drehzahlbereich beobachtet, dass die Welle nach oben aus dem Lager steigen will. Keine Ahnung warum, aber das Lager nimmt irgendwann nur noch die axiale Last auf, während der Zapfen unten frei läuft und oben im Springbügel hängt. Versagt der, zieht das hintere Wellenende natürlich nach oben weg und die Ruten hauen mit voller Wucht gegen den Kasten *crunch* . Das wäre dann - abgesehen von den fehlenden Ecksäulen - sicher ein Fall, der so in Straupitz nicht vorstellbar wäre, oder?
Nochmal zurück zur Belastbarkeit von Wellkopf, Welle und Getriebe - ist denn der jetzige ex-Wulfersdorfer Wellkopf so viel kleiner als der Original Straupitzer, also ex-Ketschendorfer?? Ich hatte das so in Erinnerung als wenn zumindest das Durchgangsmaß, also die lichte Weite und die Länge auf der die Bruststücke im Kopf sitzen, halbwegs gleich gewesen wäre. Daher zäume ich mal das Pferd wieder von hinten auf: Ich gehe mal davon aus, dass die Straupitzer Technik durchaus im Anfang so konzipiert war, dass die Getreidemühle bei ausreichendem Wind auch mit Wind betrieben werden kann. Also haben wir es mit einer "Last" von um und bei 12 bis 15 kW zu tun, die da sicher irgendwann mal über die Welle gegangen sein muss, ohne dass es zur Katastrophe gekommen ist. Sowohl Wellkopf als auch Welle und weiterem Getriebe ist es doch vollkommen wurscht, was für Flügel diese Leistung erbringen. Ein Wellkopf ist ein blödes Stück Eisen, das nicht sehen kann, wer an ihm zieht! Von daher wäre es für die Statik und Dynamik absolut unerheblich, ob das nun Jalousien oder "Bilaus" sind. Es ist ja auch nicht so, dass die Geschwindigkeit der Flügel ins Uferlose steigt, wenn sie mehr Leistung bringen, als innen abgenommen wird. 1. gibt es da ohnehin bei jeder Strömungsmaschine eine Kennlinie, die die physikalischen Grenzen aufzeigt, 2. ist ja die Fliehkraftbremsung genau dazu da, das Übertouren zu verhindern.
So ganz kann ich also die Angst vor diesem schönen Flügelsystem nicht verstehen... zumal die Voraussetzungen bez. verfügbaren Materialien, Konstruktionsmethoden etc. nie so gut waren wie heute. Wo der Müllermeister in Gallen noch probieren, tüfteln und seinen Paltrock auf's Spiel setzen musste, können Mühlenbauer heute rechnen, konstruieren und auf etliche Jahrzehnte Erfahrungen zurück greifen. Das sollte doch das Risiko weitgehend minimieren.
Hallo Florian, wie kommst darauf, das an historischen Windmühlen keine Remklappen gegeben hat und das es neuzeitliche Zutaten sind? Wann beginnt bei Dir die Neuzeit? Die Wedelfelder und die Dykhausener Wasserschöpfmühlen haben nach den Bilau-Ventikanten in den 30iger und 40iger Jahren beide Jalousieklappen mit Remklappen in einem den Busselnasen ähnlichem Vorheck als Flügelkreuz gehabt. Diese waren bis 1962 in Betrieb. Die Flügel waren als dreiteilige Ruten aufgebaut (auch schon bei den Bilau-Ventikanten).In Dykhausen war allerdings eine durchgehende Metall-Rute eingebaut(Genietet,Fabrikat unbekannt,aber keine Pot-Rute). Habe leider kein Foto, das ich einstellen könnte. Auf Wedelfeld haben wir damals aus Kostengründen wieder das ursprüngiche Flügelkreuz mit Segelruten und Oud-Hollands-Vorheck,wie es bis in 30iger Jahren war, eingebaut. Gruß von der Wasserschöpfmühle, die am Sonnabend mit zwei vollen und zwei halben Segeln mit ca. 70 Enden bei Windstärke 6 in Böen 7 mit einer archimedischen Schraube Wasser geschöpft hat. der Watermüller
Glück zu!
Karl-Edzard Heeren (Schöpfmühle Wedelfeld in Neustadtgödens)
Wow - ich bin immer bereit, dazu zu lernen... wenn das tatsächlich so ist, wie Du schreibst, bin ich echt überrascht.
Allerdings muss man ja auch sagen, dass Eure Region in absoluter Nachbarschaft und kultureller Verbindung mit dem Kernland der Bussels und Remklepps steht bzw. damals schon stand. Wenn nun also an Deiner Mühle in produktiver Zeit die Nasen und Klepps verbaut waren, sage ich nichts gegen eine entprechende Restaurierung.
Anders sieht das aber in Schleswig-Holstein oder in Brandenburg aus - auch in der Osnabrücker Region oder im Rheinland kann ich mir sowas nur schwer vorstellen.
Es wäre schön, mal Fotos oder auch schriftliche Details von den erwähnten Flügeln zu bekommen!! Gibt's da was?
Zum Schöpfeinsatz fällt mir wieder dieses Video auf Youtube ein: gib mal die Stichworte "wateroverlast" und "winnumer polder" ein!