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Also ich denke mal, dass das ein eher bäuerlicher Schrotstuhl ist und keine echte Mühlenmaschine... bei Twietmeyer in Delmenhorst hab ich vor ca. 15 Jahren so ein Ding entsorgt weil mir keine sinnvolle Verwendung in einer Mühle dafür eingefallen ist.
Der Hersteller ist übrigens F. Stille, Maschinenfabrik in Münster (Westfalen)...
Der ehemalige Lehrling( auf der Momü) hat mir am Mühlentag auch ein paar Stories zur Momü erzählt und mir ein paar Fragen beantwortet:
1.) Antrieb durch Diesel und Elektromotor.
Ich habe mich immer gefragt wie das mit den zwei Motoren gehandhabt wurde. Wann lief der Herforder, wann der E-Motor. Die Mühle hat ja zwei Motoren, die Praxis sah so aus: Der Herforder wurde meißtens mit dem E-Motor angeschleppt und dann wurde der Riemen vom E-Motor geschmissen. Zwischen beiden Motoren gibt es heute noch ein Fundament, hier stand ein weiterer Herforder, aber da war der Zylinder geplatzt. Es lohnte sich einen anderen zu kaufen, der ja heute noch existiert...
2.) Die "Haferquetsche"
Die Haferquetsche wurde trotz der Bastardausführung (siehe oben) als Haferquetsche benutzt und es gab nur einen Abnehmer, der immer etwas für die Pferde wollte.
3.) Arbeitsalltag
Der ehemalige Lehrling kann nur gutes von seinem Meister sagen. Der letzte Müller in L hieß Georg Kreuzkamp( gestorben 1959) und war wohl ein guter Meister und hat den Lehrling nie schickaniert oder ungerecht behandelt.(Da gibts ganz andere...). Arbeitsbeginn war an der Momü frühmorgens und bestand im Melken und Stall ausmisten (Also doch Landwirtschaft und Mühle Stichwort Bauerndrille, ne Klaus. Dann wurde Vormittags Mehl ausgefahren oder Getreide aus den angemieteten Silos am Mittellandkanal geholt.Das wurde entweder mit Pferdewagen oder Opel Blitz gemacht. Dann lief die Momü (ca.1400 kg in 12/h). In der damaligen Ruine der Kurzflügelmühle (wie bekannt erst 1986 wiederbeflügelt) wurden die Vögel verscheucht, da der Rumpf als Sacklager diente. Feierabend war erst gegen 19 Uhr, auch Samstags. Die Feinmühle stand oft schon wieder am Nachmittag und es wurde Lohnschroterei auf dem Schrotgang betrieben, danach wurde alles peinlich genau ausgefegt. Ab und zu gab es einen Tag frei damit der Lehrling nach Hause konnte, wenn etwas wichtiges los war.
Dann hat er mir noch zwei Stories erzählt an die er sich erinnern kann:
Für die Momü wurde zum Aufmischen Manitoba-Weizen aus Übersee gekauft und dieser mußte aus dem angemieteten Hafensilo geholt werden. Dieser Weizen wurde ausnahmsweise aufgenetzt( alle anderen Posten nicht). Die Netzapperatur bestand aus über Schnecke hängendem "großem Eimer" mit Wasserhahn. Einmal soff pünktlich zu Samstagfeierabend der Überhebeelevator ab und man vergaß den Wasserhahn zuzumachen. Ergo lief alles in den Vorbehälter des Walzenstuhles (siehe dazu oben). Auf jeden Fall war der Behälter so verschmoddert, das die Momü einen Tag stand und der Behälter gesäubert werden mußte.
Eine andere Story war:
Der Lehrling alleine beim Schroten am Schrotgang. Natürlich säuft der Überhebeelevator zur Absackung ab. Zum Freischanzen muß man über die Transmission klettern, natürlich wird nicht angehalten, der Herforder tuckert weiter. Die Hose des Lehrlings gerät in die drehende Transmission und wird ihm von den Beinen gerissen. In panischer Angst steht dieser breitbeinig( in Unterwäsche) über der Transmissionswelle und schreit um Hilfe. Kann sich nicht bewegen( Schock) ungefähr nach einer Stunde hört ihn die Müllerstochter und stellt den Motor ab. Vielleicht spielt hier eine Rolle das ein Pächter 1910 bei einer ähnlichen Aktion einen Arm verlor. Auch hier stellte eine Frau(Ehefrau) den Motor ab( Macht man das an der Kurzflügeligen so?). Der Müller starb wenig später im Marienhospital. Natürlich kannte der Lehrling diese Horrorgeschichte.
Es ist beeindruckend noch jemand getroffen zu haben, der die Momü noch als Momü erlebte und nicht ab und zu zum Mehlholen, sondern jemand der dabei war, der alles noch als Gewerbebtrieb kennt. Ich hoffe sehr das dieser Kollege mal Samstags vorbeischaut, wenn Säge und ich mal wieder am Gangbarmachen sind. Aber erst wenn die Spaten weg sind...
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.
Ähnliche Geschichten habe ich letztens erlebt, als jemand bei uns auf dem Hof stand und fragte, ob die Mühle noch vorhanden sei...(was er kaum vermutete). Es stellte sich dann heraus, dass es quasi der letzte Lehrling hier gewesen ist. Er hat dann auch einiges vom Arbeitsalltag und seinem Chef erzählt. War sehr informativ und er konnte einiges erzählen wofür "dieses und jenes" benutzt wurde. Natürlich war auch die eine oder andere "Anekdote" dabei... Der Arbeitsalltag, wie du ihn beschreibst, mit Stall ausmisten und Samstagsarbeit kommt mir sehr bekannt vor aus seinen Erzählungen.
Wenn wir nun zum Denkmaltag dieses Jahr das erste Mal die Mühle für die Öffentlichkeit zugänglich machen, habe ich ihn natürlich eingeladen Führungen aus wirklich "erster Hand" zu veranstalten. Er ist dabei.
Nach fast 47 Jahren haben Fabian und Säge es geschafft. Der Hauptmotor der Transmission läuft wieder,sogar Überraschend leise. Spannender Moment als Fabian den Schalter umlegte( erstmal nur im Stern verkabelt). Wir rechneten damit das der Motor entweder "Bratz" macht oder läuft. Vorher wurde noch demnontiert und alles fachmännisch gesäubert.
Er läuft!
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PS: Säge hat von dem Moment ein Video gemacht, hoffe er verlinkt es noch hier!
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.
Alle 3 Windungen des Motor wurden vermessen (Polarisationsindex von ca. 1,1-1,05). Die sind sicher nicht mehr ganz taufrisch, aber für die nächsten paar Jahrzehnte sollten diese erstmal noch tun. Der Isolationswiederstand lag so Roundabout bei 14MOhm @ 500V. Die Lager müssen in nächster Zeit noch getauscht werden und der Stern-Dreieck Schalter sowie der Motorschutzschalter werden auch noch überholt/gereinigt. Die Windungen des Motors wurden lediglich mit Druckluft ausgeblasen, sowie der Flugrost am Gehäuse abgebürstet und alle metallisch blanken Teile mit dünnflüssigem Öl eingerieben. Letzteres hat jedoch eher kosmetischen Nutzen. Gruß, Fabian
Hallo Henning, eine Isolationsprüfung ist das mindeste was man machen sollte. Ich hoffe Ihr habt einen E-Fachmann, E-Maschinenbauer wäre optimal. Der Stern/Dreieck-Schalter sieht sehr rustikal aus, Denkmalschutz sollte beim Schalter zurückstehen. Es sieht so aus, als wenn es ein offener Motor ist, also Schutzgrad IP 00. Der Motor hätte dann auch keinerlei Staubschutz, könnte für den Brandschutz ein Problem sein. Ein FI-Schutzschaler (Fehlerstrom-Schutzschalter) mit 30mA wirkt auch brandverhütend !!! Der Motorschutzschalter sollte in der Nähe des Motors sein, also der gleichen Umgebungstemperatur ausgesetzt sein und natürlich richtig eingestellt werden. Kurz, ein Laie kann hier vieles falsch machen.
Gewöhnlich stehen diese alten Motoren in einem separaten, von der eigentlichen Mühle getrennten Raum - die Verbindung ist nur durch den schmalen oder sogar per Lager in der Wand dicht gesetzten Wellenkanal gegeben. In sofern sollte der Betrieb kein Problem darstellen.
Außerdem hab ich noch nichts davon gehört, dass Spaten ein explosionsfähies Staub-Luft-Gemisch erzeugen können.
Spaß beiseite - so lange dort Leerlaufbetrieb herrscht, sehe ich keine Gefahr.
Der Motor steht in einem abgetrennten Maschinenhaus "hinter" dem Walzenboden. Die Motormühle Lechtingen wies in ihrer langen Geschichte folgende Motoren auf:
Dampfmaschine: Am Anfang wurde das Müllerhaus um 1890 zur Motormühle umgebaut. Angetrieben wurde eine Bokemühle, eine Sägemühle und ein Schrotgang
Sauggasmotor:
Dieser Sauggasmotor ersetzte die Dampfmaschine, der Bauantrag von 1909 ist erhalten.
Elektromotor:
Ist in dem Video zu sehen, nach der letzten Modernisierung um 1938 eingebaut. Treibt die Motormühle an der Hauptransmission an( außer Einzalantrieb Schrotgang).
Herforder I
Zylinder geplatzt in den 1950ern verschrottet, Sockel erhalten
Herforder II
Harrt der Restauration. Dieser Herforder wurde wahrscheinlich wie sein Vorgängermotor eingebaut um den Stromkonzernen ein Schnippchen zu schlagen. Der im Video zu sehende E-Motor wurde wahrscheinlich nur als "Anlasser" benutzt. Lief der Diesel, wurde der Riemen abgeworfen.
In der Windmühle wird ein Schleifringläufer( 1920er) für den Motorschrotgang jeden Samstag benutzt. Dieser Motor ist nicht wie der E-Motor abgetrennt in einem Maschinenraum, sondern steht auf dem Steinboden.
Gruß aus der Klapsmühle! Paul
Andere haben so nutzlose Steinhaufen gebaut, die Pyramiden genannt werden, ich baue lieber Mühlen, die nützen wenigstens den Menschen.
Zitat In der Windmühle wird ein Schleifringläufer( 1920er) für den Motorschrotgang jeden Samstag benutzt. Dieser Motor ist nicht wie der E-Motor abgetrennt in einem Maschinenraum, sondern steht auf dem Steinboden.
Autsch - das halte ich weder für denkmalgerecht (sowas hätte auch in den 20ern kein halbwegs vernunftbegabter Müller getan), noch für sicherheitsmäßig ratsam. Immerhin, er steht nicht neben der Mehlpfeife auf dem Sackboden. Hat der Motor noch nen alten Ölanlasser, der an der Welle unterm Handrad so gemütlich leuchtet beim Hochfahren???
Zitat von ultratrieurSpaß beiseite - so lange dort Leerlaufbetrieb herrscht, sehe ich keine Gefahr.
Hast Du vergessen, wie vor 15 Jahren aus unserem alten Schleifringläufer eine Stichflamme kam von fast 1 m? Beim Anlassen, also ebenfalls Leerlaufbetrieb. Schuld waren A) der Dreck (trotz Auspusten) und B) die marode Leinen-Schellack-Isolierung.
Sicherlich wird in L. nicht viel passieren, trotzdem würde ich sicherheitshalber alles Brennbare in Motornähe weg räumen.
Ja, klar ... aber meine Vergleichsgröße sind Motoren in Kellern von ägyptischen Mischfutterwerken, die man unter einer ca. 1 m dicken Schicht Staub nicht mehr erkennt. Und diese Betriebe brennen auch nicht gleich ab, sondern erst etwas später .
Sorry, ich bin zynisch - war nicht meine Absicht. Solche Zustände gehören natürlich sowohl in Deutschland als auch in Ägypten schleunigst beseitigt!!
Zitat von ultratrieurmeine Vergleichsgröße sind Motoren in Kellern von ägyptischen Mischfutterwerken, die man unter einer ca. 1 m dicken Schicht Staub nicht mehr erkennt.
Ebenfalls offene Bauweise wie bei uns oder ... bereits gekapselt? Wäre ja schon mal 'n Unterschied.
Vor Allem geschützte Aufstellung in einem eher staubarmen Nebenraum. Selbst wenn die Getreidemühle liefe, käme in den S'üitzer Motorraum so wenig Staub, dass ich den nicht in eine Staub-Ex-Zone einteilen würde. Das Mahlsystem ist aspiriert, die Momente, wo es aus den Stühlen staubt weil der Filter gerade abreinigt, sind nicht allzu lang und laufen tut die GeMü ja ohnehin fast immer im Leerlauf.
Mit dem Holzstaub sieht es schon anders aus... aber in Richtung Sägewerk könnte man schon fast von einer Labyrinthdichtung reden.
Zitat von Mehltheuer im Beitrag #40Ich vermute das die "Quetsche" ein Bastard ist, eine Maschine mit der man Schroten und Quetschen wollte. ... Vielleicht fällt hier einem noch was ein oder kann mich noch über Stille- Maschinen aufklären.
Ich wusste es doch, dass ich etwas zu dieser Maschine in der Bibliothek habe... nach ein paar Wochen Suchen hab ich's jetzt auch gefunden .
Quelle: J.F. Hoffmann: Die Getreidespeicher. Berlin, Vlg. Parey 1916. S. 639 - 641
Spannende Sache das mit dem komischen zusätzlichen Mahlmantel. Hat Eure "Haferquetsche" das auch??
{Forenedit: Mehltheuers Zitat/quote habe ich eingefügt, ansonsten müsste man 18(!) Postings runterscrollen, um den Bezug zur Ausgangsfrage zu finden. War auch für micht nicht ganz so einfach, weil das tatsächlich schon 4 Wochen zurück liegt. Wer also auf ein bereits recht altes Posting antwortet, sollte bitte immer ein Zitat als Verweis mit einstellen, danke! Admin}
Flo der Liebe
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Zitat von ultratrieur im Beitrag #58Vor Allem geschützte Aufstellung in einem eher staubarmen Nebenraum. Selbst wenn die Getreidemühle liefe, käme in den S'üitzer Motorraum so wenig Staub, dass ich den nicht in eine Staub-Ex-Zone einteilen würde.
Richtig, aber der Motor selber kann abfackeln! Und wenn dann in unmittelbarer Nähe - z.T. sogar auf dem Motorfundament - Öllappen, Fettkartuschen oder sogar Lackfarben (wie früher zeitweilig in S'tz) ... na gute Nacht, Marie!